„Messie“ beim Ordnungsamt melden?

vom 11.09.2008, 08:48 Uhr

Ich arbeite bei einem Paketdienst und weiß nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Konkret geht es darum, dass ich häufiger mal eine Lieferung zu einem bestimmten Kunden habe. Dieser Kunde, ein Mann mittleren Alters, ich schätze mal Frühpensionist, lebt anscheinend in einer Drecksbude. Entschuldigung, aber ich kann das nicht feiner ausdrücken! Er wohnt in einer Mietwohnung, und obwohl ich noch nie direkt in seiner Wohnung war, kann ich ja sehen, wie es bei ihm aussieht, nachdem er die Tür geöffnet hat. Das ist ein unbeschreibliches Chaos! Beim ersten Mal vor etwa zwei Jahren dachte ich noch, er wäre vielleicht gerade eingezogen, aber seither hat sich das Chaos nur verschlimmert! Da stapelt sich inzwischen alles Mögliche bis zur Decke!

Am Schlimmsten ist der Geruch: Es riecht faulig, eben nach verdorbenen Lebensmitteln! Einerseits denke ich mir, dass mich das nichts angeht, aber andererseits überlege ich ernsthaft, ob ich beim Ordnungsamt Meldung erstatten soll. Ich meine, das kann doch nicht normal, geschweige denn gesund sein, oder?

» Taipan » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke nicht, dass das Ordnungsamt für die Zustände in den eigenen vier Wänden zuständig ist und da was machen wird.Wenn überhaupt, würde ich mich eher an den Vermieter des Hauses wenden. Dafür einfach mal einen oder zwei Nachbarn fragen, wer der Vermieter ist und dann dort mal was sagen.

Aber im Grunde genommen geht es einen Paketboten nichts an, wie es in den vier Wänden der Kunden aussieht und er sollte sich meiner Meinung nach raus halten. Die Aufgabe eines Paketboten liegt meines Erachtens nur darin Sachen auszuliefern. Alles andre ist die Sache der Kunden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


ich sehe es genauso, das es einen Paketboten nichts angeht, wie es in den eigenen 4 Wänden seiner Kunden aussieht, solange er nur die Pakete abgeben muss.

Ich kenne selbst so eine Person, jedoch finde ich, das es nicht meine Angelegenheit ist, es irgendwo zu melden, solange meine eigene Wohnung sauber ist. Klar, ist es für den ersten Moment schlimm für Dich dies zu sehen, wenn man so etwas zuvor noch nie gesehen hat, geschweigedenn "gerochen", jedoch musst du nur kurz das Paket abgeben und kannst dann wieder verschwinden.

Ich habe so einen Kunden, der widerlich riecht auch ab und an an der Kasse, jedoch denke ich mir meinen Teil und bin froh, wenn er nach wenigen Minuten wieder verschwindet und das wars.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich sehe es nicht so, dass man in so einem Fall einfach wegschauen sollte. Sobald eine Wohnung gesundheitlich gefährlich wird, solltest du dem Ordnungsamt oder dem Sozialamt mal einen Tip geben, dies kann auch anonym erfolgen. Zuerst kannst du ihn natürlich auch einfach mal fragen, warum es bei ihm so wild aussieht, ob er sich denn in der Wohnung wohl fühlt oder ob ihm alles über den Kopf wächst.

Vielleicht kann der Mann nicht mehr für sich selbst sorgen, ist geistig verwirrt/dement und hat niemanden, der sich um ihn kümmert. Solche Menschen sind darauf angewiesen, dass irgendwann mal jemand kommt, der halt nicht wegschaut, sondern sich auch mal einer Problematik stellt, die nicht unmittelbar seine ist.

Wie gesagt, ich würde ihn einfach mal fragen- Das kostet nichts und vielleicht kann er die Situation erklären. Wenn du merkst, dass er sich seiner Lage nicht bewusst ist und den Überblick über die hygienischen Umstände seiner Bleibe verloren hat, kannst du bei den entsprechenden Ämtern anrufen. Gegebenfalls schaut sich das mal jemand an, zu hoffen wäre es.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Ich denke nicht, dass das Ordnungsamt für die Zustände in den eigenen vier Wänden zuständig ist und da was machen wird.

Natürlich ist das Ordnungsamt auch für solche Fälle zuständig. Dieses Amt ist zuständig für Gefahrenabwehr, also auch den Schutz der Bürger vor bevorstehenden Gefahren.

Und ich sehe es auch so, dass man nicht einfach darüber hinwegschauen sollte, wenn bei einem Mitmenschen so offensichtlich etwas nicht stimmt. Ich erinnere mich an andere Diskussionen, bei der sich viele darüber aufregten, dass bei Kindesmisshandlungen so oft weggeschaut wird, dass immer weniger Menschen Zivilcourage zeigen.

Auch wenn es im beschriebenen Fall um einen erwachsenen Menschen geht, der scheinbar niemandem etwas zu Leide tut, sollte man trotzdem nicht wegschauen sondern handeln. Das muss nicht gleich eine Anzeige beim Ordnungsamt sein, man kann auch erst mal mit dem Mann reden. Oder auch mit anderen Bewohnern des Hauses, denn es ist schon verwunderlich, dass sich scheinbar niemand der anderen Mieter an diesen Zuständen stört.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das sind so Momente, in denen ich froh bin, das ich fast jedes Mal wenn ich ein Päckchen bekomme, aus dem zweiten Stock runter an die Haustür muss, um dem Postboten die Haustür aufzuschließen und mein Päckchen dort gleich in Empfang zu nehmen.

Ob jemand ein Messie ist, ist in meinen Augen immer noch ein wenig eine Definitionssache. Mancher würde mich sicherlich auch zeitweise als Messie bezeichnen. Ich habe halt meine eigene Einstellung zum Thema Ordnung. Bei mir stapeln sich auch Kartons mit irgendwelchen Sachen. Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung. Ich versuche seit längerem mein Schlafzimmer zu renovieren. Habe einen Grossteil meiner Sachen in Kisten verpackt. Es kam immer was dazwischen. Entweder war ich länger im Krankenhaus oder nicht stabil genug um die Renovierung durchzuziehen. Dann hat mir jemand Hilfe versprochen und das schob sich bei ihm dann auch und irgendwann sprang er dann mit einer fadenscheinigen Begründung ab. Mein Bruder lehnt es ab zu helfen, weil er das angeblich nicht kann und Freunde habe ich in dem Sinn keine. Aus dem Grund ist auch mein Kleiderschrank abgebaut. Die Kleidung die ich trage, stapelt sich, aus Ermangelung eines besseren Platzes im Flur. Die Sachen die ich zur Zeit nicht trage, wie Sommerklamotten, ist in Kisten verpackt.

Im Wohnzimmer bastele ich öfters. Da räume ich dann auch nicht Abends alles weg, wenn ich die Sachen eh am nächsten Tag wieder brauche. So wird dann in unregelmäßigen Abständen eben mal alles aufgeräumt. Ich lebe alleine, Besuch habe ich an sich nicht, also stört es auch niemand. Aber wenn nun jemand Fremdes rein käme, der würde wahrscheinlich geschockt sein. Mit dem das es riecht kann es auch mal schnell gehen. Ich bin nun kein Mensch der sonderlich viel Haushaltsmüll hat. Meistens nehme ich den Müll möglichst an dem Tag mit runter, an dem auch die Müllabfuhr kommt. Die kommt Mittwochs. Ab Samstag, spätestens Sonntag sind hier die Mülltonnen voll. Da brauche ich nichts mehr reinschmeissen. Und gerade bei warmen Temperaturen geht das mit dem riechen auch teilweise innerhalb kurzer Zeit. Das Problem haben dann durchaus auch mal Menschen, die ihren Müll täglich entsorgen.

Wenn mich jemand Fremdes auf meine Unordnung ansprechen würde, wäre mir das peinlich. Wahrscheinlich würde ich mich dann nur noch mehr zurückziehen, als ich es eh schon mache. Ich habe mir Hilfe gesucht. Habe seit fast 3 Jahren eine Betreuerin. Keine staatliche Betreuerin. Nennt sich Betreutes Wohnen. In meinem Fall kann ich in meiner Wohnung bleiben und meine Betreuerin unterstützt mich eben dabei Regelmässigkeit reinzubekommen oder auch Ämtersachen zu erledigen. Als mir sowas das erste Mal vorgeschlagen wurde, habe ich auch panisch abgelehnt. Wenn mir das aber jemand ganz Fremdes, wie eben der Postbote sowas vorgeschlagen hätte, hätte ich wohl ziemlich gereizt reagiert. Ich käme mir beobachtet vor. Den Postboten würde ich nie wieder reinlassen oder die Tür nicht mehr aufmachen.

Als Aussenstehender und Fremder würde ich nichts unternehmen. Ich würde mir Gedanken darüber machen, was der Andere denken könnte. Ich denke, manchesmal ist Einmischung nicht die beste Lösung und hilft dem Anderen gar nichts.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:
Diamante hat geschrieben:Ich denke nicht, dass das Ordnungsamt für die Zustädnde in den eigenen vier Wänden zuständig ist und da was machen wird.

Natürlich ist das Ordnungsamt auch für solche Fälle zuständig. Dieses Amt ist zuständig für Gefahrenabwehr, also auch den Schutz der Bürger vor bevorstehenden Gefahren.

Aber ist es nicht so, dass in Deutschland jeder Bürger auch das Recht auf Verwahrlosung hat? Und nur weil jemand einen anderen Sinn von Ordnung als wir hat, ist das ja nicht gleich gefährlich. Und wenn sein Ordnung eben darin besteht unordentlich und chaotisch zu sein oder als Messi zu leben, dann ist das eben seine Entscheidung.

Solange der Mann auf dich nicht den Eindruck macht, dass er im Alltag nicht mehr zurechtkommt würde ich da persönlich gar nichts machen und den Mann in Ruhe leben lassen. Wenn es tatsächlich so schlimm ist, dass er das Leben in dem Haus so beeinträchtigt und eine Gefahr für die Mitmieter ist, dann werden die sich schon an den Vermieter oder das Ordnungsamt wenden, auch wenn das jetzt vielleicht hart und egoistisch klingt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich würde da keine Schritte unternehmen. Ich denke, dass man hier auch machen kann, was man will und wenn die Wohnung so unsauber ist, dass andere Mieter davon betroffen sind, können diese sich beschweren, aber als Postbote sollte man sich da heraushalten. Sicherlich ist es ekelig, aber du weiß ja nicht mal, wie schlimm es ist. Jeder darf Unordnung haben und keiner ist dazu verpflichtet seinen Müll regelmäßig herunterzutragen. Man kann hier also auch sicherlich nichts beim Ordnungsamt erreichen. Immerhin ist es ja nur ein Verdacht und man hat ja keine Beweise. Ich denke, dass hier die Nachbarn eher gefragt sind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Als Paketbote hast du deine Arbeit zu machen und die Pakete auszuliefern. Wenn der Kunde die Tür auf macht und du siehst ein Tohuwabohu, dann ist das ganz alleine Sache des Kunden, wie der seine Wohnung einrichtet oder ein Chaos veranstaltet. Wenn es zu schlimm aussah, hättest du höchstens fragen können, ob er Hilfe benötigt. Aber alleine schon den Gedanken zu haben, das Ordnungsamt einzuschalten, finde ich heftig. Vielleicht brauchte der Mann wirklich Hilfe, das kann schon sein, aber dann sollte er das selbst sagen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kann schon verstehen, dass man sich Sorgen macht. Schließlich möchte man auch als Paketbote nicht irgendwann vor verschlossener Türe stehen und dann später erfahren, dass in der vermüllten Wohnung eine Leiche geborgen wurde. Auch denke ich, dass jemand der ständig andere Wohnungen sieht, durchaus Vermüllung von einem kleinem Chaos unterscheiden kann.

Richtig ist allerdings auch, dass man in seiner Wohnung grundsätzlich machen kann, was man möchte, so lange man keine gefährlichen Stoffe lagert und zum Beispiel volle Benzinkanister sammelt. Und es darf keine Geruchsbelästigung von der Wohnung ausgehen. Wann Geruch belästigend wird, ist natürlich auch wieder Definitionssache. Ich vermute, dass bei einigen Menschen der Müll schonmal ein bisschen riecht, gerade wenn man Kleinkinder oder Haustiere hat oder seinen Müll nicht täglich wegbringt. Auch ist niemand verpflichtet sich in bestimmten Abständen zu waschen.

Messies und Menschen mit psychischen Problemen reagieren in der Regel eher abweisend auf Hilfeangebote. Und wer möchte schon gerne vom Paketboten gefragt werden, ob er den Geruch in seiner Wohnung nicht abstoßend findet oder Hilfe benötigt? Bei vielen würde dies vermutlich zu einer Beschwerde beim Versandunternehmen führen.

Ich würde auch eher mal bei meinem Arbeitgeber nachfragen. Idealerweise hast du dort einen Ansprechpartner, der dir Tipps geben kann, wie du dich am besten verhältst. Wenn man dir sagt, du sollst dich auf jeden Fall raushalten, so würde ich dies auch tun.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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