Als Bauernkind kein Fleisch essen dürfen?

vom 24.05.2019, 19:46 Uhr

Bei einem Nachbarn von uns hat die PETA-Organisation geklingelt und wollte ihn bekehren, sich mehr für den Tierschutz einzusetzen. Mein Nachbar hat daraufhin gesagt, dass er auf einem Bauernhof aufgewachsen wäre und er dennoch kein Problem damit hätte, Fleisch zu essen. Daraufhin soll PETA gesagt haben, dass man gerade als Bauernkind doch kein Fleisch essen dürfe, da man ja gesehen hätte, was mit den Tieren passiert.

Ich sehe das jedoch anders, weil es irgendwo ja auch normal wird, wenn man damit aufwächst und bei Subsistenzwirtschaft werden die Tiere ja nochmal anders gehalten als bei Massentierhaltung. Wie seht ihr das? Findet ihr, dass gerade Bauernkinder kein Fleisch essen sollten? Oder "stumpft" man da nach einer Weile ab?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann so verallgemeinernden Aussagen nichts abgewinnen. Sicher kann es sein, dass viele Menschen kein Fleisch essen, weil sie auf einem Bauernhof aufgewachsen sind und gesehen haben, wie Tiere geschlachtet wurden. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch für mich gelten würde. Aber nicht jeder Mensch ist gleich und so gibt es eben auch Menschen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, auf dem vielleicht auch selber geschlachtet wurde und trotzdem Fleisch essen.

Und wenn man damit klarkommt, dann kann ich mir vorstellen, dass man abstumpft. Trotzdem würde ich auch das nicht verallgemeinern und sicher kann man sich auch im Laufe des Lebens noch ändern. Aber ich denke nicht, dass man sich durch so einen Kommentar einer Tierschutzorganisation ändern wird. Ich würde mich eher ärgern, wenn jemand bei mir klingeln und mir eine Standpauke halten würde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Nicht jeder Bauernhof ist gleich und wenn die Tiere dort ein gutes Leben hatten, dann kann man sicherlich auch guten Gewissens das Fleisch essen und die Tiere schlachten. Wieso man deswegen kein Fleisch essen sollte kann ich nicht nachvollziehen, immerhin ist jedem klar, dass die Tiere nicht totgekuschelt werden und durchaus auch viele Tiere gehalten werden, damit man genug Fleisch bekommt. Ich denke, dass man auch nicht komplett verzichten muss, sondern eher gutes Fleisch kaufen sollte, bei dem man weiß, dass die Tiere kein zu schlimmes Leben haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe als Kind auch meine Zeit auf einem Bauernhof verbracht und weiß auch, dass Tiere nicht totgekuschelt werden. Ich war als Kind auch bei so mancher Schlachtung dabei, beziehungsweise habe von Weitem mitbekommen, wie der Großvater Tiere selbst geschlachtet und zerlegt hat. Ich esse nicht alle Sorten Fleisch, Kaninchen ist tabu, genauso wie Schwein. Vielleicht liegt es daran, dass ich tatsächlich beobachtete, wie mein Lieblingskaninchen geschlachtet wurde.

Aber ich denke, dass man gerade als Bauernkind mitbekommt, wie es im landwirtschaftlichem Betrieb zugeht. Und dort lernt man schon recht früh, dass Tiere halt verkauft und geschlachtet werden. Zudem ist es ja auch oft so, dass man auch oft noch das Fleisch vom geschlachteten Tier zum Mittagessen serviert bekommt. Da stumpft man schon ab, beziehungsweise hat eine andere Perspektive aufs Schlachten.

Aber ich finde es auch irgendwie unverschämt, wenn eine Tierschutzorganisation wie PETA bei Leuten antingelt und sie zu bekehren versucht. Gut, bei PETA geht bei mir auch schon das Messer in der Hosentasche auf, ich finde diese Tierschutzorganisation genauso wie ihren jugendlichen Abkömmling einfach nur asozial. Jeder darf meiner Meinung nach Fleisch essen, aber genauso sollte auch jeder wissen, dass die Tiere dafür sterben und nicht bereitwillig ihr Steak dafür hergeben.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12538 » Talkpoints: 73,72 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde die Aussage völlig lächerlich und würde direkt kontern, dass ich es eher komplett anders sehe. Gerade als Landwirt ist man doch in der Regel bemüht, sich mit voller Hingabe um die Tiere zu kümmern, sie zu pflegen und ihnen die bestmöglichen Lebensbedingungen zu schaffen, dabei aber auch den Nutzaspekt der Viehhaltung zu begreifen und Tiere nun mal als Teil des Betriebs und nicht als Freunde auf Augenhöhe anzusehen. Bauernkinder wachsen mit den Tieren auf und lernen von Kindesbeinen an, wie die Produktion tierischer Lebensmittel funktioniert, wie man alle verwertbaren Teile eines Tieres nutzt und wie man die Fleischqualität durch die Umstände der Haltung optimiert.

Während wir anderen häufig blind einfach das kaufen, was uns abgepackt im Supermarkt als Sonderangebot unter die Nase gehalten wird, ohne zu hinterfragen, wo es herkommt und wie es in der Packung gelandet ist, hat der Bauer dahingehend die volle Einsicht und Kontrolle und kann guten Gewissens behaupten, zu wissen, was er isst. Er trägt somit die Verantwortung für das, was er produziert und auch konsumiert, und kann für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Mir ist PETA sowieso suspekt, weil ich in ihren Aktion nur wirren Aktionismus und schamloses gefühlsduseliges Getue entdecken kann. So wird natürlich eine Menge Aufmerksamkeit generiert, aber wenn es um die tatsächliche Lösung von Umweltproblemen oder die Linderung von Tierleid geht, stellt sich dann doch heraus, dass es sich um pure Schaumschlägerei handelt.

Anstatt an Türen zu klingeln und Leute wegen ihrer Essgewohnheiten zu beleidigen könnten die ganzen Aktivisten doch eher unaufgeregt und auf Fakten basierend Alternativen aufzeigen. Oder im Tierheim Katzenklos saubermachen. Damit wäre den Tieren eindeutig mehr gedient, zumal da garantiert noch niemand zum Vegetarier geworden ist, weil er von einem Wichtigtuer von der Seite angequatscht wurde.

Als Landkind halte ich es für naiv zu glauben, gewinnorientierte Landwirte könnten es sich leisten, den Tieren "bestmögliche Lebensbedingungen" zu bieten, da eben nicht die natürlichen Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund stehen, sondern die Wirtschaftlichkeit. Bestmöglich heißt hier eindeutig nicht bestmöglich für das Tier. Das funktioniert in gut geführten Zoos zum Teil, aber bestimmt nicht in der Landwirtschaft. Aber die Fakten alleine sollten ausreichen, damit die Verbraucher ihr Konsumverhalten überdenken und ggf. anpassen, nicht die Manipulation durch irgendwelche Wichtigtuer.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ob und wie viele Fleischprodukte ich zu mir nehme, ist allein meine Entscheidung. Würden mich Mitglieder von PETA in eine Diskussion darüber verwickeln wollen, wäre die Tür schneller geschlossen, als dass ich "Tschüss" sagen könnte. Ich lasse mich nun mal bei den Entscheidungen zu meinem handeln nicht gerne belehren. Ein Versuch der Manipulation ist also völlig zwecklos. Denn umgekehrt bringt es ja auch nichts.

Wenn ich einmal eine ganze Woche kein Fleisch esse, Wurst esse ich sowieso fast gar keine, dann habe ich noch lange keinem Schwein das Leben gerettet. Schweine werden auch geschlachtet, wenn ich kein Fleisch von denen kaufe und zubereite und esse. Das ist doch eine Milchmädchenrechnung. Da muss man sich doch gar nichts schön reden. Man muss an die Produzenten herantreten und nicht an den Endverbraucher. Es ist immer so einfach, den kleinen Mann auf der Straße zu drangsalieren und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen.

Aber an die Großkonzerne traut sich niemand heran. Die haben ihre Armee von gut ausgebildeten Juristen, die sind unangreifbar. Würde mich jemand von PETA oder einer ähnlichen Organisation ansprechen, machte ich auf dem Hacken kehrt. Denn denen bin ich absolut nicht rechenschaftspflichtig. Was ich privat und legal tue, ist immer noch meine Privatsache und wird es auch bleiben.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn die PETA-Leute jetzt schon an den Haustüren klingeln, fallen mir als erste Assoziation ehrlich gesagt die Zeugen Jehovas ein, und mein Eindruck verstärkt sich, dass es sich dabei um eine sektenähnliche Organisation handelt.

Im übrigen ist meiner Erinnerung nach gerade eine Kindheit auf einem Bauernhof eher nicht dafür geeignet, zum Veganer zu werden. In meiner Verwandtschaft stammten die meisten Leute von Bauernfamilien ab, und niemand hat deswegen auf Fleisch verzichtet. Im Gegenteil: der Umgang mit Tieren und das Verwerten von Tierprodukten und das Schlachten waren den Kindern als selbstverständlicher Bestandteil des Lebens auf einem Bauernhof alles andere als fremd oder abschreckend erschienen. Mein Eindruck ist sogar eher, dass es überwiegend Großstadtbewohner ohne echten Bezug zur Landwirtschaft sind, die sich vegan ernähren.

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» lascar » Beiträge: 4410 » Talkpoints: 781,64 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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