Einen Tag ehrlich sein und Freunde sind weg?!

vom 25.04.2011, 01:48 Uhr

Ich bin ein grundehrlicher Mensch, dachte ich jedenfalls, bis neulich eine Sendung im Fernsehen war, wo gesagt wurde, dass man unbewusst wohl auch sehr oft am Tag lügt. Das fängt eigentlich schon an, wenn man morgens unterwegs ist und jemanden trifft, den man eigentlich nicht so mag. Dieser sagt "guten Morgen" und man erwidert es. Eigentlich ist es gelogen, wenn man gerade diesem Menschen einen guten Morgen wünschen will. Wenn man ehrlich ist, dann müsste man sagen "Ich wünsche es nicht".

Auch Freunde sind vor dem Kopf gestoßen, wenn sie mit einem weg gehen wollen und man es eigentlich gar nicht so toll findet, gerade mit dieser Freundin shoppen zu gehen. Man mag diese Freundin, aber beim Shoppen ist sie nervig. Also sagt man im Normalfall. "Ich habe jetzt was anderes vor". Aber eigentlich sollte man sagen, wenn man ehrlich ist "Mit dir gehe ich ungern shoppen. Besser wir gehen nicht zusammen in die Stadt". Die Freundin wird sauer sein.

Ist das wirklich schon lügen, wenn man doch einfach nur freundlich sein will und die Leute nicht vor den Kopf stoßen will? Kennt ihr Situationen, wo ihr aus Freundlichkeit nicht die Wahrheit sagt? Würde man wirklich Freunde verlieren, wenn man die Wahrheit sagt? Kann man bewusst einen Tag so ehrlich sein, dass man auch keine Ausreden erfindet und jedem die Wahrheit an den Kopf wirft?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dass es sehr viel Überwindung kostet den ganzen die Wahrheit zu sagen. Man lügt um sich Ärger fernzuhalten. Ob man, wirklich Freunde verliert kann ich nicht sagen. Sie werden natürlich erst einmal etwas verdutzt schauen, aber wahre Freunde bleiben.

» GrandmasterSTIC » Beiträge: 14 » Talkpoints: 5,30 »


Anstelle von "guten Tag" kann man auch "Hallo" oder wie es hier getan wird, "Moin" sagen, somit wäre die Gefahr, da jemanden anzulügen, schon etwas gedämmt. Wobei ich Menschen, denen ich einen schönen bzw. einen guten Tag wünsche, ihnen diesen auch wünsche. Da lüge ich schon mal nicht.

Handelt es sich um eine Freundin, die gern einkaufen geht, und man möchte, dass man mitkommt, obwohl man genau weiss, dass es nervig sein wird, so habe ich auch kein Problem zu sagen, dass ich nicht mitkomme, eben, weil es nervig oder anstrengend sein wird. Auch da muss man nicht unbedingt lügen. In einer ruhigen Minute kann man es erklären, was einen stört und damit hat sich die Sache. Wenn die Freundin sauer sein wird, soll sie eben. Irgendwann bekommt sie sich wieder ein, wenn es sich um eine wahre Freundin handelt.

Nun frage ich mich aber, ob es auch schon lügen ist, wenn man nicht sagt, dass man nicht miteinkaufen oder mitausgehen möchte, weil es nervig ist, sondern wenn man eben einfach sagt, man habe keine Lust. Das ist doch letztendlich auch nichts vor dem Kopf stossen. Sicherlich taucht die Frage dann auf, warum man keine Lust habe, das mag sein, aber da hat man die Möglichkeit zu sagen, warum es der Fall ist. Wenn man empathisch ist, wird man auch nicht gleich die Wahrheit knallhart vor dem Kopf knallen, sondern schon die richtigen Worte finden.

Im ersten Moment wäre ich persönlich auch etwas geplättet, aber ich bin ein Mensch, der dann das Überlegen anfängt, warum die Freundin es so empfindet. Da wird drüber gesprochen und wenn ich weiss, dass ich nervig oder anstrengend bin, versuche ich das eben einzudämmen, gern auch mithilfe einer Freundin oder eines Freundes.

Wenn durch die Wahrheit die Freundschaften nicht mehr existieren sollten, dann war es wohl keine richtige Freundschaft gewesen. Da ist es dann auch nicht schade, wenn die Person mit einem nichts mehr zu tun haben möchte. Doch allgemein ist es besser, die Wahrheit zu sagen und die Personen damit zu konfrontieren, als es hinter dem Rücken der Personen zu besprechen oder damit gar zu lästern. Denn das gehört sich nicht wirklich. Nein, da ist mir Ehrlichkeit vorn herum schon wesentlich lieber.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Also irgendwie würde ich "Guten Morgen" nicht als eine Lüge auffassen, selbst wenn ich selbst keinen guten Start hatte. Es ist einfach ein Gruß, der hier so üblich ist. Andererseits finde ich die Antwort auf die Frage "Wie geht es dir?" eigentlich immer eine Lüge. Jeder sagt, dass es ihm gut geht und heult dem Gegenüber nichts vor, dass es auf der Arbeit schlecht läuft, dass die Frau Streß macht und man einen Urlaub nötig hat.

Auch ich denke, dass es Überwindung kostet, die Wahrheit zu sagen, dennoch sage ich sie, so oft es möglich ist. Auch wenn ich weiß, es verletzt jemanden, wenn ich genau eben jenes sage, so versuche ich es zumindest so zu verpacken, dass es verkraftbar, aber keine Lüge ist.

Eine Freundin hat mich zum Geburtstag eingeladen. Und sie hat mich ziemlich oft gefragt, ob ich komme und ich hab geantwortet, dass ich es noch nicht weiß. Dass es von meiner Stimmung und meinem Zeitplan abhängt. Ich antwortete ihr, wenn ich komme, gebe ich ihr bescheid, wenn ich nicht komme, hab ich wahrscheinlich einfach keine Lust.

Auch wenn ich keine Lust habe, mit Freundinnen shoppen zu gehen o. ä. dann sage ich es einfach. Natürlich sind sie dann enttäuscht, aber ich finde es besser als zu sagen, ich hätte was besseres zu tun. Aber ich schaue auch, dass, wenn ich oft genug ehrlich sage, ich will etwas nicht etc. dass ich mich auch hin und wieder aufraffe, und mitgehe und mich versuche in Stimmung dafür zu kriegen. So lüge ich mir selbst zwar was vor, aber anderen nicht.

» Lafayette » Beiträge: 236 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn man nach nur einem Tag Ehrlichkeit dauerhaft keine Freunde mehr hat, dann läuft ja wohl irgendetwas vollkommen verkehrt. Entweder hat man einen, zumindest meines Erachtens, merkwürdigen Begriff von Freunden oder aber man hat die eigene Ehrlichkeit bisher immer völlig verkehrt eingeschätzt. Denn eine wirklich Freundschaft hält auch die Wahrheit aus, auch wenn man vielleicht zuerst ein wenig enttäuscht ist.

Was den Guten Morgen betrifft. Das sage ich auch zu allen Personen, die mir so tagsüber begegnen und ich meine das auch völlig ehrlich. Warum sollte ich einem Menschen keinen Guten Morgen, Tag, Abend, keinen schönen Feierabend, schönes Wochenende oder Urlaub wünschen. Nur weil ich diese Person nicht mag, wünsche zumindest ich ihr nicht sonstwas an den Hals. Ich denke mir dann eher, dass eben jeder so verbraucht werden muss wie er ist und ich dann eben eher dieser Person aus dem Weg gehe.

Auch Freunden sage ich inzwischen die Wahrheit auch wenn das so manches Mal nicht auf Gegenliebe stößt. Ich habe auch so jemanden im Freundeskreis mit dem ich nicht gern einkaufe. Was mich nervt, das habe ich in Worte gefasst, die auch nicht beleidigend sind – bei uns ist es so, dass wir grundverschiedene Geschmäcker haben und daher beim Einkaufen schon häufiger mal schlechte Stimmung aufkam. Mit der Begründung können wir beide gut leben und auch darüber lachen, wenn mal wieder die Idee eines gemeinsamen Einkaufsbummels aufkommt, der dann aber aus diesem Grund verworfen wird. Und solche Möglichkeiten gibt es wohl immer.

Daher denke ich, dass man immer ohne Notlügen auskommen kann. Vielleicht muss man sich dafür intensiver mit der Person, die die Notlüge betrifft und den Gründen dieser Notlüge auseinander setzen, aber ich finde das lohnt sich, weil man sich dauerhaft einfach wohler in seiner Haut fühlt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass wir Menschen wirklich sehr oft am Tag lügen. Du selbst hast ja schon das bekannteste Beispiel gesagt: Das Wünschen eines guten Morgens. Es ist ja doch nicht immer so, dass man den Menschen dann immer einen guten Morgen wünscht. Oftmals sagt man es ja nur um einen guten Eindruck zu erwecken und um sich vielleicht auch ein bisschen beliebt zu machen. Es kann ja nie schaden, wenn man bereits einmal einen guten Eindruck gemacht hat.

Auch teiel ich deine Meinung, dass dann alle Freunde weg wären, wenn man nur noch komplett ehrlich sein würde und den Freunden keine Notlügen auftischen würde. Dein Beispiel was du noch mit dem shoppen genannt hast ist für mich aber nicht direkt eine Lüge: Es ist eher eine Ausrede und man will die Freundin ja nicht dadurch verletzen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Na dann lüge ich ja schon mal einmal unbewusst weniger, denn ich würde jemanden, den nich nicht so leiden kann, niemals einen guten Morgen wünschen. Wenn ich diese Person morgens unbedingt begrüssen müsste, aus welchem Grund auch immer, dann würde ich ihm hächstens ein Moin oder Hallo schenke, aber auf keinen Fall würde ich ihm einen guten Morgen wünschen, da es mir doch dann auch egal ist, wie der Morgen von der Person ist.

Ich bin eh ein sehr direkter Mensch und mache da auch keine Unterschiede, ob es sich dann bei meinem Gegenüber um Familie, Freunde oder flüchtige Bekannte handelt, denn ich finde, ich habe keinen Grund, anderen durchs Schönreden Honig um den Mund schmieren zu müssen. Ich verlange es von meinem Gegenüber ja auch nicht und wenn einem meine Nase nicht passt, dann kann man mir das auch so sagen. Ich habe die Einstellung, das ich mich selber auch ein wenig anlüge, wenn ich eine andere Person anlüge und das muss ja nicht sein.

Ausserdem kann ja jeder Mensch seine eigene individuelle Meinung haben und diese auch äussern, ohne das andere gleich beleidigt sind. Auch wenn ich keine Lust habe, bestimmte Dinge zu unternehmen, dann nenne ich auch den Grund, wenn ich einen habe, weil ich einfach nicht einsehe, das ich mir was ausdenken muss, damit mein Gegenüber damit klar kommt. Es hat ja auch nicht immer jeder Lust, mit mir shoppen zu gehen oder so und das akzeptiere ich ja auch, ohne bockig zu sein.

Meine Leute kommen eigentlich alle gut mit meiner sehr offenen und direkten Art zurecht und einige schätzen sogar grade das an mir. Allerdings sind sie dann auch so ehrlich und direkt zu mir, weil sie wissen, ich bin es und so brauchen sie sich auch nicht verstellen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich fände es wohl eher weniger schlimm, wenn nach einem Tag Ehrlichkeit meine "Freunde" wegwären, denn sowas zeigt doch ganz gut, wer wirklich Freund ist und wer nicht.

Ich erwarte von Freunden, dass man ihnen auch mal direkt sagen kann, was einem nicht passt und diese die Kritik dann annehmen und versuchen zu verstehen, ohne direkt beleidigt das Weite zu suchen. Früher dachte ich auch noch, dass man ja alles in Watte packen muss, aber mittlerweile weiss ich, dass man auch guten Freunden mal die Meinung sagen kann; jeder der dabei beleidigt wird ist auch kein richtiger Freund. Genauso erwarte ich von meinen Freunden, dass auch sie mir sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Sowas mag vielleicht im ersten Moment nicht einfach sein, aber ich finde sowas dennoch sehr wichtig für eine gute Freundschaft. Es ist eben selbst unter Freunden nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen, und dann sollte man sowas auch ansprechen.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Nana_2011 hat geschrieben:Ich fände es wohl eher weniger schlimm, wenn nach einem Tag Ehrlichkeit meine "Freunde" wegwären, denn sowas zeigt doch ganz gut, wer wirklich Freund ist und wer nicht..


Da muss ich dir auch total zustimmen, denn wen die sogenannten Freunde verschwinden, nur weil man ehrlich zu ihnen ist, dann sind es in meinen Augen auch keine wahren Freunde. Auf solche Freunde kann ich dann auch gut und gerne verzichten.

Meine Freunde mögen mich grad wegen meiner Ehrlichkeit und ich schätze auch an meinen Freunden, das sie nicht nur bei positiven Sachen ehrlich zu mir sind, sondern auch dann, wenn mal etwas negatives bei rum kommt. Grade das, macht doch eine gute Freundschaft aus, finde ich.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was du dort wieder einmal im TV gesehen hast kam von dem uns doch sehr bekannten Sender RTL. Leider hast du den Sinn bzw. Inhalt nicht ganz verstanden, denn es ging im eigentlichen Sinne um einen anderen Zusammenhang. Es wurde dem Zuschauer gezeigt, dass man docht etwas negative Aussagen recht positiv mitteilen kann.

Klar, vollkommen ehrlich erscheint das im eigentlichen Sinne nicht ganz. Aber wenn man die gesamte Sache durchdenkt, macht es wirklich Sinn. Somit ist dann nämlich keiner der Beteiligten verärgert oder sogar beleidigt. Man hat die Sache nur etwas blumig umschifft. Natürlich sagen andere Zuschauer man hat etwas gelogen. So hat eben jeder auf seine Art die Sendung verstanden.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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