Frühchen - kleine Engel mit Kämpfernatur

vom 20.02.2008, 23:00 Uhr

Hallo,

mein erstgeborener Sohn kam in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt und wog gerade mal 950 Gramm. Frühchen sehen zwar sehr zerbrechlich aus, sind aber kleine Engel mit Kämpfernatur. Man glaubt gar nicht wie so ein kleiner Winzling kämpfen kann ums Uberleben. Ich habe es mit an meinem eigenen Sohn gesehen. Leider ist es für ihn nicht gut ausgegangen. Nach zehnmonatigem Kampf auf der Intensiv-Station ist er friedlich eingeschlafen. In meinem Herzen lebt er ewig weiter. Aber ich habe auch andere Frühchen miterlebt die es geschafft haben.

Habt ihr auch schon ein Frühchen bekommen? Wie denkt ihr darüber?

» Anca4Chrissy » Beiträge: 55 » Talkpoints: 1,03 »



Ja ich kenne solche Frühchen. Waren nach einer künstlichen Befruchtung eigentlich Drillinge. Zwei haben es überlebt. Aber was haben die Beiden jetzt für ein Leben? Der Junge hat schwere Schäden in der Motorik, Sehkraft, Sprache, Hörfähigkeit. Er wird zwar mal gewissen Dinge allein bewältigen können, aber ohne ständige Betreuung kann er nie leben.

Das Mädchen hat es noch schlimmer erwischt. Blind, kann sich so gut wie nicht bewegen. Muss ernährt werden. Selbst den Schleim aus der Lunge kann sie nicht allein abhusten, sondern muss davon befreit werden. Sie hat auch eine Lungenentzündung nach der anderen. Diese beiden Kinder werden nie ein selbständiges Leben führen können.

So traurig, vielleicht auch hart, wie es klingen mag. Aber deinem Sohn sind vielleicht viele schlimme Dinge erspart geblieben. Denn was wirklich für Schäden durch die sehr frühe Geburt und damit der Unterbrechung der normalen Entwicklung, entstanden sind, kann man bei den meisten Kindern erst nach dem 1. Geburtstag feststellen. Und ein Leben, welches von Beginn an von Schmerzen geprägt ist, wünscht man ja niemanden. Und durch die Infusionen, Untersuchungen werden Schmerzen verursacht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


oh je, nach 10 Monaten hat er doch aufgegeben?

Ich schicke dir mein herzliches Beileid, auch wenn es vielleicht schon länger her ist. Für mich ist die Vorstellung, ein Kind zu verlieren das Schrecklichste überhaupt. Nein, so etwas extremes habe ich nicht miterlebt. Eine meiner Töchter kam 3 Wochen zu früh- sie war nur ziemlich leicht und hat als einziges meiner Kinder 2 Minate lang Schreiattaken gehabt. Mein Enkel kam 6 Wochen zu früh, wog aber fast 2000g und mußte nur ins Wärmebettchen. Aber auch er hatte 1 ganzes Jahr lang Bauch- und Schreikrämpfe. Meine Tochter arbeitet mit Frühgeborenen und da hört man dann schon so manche Geschichte.

LG Geli

» Geli » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,01 »



Hallo,

ja ich glaube auch das mein Sohn es besser hat da wo er jetzt ist. Ich hab ihm immer noch so im Kopf wie er damals war. Aber der Gedanke er wäre am Leben geblieben und hätte schwere Schaden abbekommen macht mich sehr nachdenklich. Denn ich glaube nicht nur sein Leben wäre hart gewesen sondern meines auch. Ich glaube ich hätte dann auch nie noch ein Kind bekommen können, denn meine Kraft und Liebe wäre dann in mein krankes Kind geflossen. Naja so dolle wie ich auch mein kleinen Engel vermisse, ich weiß er hat es besser. Und in meinem Herzen lebt er immer weiter.

Lieben Gruß

Anca4Chrissy

» Anca4Chrissy » Beiträge: 55 » Talkpoints: 1,03 »



Ja, ich glaube damit hast du recht, dass du dich vielleicht völlig in der Versorgung aufgeopfert hättest- und das sicher auch gerne. Doch irgendwie wollte er ja wohl leben, sonst hätte es nicht 10 Monate durchgehalten.

Wisst du was ich mich immer frage? Immer wird von Kämpfen gesprochen- aber ist das denn ein befriedigendes Leben immer zu kämpfen ? Wenn ein Ende in Sicht ist, dann lohnt es sich ja- wenn ihr wüßtet, dass er mit 3 Jahren alles aufgeholt hätte. Aber manche Kinder sind lebenslange "Kämpfer" und ich frage mich was das für eine Lebensqualität ist, wenn man immer in Kämpferposition ist.

LG Geli

» Geli » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,01 »


Hallo Gelli,

ja da hast du wohl recht. Ein Leben das man nur bestreiten kann wenn man andauernd kämpfen muß um zu überleben ist wohl kein schönes Leben. Ich glaube irgendwann muß man auch lernen los zu lassen. Bei mir war es an dem Punkt als der Arzt zu mir kam und fragte was ich tun möchte. Entweder ihn weiterhin an der Maschine lassen oder ihn friedlich einschlafen zu lassen. Ich hatte das Glück das ich damals in London gewohnt hatte und man dort diese Entscheidung treffen kann. Ich habe mich lange mit dem Kinderarzt unterhalten, aber als er mir durch die Tests die durchgeführt wurden bestättigte das das Gehirn meines Sohnes tot ist, war für mich klar das es kein Leben ist wenn nur die Maschine mein Baby am Leben erhält.

So beschloß ich schweren Herzens loszulassen, und die Maschine abzustellen lassen. Er ist friedlich ohne Schmerzen in meinen Armen eingeschlafen.

Manche haben mich deswegen schon verurteilt, aber tief im Herzen weiß ich das ich das Richtige getan hab. Und ich würde diese Entscheidung immer wieder treffen, denn er hätte nie ein schmerzfreies Leben gehabt.

Liebe Grüße

Anca4Chrissy

» Anca4Chrissy » Beiträge: 55 » Talkpoints: 1,03 »


Die Entscheidung finde ich sehr mutig von dir. Du hättest ihn nie mit nach Hause nehmen können. Es wäre ein Leben im Krankenhaus geworden, wenn man überhaupt von Leben reden kann in einer solchen Situation.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das ist wirklich eine traurige Geschichte. Aber du hast die richtige Entscheidung getroffen würde ich behaupten. Wenn das Gehirn bereits tot ist, kann man ja eigentlich nicht mehr von Leben sprechen. Es muss dennoch unendlich traurig sein, sein totes Baby in den Armen zu halten. Mein Sohn ist glücklicherweise gesund, er kam aber auch 2 Wochen zu spät anstatt zu früh.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Oh ja, ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist weiss ich nicht, aber es war eine Entscheidung aus Liebe und verdient den allergrößten Respekt.

Wenn kein Ende in Sicht ist wollte ich mein Kind weder leiden sehen noch dahinvegetieren. Und wenn das Gehirn nicht mehr funktioniert, dann steht dem Zwerg ja keine Zukunft bevor. Liebe geben ist dann das einzigste was man tun kann.Und das kann unter Umständen auch loslassen heissen wie bei dir.

LG Geli

» Geli » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,01 »


Hallo Chrissy!

Also ich muss sagen, dass ich echt den Hut vor dir ziehe. Soetwas mit zuerleben ist mit sicherheit nicht einfach und ich kann mir vielleicht mal gerade so ausmalen, wie sehr einem das Schicksal dann runter zieht!

Aber ich bewundere auch diese kleinen Menschen die es schaffen so ums überleben zu kämfen, das ist echt wahnsinn und wenn ich sowas sehe, lese oder höre, dann frage ich mich immer und immer wieder: Woher nehmen sie diese Energie? Davon könnte sich so manch einer noch eine Scheibe abschneiden.

Aber es ist auch nicht nur mit Frühchen so, sondern auch bei Kindern bzw. Menschen mit einer Behinderung. Diese (vorallem die Kinder) Menschen haben oftmals so eine Lebenslust und so eine Energie, die Strahlen solch eine Freude aus. Ich hatte das Glück mal ein Kind mit Down-Syndrom kennen zulernen... Man, es war echt der Wahnsinn, das Kind hat einen richtig mit gerissen und einem in dem Moment auch viel von seiner Energie abgegeben! Es ist einfach nur toll!

LG

» anika86 » Beiträge: 34 » Talkpoints: 1,68 »


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