Einen Tag ehrlich sein und Freunde sind weg?!

vom 25.04.2011, 01:48 Uhr

Ich denke mal bei mir würde dieser Fall nicht eintretten, da ich Freundschaften noch nie auf Lügen aufgebaut habe und ich habe auch kein Problem damit die Wahrheit zu sagen. Ab und an lasse ich mal eine Notlüge fallen, das aber jetzt nicht so dermaßen das einer dadurch mir gleich die Freundschaft kündigen würde. Andere Leute die ständig Lügen um sich wohl mehr oder weniger in den Mittelpunkt zu stellen, werden da eher Probleme haben und da könnte ich mir durchaus vorstellen das dadurch dann einige zu Bruch gehen könnten.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich selbst denke mal, dass das angeführte Beispiel mit dem Guten Morgen Wünschen noch keine Lüge darstellt, sondern lediglich eine Höflichkeitsfloskel ist. Wenn ich jemandem wirklich böse gesinnt, bin, so werde ich ihm noch nicht mal diese Höflichkeitsfloskel zukommen lassen, sondern schnurstracks an ihm vorbeilaufen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Ehrlichkeit ist immer wichtig, aber manchmal braucht man nicht immer alles zu sagen, was einem in den Sinn kommt. Man sollte vielmehr erst mal darüber nachdenken, ob man den Gegenüber mit der Äußerung nicht etwa verletzen könnte. Und Vieles hängt auch von der Ausdrucksweise ab. So kannst du sagen, ich gehe ungern mit dir shoppen, oder du drückst es vorsichtiger aus und sagst, dass du gerade nicht in der Stimmung bist, mit der betreffenden Person Shoppen zu gehen. Das ist dann nicht gelogen und klingt aber auch nicht so rigoros. Die Freundin fühlt sich dann viielleicht nicht so vor den Kopf gestoßen.

Wenn du jetzt auch nur einen Tag lang immer direkt die Wahrheit ins Gesicht sagst, ohne über die Formulierungen nachzudenken, könnte es passieren, dass einige Leute auf dich sauer sein werden. Allerdings gute Freunde erkennt man daran, dass sie auch in solchen Fällen noch zu dir halten. Denn eine wahre Freundschaft lebt von Ehrlichkeit.

Meine Freundin zum Beispiel ist so ein Mensch, der immer sagt, was er denkt. So hat meine Schwester für uns ein Abendessen zubereitet und beim Essen nachgefragt, ob es uns denn schmecke. Von mir bejaht, fühlte sie sich ermutigt, meine Freundin zu fragen, ob sie denn nicht eine Portion für den nächsten Tag mitnehmen wolle. Darauf sagte meine Freundin: "So gut war es auch wieder nicht!" Manchmal muss man aber auch diplomatisch sein können. Meine Schwester jedenfalls war in dem Moment ganz schön sauer. Ich an meiner Freundin Stelle hätte dankend abgelehnt mit der Begründung, dass wir für den nächsten Tag schon etwas anderes geplant hätten, was durchaus auch den Tatsachen entsprach.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn die Freunde Reißaus nehmen, nur weil jemand seine ehrliche Meinung sagt, stimmt etwas mit der Freundschaft nicht, beziehungsweise handelt es sich dann wohl eher um oberflächliche Bekanntschaften, die bei der kleinsten Unstimmigkeit schnell über Bord geworfen werden. Von richtigen Freunden erwarte ich, dass sie mir die Wahrheit sagen, auch wenn mir diese in dem Moment vielleicht nicht in den Kram passt und ich dann erstmal ein bisschen grummelig bin. So etwas sollte sich in einer Freundschaft aber nicht zu einem so großen Problem auswachsen, dass man den Kontakt schließlich komplett in Frage stellt. Im Gegenzug erwarte ich übrigens auch, dass Freunde mit der Wahrheit umgehen können - auch wenn sie unbequem ist. Ich halte im Allgemeinen auch nicht viel von Leuten, die direkt beleidigt sind, weil jemand eine unbeliebte Wahrheit ausspricht.

Auch die ganzen sogenannten grundehrlichen Menschen lügen mehr oder weniger oft. Ehrlich gesagt finde ich es immer ein bisschen witzig, wenn Leute sich als so ehrlich darstellen, dass sie niemals lügen. Ich habe mehrmals die Erfahrung gemacht, dass gerade in den Fällen hinter der Fassade öfter mal ein bisschen mehr geschummelt wird. Das ist nun nicht auf dich bezogen, Diamante, sondern spiegelt einfach meine Erfahrungen wider. Kein Mensch ist wirklich immer ehrlich, die Frage ist nur, wie gravierend die kleinen Unwahrheiten sind, die man Tag für Tag von sich gibt. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man nicht immer ganz so ehrlich ist, wobei ich mir selbst einen ganz großen Teil dieser ganzen Notlügen abgewöhnt habe.

Um mal beim konkreten Beispiel zu bleiben: wenn mir jemand einen guten Morgen wünscht und ich diese Person wirklich nicht leiden kann, sage ich vermutlich nicht überschwänglich, dass ich ebenfalls einen guten Morgen wünsche - warum auch? In solchen Fällen sage ich dann eventuell dito oder manchmal auch einfach nur danke. Allerdings fände ich es auch komisch, jemandem explizit zu sagen, dass ich ihm keinen guten Morgen wünsche. Das ist doch total albern.

Höflichkeitsfloskeln mag ich nicht so gerne und verwende sie daher auch nicht so ausgiebig, wie das vielleicht bei anderen Leuten der Fall ist. Allerdings verzichte ich nicht komplett darauf. Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich lieber eine Notlüge verwende anstatt Leute vor den Kopf zu stoßen, die ich mag, oder bei denen es sich einfach nicht anbieten würde, unhöflich zu sein (zum Beispiel bei Professoren, dem Arbeitgeber oder Patienten). Selbst wenn ich jemanden nicht mag, muss er das nicht sofort merken - zumindest wenn es einfach dazu gehört, sich in einer solchen Situation adäquat zu verhalten. In meiner Freizeit ist es mir allerdings in der Regel egal, ob jemand nicht so begeistert davon ist, dass ich unbequeme Wahrheiten ausspreche. Ich falle dabei nicht mit der Tür ins Haus, aber ich sage das, was ich denke, sofern ich gefragt werde. Wenn dadurch Leute von mir Abstand nehmen, ist mir das eigentlich auch nicht so wichtig. Ich möchte schon mit Leuten zu tun haben, die mit Ehrlichkeit zurechtkommen und selbst auch nicht lange um den heißen Brei herumreden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass in beidem ein Stück Wahrheit steckt. Natürlich greift man des Öfteren man auf kleine Notlügen zurück, aber trotzdem würde ich immer noch sagen, dass ich ganz allgemein ein sehr ehrlicher Mensch bin. Denn meiner Meinung nach muss man immer noch unterscheiden: Für mich gibt es einen Unterschied zwischen „die Wahrheit sagen“ und Menschen einfach vor dem Kopf stoßen bzw. sogar beleidigen.

Natürlich begrüßt man manchmal auch Leute freundlich, auf die man eigentlich weniger gut zu sprechen ist. Das hat in meinen Augen nicht einmal etwas mit besonderer Freundlichkeit zu tun. Es gibt einfach bestimmte Höflichkeitsformeln, die einem von Kindesbeinen auf vermittelt werden, mit denen man sicher auch nicht bricht, nur um jemandem mal so richtig die Meinung zu sagen.

Oft dient dieses „lügen“, was meiner Meinung zwar kein lügen ist, aber auch einfach dem Ausweichen vor Konflikten. Dabei will ich einmal dein Beispiel aufgreifen: Wenn eine Freundin mich fragt, ob ich mit ihr einkaufen will, ich aber keine Lust darauf habe, weil sie eben zum Beispiel dabei wirklich sehr nervig ist und ich an diesem Tag dafür wirklich keine Nerven habe, werde ich ihr das trotzdem nicht sagen. Natürlich wäre es die Wahrheit, aber es gibt Situationen, in denen die Wahrheit einfach nichts zu suchen hat, beispielsweise weil man damit Menschen vor den Kopf stoßen würde. Aber selbst wenn man nicht 1:1 wiedergibt, was man denkt, heißt das für mich noch lange nicht, dass man lügt.

Ich würde dann möglicherweise mit einem Satz ausweichen „wie heute eher nicht, habe da nicht die Lust und Kraft zu“. Das würde absolut der Wahrheit entsprechen und solange man das nicht noch weiter ausführt, ist das auch kein Satz, mit dem man seine Freundin in irgendeiner Art angreifen würde.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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