Was oder wer ist die Piratenpartei?

vom 20.01.2008, 15:35 Uhr

Hallo,
beim Stöbern im Internet bin ich auf etwas sehr interessantes gestoßen: Die "Piratenpartei" - Sie tritt unter anderem bei den hessischen Landeswahlen nächste Woche an.

Ihre Grundsätze und ihr Wahlprogramm sind garnicht so, wie ihr Name scheint. Sie fordern eine Lockerung des Urheberechts sowie des Patentrechts, da dies in ihren Augen den Fortschritt behindert. Desweiteren wollen sie, dass das Datenschutzgesetz gelockert wird, sodass jeder Bürger auf Wunsch alle seine Daten unentgeldlich löschen lassen kann. Außerdem sollte jeder Bürger einsicht in seine amtlichen Akten haben können, natürlich unentgeldlich. Zum Thema "Killerspiele" meinen sie, dass auf keinen Fall ein radikales Verbot richtig ist, sondern dass man einfach die verschiedenen Ebenen der Prüfinstanzen verschärfen sollte.

Der erste Eindruck dieses Parteiprogramms auf mich scheint garnicht so radikal, wie der Name. Jedoch finde ich den Parteispruch ein wenig kindisch: "Die Piratenpartei - Klar machen zum ändern" - Was haltet ihr davon?

Benutzeravatar

» jannik007 » Beiträge: 237 » Talkpoints: -1,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bin jetzt neugierig geworden und habe mich erst mal auf der Site der Partei umgesehen. Den Slogan find ich nicht kindisch. Er ist eingängig und wenn man sich die Ziele der Partei angesehen hat, dann bringt der diese Ziele ganz gut auf einen Nenner.

Was die Patente anbelangt, hab ich das etwas anders verstanden. Das Patent-Recht soll nicht unbedingt gelockert werden, sondern den aktuellen Bedingungen besser angepaßt werden. Das Recht auf informelle Selbstbestimmung soll ja nicht nur die Löschung der persönlichen Daten umfassen, sondern gegebenenfalls auch Korrektur oder Sperrung. Und dieses Recht soll gegen die Betreiber großer Datenbank möglichst unentgeltlich durchsetzbar sein.

Sehr interssant finde ich auch die Forderung nach dem "Gläsernen Staat". Allerdings müssen dazu auch die Bürger entsprechend politisch gebildet sein, was die meisten ja leider nicht sind (siehe auch Volksentscheide in Deutschland ?, Wahlpflicht sinnvoll?)

Die Meinung zu den Egoshootern find ich meine Meinung widerspiegelnd. Insgesamt sind die Ziele der Piraten-Partei sicher eingängig und in vielen Teilen auch Volkes Meinung. Doch wie genau man diese Ziele umsetzen will, konkrete Vorschläge. Werd mich aber noch mal genauer auf der Seite umsehen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hab über die Partei schon mal was vor einigen Jahren gehört. War ein Projekt aus Skandinavien... Schweden oder so, wo Leute aus der Filesharing-Sparte dafür sorgen wollten, dass ihre Aktivitäten im eigenen Land legalisiert werden und nicht in der Grauzone verendet.

Das es nun auch eine Piratenpartei in Deutschland gibt hab ich hingegen noch nicht gewusst, aber warum auch nicht? Gebe der Partei aber wenig Chancen. Natürlich werden sie einige Stimmen kriegen von anderen Computer-Nerds, denen alles egal ist, solange sie am PC hocken dürfen und ziehen können was sie wollen. Aber die Breite Masse der Menschen wird darüber lachen, vor allem weil das Wahlprogramm dann doch eher dürftig ist. Gibt noch mehr im Leben, oder?

» jayson » Beiträge: 121 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@jayson
Also über das Filesharing und/oder dessen Legalisierung habe ich im Parteiprogramm der Piratenpartei nichts gelesen. Denn meiner Meinung nach würde dies die ganze Partei ins Unseriöse ziehen und ich, dass die Piratenpartei gerade dies verhindern möchte. Sie möchte ernst genommen werden.
Hab hier nochmal ein paar Infos zur Partei:

    Die Partei gibt es außer in Deutschland noch in Österreich, Schweden und Chile
    Die Piratenpartei hat in Deutschland im Moment ca. 694 Mitglieder
    In Deutschland wurde sie 2006 gegründet
    Sie ist eine Partei mit sehr geringem Durchschnittsalter der Mitglieder, nämlich 31 Jahre!
Naja, wer noch mehr Infos findet, der kann sie ja posten!
mfg
Jannik

Benutzeravatar

» jannik007 » Beiträge: 237 » Talkpoints: -1,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Interessant finde ich den immensen Zuwachs der Mitglieder. Deren Ziele bestehen ja nicht darin, das Urheberrecht komplett abzuschaffen, sondern darin, es zu reformieren. Immerhin ist dieses Gesetz über 100 Jahre alt.

Hauptsächlich geht es darum, dem Trend zum Überwachungsstaat, wie er besonders von Schäuble, Beckstein und Konsorten gefordert wird, entgegenzuwirken. Da ich auch eher für den gläsernen Staat bin und absolut nicht für den gläsernen Bürger, bin ich der Partei jetzt beigetreten.

Benutzeravatar

» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo!

Wie hier schon geschrieben wurde, ist die Piratenpartei ganz dem Klischee folgend jung und männlich :) Lustig ist übrigens, dass der Name "Piratenpartei" trotz der Vorkommnisse der letzten Zeit immer noch positiv besetzt ist. Mit Vorkommnissen meine ich die zahlreichen Piratenüberfälle. Wobei mir immer nicht klar ist, ob es einen Zuwachs an Angriffen gab oder ob in den Medien nur mehr berichtet wird. Wäre aber ein anderes Thema.

Ich kannte bisher eigentlich immer nur so was wie "Ein-Themen-Wahlkämpfe". Jetzt aber gibt es die "Ein-Themen-Partei" :lol: Selbst bei der Gründung der "Grünen" fokusierten die eben nicht nur auf den Umweltschutz, sondern hatten auch andere Themen (das Eine ergab sich aus dem Anderen usw.) mit denen geworben wurde. Dennoch ist das eine Thema eigentlich wichtig und die grundsätzliche Stossrichtung richtig!

Traurig ist eben diese Beliebigkeit auf allen anderen Politikfeldern. Eigentlich nicht nur traurig, sondern gefährlich. In der deutschen Piratenpartei nisten sich nämlich auch Leute ein, die jetzt gross für die Meinungsfreiheit eintreten, wie sie sie verstehen!

Prominenter Fall ist der Bodo Thiesen. Das es solche Leute gibt, dafür kann die Partei nichts. Aber ihn gewähren zu lassen ist schon ein massiver Grund, die Partei zu meiden! Allein die Tatsache, dass hier der Holocaust in eine Reihe mit der Doktrin gestellt wird, die Erde sein eine Scheibe, spricht eigentlich Bände.

Es war Verboten, in Frage zu stellen, dass die Erde eben eine Scheibe ist. Ebenfalls ist es durch die Meinungsfreiheit nicht gedeckt, den Holocaust zu leugnen. Jetzt hat sich aber die Scheiben-Theorie als falsch erwiesen. Welchen Zusammenhang will der wohl nun herstellen? :uebel:

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


jayson hat geschrieben:Hab über die Partei schon mal was vor einigen Jahren gehört. War ein Projekt aus Skandinavien... Schweden oder so, wo Leute aus der Filesharing-Sparte dafür sorgen wollten, dass ihre Aktivitäten im eigenen Land legalisiert werden und nicht in der Grauzone verendet.

Das ist das größte Vorurteil, mit dem die Piratenpartei zu kämpfen hat. Die Piratenpartei hat nämlich nichts mit dem Filesharingdienst "The PirateBay" gemeinsam, außer, dass Piraten im Namen stehen. Desweiteren gibt es, wie schon gesagt wurde, die Piratenpartei nicht erst "jetzt" in Deutschland, sondern seit 3 Jahren.

@derpunkt
Bei den Grünen war es in der Anfangszeit aber auch noch ähnlich, auch wenn es sich mit der einseitigen Thematik alsbald gewandelt hat. Desweiteren gibt es noch mehr "Ein-Themen-Parteien", unter anderem gab es bis 2008 die Grauen Panther, die "Deutsche Seniorenpartei Die Generationenverbindende" gab es ebenfalls, "Feministische Partei Die Frauen" und "Familien-Partei Deutschlands" gibt es auch immernoch.

Zurück zum eigentlichen Thema: Das Wahlprogramm der Piraten finde ich auch gar nicht so übel. Allerdings sind ihre Ansichten teilweise auch zu einseitig (was bei anderen Parteien ja eindeutig ebenfalls der Fall ist). Wenn wir zum Beispiel das zu lockernde Urheberrecht betrachten, frage ich mich doch, wo "Künstler" bleiben, Schreiber und andere Kreative eben, die in erster Linie mit geistigen Werken und nicht mit Handwerken überzeugen. Oder auch Fotografen. Solchen Berufen würde durch eine Reform, wie die Piraten sie vornehmen wollen, die Grundlage ihrer Berufe entrissen.

Ich selbst habe beruflich ja auch viel mit Urheberrecht zu tun und kenne mich da deswegen einigermaßen aus und daher weiß ich, dass diese Idee so für mich absolut untragbar wäre. Wenn man sich aber die Seite ansieht, die auch die Piraten in erster Linie sehen, wie zum Beispiel für Forschung, dann stimme ich darin überein, dass eine Änderung nützlich sein könnte. Trotzdem bin ich mit dem "wie" so einfach nicht einverstanden.

Benutzeravatar

» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^