Warum gehen Trennungskinder so oft zur Mutter?

vom 21.09.2011, 18:01 Uhr

Wo wir es gerade von Trennungen hatten, ist mir folgender Gedanke gekommen. Unter unseren Verwandten und Bekannten finden sich auch einige gescheiterte Ehen und Beziehungen, unter Anderem auch mit Kindern, die da irgendwie mit drinstecken. So beispielsweise meine Cousine, ihre Mutter hat sich schon seit einiger Zeit von ihrem Ex-Mann getrennt. Oder auch mein Halb-Cousin, wenn es so etwas überhaupt gibt, dieser hat auch eine Trennung seiner Eltern miterlebt und lebt nun auch vor allem bei seiner Mutter.

Wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich wohl ebenfalls eher zu meiner Mutter gehen, weil ich einfach ein tieferes Verhältnis zu ihr habe und weil ich einfach finde, dass sie mich viel besser kennt als mein Vater. Das liegt aber auch daran, dass mein Vater eben öfter arbeiten ist und ich ihn eben schon prinzipiell nicht so oft sehen kann. Ist das aber schon Alltag geworden, dass Trennungskinder viel öfter zur Mutter gehen? Kennt ihr Fälle, in denen das anders ist? Warum denkt ihr, ist es so? Liegt es in der Natur des Menschen und des Kindes? Oder ist das in den geschilderten Fällen purer Zufall gewesen und hat keinen tieferen Hintergrund gehabt?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Du hast es doch schon selbst erkannt, warum Kinder eher bei der Mutter wohnen, wenn die Eltern sich trennen. Der Bezug zwischen Mutter und Kind ist meist größer, als zum Vater. Das begründet sich schon darin, weil meist die Mutter nach Geburt mit dem Kind zu Hause bleibt. Daher ist sie die wichtigere Bezugsperson.

Dazu haben meist die Väter auch Arbeitsstellen, welche mit den Öffnungszeiten von Kindergärten und Schulhorten nicht kompatibel sind oder sie sind eh die Woche über nicht zu Hause. Mein Nochgatte hätte bei der Trennung gar nicht die Möglichkeit gehabt sich ordentlich um die Kinder zu kümmern, da er von Montag bis Freitag gar nicht am Wohnort war.

Ähnlich ist das bei meinem jetzigen Partner, welcher auch seine Jungs hätte gar nicht zu sich nehmen können, da er in der Landwirtschaft arbeitet und da ein pünktlicher Feierabend fast nur im Winter vorkommt. Wie soll also ein Mann, welcher erst nach 18 Uhr und noch später nach Hause kommt, ein Kind betreuen? Das ist schlichtweg nicht machbar, auch wenn es mittlerweile immer mehr alleinerziehende Väter gibt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Bei Scheidungskindern ist es doch meist der Fall, dass die Mutter in erster Linie für die Betreuung und die Erziehung des Kindes zuständig war. Wenn sie gearbeitet haben sollte, dann ließ es sich meist mit den Arbeitszeiten besser vereinbaren, als es eben bei dem Vater der Fall ist. Da sind wohl in den wenigen Fällen die Arbeitszeiten familien- oder kinderfreundlich eingeteilt und somit wird die Zeit einfach fehlen.

Es gibt auch schon Fälle, wo eben das Kind vom Vater betreut wird beziehungsweise bei ihm aufwächst. Nicht jeder Arbeitgeber stellt sich da dann stur, aber es wird wohl nicht ganz so einfach sein. Manchmal hat man als Kind eben doch auch zum Vater das bessere Verhältnis und dann wird schon geschaut, wo es besser aufgehoben ist.

Heute wird das wohl nicht mehr ganz so eng gesehen, immerhin gibt es teils wesentlich längere Öffnungszeiten von Einrichtungen, die die Kinder betreuen, wenn das alleinerziehende Elternteil arbeiten muss oder man leistet sich mit oder ohne finanzielle Beihilfe durch das Jugendamt eine Betreuungsperson. Bei Dir, Till, wäre das sicher nichts, aber bei Kindern, die noch in die Grundschule gehen, muss schon mal nachgeschaut werden, wobei es auch vom Kind abhängig ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich persönlich kenne, glaube ich, niemanden der ein Scheidungskind ist und kann daher nicht sagen, ob es nun wirklich häufiger vorkommt, dass die Kinder in diesem Falle eher zur Mutter gehen. Da ich seit einigen Jahren einen eigenen Haushalt habe, stellt sich mir diese Frage auch nicht. Wenn ich grade mal so darüber nachdenke, zu wem ich wohl gehen würde, könnte ich keine direkte Antwort geben. Ich liebe meine Eltern gleich viel und ich denke, dass das Zusammenwohnen mit dem jeweils einen sowohl Nach- als auch Vorteile hat.

Punktedieb hat schon Recht, dass eben die Väter meistens die sind, die man seltener sieht, weil oft die Mutter daheim bleibt. So war das auch in meinem Fall, als meine Geschwister und ich noch jünger waren. Und ich denke genau das könnte auch durchaus der Grund dafür sein, dass sich die Kinder oft der Mutter näher fühlen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das anders aussieht in Familien, in denen der Vater zu Hause bei dem Kind bleibt.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es scheint so zu sein, dass sich die Mütter in den meisten Fällen auch wesentlich eher der Verantwortung stellen als die Väter, denn das Leben als Alleinerziehende ist wahrlich nicht einfach. Es verdoppeln sich Arbeit und vor allem auch die Belastung, weil sich eben kein Partner einmal um irgendetwas kümmern kann.

In den mir bekannten Fällen sind es auch die Väter, die sich sukzessive aus dem Leben der Kinder und Eltern zurückziehen bei Trennungen und daher die Mutter quasi automatisch in diese Rolle gleitet, die Kinder allein zu erziehen. Selbst, wenn die Väter am Anfang noch dabei sind un sich kümmern, ebbt das oft schnell ab, wenn der Vater eine neue Bindung eingeht.

Manchmal vermute ich, es liegen auch evolutionäre Gründe vor, die die enge Bindung von Mutter und Kind als Überlebensgrundlage des Kindes und damit des Arterhaltes so stark gemacht haben. Im Zweifel muss sich ja jemand für das Kind bzw. die Kinder verantwortlich fühlen, und eine Frau hat durch das lange Austragen in der Schwangerschaft schon eine engere Bindung ans Kind. Diese festigt sich natürlich noch zusätzlich durch das Stillen. Trennen sich nun die Elternteile, hat die Mutter eine natürliche große Bindung an das Kind und dieses eben auch an sie. Schon von daher werden vor allem kleinere Kinder auf jeden Fall viel eher bei der Mutter verbleiben.

Liegt dann noch das alte Rollenmodell der Beziehung zu Grunde, welches der Frau eher eine geringere aushäusige Arbeitszeit beschert, wird der Mann auch eher Karriere machen oder jedenfalls eine besser bezahlte oder sicherere Arbeit haben. Dies führt oft dazu, dass die Frau und das bzw. die Kinder von dem vom Vater gezahlten Unterhalt wenn auch nicht voll, so doch wenigstens teilweise abhängig sind. Diese Sicherheit gibt man natürlich auch nicht einfach so auf, gerade mit Kindern ist es ja wichtig, verlässlich planen und wirtschaften zu können.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie schon gesagt, ist die Mutter bei den meisten Kinder die Bezugsperson Nummer 1. Sie bekommt das Kind nicht nur, sondern kümmert sich in den ersten Jahren auch intensiv um das Kind. Es ist wirklich häufig so, dass die Mütter dann die erste Zeit zu Hause bleiben und die Väter arbeiten gehen. Kommt es dann zu einer Trennung der Eltern, dann bleibt das Kind eben meistens bei der Mutter. Soweit ich weiß, dürfen die Kinder ab einem Alter von 14 Jahren selbst entscheiden, wohin sie wollen.

Ich kenne auch nur Kinder, die nach der Trennung der Eltern bei der Mutter geblieben sind. Bei mir und meinen Geschwistern war es ja auch so. Meine Eltern haben sich meine Eltern getrennt und ich bin mit meinem Geschwistern automatisch bei meiner Mutter geblieben. Ich hätte es auch gar nicht anders gewollt und ich glaube mein Vater war mit dieser Regelung auch zufrieden ;) Er hat sich dann auch immer mehr zurückgezogen und mittlerweile haben wir vielleicht ein-bis zweimal im Jahr Kontakt - dieser geht dann aber auch immer von mir selbst aus, ansonsten würde da wahrscheinlich gar nichts mehr kommen. Habe mich mittlerweile aber auch damit abgefunden. Ich hatte immer schon eine engere Bindung zu meiner Mutter, weil sie eben immer für uns da war. Das ist eben bei den meisten Müttern so und daher bleiben die Kinder auch in den meisten Fällen auch bei ihr.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es ist nicht Alltag geworden, dass die Kinder eher zur Mutter gehen, sondern das war eigentlich immer schon so. Mittlerweile tendiert es eher dazu, dass es auch alleinerziehende Väter gibt.

Ich persönlich hätte meine Kinder niemals komplett dem Vater überlassen. Ich mag da vielleicht altmodisch sein, aber ich denke, dass die Kinder in erster Linie zur Mutter gehören. Die Mutter hat die Kinder 9 Monate im Bauch getragen. In der Regel bindet das mehr als wenn der Vater "nur" bei der Schwangerschaft und Geburt dabei gewesen ist. Sicher liebt der Vater in den meisten Fällen die Kinder auch. Aber die Bindung zur Mutter ist gerade bei kleinen Kindern doch meist mehr.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mag früher so gewesen sein, inzwischen gibt es auch sehr viele Väter die das alleinige Sorgerecht haben. In meinem Bekanntenkreis habe ich zwei solche Fälle, dort war es immer so, dass die Frau arbeiten gegangen ist und die Männer Zuhause bei den Kindern geblieben sind und diese erzogen haben. Nach der Scheidung in beiden Fällen wollten die Kinder auch lieber zum Vater, da dort der Bezug stärker war als zur Mutter.

Da ansonsten meistens die Mütter Zuhause geblieben sind und sich um die Kindererziehung gekümmert haben, haben wohl die meisten eine stärkere Bindung zu ihrer Mutter als zum Vater. Es gibt aber auch Fälle bei mehreren Kindern, bei denen welche zum Vater ziehen und welche zur Mutter da scheint sich das ganze ein wenig anders zu verhalten als bei Einzelkindern.

In einem anderen Fall in meinem näheren Umfeld hatte die Mutter bislang ihr Kind bei sich gehabt, und möchte nun ein Leben ohne ihren Sohn, der 10 Jahre alt ist, aber mit ihrem neuen Lebenspartner und hat ihn kurzerhand dem Vater zugeschoben der sich fortan um diesen kümmern soll. So etwas verstehe ich noch viel weniger, wenn eine Mutter von heute auf morgen ihr Kind zum Vater abschiebt wegen eines neuen Lebenspartners. Wenn ich selbst hätte wählen müssen bei wem ich wohnen wollte von meinen beiden Elternteilen, kann ich die Frage ganz klar beantworten - bei keinem von beiden. Zum Glück war ich als die Scheidung gekommen ist bereits Volljährig und habe schon eine Weile mein eigenen Hausstand geführt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Meine Eltern haben sich ebenfalls getrennt beziehungsweise geschieden als ich noch sehr klein war. Damals bin ich und meine Schwester ebenfalls zu meiner Mutter gegangen. Damals war ich noch sehr jung. Mein Vater hat gearbeitet, während meine Mutter eigentlich immer zu hause war um sich um uns zu kümmern.

Mein Vater hat eigentlich meine Mutter verlassen, da er sich eine neue Freundin gesucht hat. Da ich dann nicht ausziehen wollte und eben mit meiner Mutter bis dahin mehr Zeit verbracht habe, wollte ich bei ihr bleiben. Ich denke mal, dass in der Kindheit die meisten eine engere Beziehung zu ihrer Mutter haben.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke, es ist ganz normal, dass man zu seiner Mutter ein noch tieferes Verhältnis hat als zum Vater. Die Mutter ist ja im Idealfall immer für einen da. Sie nährt dich, beschützt dich, hält dich ständig im Arm, ist meistens auch in deinen ersten Wochen nur für dich da weil der Mann arbeitet. Ich persönlich habe als Kind die meiste Zeit mit meiner Mutter verbracht, ist ja klar, da mein Vater der Hauptverdiener ist. Mutter kümmert sich um schulische Angelegenheiten, tröstet, geht mit dir zum Arzt. Das heißt ja nicht, dass man seinen Vater weniger lieb hat, man ist aber eben die meiste Zeit mit der Mutter zusammen. Daher würde ich in einem Trennungsfall auch zu meiner Mutter gehen.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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