Durch Geduld besser für sich selbst sorgen können?

vom 22.05.2017, 06:04 Uhr

Ein Wirtschaftsforscher aus Österreich hat die These aufgestellt, dass geduldige Menschen besser für sich sorgen können und damit anderen Mitmenschen weniger zur Last fallen würden. Denn wer geduldig wäre, würde auch eine längere Ausbildung machen (wollen) und dadurch eher einen Job ergreifen können, in dem gut verdient wird. Geduldige Menschen würden sich weniger verschulden und eher für das Alter vorsorgen. Dadurch würde die Gesellschaft weniger belastet werden.

Sicherlich ist Geduld ein Aspekt, aber ich finde, dass Intelligenz damit auch etwas zu tun hat. Ich glaube nicht, dass Geduld der Ausschlag gebende Faktor ist, denn ich kenne auch ungeduldige Menschen, die sich für ein Studium entschließen und eine akademische Laufbahn einschlagen wollen. Findet ihr, dass da eine Kausalität besteht? Was haltet ihr von den Aussagen dieses Wirtschaftsforschers? Ist da etwas dran oder ist das reine Utopie? Kann man das theoretisch auch auf Deutschland übertragen oder ist seine These universell anwendbar?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde diese These derart vage, dass man sie vermutlich weder bestätigen noch widerlegen kann. Wie definiert man denn beispielsweise "Geduld"? Kann man das messen wie etwa den Stresshormonpegel im Blut? Generell finde ich es schwierig, mit Charaktereigenschaften wirklich ernsthafte, tragbare, statistisch fassbare Forschung zu treiben, weil man sich letzten Endes ja doch nur darauf beziehen kann, wie sich die Probanden selber einschätzen. Deswegen halte ich die Erkenntnisse, wenn man sie denn so nennen mag, auch für übertragbar. Deutsche und Österreicher sind so unterschiedlich nicht - man behauptet sogar, sie könnten miteinander fruchtbare Nachkommen erzeugen. :wink:

Und es hat naturgemäß kaum jemand Zugang zur objektiven Selbsterkenntnis, sondern schätzt sich je nach Selbstbild immer besser oder schlechter ein, als er oder sie wirklich gestrickt ist. Manche Eigenschaften gelten ja generell als positive Ideale, weswegen sich kaum jemand hinstellen und behaupten würde, sagen wir, faul zu sein. Und Geduld kann ebenso positiv wie negativ konnotiert sein.

Auf rein subjektiver Ebene kann ich mir schon vorstellen, dass es für das persönliche Wohlbefinden hilfreich, ist, wenn man nicht immer gleich ausflippt, wenn sich nicht sofort Erfolgserlebnisse einstellen, oder wenn man eine Zeitlang in der Luft hängt, weil wichtige Informationen fehlen. Aber ich finde auch, dass ungeduldige Menschen durchaus ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten, weil die den etwas trägeren Institutionen hierzulande gelegentlich in den Hintern treten.

Ich selber bin ein geduldiger, um nicht zu sagen, träger Mensch und hatte schon öfter ein mittleres Hickhack mit irgendwelchen Behörden, weil die meinen Papierkram ums Verrecken nicht bearbeiten wollten. Meine mit weniger Geduld gesegnete Schwester greift pauschal nach spätestens einer Woche zum Telefonhörer und bringt sich ins Gedächtnis. Bei der geht auch der hartleibigste Finanzbeamte bei Fuß! Von daher würde ich Geduld nicht unbedingt als das Allheilmittel für unsere gehetzte Gesellschaft schlechthin darstellen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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