Dem Kind zur Aufmunterung eigenes Eltern-Zeugnis erstellen?

vom 21.02.2023, 00:06 Uhr

Bei uns in Bayern gab es vergangenen Freitag wieder Zwischenzeugnisse. Nicht für jeden Schüler fallen die Noten dabei so aus wie gewünscht und bei so manchem Kind ist die Enttäuschung bzw. der Frust über die Noten tatsächlich selbst groß.

Auch der bayerische Kultusminister Michael Piazolo gab in einer Pressemeldung zu verstehen, dass die Noten bei weitem nicht alles im Leben sind und lediglich einen Zwischenstand darstellen.

Radiosender starteten Aktionen, die Eltern Vorlagen für ein mehr oder weniger persönliches Zeugnis ans eigene Kind boten. Antenne Bayern stellte zum Beispiel das Zeugnis mit Herz zur Verfügung und auch Antenne 1 in Baden-Württemberg startete eine ähnliche Aktion mit dem Zeugnis, das die Kinder wirklich verdient haben.

Eine Kollegin erzählte mir nun, dass sie ihrer Tochter tatsächlich mal ein ähnliches Zeugnis selbst geschrieben hat, aber mit eigenen, sehr persönlichen Worten. Sie hat ihrer Tochter darin gesagt, welche Eigenschaften sie an ihr toll findet, welche Talente und was sie so einzigartig macht. Ihre Tochter war damals 10 Jahre alt und hat sich über diese Geste tatsächlich sehr gefreut.

Was haltet ihr von solchen persönlichen Eltern-Zeugnissen zur Aufmunterung? Findet ihr solche Vorlagen sinnvoll oder sollte es dann doch persönlich geschrieben sein, wie bei meiner Kollegin? Habt ihr euren Kindern auch schon mal ein Zeugnis geschrieben?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Sind wirklich die Kinder von ihren Zeugnissen enttäuscht oder doch eher die Eltern? Und haben nicht eher die Kinder bei nicht ganz so guten Noten vor der Reaktion der Eltern Angst? Da sehe ich die größeren Probleme. Denn ein Kind kennt seine Noten und spätestens ab den weiterführenden Schulen sind sie auch in der Lage sich vorher auszumalen wie das Zeugnis ausfallen wird.

Dagegen ist oft die Erwartungshaltung der Eltern sehr hoch. Und da sollten wohl so manche Eltern eher mal ihre eigenen Zeugnisse anschauen und in sich gehen. Die waren oft auch nicht so toll, aber es wird halt gern verdrängt.

Bei uns in den neuen Bundesländern ist es ja auch so, dass es noch viele Eltern gibt, die mit dem Notensystem bis zur fünf zur Schule gegangen sind. Auch da sollte den Eltern klar gemacht werden, was uns damals in der Grundschulzeit der Kinder mal erklärt wurde, dass eine Eins oder Zwei auf unseren Zeugnissen eben heute alle eine Note schlechter wert sind.

Ich muss meinem Kind nicht extra ein Zeugnis schreiben, sondern kann mich auf das Blatt beziehen, was es mit nach Hause bringt. Und wenn da in einem Fach mal eine schlechtere Note dabei ist, dann besteht immer noch die Möglichkeit, dass man für die besseren Noten lobt und eben auch in Aussicht stellt, dass ja bis zum Endjahreszeugnis Zeit ist und man sich noch verbessern kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


An sich finde ich es sehr schön, wenn man dem Kind auch mal ein positives Feedback gibt, allerdings finde ich es schon etwas komisch, wenn man das Kind nach einem Zeugnis aufbauen muss. Immerhin sind es nur Noten und man kann an den Problemen arbeiten, wenn man sieht wo diese liegen. Ich habe mir geschworen, dass ich nie Kinder haben möchte, die Angst vor mir und meiner Reaktion auf ein Zeugnis haben. Wenn sie nicht klarkommen, dann sollen sie zu mir kommen und wenn das nicht gemacht wird und schlechte Noten geschrieben werden, dann muss man da schauen, wie man den Stoff vermittelt bekommt, aber das ist doch kein Beinbruch.

Ich war auch nicht immer nur gut in der Schule und gerade in der Pubertät habe ich da ab und zu auch mal etwas schleifen lassen, aber davon geht ja die Welt nicht unter und so lange kein Abschlusszeugnis versaut wird, ist doch alles gut und damit dies nicht passiert, sollte man versuchen zeitnah zu helfen, wenn Probleme entstehen und dafür ist doch ein Zeugnis ganz hilfreich.

Ich finde es gut, wenn man Kindern im Alltag zeigt, dass sie was wert sind und dass man sie liebt und mir ist da auch völlig egal, was sie mal für Noten mitbringen sollten, ich liebe sie und ich muss ihnen das nicht schriftlich geben, das wissen sie, weil ich es ihnen im Alltag zeige, jeden Tag und nicht nur am Tag der Zeugnisausgabe. Vor allem lobe ich sie auch, wenn sie Dinge gut können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es gibt Eltern, die Noten viel zu wichtig nehmen und enttäuscht sind, wenn eine Zwei statt einer Eins auf dem Zeugnis steht. Manchmal hilft es wirklich, sich die eigenen Zeugnisse mal anzuschauen. Es ist doch nur entscheidend, dass die Kinder durchkommen, unter der Voraussetzung, dass sie für die gewählte Schulart geeignet sind.

Falls nicht, dann hätte ich auch kein Problem damit gehabt, eine andere Schulart zu nehmen. Ich weiß nicht, was Elternzeugnisse bewirken sollen. Mir fällt da spontan nichts ein, außer dass man dem Kind zeigt, dass die Lehrer vielleicht unrecht in ihrer Notengebung hatten, was ja auch nicht gut ist. Natürlich gibt es schlechte Lehrer und in seltenen Fällen muss man sich auch dagegen wehren, aber im Normalfall geben die Zeugnisse doch ein gutes Bild des Schülers wieder.

Wenn die Noten auf Faulheit beruhen, muss man dem Kind wahrscheinlich eher einen Tritt in den Hintern geben und es nicht mit einem Elternzeugnis noch belohnen. Bei meinem Jüngsten habe ich da ziemlich versagt. Er hat die Schule kurz vor dem Abitur trotz Begabung leider abgebrochen. Ein Elternzeugnis hätte da überhaupt nichts genutzt, sondern mehr Strenge und nicht mein Laissez-faire, was für die anderen gut war, aber eben im Nachhinein nicht für ihn.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das kommt wohl aufs Kind an. Es sind nicht immer (nur) die Eltern, die enttäuscht sind, wenn im Zwischenzeugnis der dritten Klasse eine Drei in Rechnen steht, als ginge es ums Leben. Viele Kinder kapieren auch von sich aus recht früh, dass am Ende der Grundschulzeit das Aussortieren anfängt und absorbieren den ganzen Druck und Zwang der Leistungsgesellschaft, in der sie großwerden. Was bleibt ihnen auch anderes übrig, wenn sie quasi von Geburt an ständig gemessen, geprüft, bewertet, be- und verurteilt, verglichen und eingeordnet werden.

Von daher kann es zwar eine schöne Geste sein, dem Nachwuchs zu versichern, dass es genauso toll ist, "wild" zu sein oder hilfsbereit oder sonst irgendein positiv konnotiertes Adjektiv. Das ändert aber nichts daran, dass der Nachwuchs oft genauso gut wie die Eltern weiß, dass es mit dem Zeugnis nichts wird mit Gymnasium und kein Eltern-Zeugnis der Welt den Fünfer, der den Schnitt ruiniert, ungeschehen macht. Man kann nicht 95 Prozent Leistungsdruck und 5 Prozent "Du bist ganz toll, wie du bist" in der Erziehung kombinieren, da fällt kein Kind wirklich drauf rein.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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