Das Geschlecht des Patienten zu stark vernachlässigt?

vom 15.05.2019, 11:39 Uhr

Der Ärztinnenbund kritisiert, dass die Geschlechter der Patienten bei einer Therapie viel zu wenig beachtet würden. Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, das betrifft auch die Patienten. So wird eine Psychotherapie anders gestaltet werden müssen, aber auch die Symptome sind ja je nach Geschlecht anders wie man am Beispiel Herzinfarkt sehen kann.

Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht machen können? Hattet ihr in der Vergangenheit das Gefühl, dass euer Geschlecht als Patient bei einer medikamentösen oder psychologischen Therapie zu stark vernachlässigt wird? Oder habt ihr andere Erfahrungen sammeln können?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Fachkenntnisse fehlen mir hier leider, aber ich habe schon aus verschiedenen Zusammenhängen mitbekommen, dass das Geschlecht oder generell körperliche Unterschiede bei der Behandlung von Krankheiten gerne mal zu wenig beachtet wird. Beispielsweise geht man bei der Dosierung von Medikamenten von einem männlichen Durchschnittspatienten aus, soweit ich weiß, was natürlich bescheuert ist, wenn man selber eine zierliche Frau ist und nur 40 Kilo wiegt.

Und bei vielen spezifisch weiblichen Beschwerden hatte ich auch schon den Eindruck, dass diese als unwichtig oder Einbildung abgetan werden, weil das schwache Geschlecht sowieso immer Hormone absondert und jammert. Umgekehrt gibt es aber auch die bekannten Vorurteile, bei denen das Geschlecht eher überbewertet wird. Sprich, bei Frauen ist es immer die "Psyche", bei Männern nie.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Das kann man so jetzt nicht sagen. Denn jedes Medikament, das für Männer und Frauen zugelassen wird, muss an Männern und Frauen getestet werden. Und natürlich gibt es Unterschiede bei solchen Parametern wie Verweildauer im Körper oder Konzentration im Blutplasma.

Nur ist das bei den meisten Wirkstoffen unproblematisch, weil die Unterschiede, die zwischen den Geschlechtern bestehen, geringer ausfallen als zwischen einzelnen Individuen. Trainingszustand, Gewicht, Zustand von Leber und Niere oder die Tatsache, das jemand raucht oder trinkt, ändert viel mehr als das Geschlecht.

Und bei den Medikamenten, bei denen das Geschlecht total wichtig ist, gibt es verschiedene Versionen für Männer und Frauen. Ein gutes Beispiel sind Therapien, die Eizellen oder Spermien reifen lassen sollen. Dazu nimmt man bei Mann und Frau Mittel wie luteinisierendes Hormon und Follikel stimulierendes Hormon. Nur bekommen Männer LH und FSH in anderen Verhältnissen und Dosierungen als Frauen.Und

Heutzutage finden nur die ersten Tests für Medikamente für beide Geschlechter an Männern statt. Um Herauszufinden, was der Krempel im Körper anstellt, ist es einfacher, wenn keine Hormonschwankungen und keine hormonellen Verhütungsmittel stören. Denn Frauen müssen zweifach verhüten, um eine Schwangerschaft möglichst sicher zu verhindern.

Übrigens sind Männer nicht immer im Vorteil. Viele Medikamente gegen Osteoporose und Brustkrebs sind nur für Frauen zugelassen. Die geringen Fallzahlen und die hohen Kosten halten die Pharmaindustrie davon ab. Männern bleibt dann nur der Off-Label-Use.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Täusche dich mal nicht, was die Wirkung von Medikamenten bei Frauen und Männern an Unterschieden aufzeigt. Dazu habe ich erst vor kurzem einen Bericht im Fernsehen gesehen und deswegen werden entsprechende Studien fast nur an Männern durchgeführt. Bei Frauen muss durch den Zyklus viel mehr berücksichtigt werden und Medikamententests müssten wesentlich länger laufen.

Daher kann ich mir gut vorstellen, dass man oft das Geschlecht vernachlässigt. Einzig bei Medikamenten, welche man in der Schwangerschaft und/oder Stillzeit vermeiden sollte, wird das vom Arzt berücksichtigt. Es gibt leider zu wenige Ärzte, die bei der Medikation die Eigenheiten der Patienten so gut es geht berücksichtigen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb, ich habe doch nicht bestritten, dass es Unterschiede gibt. Nur sind die eben viel kleiner als bei anderen Parametern, die bei einzelnen Menschen unterschiedlich sind. Deine Nierenfunktion oder deine körperliche Fitness haben einen viel größeren Einfluss als dein Geschlecht. Das gilt zumindest für die Mehrzahl der Wirkstoffe.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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