Bald Ende der Privatsphäre bei Nutzung von Messengern?

vom 26.06.2023, 10:36 Uhr

In der EU-Debatte über die Bekämpfung der Kinderpornografie gibt es einen kontroversen Vorschlag aus Spanien, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu verbieten. Das hätte zur Folge, dass Behörden Zugang zu unseren privaten Chats hätten.

Auf der einen Seite argumentiert Spanien, dass die Verschlüsselung ein Hindernis bei der Bekämpfung von Kriminalität darstellt, insbesondere bei der Verfolgung von Kinderpornografie. Sie schlagen vor, dass "Big Brother" die Möglichkeit haben sollte, bei unseren privaten Chats mitzulesen, um Straftäter effektiver zu ermitteln.

Auf der anderen Seite stehen Länder wie Deutschland, die auf die Wahrung der vertraulichen Kommunikation bestehen. Sie betonen, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein wichtiges Instrument zum Schutz der Privatsphäre ist. Der Zugriff auf private Chats würde einen massiven Eingriff in die persönlichen Freiheiten bedeuten und das Vertrauen in digitale Kommunikation untergraben.

Ich persönlich sehe die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als wichtigen Schutzmechanismus für unsere Privatsphäre. Es ist bedenklich, wenn staatliche Behörden Zugriff auf unsere privaten Chats haben und somit potenziell unsere Gedanken, Meinungen und persönlichen Informationen einsehen können. Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, dass wir uns als Gesellschaft gemeinsam gegen Verbrechen, wie Kinderpornografie, einsetzen.

Wie seht ihr das? Sollte die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verboten werden, um Straftäter besser zu verfolgen? Oder ist der Schutz unserer Privatsphäre unantastbar? Haltet ihr ein Ende der Privatsphäre bei Nutzung von Messengern in absehbarer Zukunft für realistisch?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In den True-Crime-Serien wie zum Beispiel "Medical detectives" und so weiter sieht man immer wieder, wie bereits vor zwanzig Jahren (ja, so alt sind die Folgen zum Teil schon) es möglich war, nicht nur den Standpunkt eines Handys rück zu verfolgen, sondern auch die gesamte Kurzmitteilungs-Text-Inhalte hernach gerichtsrelevant auszulesen.

Die Amerikaner haben da offensichtlich ein ganz anderes Verhältnis zum Thema Datenschutz. Sogar Jens Söring (wir erinnern uns, die Hauptfigur in der Elternmordangelegenheit) bekam sogar "incommunicado". Zu einem Zeitpunkt, wo noch gar nicht klar war, ob er etwas mit den Vorgängen zu tun hatte. Und auf sein Recht auf Immunität als Diplomatensohn pochte. Rein proaktiv haben hier Behörden gehandelt, indem sie jede Kontaktaufnahme nach außen zu dem Zeitpunkt bereits unterbanden. Dies diente der Verhinderung der Verdunklung und Zeugenabsprache.

Völlig undenkbar in Deutschland. Und jetzt geht da große Gejammere los, dass man es den Pornografie-Delinquenten zu einfach machen würde. Hier sollten alle Mittel, die zur Verfügung stehen, doch ausgenutzt werden können.

Die Verschlüsselungen sind so wie so zu umgehen. Hier dem Otto-Normalverbraucher eine trügerische Sicherheit der elektronischen Kommunikation vorzugaukeln, ist nicht ganz seriös. Wenn ein Anfangsverdacht besteht, können heute die Behörden nach entsprechendem Beschluss die Kommunikation abfangen. Die Provider sind sogar zur Mitwirkung verpflichtet. Ob die Kommunikation nun verschlüsselt ist oder nicht. Der Provider muss Klartext herausrücken. Allerdings ist das formalrechtliche Prozedere hierzulande etwas umständlicher.

Fazit: Eine generelle Aufhebung von bislang üblicher Verschlüsselung würde es den Kriminellen nur zu leicht machen. Wozu wurde dann noch die Zwei Faktor Authentifizierung eingeführt? Weil Kriminelle die "einfache" Verschlüsselung in sensiblen Bereichen schon geknackt hatten. Allerdings sollte man es ihnen nicht zu leicht machen und ganz auf jegliche Verschlüsselung verzichten. Eine völlige Aufhebung einer Verschlüsselung halte ich für nicht gut.

» Gorgen_ » Beiträge: 1067 » Talkpoints: 376,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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