Familien- oder Eheberatung sinnvoll?

vom 27.06.2012, 12:03 Uhr

Bekannte von meinem Mann und mir sind seit einigen Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und streiten sich beinahe jeden Tag mindestens einmal, soweit ich das von der Frau immer mitbekomme. Wir kennen das Paar schon ziemlich lange und früher sind bei ihnen nicht so oft die Fetzen geflogen. Das hat eigentlich erst angefangen, als sie zusammengezogen sind und dann geheiratet haben. Davor kann ich mich nicht erinnern, dass mir einer der beiden etwas von einem Streit erzählt hätte.

Nun ist es so, dass sie sich eben ständig wegen Kleinigkeiten in die Haare bekommen. Oftmals bekommen das auch die Kinder mit, die in etwa im Alter meiner beiden Kinder sind und somit noch Kleinkinder sind. Sie verstehen natürlich noch überhaupt nicht, warum Mama und Papa sich so oft streiten und warum überhaupt. Die Frau war es nun letztlich auch, die gemeint hat, dass sie, wenn es so weiter geht, sich scheiden lassen würde. Das hat sie ihrem Mann wohl auch schon gesagt, meinte aber zu mir, dass sie das nur im äußersten Notfall auch durchziehen möchte, da sie wegen der Kinder eigentlich doch die Familie zusammen halten möchte und nach einem Weg sucht, damit die Familie nicht auseinander bricht.

Da mir die beiden Kinder vor allem sehr leid tun und ich gerne helfen würde, aber nicht so recht weiß, wie, habe ich den beiden einmal vorgeschlagen, dass sie sich doch vielleicht an eine Ehe- oder Familienberatungsstelle wenden sollten. Vielleicht haben sie doch noch eine Chance zusammen zu bleiben und sich aus zu söhnen. Während die Frau diesen Vorschlag in Erwägung gezogen hat in meinem Beisein, sagte ihr Mann allerdings, dass eine Familien- oder Eheberatung doch nur verschwendete Zeit sei und es sowieso nichts bringen werde und er darauf keine Lust hätte. Ich wusste da natürlich auch nicht, was ich darauf antworten sollte, außer, dass sie es doch wenigstens wegen der Kinder versuchen könnten, so praktisch als letzten Strohhalm bevor sie sich am Ende doch noch scheiden lassen würden.

Beide haben dann nichts mehr gesagt, aber geschehen ist bisher, soweit ich weiß, auch noch nichts. Daher wollte ich euch einmal fragen, was ihr von einer Familien- oder Eheberatung haltet. Bringt sie wirklich etwas oder hat der Mann Recht und es ist nur unnötig verschwendete Zeit? Seid ihr vielleicht selber schon einmal dort gewesen und was hat es euch gebracht? Welche Erkenntnisse konnte ihr dort für euch sammeln? Geht ihr nun anders mit eurem Partner um als vor dieser Beratung?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich gehe nicht zu einer solchen Beratung, allerdings kenne ich ein Ehepaar die dadurch wieder zueinandergefunden haben. Ich denke so eine Beratung hilft, den Ehepartnern sich gegenseitig besser zu verstehen. Man klärt das eigentliche Problem und wird keine kleinen Streits mehr führen. Man weiß ja meistens nicht was hinter diesen kleinen Streits steckt, meisten liegt dahinter ein großes Ganzes, was geklärt werden muss und was es auch wird, wenn man zu einer solchen Beratung geht.

Das Paar in meinen Fall hat gelernt, wieder miteinander zu reden und sich gegenseitig besser zu verstehen. Die Ehe, die kurz vor dem Aus stand, wurde so gerettet. Meiner Meinung nach ist so eine Beratung wirklich gut, aber es müssen beide bereit sein etwas an der Beziehung zu retten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das Hauptproblem bei Deinen Freunden ist der Streit um sinnlose Kleinigkeiten. Wenn man sich jeden Tag regelmäßig streitet, dann belastet das die Ehe und auch den eigenen Gemütszustand. Auf Dauer hält man das nicht aus. Es kommt immer ganz darauf an, ob man die Ehe retten möchte. Wenn das der Fall ist, sollte man sich entweder helfen lassen oder selbst versuchen zu analysieren, woran es liegt.

Eine Eheberatung kann auf jeden Fall helfen. Jemand von außen schaut ganz anders und vernünftig auf die Problempunkte. Die Ehepartner sind sehr emotional eingebunden und da schaltet die Vernunft oft aus. Außerdem ist es wichtig, dass man die Verhaltensweisen des anderen erkennt und sich auch darauf einstellen kann. Das kann man auch ohne Eheberatung schaffen, nur ist das schwieriger.

Übrigens gibt es darüber auch sehr gute Bücher. Ich kenne ein Paar, welches nachdem die Kinder aus dem Haus waren auch eine Krise hatten und diese mit diesem Buch überwunden haben. Man kann es auch allein schaffen. Wichtig ist jedoch, dass man die Situationen analysiert. Was möchte der Eine und was der Andere. Wo ist der gemeinsame Nenner. In welchen Situationen kann ich auf den anderen zu gehen und wo möchte ich es nicht, weil es mir sehr wichtig ist. Was kann ich tun, damit der andere sich nicht ärgert und wie kann ich ihm auch einmal eine Freude machen, weil er auf etwas besonderen Wert legt. Eine Ehe ist immer ein Kompromiss Jeder muss zurückstecken, aber nicht immer. Es sollte ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde Beratungsstellen sowieso nicht sonderlich sinnvoll. Man sagt ja nicht umsonst, dass sich Unwissende nicht in etwas einmischen sollten, von dem sie keine Ahnung haben. Wenn man sich streitet, dann hat das auch seinen Grund. Und solange dieser Punkt nicht bereinigt wird, wird der Streit weitergehen.

Da kann jegliche Schlichtungsstelle nichts machen. Außerdem würde jeder gesunde Mensch, der mit dem Problem keinen Zusammenhang hat, immer zum einfachsten Schritt greifen oder Ideen vorschlagen, die zwar logisch wären aber nicht zufriedenstellend.

Nun, ich kenne es doch selber von mir aus. Lediglich bin ich eine extrem eifersüchtige Frau. Mein Freund, wie ich ihn kennenlernte zwar auch, aber er war ein typischer Partygänger, der am liebsten jedes Wochenende weg ginge. Aus diesen Grund gab es öfter mal Krisen zwischen uns. Außenstehende Freunde haben uns auch des öfteren versucht, uns zu helfen.

Meistens wurde vorgeschlagen, dass wir dann eben gemeinsam feiern gehen sollten oder nur noch alle zwei Wochen. Jedoch verstehen diese Menschen dann nicht wirklich, wieso das nicht möglich ist. Ich bin kein typischer Partygänger, und kann auch nicht öfter wie einmal im Monat feiern gehen. Und ihn alleine gehen zu lassen - unmöglich! Die Außenwelt verstand das nie - jedoch hatte mein Freund damals irgendwann Einsicht, dass dies auch nicht sonderlich gut für unsere Beziehung ist und auch nicht für den Geldbeutel. Mittlerweile hat er auch nicht mehr so sehr dieses "Ausgeh-Druck".

Vielleicht verstehst du, was ich mit unserem Beispiel sagen möchte. Streitigkeiten basieren auf eine Situation, die so nicht in Ordnung ist, für die Beziehung. Da kann man auch nicht immer dann die logischte und einfachste Lösung annehmen. Außenstehende, und vor allem Unwissende, wie solche Beratungsstellen, werden daher auch nicht besonders hilfreich sein. Probleme müssen eben selbst unter den Betroffenen gelöst werden. Nur dass ist der richtige Weg, meiner Meinung nach.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin auch der Meinung, dass eine solche Ehe- oder Familienberatung, am besten mit einer entsprechenden Therapie, hilfreich sein kann, und sei es auch nur dabei, heraus zu filtern, ob beide wirklich Probleme miteinander haben oder jeder diese ganz einzeln für sich hat und sie sich nur belastend auf diese Beziehung auswirken. In jedem Fall wäre es aber nützlich, wenn ein Außenstehender, der sich damit auskennt, hier ein Ergebnis findet und die entsprechenden Schritte vorschlägt. Aus einer Partnertherapie kann insofern auch eine Einzeltherapie werden, auf jeden Fall wird sie aber hilfreich sein können, wenn beide mehr Verständnis füreinander entwickeln sollen.

Es gibt aber große Unterschiede, was die verfügbaren Angebote solcher Therapien anbelangt. Nicht jeder, der eine solche Ehe- oder Partnertherapie anbietet, ist dafür auch wirklich geeignet. Ich war vor einiger Zeit mit meinem Ex-Partner mal bei einem solchen Gespräch, das von der Caritas angeboten wurde, und ehrlich gesagt war das alles andere als gut. An sich war es zwar nicht schlecht, im Beisein einer neutralen Person, die auch ein wenig als Mediator dienlich sein soll, miteinander zu sprechen, aber im Endeffekt hatten mein Partner und ich keine Probleme damit, miteinander zu reden. Wir haben lediglich bemerkt, dass wir uns voneinander entfernen und konnten nicht herausfinden, weshalb das so ist. Also war es uns auch nicht möglich, eine Lösung zu finden, solange wir das Problem nicht namentlich kannten. Eigentlich hätte uns diese Therapeutin dabei behilflich sein sollen, eben dieses Problem herauszufinden, um dann einen Lösungsweg zu erarbeiten. Soweit kam es aber nicht, nach dem ersten Gespräch, das ordentlich in die Hose ging, sind wir dort nicht mehr hingegangen.

Ich glaube aber nicht, dass es generell sinnvoll ist, solche Therapieangebote gleich abzuwinken und zu sagen, dass sie nichts bringen, denn das wäre sicherlich falsch. Auch Therapeuten, die eigentlich wirklich etwas auf dem Kasten haben, können einem selbst „falsch“ vorkommen, weil sie eben nicht diejenigen Menschen sind, die man als Vertrauensperson sehen kann. Eine Vertrauensbasis ist allerdings aber nötig, um eine erfolgreiche Therapie zu beginnen, weswegen man möglicherweise auch einige Therapeuten für ein Kennenlerngespräch aufsuchen muss, bis man dann denjenigen unter ihnen gefunden hat, der einem als Vertrauensperson richtig erscheint. Dann kann eine solche Therapie auch sicherlich sehr hilfreich sein und entsprechende Früchte tragen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mein erster Freund, mit dem ich fünf Jahre lang zusammen war, wollte damals auch zu einer Paarberatung gehen, als die Beziehung immer schlechter wurde. Ich bin ihm zuliebe dann einige Male mitgegangen und das Ganze lief dann auch etwa so ab, wie ich mir das vorgestellt hatte. Man wurde zur Selbstreflektion animiert und dazu, sich wirklich Gedanken über die Beziehung und über seinen eigenen Lebensweg zu machen. Schlecht fand ich das nicht unbedingt, aber ich denke, dass man als Paar auch alleine in der Lage sein sollte, solche Überlegungen anzustellen und sich auszutauschen, ohne dass ein Vermittler dabei ist.

Es gibt natürlich viele Leute, für die es hilfreich sein kann, einen Paarberater dabei zu haben, weil sie ansonsten vielleicht gar nicht über ihre Beziehung, über ihre Wünsche und Probleme sowie die weiteren Vorstellungen vom gemeinsamen Leben sprechen würden. Manche brauchen sicher einen Anstoß, um sich solche Gedanken überhaupt zu machen. Andere wiederum schaffen es aus irgendwelchen Gründen nicht, sich wirklich zusammenzusetzen und miteinander zu sprechen, ohne dass das Gespräch direkt in Streit ausartet. Wenn man so gestrickt ist, kann eine Paarberatung wirklich Sinn machen. Ich denke aber dennoch, dass man als halbwegs reflektierter Mensch auch ohne eine solche Hilfe von außen zurechtkommen wird, solange beide vernünftig miteinander kommunizieren können und auch wollen.

Grundsätzlich halte ich allerdings nicht so viel davon, wenn man krampfhaft an einer Beziehung festhält, die eigentlich längst gescheitert ist. Bei meinem Freund und mir war das auch damals der Fall. Wir haben uns einfach in andere Richtungen entwickelt und es war klar, dass die Beziehung keinen Sinn mehr macht. Ich war daher froh, als ich endlich den Schlussstrich gezogen hatte, denn die Beziehung war einfach nur noch langweilig und konnte die Ansprüche, die ich an eine Beziehung stelle, gerade im Hinblick auf Kommunikation, nicht mehr erfüllen. Irgendwann sollte man sich fragen, ob eine Beziehung, auch eine Ehe, es überhaupt noch wert ist, daran festzuhalten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es geht immer nur um Kleinigkeiten. Sicher kann eine Eheberatung Beziehungen wieder "in die Spur" bringen, aber es müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:

- beide Partner müssen eine Veränderung wollen
- beide Partner müssen sich auf die Therapie einlassen
- beide Partner müssen Veränderungen zulassen

Natürlich könnte ich die Liste fortführen, was beide gleichermaßen tun bzw. zu tun bereit sein müssen, aber das führt hier zu weit, da ich ja nicht zu den beiden direkt spreche/schreibe.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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