Behindern Vorurteile/Statistiken Ermittlungen der Polizei?

vom 28.02.2016, 15:21 Uhr

Ich schaue mir sehr oft, so weit es zeitlich möglich ist, Criminal Minds an. Ich mag diese Serie sehr gerne und könnte manchmal offensichtlich selber eine Profilerin sein, weil ich nahezu 80 Prozent immer richtig liege. Liegt vielleicht auch an der allgemeinen Erfahrung mit Menschen aus allen Spektren.

Nun werden dort des Öfteren auch Mal Statistiken aufgeführt, wie zum Beispiel, dass 12 Prozent aller Brandstifter "nur" weiblich sind und die restlichen 88 Prozent männlich. Dasselbe gilt in etlichen anderen Strafbereichen, wie Vergewaltigungen, Serienmorde & Co.

Mir ist natürlich bewusst, dass das erkunden der Statistiken nicht zwangsläufig sagt, dass der nächste Brandstifter wieder ein Mann ist, weil es reinstatistisch gesehen, die Überzahl ist. Könnte es nicht doch sein, dass die Statistiken dafür sorgen könnten, dass jemand falsch ermittelt oder erst einmal in die falsche Richtung, weil die Statistiken darauf deuten würden, dass es wieder "ein Mann" wäre?

Es gibt ja auch Vorurteile im Polizeisegment. Nehmen wir jetzt mal das Beispiel die Handgranate auf ein Asylheim. Es wurde sofort tendiert, dass es ein fremdenfeindlicher Hintergrund war und natürlich wurde wohl auch erst einmal in diese Richtung ermittelt, verständlich! Herausgestellt hat sich jedoch das Gegenteil.

Kann es also möglich sein, dass Vorurteile oder Statistiken durchaus eine gefährliche Angelegenheit sind, um unvoreingenommen an Ermittlungsverfahren ran zu gehen? Würdet Ihr das so unterschreiben, dass es manchmal schon sein kann, dass man sich von Statistiken oder Vorurteilen leiten lässt und wie sollte man das abstellen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Sind es denn Vorurteile oder nicht eher Erfahrungswerte? Genau wie zum Beispiel in der Medizin wird vermutlich auch ein Polizeibeamter sich erstmal gedanklich an den größten Wahrscheinlichkeiten festhalten. Erst wenn man damit nicht mehr weiterkommt, zieht man das Unwahrscheinlichere und Exotische in Betracht.

Ich denke, solche Statistiken sind eher nützlich als schädlich, auch wenn du natürlich auf gewisse Art und Weise Recht hast. Betriebsblindheit gibt es ja überall, und wenn man sich dann zu sehr oder nur auf das am sinnvollsten Erscheinende fokussiert, kann man unter Umständen in einer Sackgasse landen.

Die Einschätzung des Täters ist aber nur ein Baustein von vielen in einem Ermittlungsverfahren, zusammen mit anderen Dingen wie Zeugenaussagen, möglichem Tathergang, Motiven usw. ergibt sich vermutlich meist ein rundes, differenziertes Bild. Am Beispiel mit dem Anschlag auf das Flüchtlingsheim zeigt sich, dass trotz eines ganz anders vermuteten Szenarios die Täter am Ende doch ermittelt werden konnten.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Natürlich sieht es so aus, dass man gerade die Mordserie der NSU aufgrund fehlender Bekennerschreiben zuerst dem kriminellen Milieu zugeordnet hat. Auf der anderen Seite wollte man deshalb in Köln nicht zu voreilig handeln und hat stattdessen den Eindruck erzeugt, man wolle etwas vertuschen. Dann sollte man auch nicht vergessen, dass die Polizei viele Überstunden vor sich her schiebt. Da sind irgendwann auch mal die Batterien ausgebrannt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Meiner Ansicht nach ist es absolut normal und nachvollziehbar, dass man erst nach den größten Wahrscheinlichkeiten bei den Ermittlungen geht. Warum sollte man wegen geringer Wahrscheinlichkeiten ermitteln? Das ist doch unlogisch. Ich hätte das auch so gemacht, dass ich erst einmal die größten Wahrscheinlichkeiten untersucht hätte und wenn ich da nicht weitergekommen wäre, würde ich die anderen Wahrscheinlichkeiten abklappern. Das ist meiner Ansicht nach die effektivste und sinnvollste Methode.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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