Mehrere geringfügige Beschäftigungen - Steuervorteile?

vom 18.05.2012, 20:10 Uhr

Wenn man einen 400 Euro Job hat, also geringfügig beschäftigt ist, ist man ja von der Steuer befreit. Man kann aber auch mehrere 400 Euro Jobs annehmen, so fern sich das mit den Arbeitszeiten nicht überschneidet.

Nun habe ich gehört, dass es für die Steuer vorteilhafter ist, wenn man 3 oder 4 geringfügige Jobs hat, als wenn man einen Vollzeitjob hat, obwohl man da mehr verdient und die gleichen Stunden arbeiten würde. Wie ist das möglich oder hat man mich da falsch informiert?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Lass mich jetzt bitte nichts falsches erzählen, aber bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich mich im Moment in meiner Ausbildung befinde und nebenbei auch noch als geringfügig Beschäftigter in einem anderen Betrieb aushelfe. Hier verdiene ich auch immer nur meine vierhundert Euro im Monat, vorausgesetzt natürlich, dass ich die entsprechende Anzahl an Stunden abarbeite, die hierfür vorausgesetzt wird.

Jetzt ist es aber so, dass ich auch durch meine Ausbildung noch mal Geld verdiene und dies sind über vierhundert Euro. Daher zahle ich eh schon steuern, die mir jetzt eben als geringfügig Beschäftigter nicht mehr abgezogen werden, da ich noch unter einer Höchstgrenze bin. Meines Wissens ist die steuerfreie Grenze aber eben diese Vierhundert-Euro-Grenze, die nicht überschritten werden darf, wenn man keine Abgaben leisten will. Hierbei zählt dann glaube ich die Summe die am Ende auf deiner Gehaltsabrechnung steht (Die Summe aller Beschäftigungen). Wenn du dann mit 3 oder 4 geringfügigen Jobs über vierhundert Euro verdienst, musst du die Abgaben glaube ich trotzdem leisten. Auch sollte man bedenken, dass man hier dann oft auch nicht in die Rentenkasse einzahlt, wovon man später im Leben wohl nicht profitieren würde, daher meine ich schon, dass der Vollzeitjob etwas sinniger ist.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das stimmt eigentlich nicht. Man darf nur maximal 400 EUR im Monat steuerfrei verdienen. Das ist dann ein Minijob. Wenn man zwei Jobs hat, die zusammengerechnet nicht über 400 EUR liegen, dann sind diese auch steuerfrei. Eine Möglichkeit wäre es etwa, in einem Job 100 EUR und in dem anderen 300 EUR zu verdienen – so lange man die Grenze von 400 EUR nicht überschreitet, bleibt alles steuerfrei.

Wenn man jedoch über dieses Limit kommt, dann entsteht eine Steuer- und Sozialabgabenpflicht. Beispielsweise bei einem Job mit 300 EUR und einem mit 200 EUR – hier dürfte nur eines der beiden Arbeitsverhältnisse als Minijob laufen, für das andere müssten Sozialabgaben gezahlt werden. Einkommenssteuer kommt meines Wissens nach erst bei etwas höherem Einkommen zum Tragen. Die Sozialabgaben sind bei so einem Midijob (also Einkommen über 400 bis maximal 800 EUR) aber verringert. Mehr dazu findet man auch hier.

Bei einem weiteren Arbeitsverhältnis kann es sein, dass die ungünstige Lohnsteuerklasse VI gewählt werden muss, hier hat man erst einmal fast 50% Abgaben, auch wenn man zumindest die Lohnsteuer teils beim Lohnsteuerjahresausgleich wiederbekommen kann. Wenn man also einen 300 EUR Minijob hat, dazu noch einen Midijob und noch ein drittes Arbeitsverhältnis hätte, bei dem man mehr als 100 EUR verdient (sodass dieses nicht dem Minijob hinzugerechnet werden kann), dann landet man in Lohnsteuerklasse VI.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ganz abgesehen davon, dass wie bereits einige geschrieben haben, das steuerfreie Zusatzeinkommen insgesamt nur bei 400€ liegen darf, dürfte es anders ziemlich schwierig sein, zwei oder gar noch mehr Minijobs unter einen Hut zu bringen. Viele verlangen mittlerweile quasi flexible Einsatzzeiten, Arbeiten auf Abruf oder Mehrarbeit, die dann später vergütet wird. Was wohl gehen würde, wäre zum Beispiel morgens Zeitungen austragen und abends im Supermarkt durchwischen oder Jobs mit zeitlichen Freiheiten. Die sind allerdings auch rar gesät mittlerweile.

Außerdem müssen Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt werden, wenn man nicht nur geringfügig arbeiten geht. Dadurch sind die Abgaben natürlich höher und der Nettoverdienst pro Stunde geringer. Steuern hingegen zahlt man im Niedriglohnsektor auch kaum.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Viele verlangen mittlerweile quasi flexible Einsatzzeiten, Arbeiten auf Abruf oder Mehrarbeit, die dann später vergütet wird. Was wohl gehen würde, wäre zum Beispiel morgens Zeitungen austragen und abends im Supermarkt durchwischen oder Jobs mit zeitlichen Freiheiten. Die sind allerdings auch rar gesät mittlerweile.


Ich würde es nicht ganz so schlimm sehen. Ich habe etwa einen Minijob, bei dem ich nur freitags arbeite und noch etwas von daheim aus. Weder Arbeiten auf Abruf noch Mehrarbeit wurde von mir jemals gefordert. Das geht ja bei einem 400-EUR-Job auch kaum, da man sich ja die Mehrarbeit wegen der Verdienstgrenze nie so richtig auszahlen lassen könnte. Und Arbeiten auf Abruf würde ich nicht mitmachen.

Solche Hilfsjobs sind ja auch nicht gerade angenehm, daher würde ich Putzen etc. auch nicht machen. In meinem Minijob muss ich Werbematerialien gestalten und Texte schreiben, das ist eigentlich nicht schlecht. Der einzige Nachteil, den ich habe, ist der manchmal etwas mangelnde Kontakt zu Kollegen. D.h. die anderen, die da in Vollzeit arbeiten, sind natürlich viel mehr miteinander zusammen und kennen sich besser, ich stehe da immer etwas außen vor, weil ich ja nur einen Tag in der Woche da bin.

Es kommt eben darauf an, welche Jobs man kombiniert. Ich habe auch schon Angebote von Bekannten bekommen, die in ähnlichen Bereichen tätig sind und auch Unterstützung auf 400 EUR-Basis suchten. Aber dabei hätte ich zwei statt nur einen Tag im Büro sein müssen und daher habe ich nicht gewechselt. Sollte mein derzeitiger Minijob irgendwann mal wegfallen, dann kann ich aber immer noch ähnliches woanders machen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Sobald aktuell die 450-Euro-Grenze überschritten wird, sind alle Jobs sozialversicherungspflichtig und voll steuerpflichtig, was Lohnsteuerklasse 6 bzw. Spitzensteuersatz bedeutet.

Dies soll meiner Ansicht nach auch weiterhin so bleiben, damit nicht nahezu jeder mit 3 oder 4 Jobs durch die Gegend läuft. Dies würden die Arbeitgeber nämlich gerne probieren.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich sehe das so wie Zitronengras. In Österreich war es früher so, dass man unendlich viele Mini-Jobs annehmen konnte und niemals Steuern bezahlen musste, auch wenn man drei oder vier 400 Euro Jobs hatte und demnach bis zu 1600 Euro Gesamteinkommen hatte, musste man das nicht versteuern.

Dann hat sich diese Lücke aber Gott sei Dank geschlossen, weil es ja unfair gegenüber den anderen Leuten ist, die da brav ihre Steuern zahlen und seit geraumer Zeit ist es so, dass maximal 400 Euro steuerfrei dazu verdient werden können.

Das heißt also, wenn ich jetzt Vollzeit arbeite und meine Steuern bezahle, dann kann ich nicht gleichzeitig noch einen Minijob annehmen und dabei 400 Euro verdienen und meinen, keine Steuern bezahlen zu müssen. Wenn man mir nicht gleich drauf kommt, dann merkt man dies spätestens beim Einkommenssteuerbescheid und ich bekomme eine saftige Nachzahlung.

Dasselbe wäre es, wenn ich zwei verschiedene Minijobs um 400 Euro annehme, also gesamt dann 800 Euro verdienen würde. Natürlich muss ich das versteuern, nicht hoch, aber ich muss!

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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