Durch Trotzreaktionen das erreichen, was man möchte?

vom 18.08.2016, 23:31 Uhr

Eine ehemalige Freundin von mir neigte immer wieder zu extremen Trotzreaktionen, wie bei einem kleinen Kind. Dass man hin und wieder mal trotzig reagiert, finde ich dabei gar nicht einmal so schlimm. Bei ihr war das jedoch ständig so, wobei sie dann auch gerne so lange gebockt hat, bis sie das bekommen hat, was sie wollte. Sie hat sich diese Eigenschaft wirklich so angewöhnt. Allerdings war das einer der Gründe, weshalb die Freundschaft irgendwann auch zerbrach.

Kennt ihr Personen, die meinen, mit kindischen Trotzreaktionen das erreichen zu können, was sie wollen? Wie kann es sein, dass Erwachsene mit so einer Eigenschaft trotzdem weiter kommen, weil andere sich dann tatsächlich immer nach ihnen richten?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ja, natürlich kenne ich solche Menschen... im Prinzip hat Jeder diese Veranlagung oder nicht? Es wäre ja schlimm, wenn man nicht um seinen Standpunkt kämpft und auch mal stur bleibt. Andererseits zeugt es mehr von Stil und Intelligenz, wenn der Gegenüber mit Argumenten zu einem Thema kommt, als diese Art von Gesprächs- oder Verhandlungsstrategie zu nutzen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich muss zugeben, dass das bei mir auch funktionierte, bei meinen Eltern habe ich das hin und wieder eingesetzt und auch bei meinen damaligen Partnern. Mittlerweile kann ich über mein Verhalten nur schmunzeln, lieber versuche ich gute Argumente einzubringen, wenn ich meinen Willen unbedingt erreichen möchte.

Hin und wieder kommt auch wohl eine Trotzreaktion bei mir vor, davon bin ich nicht frei. Manchmal muss man eben auch ein wenig dickköpfig sein. Aber je älter ich werde, desto weniger muss ich meinen eigenen Willen durchsetzen. Wahrscheinlich werde ich mit Ende zwanzig eine ganz entspannte Person sein.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wie auch erwachsene das nach wie vor an den Tag legen können? Sie haben in ihrer Kindheit mit diesem Verhalten positive Erfahrungen gemacht und das bekommen was sie wollten. Das spricht nicht unbedingt für die Erziehung aber irgendwann geben doch viele Eltern nach, weil sie einfach wollen das das gebocke und gezicke aufhört. Von daher lernen sie von klein auf, dass man einfach nur lang genug auf Kleinkind machen muss damit man seinen Willen bekommt und ziehen die Masche weiter durch. Einfach weil andere davon auch genervt sind, geben sie irgendwann nach Getreu nach dem Motto " der Klügere gibt nach" und die Person hat wieder das bekommen was sie wollte.

Ich bin mit solch einem Verhalten auch nicht weit gekommen nicht einmal als Kind. Nachdem dort ohnehin nichts zu machen war, habe ich mir das ganze schnell abgewöhnt und bin dann doch den Weg des Kompromisses eingeschlagen und halte mich nach wie vor daran. Wenn mir solch eine bockige Person unterkommt, dann gebe ich auch nicht nach sondern schlage eine Lösung vor, die beiden entgegenkommt. Ist das immer noch keine Option für solche Menschen, dann können sie gerne weiter bockig sein bei mir stößt so etwas auf taube Ohren und ich ziehe auch meine Konsequenzen daraus.

Mein Ex Partner hatte ebenfalls gemeint er kann mit diesem Verhalten etwas erreichen und das bekommen was er wollte. Als das gemeinsame Kind da war, wollte er nach wie vor an seinem Leben nichts ändern, nichts von seinem Einkommen in das gemeinsame Kind investieren, weiterhin seine Freiheiten und Freiräume genießen wie ausschlafen, bis in die Puppen vorm Rechner sitzen und sein Wochenende ganz alleine genießen und ich sollte alles machen und quasi seinen Depp vom Dienst darstellen.

Meine Konsequenz war, dass er hier ausziehen durfte und seither kann er machen was er möchte. Für den Unterhalt habe ich gesorgt, dass er seinen Anteil zu leisten hat das war es aber auch schon. Die Wirkliche Einsicht ist noch nicht gekommen, dass es alleine an seinem kindischen Verhalten lag wieso die Beziehung beendet wurde aber vielleicht findet er einmal eine andere dumme, die das mit sich machen lässt und stillschweigend erträgt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde so ein Verhalten unmöglich und das ist für mich auch ein Zeichen, dass die Eltern wohl die Erziehung verbockt haben. Anders kann man sich das ja wohl nicht erklären, nur eben durch inkonsequente Eltern, die irgendwann nachgegeben haben, nur damit das "Kind" eben Ruhe gibt. Nur müssen sich jetzt andere Erwachsene in Form von Freunden, Kollegen etc. damit herumschlagen, daran haben die Eltern wohl nicht gedacht, als sie versagt haben.

Ich kenne leider auch so ein Exemplar. Sie wird zwar nicht bockig, wenn sie ihren Willen nicht sofort kriegt, aber sie bettelt dann regelrecht und setzt dabei den Hundeblick auf. Zusätzlich drückt sie auf die Tränendrüse. Erst, wenn sie merkt, dass das nach längerer Zeit nicht funktioniert wird sie bockig und eingeschnappt und zieht sich beleidigt zurück. Dabei wird nicht mal ein "Nein" akzeptiert, wenn man zum Beispiel etwas nicht tun möchte, weil man sich nicht wohl dabei fühlen würde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Offensichtlich funktioniert so ein Verhalten. Wenn ich weiß, die Person ist wieder tagelang unerträglich, wenn sie ihren Willen nicht bekommt, und trotzdem aus welchen Gründen auch immer eine soziale Beziehung zu ihr aufrecht erhalten will oder muss, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder ich lasse ihr ihren Willen und spare mir so das Theater oder ich mache jede kleine Meinungsverschiedenheit oder Unannehmlichkeit zu einem endlosen Machtkampf, wer den größeren Dickschädel hat. Und dafür hat bei Weitem nicht jeder die Zeit und Energie übrig.

Und wenn du von klein auf die Erfahrung gemacht hast, dass dir die Leute aus der Hand fressen, weil du ihnen sonst das Leben zur Hölle machst - never change a running system, wie es so schön heißt.

Ich selber bin zwar wie vermutlich die meisten Menschen auch mal eingeschnappt, beleidigt oder enttäuscht und lasse entsprechend Ohren und Mundwinkel hängen, wenn ich meinen Willen nicht bekomme. Aber als Mittel zur Manipulation ist mir Schmollen und Trotzen doch zu unwürdig in meinem fortgeschrittenen Alter. Ich weiß mich durchaus auf erwachsene Art durchzusetzen, wenn es wirklich darauf ankommt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Um die Eingangsfrage direkt zu beantworten: Am Anfang oder die ersten Male funktioniert das sicher, aber mittelfristig laufen die meisten Erwachsenen, die können, weg oder schränken den Kontakt stark ein. Es erinnert mich an eine Frau, die ich mal kannte. Wenn sie etwas machen sollte, was sie nicht so richtig wollte, konnte sie trotzig-entrüstet aufkreischen, dass sie selbst beruflich bekommen hat, was sie wollte. Bzw. war es meistens eher die Variante, was sie nicht machen wollte.

Die Vorgesetzten haben das so mitgetragen, vermutlich weil sie keine Lust hatten, sich das trotzig-bockige allzu lange anzugucken. Nur hat man dann irgendwann eben versucht, sie in eine andere Abteilung loszuwerden, weil die Chefs bzw. in dem Fall die Chefin keine Lust mehr hatte. Ich fand das vor allem peinlich, unkollegial und unprofessionell. Aber dieser passiv-aggressive Trotz kam in allen möglichen Lebenssituationen zum Vorschein. Wenn zum Beispiel ein privater Anruf kam, der aber anstrengend hätte werden können oder etwas Unangenehmes wie ein Brief vom Finanzamt wurde das mit einem "Ne, kümmere ich mich nicht drum, sehe ich überhaupt nicht ein!" in die Ecke geworfen bzw. ignoriert.

Man kann sich ja ausrechen, wohin so ein Verhalten führt. Und auch eine meiner ältesten Freundinnen ist unfassbar stur und trotzig. So sehr, dass ich eigentlich auch schon lange keine Lust mehr habe, mit ihr etwas zu machen. Das artet dann immer so aus, dass sie zu neunzig Prozent bestimmt, was gemacht wird und wehe, man kommt dem nicht nach. Dann wird geschmollt oder sogar eskaliert. In ihrem Fall hat dieses Verhalten auch schon dazu geführt, dass eine andere Freundin sich komplett abgewendet hat mit dem Zusatz: Ne, ich mache das nicht mehr mit.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ja, ich kenne auch Personen, die auf kindische Trotzreaktionen zurückgreifen, um das zu erreichen, was sie wollen. Es ist allerdings sehr bedenklich, wenn erwachsene Menschen sich so verhalten, denn das ist keine erwachsene Art und Weise, Konflikte zu lösen. Ich denke, dass solche Personen keine echte Selbsterkenntnis besitzen und sich auch nicht wirklich mit ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen.

Es mag sein, dass manche Menschen auf diese Weise tatsächlich das bekommen, was sie wollen. Das ist allerdings keine Garantie dafür, dass sie damit langfristig erfolgreich sind. Vielleicht mag es kurzfristig funktionieren, aber langfristig werden sie als unprofessionell und kindisch angesehen, was auch negative Konsequenzen haben kann. So könnten sich beispielsweise Geschäftspartner oder Arbeitgeber von solchen Personen distanzieren und sich stattdessen nach seriösen und zuverlässigen Partnern umschauen.

Ich denke, dass es wichtig ist, sich als Erwachsener bewusst zu sein, dass Trotzreaktionen keine angemessene Art und Weise sind, um Konflikte zu lösen. Stattdessen sollten wir uns auf unsere Fähigkeiten zur Kommunikation und Konfliktlösung besinnen und lernen, unsere Emotionen in vernünftiger Weise zu kontrollieren. Nur so können wir langfristig als professionelle und respektierte Persönlichkeiten wahrgenommen werden.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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