Aus der Kirche ausgetreten - trotzdem zu Anlässen gehen?

vom 11.11.2014, 22:17 Uhr

Ich und einige andere- es werden immer mehr- sind aus der katholischen Kirche ausgetreten, weil wir finden, dass diese Institution einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Das heißt nicht, dass wir nicht an Gott glauben, jedoch brauchen wir dafür nicht unbedingt eine Kirche.

Nun, da es bei mir noch nicht so lange her ist und immer wieder Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten statt finden, die natürlich hauptsächlich in der Kirche selber sind, frage ich mich, wie man das dann handhaben sollte? Geht man da dann trotzdem hin oder gehört sich das dann nicht mehr?

Wie sollte man sich verhalten, wenn man zu einem besonderen Anlass eingeladen ist, daran gerne teilnehmen würde, aber im Prinzip nicht mehr zur Gemeinschaft dazu gehört? Vor allem bei einer Beerdigung gehört es sich ja schon, einem die letzte Ehre zu erweisen und die findet ja meistens auf dem Friedhof statt, oder?

Ich habe auch schon mitbekommen, dass auch für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, trotzdem eine Verabschiedung statt gefunden hat, die fast gleich ist. Der Pfarrer ist dann nur anders gekleidet und irgend etwas an der Rede ist anders- ich bin mir aber nicht mehr sicher, was es genau ist.

Was haltet ihr davon, wie haltet ihr es, seit ihr ausgetreten seid? Geht ihr trotzdem noch ab und an in die Kirche? Ist es für euch in Ordnung, trotz eurem Austritt noch an diversen Festen teilzunehmen? Oder sagt ihr dann generell bei diversen Anlässen ab, mit der Begründung, dass ihr ausgetreten seid?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich musste gar nicht erst austreten, weil ich nie Mitglied war. Dennoch gehe ich zu Beerdigungen, wenn ich mich gerne verabschieden möchte oder Hochzeiten, wenn ich eingeladen werde. Das müssen ja diejenigen entscheiden, die da beerdigt werden oder heiraten, ob das im kirchlichen Rahmen stattfindet. Ich persönlich würde aber niemals kirchlich heiraten wollen, weil ich eben wie gesagt nicht Mitglied bin und verstehe auch vollkommen, warum das daher gar nicht möglich wäre. Aber als Gast zu solchen Veranstaltungen zu gehen, ist doch vollkommen legitim.

Anders ist es, wenn man austritt und dann zu Gottesdiensten geht. Da sollte man, meiner Meinung nach, als Nicht-Mitglied nicht erscheinen. Wenn man die nutzen will, sollte man Kirchensteuer zahlen und Mitglied bleiben. Weil man dann eben total freiwillig hingeht und die volle Kontrolle darüber hat. Aber wenn man als Gast eingeladen wird, hat man eben keine Kontrolle über den Veranstaltungsort.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Meine Tante wurde letztens unkirchlich unter die Erde gebracht, weil die Kirchenherren das samstags nicht mehr machen oder sich dafür sehr fürstlich bezahlen lassen. Ich konnte zu einer kirchlichen Bestattung keinen Unterschied erkennen. Was mich eher ärgert ist, dass viele alte Leute in der Kirche bleiben und jahrzehntelang die Steuern bezahlt haben und trotzdem hat man es nicht nötig.

Allgemein betrachte ich den Austritt aus der Kirche nicht als Abkehr vom Glauben, sondern als Abkehr von einer Institution, die auch nicht wirklich unzweifelhaft zu betrachten ist. Ferner finde ich die Art und Weise des Kirchensteuerabzugs nicht nachvollziehbar. Man wird da ja quasi reingeschmissen, nur weil die Eltern einen taufen lassen. Der ein oder andere mag auch zu Recht über einen Gegenwert nachdenken. Stimmt das Preis-Leistungsverhältnis überhaupt? Als ich zuletzt in der Kirche war, hat mich der Schlag getroffen, wie viel Geld man auch noch in einem Gottesdienst loswerden kann. Klingelbeutel, Kollekte, diverse Spendentische. Unglaublich!

Was Anlässe betrifft, besuche ich diese allerdings jetzt auch nicht, weil ich Kirchenmitglied bin. Ich besuche die Anlässe, weil es mir um die Person geht, die hinter dem Anlass steht. Für mich heißt das, dass ich bei einer Hochzeit auch eine kirchliche Zeremonie über mich ergehen lasse. Ich würde auch in eine Moschee oder Synagoge gehen, wenn es die Person erfordert.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich verstehe auch nicht wirklich, wo das Problem liegt. Allerdings war ich nie Mitglied einer Kirche und musste daher nie austreten, ich kenne also die Thematik nicht am eigenen Leib. Es ist aber trotzdem so, dass ich zu Hochzeiten und Beerdigungen gehe, auch wenn das eine kirchliche Veranstaltung ist. Bisher wurde ich noch nie wegen meinem Erscheinen schief angeguckt oder ausgegrenzt und ich würde mir mein Erscheinen auch nicht verbieten lassen.

Komisch fände ich es aber, wenn ein Nicht-Mitglied am Abendmahl teilnehmen will, dieses ist ja in erster Linie den Gemeindemitgliedern vorbehalten. Das fände ich dann schon ein wenig unpassend und unverschämt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin ja ein bekennendes Heidenkind. :D Nein, so schlimm ist es gar nicht, meine Eltern waren sich nur nicht einig, ob ich nun katholisch oder evangelisch werden soll. Als Kompromiss sollte ich dann im passenden Alter selbst wählen und habe mich halt dagegen entschieden.

Ich habe gar keine Probleme, eine kirchliche Veranstaltung zu besuchen. Ich habe den Kommunionunterricht mitgemacht, aber mich, wie gesagt, nicht taufen lassen. Mir passte das Bodenpersonal nicht wirklich, Glauben funktioniert auf Wunsch auf völlig ohne Zugehörigkeit zu einer Kirche.

Da ich früher eine ganz nette Stimme hatte, wurde ich oft gebeten, in den Gottesdiensten zu bestimmten Feiertagen den Chor zu verstärken und Soli zu singen. Auch wurde ich gerne genommen, um an der Orgel die Noten umzublättern. Da hat sich auch niemand daran gestört, dass ich gar nicht zur Gemeinde gehörte.

Heute gehe ich selbstverständlichen zu Hochzeiten und Beerdigungen. Auch einen besonderen Gottesdienst besuche ich ohne ein schlechtes Gewissen. Ich nehme selbstverständlich nicht an der Kommunion teil. Bin ich nicht zu einem bestimmten Anlass eingeladen, gebe ich einfach einen gewissen Betrag in die Kollekte. Das empfinde ich als fair und ausreichend.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich bin ja froh, dass das alle so gelassen sehen, ich dachte schon man wird schief angesehen, wenn man austritt und trotzdem die Kirche besucht. Allem Voran, wenn man in einem kleinen Örtchen wohnt, natürlich, weil ja der Pfarrer dann sicher Bescheid weiß und einen meistens auch persönlich kennt.

Ich selber werde es auch so handhaben, dass ich zu Anlässen, wo ich dabei sein muss, wie Erstkommunion und Firmung, dann dabei bin und sonst einfach nicht mehr in die Kirche gehe. Außer ich bin eingeladen, zu einer Hochzeit, Taufe oder leider dem nicht so schönen Anlass- der Beerdigung.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 13.11.2014, 08:23, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Bienenkönigin hat geschrieben:Anders ist es, wenn man austritt und dann zu Gottesdiensten geht. Da sollte man, meiner Meinung nach, als Nicht-Mitglied nicht erscheinen. Wenn man die nutzen will, sollte man Kirchensteuer zahlen und Mitglied bleiben.

Was ist das denn für ein Schwachsinn? Ich bin nie Mitglied einer Kirche gewesen, aber habe es mir dennoch nicht nehmen lassen, Gottesdienste zu besuchen. Warum sollte ich dafür Kirchensteuer zahlen müssen? Meiner Ansicht nach ist die Kirchensteuer gar nicht mehr zeitgemäß und sollte abgeschafft werden.

Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass keiner einem verbieten kann, an Veranstaltungen im kirchlichen Rahmen wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation oder Beerdigungen teilzunehmen. Wer sollte einem das verbieten? Das ist ein freies Land und die Kirche hat keine Macht über die Menschen mehr.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde, es kommt auf Deine persönlichen Beweggründe für den Austritt an: Wenn Du deinen Glauben in der Institution "Kirche" nicht vertreten siehst, ist ein Austritt ja nur konsequent. Trotzdem kannst Du meines Erachtens zu Anlässen gehen, die mit Deinem Glauben zu tun haben, denn es sind ja nicht Anlässe, die von der Institution an sich initiiert sind, sondern Anlässe, die Dir nahe stehende Menschen betreffen, die Du unterstützen oder begleiten möchtest.

Wenn Dein Kirchenaustritt sich eher daraus begründet, dass Du mit Religion nichts mehr zu tun haben möchtest, musst Du Deine Anwesenheit bei Anlässen, die in der Kirche stattfinden, vermutlich vom persönlichen Verhältnis zu den Einladenden abhängig machen. Das bleibt dann eine Einzelfallentscheidung.

Abgesehen davon glaube ich, dass Gott so weit über den Dingen steht, dass es ihm ganz egal ist, ob Du in der Kirche bist, oder nicht - ich bin davon überzeugt, dass es ihn nur interessiert, ob Du in einer (wie auch immer gearteten) Beziehung zu ihm stehst. Kinder bleiben Deine Kinder, egal wo sie sind und egal wie gut oder schlecht euer Verhältnis ist - und das beschreibt für mich auch die Beziehung zu Gott: Er ist und er bleibt für uns erreichbar und irgendwie zuständig.

» Kirchenbotschafter » Beiträge: 91 » Talkpoints: 21,81 »


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