Als Alleinverdienerin 500T Euro Schulden für Wohnung machen?

vom 25.03.2018, 16:22 Uhr

Meine Cousine arbeitet und lebt in München. Sie bezahlt derzeit für eine Zweizimmerwohnung 1500 Euro Kaltmiete. Dabei handelt es sich um eine Zweizimmerwohnung in Schwabing.

Jetzt hat sie beschlossen, dass dies kein Dauerzustand ist, denn die nächste Mieterhöhung steht schon bald vor der Tür. Gestern haben wir uns getroffen und ein bisschen geredet. Sie will sich jetzt in einem Vorort für 520T Euro eine Wohnung kaufen. Sie ist Beamtin im gehobenen Dienst und würde von jeder Bank im Raum München diese Summe auf jeden Fall bekommen. Die monatliche Belastung wäre genauso hoch wie die Kaltmiete, die Wohnung wäre in 35 Jahren abbezahlt.

Was meint ihr dazu? Würdet ihr das auch machen? Oder hättet ihr trotz der guten finanziellen Perspektive eher ein schlechtes Gefühl?

» ANDi27 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde das nie machen, weil es mir zu viel Risiko wäre. Die Wirtschaftslage ist hier in Deutschland nicht so sicher, wie Einige behaupten, zumindest empfinde ich das so. Auch Beamte sind nicht zu 100% sicher. Was wäre, wenn sich die Lebenssituation Deiner Freundin so ändert, z. B. durch einen Unfall, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben kann. Natürlich bekäme sie eine Rente, aber die wäre nicht so hoch, wie ihr jetziges Einkommen.

Die Familienplanung ist auch ein zu berücksichtigender Punkt. In 35 Jahren kann sehr viel passieren oder sich verändern. Mit Kind in einer Zweizimmerwohnung wäre etwas beengt, ein Partner kommt unter Umständen auch noch dazu. Die Eigentumswohnung dann zu vermieten und wieder irgendwo Miete für eine größere Bleibe zu bezahlen ist auch nicht das Wahre.

München ist ein sehr teurer Ort zum Wohnen, ich würde versuchen, in angemessener Entfernung eine Bleibe zu finden und lieber pendeln. Der Kaufpreis wäre dann niedriger und sie könnte sich etwas Größeres kaufen. So wäre in der Lebensplanung etwas mehr Freiraum für ungeplante Ereignisse.

» Bengelchen » Beiträge: 43 » Talkpoints: 6,82 »


Ich kann die Überlegungen Deiner Cousine gut nachvollziehen. 1500 Euro Kaltmiete für eine Zweizimmerwohnung ist schon eine enorme Summe. Natürlich ist eine Finanzierung über 500T Euro auch mit Risiken verbunden, allerdings sprechen zur Zeit die niedrigen Zinsen für einen Immobilienkauf.

Das Argument von Bengelchen in Bezug auf unvorhergesehen Ereignisse wie zum Beispiel ein Unfall oder Arbeitslosigkeit ist zwar grundsätzlich richtig, dafür sollte man dann aber eher Vorsorge in Form von entsprechenden Versicherungen treffen (was bei einer Finanzierung von einer seriösen Bank auch immer angesprochen/angeboten wird). Letztlich könnte sie die hohe Miete bei fehlendem entsprechenden Einkommen ja auch nicht mehr zahlen.

Die zweite Frage ist wie alt Deine Cousine zur Zeit ist, empfehlenswert wäre es auf jeden Fall, wenn sie bis zum Ende der Finanzierung in 35 Jahren auch tatsächlich noch berufstätig ist. Wenn sie nicht älter als 30 ist, würde ich den Schritt an ihrer Stelle wagen.

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» Sawa76 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 4,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Cousine ist 35 Jahre alt, die Finanzierung würde theoretisch also bis in die Rente gehen. Allerdings dürfte sie wohl aufgrund steigender Gehälter/Inflation sowie Steuererstattungen in der Lage sein, viele Sondertilgungen zu machen, wäre also effektiv früher fertig.

Praktisch ist es natürlich tatsächlich fragwürdig, weil sie den günstigen Zinssatz, der es möglich macht, 520T Euro in 35 Jahren mit 1500 Euro zurückzuzahlen, nicht für diese Laufzeit festschreiben kann. Damit könnte ihr die Sache evtl. nach 10 oder 15 Jahren über den Kopf wachsen. Auf der anderen Seite 1500 Euro Miete ist natürlich auch kein Dauerzustand,

» ANDi27 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Gefahr ist natürlich tatsächlich gegeben. Sie sollte auf alle Fälle mal durchrechnen, wie die Finanzierung bei einer längeren Zinsbindung aussieht. Eine Laufzeit über 20 Jahre ist momentan mit einem effektiven Zinssatz ab 1,64% verfügbar. Rechnet man mal mit einem Zinssatz von 1,8% ist bei einer monatlichen Rate von 1.500 Euro am Ende der Laufzeit noch eine Restschuld von etwas über 312 T Euro offen. Dann reden wir aber auch nur von einem Tilgungssatz von 1,66%.

Sondertilgungen sind prinzipiell immer möglich, die meisten Banken bieten meistens zwischen 5 und 10 Prozent ohne Vorfälligkeitsentschädigung an. Allerdings muss man natürlich daran denken, das es immer ein Risiko ist diese Sonderzahlungen fest mit einzurechnen - über so einen langen Zeitraum werden auf alle Fälle unvorhergesehen Ausgaben kommen für die man dann auch ein finanzielles Polster benötigt.

Vielleicht schafft sie es ja auch eine höhere monatliche Tilgung zu stemmen? Hat sie schon mal einen Haushaltsplan für sich aufgestellt? Bei monatlichen 1700 statt 1500 Euro stehen nach 20 Jahren immerhin schon 57 T Euro weniger offen.

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» Sawa76 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 4,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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