Dürfen Kinder ihren Eltern den Führerschein entziehen lassen

vom 11.03.2016, 15:23 Uhr

In meiner Nachbarschaft gab es eine heiße Diskussion darüber, ob es sinnvoll ist, dass ein älterer Mann immer noch den Führerschein besitzt. Der ältere Mann, um den es geht, ist zweiundachtzig Jahre alt. Seine Kinder wollen ihm den Führerschein entziehen lassen.

Seine Kinder sind der Meinung, in seinem Alter benötige er keinen Führerschein mehr. Schließlich könne er sich ja auch von ihnen zum Einkaufen chauffieren lassen. Sie halten es schlichtweg für gefährlich, weil sie Sorge haben, dass der alte Mann unter Umständen einen Unfall verursachen könnte.

Wenn ich mir aber die Fahrweise des Herrn anschaue, hätte ich überhaupt keine Angst vor einem Unfall. Es mag ja sein, dass er sehr langsam fährt. Aber er passt eben auf, und schaut genau hin, wo er hin fährt. Bei ihm braucht man sich keine Sorgen um die Kinder in der Straße machen.

Ich finde eigentlich, dass es recht gut ist, wenn ältere Leute selbst noch mobil sind. Solange sie niemanden gefährden, sehe ich da kein Problem. Wie sieht ihr das? Würdet ihr eure Eltern dazu drängen, den Führerschein abzugeben, bloß weil sie alt sind?

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bloß weil die Eltern älter sind, würde ich nie auf die Idee kommen, dass der Führerschein weg muss. Anders sieht es aus, wenn es tatsächlich deutliche Einschränkungen gibt, die eine Gefahr für alle Beteiligten darstellen. Das war beispielsweise bei meiner Mutter der Fall.

Die hat nach ihrem Schlaganfall den Führerschein zuerst behalten. Das war auch sinnvoll, denn man kann sich schließlich komplett oder zumindest weit genug erholen. Anfangs hat sie eingesehen, dass sie nicht fahren kann. Das hat sich aber mit der Zeit geändert.

Der behandelnde Arzt hat sein Ok weiterhin nicht gegeben. Sie hatte sich zwar so erholt, dass sie allein leben konnte, aber das Auto kam gar nicht infrage. Allerdings fuhr sie dann trotzdem und es war knapp. Da blieb gar nichts anderes übrig als zu handeln.

Andere Familienmitglieder fuhren noch sicher und waren gesundheitlich auch problemlos in der Lage. Die haben irgendwann freiwillig auf Nachtfahrten verzichtet. Bei Fahrten in fremde Innenstädte haben Sie außerhalb geparkt und für den ganz dichten Verkehr in unbekannter Umgebung Bus und Bahn genutzt.

Für sehr lange Strecken über Hunderte von Kilometern sind sie auf den Zug ausgewichen. Warum sollte man so jemandem, der von allein vorsichtig ist und dem man all die Dinge, die er nicht mehr tut, noch zutraut, den Führerschein ausreden?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe einen älteren Nachbarn, der schon über 80 ist und wenn der seinen Führerschein abgeben müsste, würde ich das nur begrüßen. Ich bin mal bei einer Gelegenheit mit ihm mitgefahren, ich weiß selbst nicht mehr, aus welchem Grund. Auf jeden Fall habe ich schon gemerkt, dass er etwas schlechter sieht und deswegen auch Entfernungen nicht richtig einschätzen kann. Wenn er also beispielsweise an der Kreuzung steht und von rechts kommt jemand, dann fährt er einfach raus, sodass ich schon Angst hatte, dass uns das andere Auto in die Seite reinfährt.

Er hat generell ein etwas sehr riskantes Fahrverhalten für meinen Geschmack. Es ist auch keine Seltenheit, dass er beim Wenden irgendwelche Autos oder Häuser rammt, sodass ich hier schon finde, dass der Führerschein entzogen werden sollte. Er scheint aber nicht zu den Menschen zu gehören, die darauf verzichten möchten. Es ist nur ein Wunder, dass bisher nichts großartiges passiert ist, abgesehen von ein paar Beulen. Es gibt andere Menschen, die haben nicht so viel Glück.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eine ältere Person, die noch total fit ist, soll meiner Meinung nach ihren Führerschein behalten können. Denn was spricht dagegen, wenn man noch gut sieht und die eigene Reaktionsgeschwindigkeit angemessen ist? Da ist das Argument des Alters wirklich keine gute Begründung.

Aber ein sehr guter Grund, einer älteren Person den Führerschein entziehen zu wollen, ist nun einmal wirklich die Tatsache, dass diese Person eine Gefährdung für Verkehrsteilnehmer darstellt. Darunter verstehe ich Menschen, die nicht mehr gut sehen und nicht mehr wirklich schnell in bestimmten Situationen reagieren können.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Oma meiner besten Freundin. Ihre Oma sieht wirklich schlecht und sie wird schon langsam richtig schwerhörig, da ist es verständlich, dass sie nicht mehr fahren soll. Sie könnte in gefährlichen Situationen einfach nicht mehr angemessen reagieren und so etwas kann wirklich tragisch enden.

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» sempiternal » Beiträge: 86 » Talkpoints: 31,84 »



Wobei verantwortungsloses Verhalten keine typische Eigenschaft von Senioren ist. Junge Fahrer rasen gerne, genügend Menschen aller Altersklassen fahren heftig alkoholisiert. Und eine gute Freundin hat mit etwa 40 Jahren den Vogel abgeschossen.

Ich kannte sie nur als ziemlich blind. Sie ritt nur mit aus, wenn ich dabei war, weil sie meinen Schimmel erkennen konnte und sich dran hängen musste. Eine Brille hatte sie sich angeschafft, nachdem sie beim Linksabbiegen über eine Verkehrsinsel gefahren ist und da dann wieder wusste, wo sie war.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde das nicht schön, dass man Menschen, nur weil sie alt sind, den Führerschein wegnehmen will. Man stelle sich mal vor, dass es um einen selbst gänge, dass da jemand kommt und sagt "So, jetzt biste alt, brauchst doch kein Auto mehr". Das ist gemein und entwürdigend. Für manche Älteren ist das Autofahren eine der wenigen Freuden die sie noch haben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Auch wenn das für die Eltern gewöhnungsbedürftig sein wird, kommt schon manchmal die Zeit, wo dann die Kinder auf die Eltern aufpassen müssen, wenn die Eltern es nicht mehr können. Das ist eben leider manchmal der Lauf der Dinge. Und nicht jeder Senior hat das Glück, mit wachen Sinnen alt zu werden.

Manchmal, beispielsweise wenn eine Demenz beginnt, bekommen die Betroffenen gar nicht mit, dass sie selbst abbauen und würden nicht freiwillig kürzer treten. In dem Fall ist es eben auch eine Form von Liebe, wenn die Kinder da in Anführungsstrichen gemein zu ihren Eltern sind und sie vor sich selbst beschützen.

Wenn das aber pauschal deshalb geschieht, weil die Eltern jetzt das Alter X erreicht haben und nicht darauf gesehen wird, wie fit sie wirklich sind, fände ich das auch unerhört. Denn Alter alleine ist kein Maß dafür. was man noch kann. Da sollte man schon genauer hinsehen.

Aber kann man einfach so jemand den Führerschein weg nehmen lassen? Geht das so einfach? Ich würde davon ausgehen, dass da vorher eine ärztliche Untersuchung gefordert wird, bevor jemand so ein Dokument abgenommen werden kann, oder?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Man kann seinen Führerschein freiwillig abgeben. Ansonsten muss die Führerscheinstelle Zweifel an der Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeugs erheben. Das geht in jedem Alter und trifft beispielsweise auch Konsumenten von Cannabis, auch wenn die unter Drogeneinfluss nie gefahren sind.

Bei meiner Mutter war das simpel, also der bürokratische Teil. Der Rest war natürlich gruselig. Wer entgegen der ärztlichen Einschätzung munter fährt, der hat keinen Versicherungsschutz. Da sind erhebliche Zweifel mehr als begründet. Wenn dann Reaktionsvermögen und Koordination nicht reichen, weshalb der Arzt ja die Fahrtauglichkeit absprach, dann ist der Fall klar.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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