Durch komplexe Serien die Welt besser verstehen können?

vom 25.01.2018, 09:18 Uhr

Ich habe kürzlich die These gelesen, dass das Schauen von komplexen Serien zum besseren Verständnis unserer immer komplexer werdenden Welt beitragen würde. Was haltet ihr von dieser Aussage? Ist das nicht ein wenig zu kurz gedacht?

Denn in Serien geht es ja oft eher um zwischenmenschliche Interaktionen, Konflikte und Probleme, was ja nicht unbedingt was mit Wirtschaftsthemen und Globalisierung zu tun hat. Ich denke da zum Beispiel an Daily Soaps mit ihren Intrigen, Liebe und Hass und dergleichen. Kann allein schon das Schauen komplexer Serien zum besseren Verständnis dieser Welt beitragen? Oder hängt das da eher vom Inhalt der Serie ab?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es kommt hier wohl darauf an, was man unter "komplexen Serien" versteht. Für manche Leute mag eine Daily Soap schon der Gipfel an zumutbarer Komplexität sein. Ich finde es dagegen eher lachhaft, ein derartiges Machwerk als "komplex" zu bezeichnen, was ja auch nicht das Ziel einer derartigen Serie ist. Man möchte das Publikum schließlich weder erziehen noch zu besseren Menschen machen, sondern die Leute brav gefügig vor dem Fernseher halten, mit leichter Unterhaltung berieseln und dafür sorgen, dass die passive Konsumhaltung nach Kräften gefördert wird.

Aber auch bei Unterhaltungsserien, die nicht die allerunterste Schublade des "Daniela betrügt Kevin mit Andreas" bedienen, tue ich mir schwer, einen pädagogischen Sinn darin zu sehen, zumindest was Produktionen angeht, die für den breiten Massengeschmack zugeschnitten sind. Von der mittel seichten Version schaue ich nämlich auch ein paar, aber ich kann nicht behaupten, dass ich etwas daraus lerne, wenn Charakter X pubertäre Dummheiten macht oder Schauspieler Y dankenswerterweise mit nacktem Oberkörper durchs Bild stolziert.

Vielleicht soll auch nur der Eindruck erzeugt werden, dass die Zielgruppe die Welt besser versteht, wenn sie eine strukturierte und vereinfachte Version alltäglicher Probleme, Konflikte und Menschlichkeiten vorgesetzt bekommt. Und mit "Welt" ist wahrscheinlich auch nicht die Verletzung der Menschenrechte im Iran oder Aufforstungsprojekte auf Sumatra gemeint, sondern eher der ganz normale Alltag der Leute, der ja auch für viele schon komplex genug ist. Diese Interpretation erscheint mir noch am wahrscheinlichsten.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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