Zerstört das Internet die Fähigkeit zu lesen?

vom 01.11.2008, 13:22 Uhr

Ich habe schon vor längerer Zeit einen Artikel im Spiegel gelesen, in dem genau dieses Thema angesprochen wurde.

Ich habe das beschriebene an mir selbst beobachten können. Ich surfe viel im Internet und beschaffe mir dadurch natürlich auch Informationen dort. Ich suche dabei einfach nach den Stichwörtern, die mich interessieren, rufe eine Seite auf und beginne sie nicht durchzulesen, sondern drücke schon reflexartig Strg+F und gebe eines der Worte ein, die ich gesucht habe und überfliege dann auch nur den Abschnitt, in dem dieses Wort vorkommt. Wirkt das ganze vielversprechend lese ich weiter.

Das Problem an dieser Sache ist, dass ich Schwierigkeiten damit bekomme längere Texte zu lesen. Am stärksten fällt mir das an Literatur im Deutschunterricht auf. Es fällt mir extrem schwer mich nachmittags hinzusetzen und das Werk weiterzulesen, denn nach ein oder zwei Seiten weiß ich teilweise schon nicht mehr, was eigentlich beschrieben wurde. Ich denke nicht, dass das an langweiligem Inhalt liegt, sondern eher an meiner sonst üblichen Leseweise.

Ich wollte euch jetzt fragen, ob ihr so etwas bei euch auch schon beobachtet habt oder wenn nein, ob ihr meine Vermutung und die des Spiegels für plausibel haltet.

Benutzeravatar

» NeoUser » Beiträge: 311 » Talkpoints: 8,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also, ich halte das ganze für Unsinn. Gerade, wenn man im Internet recherchiert oder nach Informationen sucht, liest man doch eine ganze Menge. Auch ich benutze viele verschieden Suchfunktionen, die es mir erleichtern, das Gewünschte aus einem langen Text herauszufiltern, aber wenigstens das lese ich mir durch. Genauso wie Zeitungsartikel, Tesberichte oder auch Talkteria, wo das Niveau (dank der Mods) auch hoch genug ist.

Außerdem konnte ich feststellen, dass sich mein Englisch stark verbessert (zumindest schriftlich), da viele Artikel und Texte im Internet in Englisch verfasst sind und ich auf eine (meist eher dürftige) Übersetzungsfunktion á la Google Translate verzichte.

Ich kann der Meinung, dass das "Internet" (Internet ist sowieso ein sehr weiter Begriff) die Fähigkeit zu lesen zerstört, überhaupt nicht zustimmen. Es kommt aber wohl auch immer darauf an, wo und was man liest.

Benutzeravatar

» Sebbl » Beiträge: 256 » Talkpoints: -0,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin ziemlich überrascht über diese Studie, weil ich das eigentlich absolut so an mir nicht feststellen kann und auch bei jetzt bei niemand anderem so gesehen oder beobachtet habe. Das Internet nimmt nicht die Fähigkeit zu lesen, sondern fördert sie, denke ich.

Wenn wir nur mal als Beispiel diese Forum oder jedes andere Forum nehmen, so muss man doch eine Vielzahl an Texten lesen um sie zu verstehen und dazu auch was schreiben zu können. Man liest doch im Internet viel mehr als im täglichen Leben.

Gerade das Internet bietet eine solche Vielfalt an Texten, sodass man sich eigentlich jeden Tag bildet und die Fähigkeit zu lesen eher fördert. Oder habt ihr früher soviel gelesen, wie heute im Internet?

Die Funktion mit Strg + F ist mir übrigens gar nicht bekannt, sodass ich sie auch nicht nutze. Ich kann ganz klar sagen, dass ich im Internet mehr lese als im normalen täglichen Leben und somit wird bei mir die Fähigkeit lange Texte zu lesen auch gefördert.

Es ist zwar etwas anderes, wenn man am Bildschirm liest und man liest dann auch anders als ein Buch oder eine Zeitschrift, aber dennoch liest man unterm Strich mehr. Mich würde dieser Artikel im Spiegel sehr interessieren und vor allem interessiert mich, worauf sich die Thesen beziehen aus denen sie die Behauptungen aufgestellt haben, dass das Internet die Fähigkeit zu lesen zerstört.

Es ist vielleicht nur eine subjektife Meinung oder ein subjektives Empfinden, aber ich kann das nicht nachvollziehen und an mir nicht feststellen.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke ich habe mit dem Begriff "Lesen" nicht genau das getroffen, was gemeint war. Es ging darum, dass man nicht mehr fähig ist längere Texte am Stück zu lesen, sich also darauf zu konzentrieren. Mit dem Lesen an sich habe ich ja auch keine Probleme, sondern vielmehr bei eben längeren Texten, bei denen ich mich oft darüber ärgere, dass die Informationen zwischen den vielen Wörtern versteckt werden.

Leider habe ich den Spiegel mitlerweile schon entsorgt, auf der Titelseite stand irgendetwas mit "Generation-Google", vielleicht findet ihn ja jemand, der dann das ganze nocheinmal wiedergeben kann.

Benutzeravatar

» NeoUser » Beiträge: 311 » Talkpoints: 8,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich persönlich kann mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, dass das Internet die Fähigkeit, zu lesen beeinträchtigen sollte- ich bin sogar der Meinung, dass es sie eher noch fördert, denn man hat ständig mit Text und Schrift zu tun und kommt somit gar nicht drumherum, sich etwas durchzulesen. Auch wenn man öfters im Internet vielleicht etwas lieber überfliegt oder nur einzelne Wörter aufnimmt, bevor man entscheidet, um man den ganzen Text lesen will, ist dies ja auch schon eine spezielle Form, sich mit einem Text auseinander zu setzen. Will ich einen längeren Text wirklich ernsthaft lesen, muss ich ihn mir auch nicht unbedingt ausdrucken, obwohl es natürlich etwas anstrengender ist, einen Text auf dem Bildschirm zu lesen. Im Großen und Ganzen sehe ich aber keinen Unterschied zum "richtigen" Lesen und denke also nicht, dass meine Fähigkeit dadurch irgendwie verloren gehen könnte. :roll:

Benutzeravatar

» Katara » Beiträge: 1294 » Talkpoints: 5,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kannte mal eine Deutschlehrerin, die genau dieses Phänomen bei ihren Schülern beobachtet hatte. Die Schüler (8/9Klasse) sollten zu einem Thema Material sammeln, aber anstatt das Material auch zu lesen, hatten sie einfach die Seiten, die sie im Internet gefunden hatten kopiert und abgegeben. Auf die Nachfrage der Bekannten von mir, was denn nun in den Artikeln stehen würde, bekam sie die einheitliche Antwort, das wisse man nicht, man hätte nur das Material an Hand von Stichworten gesammelt, aber eben nicht durch gelesen.

Früher musste man eben Bücher durch arbeiten und sich an Hand des Gelesenden Stichworte machen, oder aber Texte mit den eigenen Worten wiedergeben. Das war bei der gleichen Aufgabenstellung sehr viel mehr Lesearbeit als es die Schüler heute zum größten Teil auf sich nehmen. Denn der Sinn und Zweck solcher Aufgaben ist es ja gerade längere Texte im Sinnzusammenhang zu verstehen und nicht den Lehrer glücklich zu machen, in dem man möglichst viel Material aus dem Internet kopiert, was man garnicht oder nur oberflächlich durchgelesen hat.

Wenn man also das Urteil des Sterns unter dieser Beobachtung meiner Bekannten liest, dann kann ich das voll und ganz unterstützen. Denn die Fähigkeit längere Texte zu lesen und sich den Inhalt zu erarbeiten und dann sinngemäß wieder zu geben, geht bei vielen Schülern durch das Internet verloren. Denn oft ist man noch nicht einmal genötigt sich eigene Gedanken zu einem Problem zu machen, weil ein anderer es schon im Internet veröffentlicht hat und es ja viel einfacher und schneller ist dieses zu kopieren.

Benutzeravatar

» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich ein Lesemuffel bin und seid ich Internet habe lese ich mehr als vorher. Vor allem auch allgemeinbildende Themen. Ich recherchiere schneller mal als früher, wo man das Lexikon oder den Duden zur Hand nehmen musste und ich denke nicht, dass das Internet die Fähigkeit zu lesen stoppt.

Sicher ist die Leseweise etwas anderes, weil man nicht den ganzen Text durchlesen muss und auch nach Stichworten suchen kann und danach lesen kann. Aber interessant gestaltete Webseiten und interessante Texte lese ich mir auch komplett durch und ich glaube, dass die Lesefähigkeit eher gefördert wird.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



"Lesen" trifft das Problem wohl nicht so ganz, das Problem scheint doch eher zu sein, dass das Textverständnis verloren geht wenn man einen Text nicht mehr als gesamtes liesst, sondern sich anhand von Stichworten nur noch einzelne Passagen herauspickt.

Ich kann mir schon vorstellen, dass das bei dem ein oder anderen zum Problem werden könnte, aber andererseits denke ich auch nicht, dass man die Fähigkeit einen Text zu verstehen und zusammenzufassen verlernen kann (von Erkrankungen die sich negativ auf das Denken oder die Konzentration auswirken natürlich abgesehen). Und deshalb denke ich auch nicht, dass das Problem im Internet zu suchen ist, sondern bei den Eltern, die das Leseverhalten ihrer Kinder nicht ausreichend fördern und bei den Schulen in denen zu wenig Textverständnis und Textzusammenfassungen auf dem Plan stehen.

Ich recherchiere auch viel im Internet und dann mache ich das genauso wie du, ich springe direkt zu dem Teil der mich interessiert. Aber für mich ist das eigentlich nicht wirklich "lesen", denn dazu setzte oder lege ich mich am liebsten irgendwo gemütlich und ungestört hin, und zwar mit einem richtigen Buch. Am Bildschirm lesen finde ich eher unangenehm, vor allem bei längeren Texten und da ich beim lesen am Bildschirm auch immer online bin gibt es da auch immer wieder Ablenkungen in Form von ankommenden Mails und ähnlichem.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Also ich denke, es kommt nicht nur darauf an, das man liest, sondern ganz erheblich auch darauf, was man liest. In vielen Foren und Chats wird ein Slang richtiggehend dahin gerotzt, dass man schon vom blossen zusehen verblödet. Gegen Hinweise zur Beachtung wenigstens rudimentärer Rechtschreibung, wird dann laut und böse gewettert. Nun das Problem ist dabei, wenn man tausendmal "maschiene" liest, prägt man sich das ein und findet irgendwann selbst das Wort "Maschine" fehlerhaft.

Dann werden auch noch viele Sachverhalte nicht nur in schrecklicher Rechtschreibung hingeschrieben, sondern auch noch extrem verkürzt, oft gerade so viel Informationen, dass es grade mal zum angeben reicht. Es gibt sich kaum mehr einer die Mühe irgendwas schön auszuformulieren.

Deswegen mag ich dieses Forum sehr, gruselige Rechtschreibung wird mit Löschung des Beitrages geahndet und da es Punkte gibt, geben sich die Leute Mühe auch mal etwas ausführlicher zu schreiben, was zwar gelegentlich mal ausartet, aber mir allemal lieber ist, als die Sprachverstümmelung die an vielen anderen Stellen betrieben wird.

Benutzeravatar

» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das man durch das Internet eigene Lesefähigkeit verschlechtern kann, davon habe ich auch schon gehört und gebe es auch in gewisser Weise zu, denn im Internet besteht heute die Möglichkeit Informationen schnell und einfach zu finden und dann auch noch in ein paar Sätzen zusammengeschachtelt. Damals musste man sich ein ganzes Buch über ein Thema durchlesen und heute muss man es nur noch bei Google eingeben und sich eine kurze Definition durchlesen.

Das steht schon fest, dass man faul wird, wenn man sich damit vertraut gemacht hat bzw. sich daran gewöhnt hat, dass der Computer alles für einen erledigt. Ähnlich ist es beim Taschenrechner, der auch alles für einen rechnet, bis man später nicht einmal die einfachsten Rechenschritte im Kopf machen kann. Deshalb sehe ich das in diesem Hinblick ähnlich, wie die meisten Wissenschaftler.

Allerdings bin ich dagegen, wenn man es so schnell verallgemeinert und gleich sagt, dass das Internet unsere Jugend dumm und lesefaul macht, denn es gibt neben den kurzen Definitionen auch wunderbare lange Texte. Ich persönlich habe nichts dagegen mir lange Texte durchzulesen und mache das auch sehr oft, denn mir reichen die kurzen Definitionen meist nicht aus. Den Trick mit Strg+F, der übrigens sehr gut ist, kannte ich noch nicht einmal.

Ich finde das sogar in einer gewissen Weise gut, dass man die Informationen heute so schnell und kurz bekommt, denn wenn man sich zu jeden Thema erst einen ganzen Artikel durchlesen müsste, dann müsste man erstens den ganzen Tag lesen, um in jedem aktuellen Thema mitreden zu können und zweitens würde man die Hälfte wieder vergessen und am Ende weniger wissen, als der, der die Kurzdefenition durchgelesen hat. Man muss also klar differenzieren in welchen Bereich man sich befindet.

Benutzeravatar

» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^