Bei älteren Autoren Angst vor altmodischer Sichtweise haben?

vom 02.04.2018, 10:39 Uhr

Je nachdem, wie alt ein Autor ist, ist die Schreibweise oft auch unterschiedlich. Sehr junge Autoren haben oft noch nicht so viel Schreiberfahrung, manchmal merkt man ja auch, dass die Schreibweise noch sehr jugendlich ist, vor allem dann, wenn sehr viele umgangssprachliche Wörter oder Aussagen genutzt werden.

Bei älteren Autoren kann es ja aber auch so sein, dass diese noch eine altmodische Sichtweise haben und viele von den neumodischen Begriffen oder Trends nichts wissen. Würde es euch abschrecken, Romane von älteren Autoren zu lesen, da diese eine in manchen Hinsichten altmodische Sichtweise haben könnten? Habt ihr schon negative Erfahrungen in dieser Hinsicht machen müssen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich diese Angst von mir so gar nicht kenne. Sicher ist es klar, dass der Schreibstil auch ein Stück weit vom Alter eines Autors abhängt, aber das ist so ein Fakt, den ich mir gar nicht anschaue, wenn ich mir ein Buch eines Autors kaufe, den ich noch nicht kenne. Dann interessiert mich einfach nur das Buch und nicht, wie alt der Autor ist.

Wenn ich bei einem Buch dann eine altmodische Sichtweise feststelle, dann muss ich sagen, dass ich schon mal schaue, wie alt der Autor ist. Aber wenn ich das dann weiß, dann muss ich sagen, dass mich das nicht wirklich abschreckt, dass ein Autor schon älter ist. Bei künftigen Büchern weiß ich dann einfach, worauf ich mich einstellen kann. Also von wirklich negativen Erfahrungen kann ich gar nicht sprechen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich weiß jetzt ja nicht, was genau du unter älter verstehst, das ist je nach Alter eine sehr subjektive Sichtweise. Aber wenn ich überlege, dass zum Beispiel George Martin locker mein Vater sein könnte und damit einer ganz anderen Generation entstammt, dann habe ich überhaupt nicht das Gefühl, das Buch hätte ein betulicher Opi geschrieben, der die Welt erklären will.

Eigentlich habe ich über diesen Aspekt überhaupt noch nie nachgedacht. Mit altmodischen Sicht- und Schreibweisen assoziiere ich Bücher, die in anderen Zeiten geschrieben worden sind und da ist es dann auch egal, ob der Autor damals vielleicht erst dreißig Jahre alt gewesen ist. Und ob ein moderner Autor jetzt Twitter oder Snapchat kennt, spielt für mich überhaupt keine Rolle. Die meisten Autoren recherchieren auch über die Dinge, die für sie von Relevanz sind.

Altmodische, reaktionäre Sichtweisen gibt es in allen Altersgruppen, man muss sich ja nur mal in der Politik umgucken, um zu sehen, was da alles so von Leuten, die vielleicht gerade mal um die dreißig sind, propagiert wird. Das sind dann aber auch selten Leute, die Bücher schreiben, die mich interessieren.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Es ist schon allgemein bekannt, dass nicht alle lesenswerten und bekannten Bücher innerhalb der letzten 5 Jahre erschienen sind? Goethe hat seinen "Jungen Werther" im Alter von 25 Jahren verfasst und damit einen der ersten internationalen Literatur-Hypes losgetreten. Ist dieser Roman aus heutiger Zeit zumindest stellenweise hoffnungslos "altmodisch"? Da er im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden ist, würde ich sagen, schon. Und Thomas Mann hat die "Buddenbrooks" auch geschaffen, als er noch keine 30 war, und da werden aus verständlichen Gründen auch weder Sexismus noch sozialer Ungleichheit der Kampf angesagt.

Ich habe beim Lesen auch keine "Angst" vor der Sichtweise der Verfasser, sondern kann genügend Allgemeinbildung zusammenkratzen bzw. ergoogeln, um zu verstehen, dass literarische Werke aus ihrer Entstehungszeit heraus zu verstehen sind. Deswegen bin ich auch nicht empört darüber, dass im "Hobbit" beispielsweise keine einzige weibliche Figur vorkommt, würde mich aber doch sehr wundern, wenn jemand im Jahr 2018 ein so offensichtlich hinter der Zeit zurückgebliebenes Werk neu auf den Markt wirft.

Aber generell finde ich nicht, dass das mit dem Alter der Verfasser zum Zeitpunkt des Entstehens zu tun hat. Engstirnigkeit und Bigotterie gibt es in jedem Alter, und was uns heute als "altmodisch" erscheint, war vielleicht zum Zeitpunkt der Erstausgabe revolutionär und seiner Zeit meilenweit voraus.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Es ist schon allgemein bekannt, dass nicht alle lesenswerten und bekannten Bücher innerhalb der letzten 5 Jahre erschienen sind? Goethe hat seinen "Jungen Werther" im Alter von 25 Jahren verfasst und damit einen der ersten internationalen Literatur-Hypes losgetreten.

Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Natürlich sehen wir Bücher aus dem 18. Jahrhundert heutzutage als altmodisch an, auch wenn ein junger Hüpfer sie verfasst hat. Mir geht es ja in dem Thread doch aber gar nicht darum, wann Bücher geschrieben oder veröffentlicht wurden, sondern darum, wie alt der Autor war oder ist, als er sie verfasst hat.

Und auch wenn Goethe alt gewesen wäre, als er seinen Roman geschrieben hat, würde dir ja trotzdem die entsprechende Sichtweise von damals fehlen, um das als altmodisch einzuordnen oder nicht. Du kannst doch nicht fast drei Jahrhunderte später kommen und meinen, das eins zu eins vergleichen zu können.

Und du kannst doch "Die Leiden des jungen Werther" nicht mit irgendwelchen Romanen von heute vergleichen. Natürlich sehen viele dieses Buch als altmodisch an - ich übrigens nicht, da ich meine Abschlussarbeit darüber verfasse - aber das heißt doch noch lange nicht, dass es zur damaligen Zeit auch so war. Goethe war ja damals noch jung und hatte entsprechend viele junge Nachahmer und war demnach damals nicht altmodisch. Man kann doch nicht das 18. Jahrhundert auf jetzt übertragen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Bei älteren Autoren kann es ja aber auch so sein, dass diese noch eine altmodische Sichtweise haben und viele von den neumodischen Begriffen oder Trends nichts wissen.

Ich definiere den Begriff "Sichtweise" ehrlich gesagt anders. Für mich ist eine Sichtweise eine bestimmte Einstellung zu einem Thema und wie etwas beurteilt wird. Aber wenn man neumodische Begriffe und Trends in Romanen aufgreift hat das für mich mit der Sichtweise eines Autors nicht wirklich was zu tun. Denn da werden die Sachen ja nur beschrieben und aufgegriffen, aber nicht beurteilt oder sogar verurteilt.

Daher sind das für mich persönlich zwei verschiedene paar Schuhe und ich wüsste nicht, warum ich mich deswegen an einem älteren Autoren stören sollte. Das Alter hat doch mit der Sichtweise meiner Ansicht nach gar nichts zu tun, weil dies auch von Faktoren wie Kultur, Ethnie, Bildung und Religion und dergleichen abhängig ist und nicht nur vom Alter.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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