Klassenfahrten Kursfahrten: Immer weiter immer teurer?

vom 09.07.2008, 09:19 Uhr

Als meine Tochter noch im Gymnasium war, ist mir schon aufgefallen, dass ich meine, dass Klassenfahrten oder später eben auch Kursfahrten oder auch Abschlussfahrten immer weiter und teurer sein müssen. Oder meine ich das nur. Während Schüler sich früher mit Fahrten in die Eifel oder in Sauerland oder auch mal nach Süddeutschland (wir wohnen in NRW) begnügt haben, so muss es nun England, Spanien, Polen, Italien, Türkei, Griechenland usw. sein.

Zu den Klassenfahrten gehört dann noch ein Surfkursus, oder Tauchkursus, der dann auch noch richtig ins Geld geht. Für "Ottonormalverbraucher" mit 2 oder mehr Kindern kaum zu bezahlen. Da man aber den Kindern das auch nicht abschlagen will, mussten wir uns bei meiner Tochter für die Spanienfahrt schon das Geld bei unserer Schwiegermutter leihen. Da meine Tochter vor dem Abi das Gymnasium verlassen hat, ist uns die 10 tägige Türkeifahrt mit Tauch oder Surfkursus zum Glück erspart geblieben. Denn das hätten wir finanziell gesehen nicht geschafft.

Jetzt erzählte eine Bekannte, deren Kind in der 7. Klasse in der Hauptschule ist, dass die Klasse plant, nächstes Jahr eine 5 tägige Fahrt ins Disneyland Paris zu machen. Sie ist jetzt schon am sparen für die Fahrt., Da sie noch 2 Kinder hat, weiß sie nicht, wie es sein wird, wenn alle 3 dann in einem Jahr solche Fahrten machen. Die Fahrt nach Paris mit Übernachtung und Eintritt soll pro Schüler mehr als 500 Euro kosten.

Warum reicht es heutzutage nicht mehr aus, Jugendherbergsfahrten oder Zeltlagerfahrten zu machen? Warum muss es immer mehr und teurer werden? Eine Familie kann sich keinen Urlaub leisten, aber die Kinder fahren jedes Jahr in "Urlaub".

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Meine ersten Klassenfahrten gingen immer an Orte, die maximal 2 oder 3 Stunden von uns entfernt waren. Je mehr Schuljahre ich aber auf dem Buckel hatte, desto weiter weg fuhren wir mit der Klasse weg. In der 10. Klasse machten wir eine Stufenfahrt nach Österreich zum Skifahren, was meine Eltern knapp 800 Euro für eine Woche kostete. Die meisten Fahrten in der Oberstufe gehen in den Süden (z. B. Spanien, Italien, Griechenland), wofür noch mehr Geld fällig wird.

Viele Menschen können sich nicht einmal einen Familienurlaub leisten, aber damit die Kinder nicht ausgeschlossen werden, müssen sie rund um die Uhr arbeiten oder Ewigkeiten sparen. Ich finde, dass man auch innerhalb Deutschlands schöne Klassenfahrten erleben kann. Wenn man ins Ausland reist, verbringt man sowieso fast die Hälfte der Zeit nur im Bus...

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» XXXGermaineXXX » Beiträge: 797 » Talkpoints: 7,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn es nur Busfahrten wären. Aber die weiten Klassenfahrten werden heutzutage auch mit dem Flugzeug gemacht. Meine Tochter ist nach Spanien geflogen. Die Fahrt nach Spanien war dann auch noch 10 Tage und wir haben auch ca 1000 Euro mit Taschengeld bezahlt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Also zu meiner Schulzeit vor einigen Jahren war es noch, dass wir grundsätzlich den Bus genommen haben. Aber mit der Klasse irgendwo hin zu fliegen finde ich übertrieben, nicht nur aus Kostengründen. Wie soll das Ganze denn weitergehen? Langsteckenflüge nach New York?!?

Wie sehen das denn die Mütter der Klassenkameraden des Kindes deiner Bekannten? Sitzt das Geld da so locker? Ich denke, wenn sich mehr Eltern dagegen aussprechen würden, dann würden die Klassenfahrten auch im Rahmen bleiben. Schließlich sie es meistens, die diese Fahrten bezahlen. Bei uns wurde über Ziele für Klassenfahrten immer im Vorfeld auf Elternabenden diskutiert und abgestimmt.

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» XXXGermaineXXX » Beiträge: 797 » Talkpoints: 7,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meine Bekannte ist ziemlich verzweifelt, weil sie noch 2 kleinere Kinder hat und mit Schrecken dran denkt, wie das sein wird, wenn der Große dann in der 9. Klasse ist und der mittlere in der 7. und der Kleinste in der 5 . Klasse.
Das schlimme ist ja, dass meist die Schüler selber entscheiden und abstimmen, wo es hingehen soll. Klar, dass sie sich dann für das weitere und schönere interessieren.

Der Elternabend, der das dann besprechen soll folgt dann meist erst, wenn es feststeht. Beim Elternabend in den Hauptschulen sind dann schon einige Eltern, die sich dagegen wehren wollen, aber im Gymnasium habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass Bildung wohl nur noch was für die reicheren Leute ist. Denn die meisten Eltern fanden diese Klassen bzw. Kursfahrten auch noch gut.

Klar, wenn Papa Rechtsanwalt oder Mama Ärztin ist, da sitzt das Geld etwas lockerer und die können sich das auch gut leisten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Vielleicht wäre ein Förderverein dann eine Lösung? Mein Gymnasium bot so etwas an, um Kindern, deren Eltern nicht in Geld schwimmen, eine Klassenfahrt zu ermölichen. Meist gab es einen Zuschuss oder die Fahrt wurde sogar komplett übernommen, wenn die Eltern am Existenzminimum lebten. Dies geschieht natürlich so, dass die Mitschüler davon nichts bekommen.

Natürlich gibt es Leute, denen es unangenehm wäre oder die zu stolz sind, fremdes Geld zu nehmen. Doch sich Klassenfahrten ewig vom Mund abzusparen kann auch keine Lösung sein, vor allem wenn man mehrere Kinder im schulpflichtigen Alter hat.

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» XXXGermaineXXX » Beiträge: 797 » Talkpoints: 7,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das zwar gut mit den Fördervereinen, aber als ich in der Klasse angesprochen habe, dass ich es ein wenig happig finde, so viel Geld für eine Klassenfahrt auszugeben, wurde mir der Vorschlag vor allen Eltern gemacht und das war mir dann schon etwas peinlich.

Aber eine Lösung finde ich den Förderverein auch nicht. Gerade in Hauptschulen sind mehrere sozialschwachere Familien und Kinder und da würde der Förderverein ja leere Kassen haben. Es ist ja nicht nur im Gymnasium so, dass es immer mehr und teurer wird. Auch in Hauptschulen werden schon Urlaubsfahrten statt Klassenfahrten gemacht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann es noch verstehen, wenn ein Englisch Leistungskurs für seine Kursfahrt nach England fährt (oder eben vergleichbare Sprachkurse selbiges machen), aber das ein Deutschkurs unbedingt zum nach Österreich fahren muss oder der Erdkundekurs ins Dinseyland Paris, ist doch vollkommen übertieben. Wenn ich manchmal sehe, was da für Fahrten gemacht werden und vor allem, was dort gemacht wird, ist das komplett an dem Sinn der eigentlichen Kursfahrt vorbei. Früher sind wir gewandert oder haben historische Orte besucht, vielleicht mal in einer Burg übernachtet oder ähnliche Sachen unternommen und keiner war neidisch, weil wir nicht in ferne Welten unterwegs waren. Wir haben sogar einiges gelernt über die Geschichte und hatten zudem auch noch Spaß. Aber das reicht heute nicht mehr, heute muss es nur noch Party sein - mal sehen, wann die erste Fahrt nach Malle kommt zum Eimer leeren, weil das ja pädagodisch wertvoll ist (wer Ironie findet, darf sie behalten ;) ).

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kann das eigentlich nicht bestätigen. Zumindest nicht, als ich noch in der Schule war. Ich wäre liebend gerne damals nach Spanien gefahren zur Abifahrt. Stattdessen gings nach Prag, eben weil es billig war, sowohl die Unterkunft als auch die Kneipen ;) Ich fand das nicht so toll. Auch sonst haben wir nur ein bisschen Kultur da gemacht, was alles bezahlbar war. Burgbesuche um Beispiel. Irgendwas exotisches kam für keinen in Frage, weil viele einfach kein Geld ausgeben wollten - oder nicht viel.

Und sonst in der 5. hatten wir glaube ich eine Klassenfahrt nach Kassel. Die Klassenfahrten meines Bruders waren ähnlich unexotisch. Er wechselt jetzt die Schule und die Schule ist dafür bekannt, ihre Fahrten besser zu gestalten. Klar, wird das finanziell dann etwas teurer, aber ich finde das ist etwas da kann man, solange es im Rahmen des bezahlbaren bleibt, ruhig mehr investieren und dafür wirds schön!

Ich empfehle den Klassen immer (inoffizielle) Kuchenbasare / Nudelbasare/ Bücherbasare zu veranstalten um etwas Geld in die Klassenkasse zu bekommen für Ausflüge auf der Klassenfahrt. Bei uns hat das immer geholfen. Wir konnten so auch mal jmd. finanzieren, der es sich sonst nicht hätte leisten können mitzufahren.

Für die Eltern ist das schon nicht schön, weil sie einen Haufen Geld für etwas bezahlen, wovon sie indirekt nichts haben. Aber es gehört eben einfach dazu.

Hauptproblem ist nach wie vor, das ALLES teurer wird.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde eine Fahrt ins Disneyland mit einer Hauptschule, die ja ohnehin einige Kinder aus sozial schwachen Familien besuchen, ist schon ziemlich extrem. Da kann ich dir zustimmen, zu unserer Zeit sind wir noch ganz unspektakulär in die Jugendherberge gefahren. Ein Freizeitpark ist ja okay, aber da reicht doch z.B. das Legoland, wo man ja auch übernachten kann, völlig aus und ist mit Sicherheit zumindest von der Anreise her günstiger.

Ich verstehe es auch nicht, denn gerade heutzutage, wo die Kluft zwischen Arm und Reich droht, immer größer zu werden, fördert doch gerade dies die soziale Ausgrenzung von Kindern aus armen Verhältnissen. Man kann ja sogar noch froh sein, wenn man sich das Geld von Verwandten borgen kann, manche Familien haben nicht einmal diese Möglichkeit und bleiben dann außen vor, was sehr bitter für deren Kinder ist, die ja schon im Alltag Entbehrungen genug haben.

Eigentlich sollte doch das gemeinsame Erlebnis mit den Klassenkameraden im Vordergrund stehen und nicht Unterhaltung und Konsum pur, finde ich zumindest. Ich war bei den Pfadfindern, da sind wir auch weggefahren, die Kosten waren sehr gering und es war viel spannender als in jedem Freizeitpark der Welt.

Bei einer Abiturfahrt sehe ich es etwas anders, ich finde, das ist etwas Besonderes, was man nur einmal im Leben hat, eine Art Entlohnung fürs Abi (auch wenn sie natürlich vorher stattfindet). Da Jugendliche sich ja in diesem Alter auch schon etwas dazuverdienen können, finde ich Fahrten ins Ausland okay, zudem können diese ja auch dem Festigen von Sprachkenntnissen dienen. Allerdings sollte man es natürlich auch nicht übertreiben, Surf- und Tauchkurse müssen meiner Meinung nach nicht sein, zumindest gab es bei uns solche Angebote nicht. Ich finde, in dem Alter können die Kinder so etwas ja individuell nach Wunsch belegen, aber in Muss sollte es nicht sein, und das macht dann bestimmt nur ein Bruchteil der Kinder, so dass die Gefahr der Ausgrenzung da eher gering ist, da die Interessen in dem Alter ja komplett unterschiedlich sind und Sport nicht jedermanns Sache ist.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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