Ramsauer will Anglizismen verbannen

vom 29.12.2010, 11:56 Uhr

Der Verkehrsminister Peter Ramsauer will Anglizismen aus der deutschen Sprache verbannen. So sagt er nun nicht mehr "Laptop" sondern "Klapprechner". Auch "Flipchart" oder "Ticket" will der CDU/CSU Politiker durch "Tafelschreibblock" oder "Fahrschein" ersetzen.

In der Verkehrsbehörde sollen schon seit längerem Begriffe wie "Second Level Support für die Hotline", "Travel Management" oder "Kickoffmeeting" durch "ergänzende Hilfsstelle für telefonische Notrufe", "Reisestelle" und "Auftaktveranstaltung" ersetzt worden sein.

Laut eigenen Angaben erhielt Ramsauer "tausende" Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die seinem Vorhaben zu "Hundert Prozent" zugestimmt hätten. Ramsauer ist auch davon überzeugt, dass Bahnchef Rüdiger Grube seinem Trend folgen werde und Anglizismen bei der Bahn AG verbannen werde.

Bei der Bahn gibt es jedoch bereits den Trend zurück zu deutschen Wörtern um die Verständlichkeit für den Kunden zu Maximieren. So heißen "Counter" und "Flyer" wieder "Schalter" und "Broschüre". Begriffe wie "Bahncard" und "Call a bike" wollte die Bahn jedoch behalten.

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» Erdbeereis » Beiträge: 36 » Talkpoints: 17,86 »



Jaja, da denkt man sich auf den ersten Blick wie so oft "haben die eigentlich nichts anderes zu tun?". Andererseits kann ich das ja schon irgendwie verstehen. Für manche älteren Fahrgäste bzw. Kunden der Bahn sind manche Begriffe dann doch nicht zu verstehen. Manchmal weiß selbst ich nicht auf den ersten Blick, was eigentlich gemeint ist bzw. wohin ich mich dann wenden soll, wenn ich ein Anliegen habe. Ich denke, in einigen Fällen ist das dann doch ganz legitim.

» trixietripp » Beiträge: 384 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


trixietripp hat geschrieben:Jaja, da denkt man sich auf den ersten Blick wie so oft " haben die eigtnlcih nichts anderes zu tun?". Andererseits kann ich das ja schon irgendwie verstehen. Für manche älteren Fahrgäste bzw. Kunden der Bahn sind manche Begriffe dann doch nicht zu verstehen. Manchmal weiß selbst ich nicht auf den ersten Blick, was eiegtnlich gemeint ist bzw. wohin ich mich dann wenden soll, wenn ich ein Anliegen habe. Ich denke, in eineigen Fällen ist das dann doch ganz legitim.


Ältere Fahrgäste haben aber mit Begriffen wie "Kickoffmeeting" nichts zu tun, vor allem nicht während der Bahnfahrt. Das sind interne Begriffe in einem Konzern, die die meisten Mitarbeiter auch kennen. Vielmehr würde es verwirren, wenn plötzlich andere Begriffe als die gewohnten auftauchen.

Auch den Begriff "Ticket" kennen die meisten Menschen noch eher als "Fahrschein". Die Begriffe haben sich seit Jahren so eingebürgert, dabei sollte man es auch belassen.

» stifler » Beiträge: 427 » Talkpoints: 46,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin immer etwas zwiegespalten, was diese die Anglizismen angeht und denke, dass man da unter den einzelnen Wörtern noch ein bisschen unterscheiden muss. Bei vielen Begriffen, wie beispielsweise Flyer/Broschüre, Ticket/Fahrkarte, finde ich das nicht schlimm, weil beide Begriffe an sich häufig verwendet werden und in der Deutschen Sprache eigentlich gleichberechtigt sind. Ticket jetzt ganz konkret durch Fahrkarte zu ersetzen, würde wahrscheinlich nicht ganz so viel bringen, weil die Deutschen beide Begriffe als glichwertig ansehen und da nicht groß unterscheiden werden. Anders jedoch bei Dingen wie Laptop. Der Laptop heißt nun mal Laptop und ihn jetzt durch ''Klapprechner'' zu ersetzen, finde ich irgendwie einfach nur lächerlich. Das klingt veraltet und irgendwie auch sehr albern und unseriös. Bei Wörtern wie Filpchart, handelt es sich um weniger bekannte Anglizismen und da finde ich es hingegen wieder völlig in Ordnung, es einfach durch einen deutschen Begriff zu ersetzten. Dabei sollte man aber auch wieder ein klein bisschen kreativer sein und das nicht ''Tafelschreibblock'', sondern einfach nur Schreibblock nennen.

Das Problem der ''Verdeutschung'' vieler Anglizismen, die sich in der Deutschen Sprache verfestigt haben, ist meiner Meinung nach einfach, dass die deutschen Ersatzwörter sich manchmal sehr spießig und langweilig anhören. Klapprechner klingt für mich altmodisch und unseriös, Laptop ist ein fortschrittlicher neuer Computer. Bei einigen Begriffen sollte man sich einfach damit abfinden, dass es keinen gleichberechtigten, gut klingenden deutschen Ersatz gibt und da kann man doch Laptop einfach Laptop sein lassen, so ist zumindest meine Meinung. Ich finde Anglizismen nicht weiter schlimm, solange es nicht so weit geht, dass man nur noch in einem Englisch-Deutsch Mischmasch redet, so wie viele Jugendliche das heute tun, so dass man am Ende gar nicht richtig erkennt, ob die jetzt Deutsch mit Englisch oder Englisch mit Deutsch reden, sondern irgendwie gar keine Sprache.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Im Grunde ist die Idee, die Anglizismen runterzufahren gut. Beim Laptop wird es zwar wohl so laufen wie bei der Lokomotive: Einmal eingebürgert ist eingebürgert und wenn es Sinn macht bleibt es dabei. Aber wie viele machen davon echt Sinn? Und grad bei der Bahn wird gerne mit dem Gebrauch von Anglizismen mächtig übertrieben.
Selbst ich (und ich bin mit dem Englischen aufgewachsen) stehe zuweilen davor und denke: "Okay ... also das ist jetzt ... komplett unverständlich." Und dank der kreativen Art mit der englischen Sprache umzugehen, stehen zuweilen dann auch die Engländer da und sagen "Okay, die Sprache kenne ich, aber was soll das heissen?"
Ich denke die beklopptesten Beispiele wurden rausgesucht und ein paar dumme Beispiele gibt es ja eigentlich immer, aber alles in allem könnte die Deutsche Bahn ruhig sich wieder als beschreibende Sprache dem Deutschen zu wenden.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin gegen ein generelles Abschaffen der Anglizismen. Viele Anglizismen haben sich im laufe der Jahre und Jahrzehnte in die deutsche Sprache eingegliedert. Alleine schon deshalb, weil nach dem Krieg die Briten und Amerikaner hier waren. Das ist auch völlig in Ordnung, denn unsere Sprache ist eine lebendige Sprache, die sich auch entwickelt. Es gibt aber trotzdem sehr viele Anglizismen, die man abschaffen sollte. Diese kamen vor allem in den letzten Jahren auf, weil es jetzt wohl besonders schick ist, alles englisch zu sprechen. Warum machen Politiker jetzt shaking hands, anstatt weiterhin einfach Hände zu schütteln? Die Begründung einer Bekannten kann ich da nicht nachvollziehen. Die meinte nämlich, dass englische Wörter praktischer wären. Dieses künstliche einenglischen sollte unterbunden werden.

» Arcon » Beiträge: 311 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Diese schwarz-weiß-Sicht des Herrn Ramsauer teile ich so nicht, auch wenn ich den zunehmend überschießenden Gebrauch von Anglizismen in der deutschen Sprache nicht in Ordnung finde. Es gibt mit Sicherheit einige Anglizismen, deren Abschaffung wenig sinnvoll wäre - Laptop ist so ein Beispiel oder eben die Lokomotive, die Nephele schon erwähnte.

Allerdings habe ich einmal einen Bericht gelesen (ist schon länger her und daher kann ich ihn nicht mehr finden und verlinken), dass viele Unternehmen schon selbst erkannt haben, dass zu viele Anglizismen ihre Kunden eher verunsichern und schlimmstenfalls so Kunden verlieren, dass viele Unternehmen eben wieder von allein zur deutschen Sprache zurückfinden. Daher würde ich eine gesetzliche Regelung (oder wie genau will Herr Ramsauer den Bann vorantreiben) gar nicht für nötig erachten. Viel mehr wird sich das der Gebrauch von Anglizismen allein einpegeln, wenn denn der Bürger zu sehr dagegen ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wober Herr Ramsauer recht hat, dass vor allem im Verkehrswesen zu viele Anglizismen eingesetzt werden, wo sie absolut unnötig sind. Warum ein Bahnhofskiosk nun "Snack Point" an einem kleinen Durchgangsbahnhof heißen muss, weiß wohl nur die Bahn. Inzwischen rudern sie ja da auch zurück, weil vor allem die älteren Semester nur noch Bahnhof verstehen - im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich macht es Sinn, englischsprachige Beschriftungen an den großen deutschen Bahnhöfen zusätzlich zu haben, damit auch der Reiseverkehr, der kein Deutsch kann, gut zurecht findet. Aber man merkt immer öfter, dass das lukrative Geschäft der Deutschen Bahn im Fernverkehr liegt, sodass der Nahverkehr auf der Strecke bleibt.

Was ich allerdings absolut nicht gut finde, ist so ein sprachlicher Kahlschlag, wie ihn Ramsauer fordert. Gerade in der Computer-Branche basiert eben alles auf Anglizismen, weil sie einfach Standard sind. Wenn ich einen "Klapprechner" brauche, ihn dann über "Äthernetz" mit dem "Zwischennetz" verbinden will, schadet diese Ausdrucksweise einfach der Branche, weil sie absolut restriktiv ist und keinerlei Freiraum mehr lässt - keine gute Idee.

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Auf der einen Seite kann ich den Mann verstehen, auf der anderen wieder nicht. Das ist so eine Sache, die einen in zwei Hälften teilt und bei denen man überlegen muss, welche Anglizismen nun überflüssig sind und welche nicht. Denn wenn ich mir seine Beispiele so durchlese, übertreibt er meiner Meinung nach an manchen Stellen.

Was den "Laptop" betrifft, so wird er es in Zukunft nie durch bekommen, dass alle ihn "Klapprechner" nennen. Wieso auch? Das englische Wort ist schon so eingedeutscht und praktisch kurz, dass es keinen Grund gibt den hässlichen deutschen Begriff dafür zu verwenden. Ich werde mich jedenfalls nicht daran gewöhnen können. Es gibt nun einmal Worte mit denen man zurecht kommen sollte.

Wenn er diese komplizierten Begriffe bei der Bahn und im Verkehr kritisiert, kann ich ihm allerdings nur zustimmen. Kinder und ältere Leute kommen mit diesen Begriffen einfach nicht klar, weil sie auch im alltäglichen Leben nicht benutzt werden. Solche Worte wie "Kickoffmeeting" verstehen ja kaum Jugendliche, die Englisch als Fach in der Schule haben. Solche Sachen verkomplizieren nur den Alltag.

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich muss sagen, ich bin bei diesem Thema ganz bei Herr Ramsauer, obwohl ich dessen Meinung sonst eigentlich fast nie teile. Es gibt eindeutig zu viele Anglizismen, die mittlerweile so in den Sprachgebrauch übergegangen sind, dass sie die sonst benutzten deutschen Wörter fast ersetzten. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auch auf das Lied: "Denglisch" hinweisen, dass dieses Problem schon früh auch thematisierte.

Natürlich muss man eine Umstellung Wort für Wort abwägen. Auch ich finde, dass das Wort Laptop schwerlich wieder zurück ins Deutsche zu Klapprechner übersetzen lässt. Dennoch, um mal ein paar Gegenbeispiele zu bringen, kann ich auf Worte wie: Ticket (Fahrschein), News (Nachrichten), Service Point (Auskunft) etc. bedenkenlos verzichten. In dem Sinne - Unsere Sprache ist schön, warum sollten wir sie nicht benutzen!

» Aeliaron » Beiträge: 260 » Talkpoints: 11,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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