Was ist Religion?

vom 10.03.2011, 16:59 Uhr

Hallo!

Hier im Talkteriaforum gibt es einige Threads, die sich mit dem Thema Religion beschäftigen, zum Beispiel im Berufsleben oder in Bezug zur Naturwissenschaft. Was Religon überhaupt ist, wird dabei wie selbstverständlich vorausgesetzt. Es gibt Threads, die danach fragen, was eine Sekte ist, aber was Religion ist, scheint klar zu sein. Aber ist das wirklich so? Wie definiert man Religion? Ist Religion überhaupt eindeutig zu definieren?

Meiner Meinung nach ist das sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Wenn man alle sogenannten Religionen nebeneinander stellt, um sie zu vergleichen, stellt man fest, dass es (oder doch?) keinen Punkt gibt, der in allen Religionen gleichermaßen vorhanden ist oder dass es zwar gemeinsame Punkte gibt, die aber viel zu weit gefasst sind. Zum Beispiel: Gott. Es gibt auch Religionen, die keine Götter haben, wie etwa den ursprünglichen Buddhismus. Dies kann also nicht als Merkmal von Religion genannt werden. Oder: Gemeinschaft. Trifft auf jede Religion zu, allerdings auch auf Sportvereine und Schulen.

Einige schlaue Menschen haben sich natürlich ebenfalls dazu geäußert, als Diskussionsanreiz will ich einige kurz anführen.

Das Wort Religion an sich kommt vom lateinischen Wort religio, was soviel bedeutet wie rücksichtsvolles Tun oder gewissenhaftes Beobachten. Cicero (106-43 v. Chr.) verstand Religion demnach als die Verehrung und Pflege der Götter, dem Götterkult, im Vordergrund stehe also nicht richtiger Glauben, sondern hauptsächlich die korrekte Kultusdurchführung. Dies kann auch vom Verb relegere abgeleitet werden, was mit sorgsam beachten zu übersetzen ist, der korrekte Handlungsablauf, zum Beispiel beim Gottesdienst. Das römische Verständnis von Religion fußt also darauf, die auf Götter gerichtete Handlungen richtig zu vollziehen und weniger zu glauben.

Augustinus von Hippo leitet Religion vom Verb religare ab (binden, zurückbringen) und sagt, die Religion sei darauf ausgerichtet, die Seele, die sich von Gott getrennt hat, wieder mit ihm zu versöhnen bzw. an ihn zurück zubinden.

Zur Zeit der Reformation wurde das Wort Religion synonym mit dem Christentum verwendet. Mit der Reformation wurde Religion aber auch zum kritischen Begriff zur Abgrenzung gegen Aberglaube, Magie und auch gegen das (in den Augen der Reformation) unrechte, kultische Tun der römisch-katholischen Kirche in ihren Gottesdiensten. Mit der Aufklärung dann wurde der Religionsbegriff immer weiter verallgemeinert zum Begriff über die Vielfalt mehrerer Religionen. "Religion" galt dann als ideale Ganzheit, die in den Religionen selbst aber nur verkürzt vorhanden ist.

Ziemlich viel Geschwafel, wenn ihr mich fragt. Ist Religion wirklich so schwammig zu definieren? Oder habt ihr den einen ultimativen Lösungsvorschlag? ;) Ich freue mich auf rege Antworten!

Benutzeravatar

» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Der Begriff Religion ist für mich nicht definierbar, da es verschiedene Interpretationen des Wortes gibt. Religion ist einerseits eine Überzeugung, anderseits gibt es sie auch als Gesellschaftsform. Es gibt Leute die von ihrer Religion absolut überzeugt sind und es gibt Leute die ihre Religion nur leben weil sie sonst nicht mehr geachtet werden würden.

» foruminator » Beiträge: 3 » Talkpoints: 0,94 »


Mein Nachhilfeschüler musste für einen Ethiktest mal lernen, dass Religion eine ehrfurchtsvolle Hinwendung an göttliche Mächte ist. Die göttlichen Mächte sind den Menschen überlegen und die Menschen sind von ihnen abhängig.

Diese Definition klingt für mich recht sinnvoll, da sie auf jede mir bekannte Religion zutrifft und da der Begriff "göttliche Mächte" einen großen Deutungsspielraum zulässt. Zumindest der erste Teil der Definition dürfte quasi auf jede Religion zutreffen. Was den Buddhismus betrifft, wird er (genau aus diesem Grund?) manchmal auch nicht als Religion, sondern als Lehrtradition eingestuft.

Allerdings kenne ich mich nicht besonders gut mit kleineren Religionen aus und weiß daher nicht, ob diese Definition von Religion tatsächlich auf alle Religionen anwendbar ist.

Benutzeravatar

» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@ microonde: Die Definition ist ein Versuch, aber ganz vollkommen finde ich ihn noch immer nicht. Man sehe sich zum Beispiel mal die Strömungen des Hinduismus an, die so gut wie alle eine große Gemeinsamkeit haben.

Die Götter verschmelzen sozusagen mit den Menschen. Oft ist nicht mehr zu unterscheiden, ob es sich in den Legenden und Schriften nun um Mensch oder Gott handelt, manchmal ist es auch beides gleichzeitig. Außerdem trifft im Hinduismus nicht zu, dass die Menschen den göttlichen Mächten unterlegen und von ihnen abhängig sind - im Gegenteil, die Götter sind ebenso von den Menschen abhängig.

Die Vorstellung klingt in unserer Gesellschaft vielleicht absurd, aber hinduistische Götter müssen von den Menschen "gefüttert" werden, sie sind auf sie angewiesen, sonst gehen sie zu Grunde. Dies wird durch Speiseopfer erreicht. Und Hindus haben meist eine bestimmte Gottheit, der sie sich zuwenden, können aber beliebig wählen und auch mal wechseln, wenn sie von ihrer persönlichen Gottheit enttäuscht sind oder ähnliches, dann können sie sie ganz einfach abschreiben und sich einer anderen zuwenden.

Hier trifft also die Definition deines Nachhilfeschülers, dass in einer Religion göttliche Mächte vorhanden sein müssen, von denen der Mensch abhängig und ihnen unterlegen ist, nicht ganz zu. Aber es ist trotzdem ein schöner Versuch!

Benutzeravatar

» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meiner Meinung nach kann man Religion nicht wirklich definieren, aber dies ist meine Ansicht für Religion: Meiner Meinung nach ist Religion das individuelle Weltbild oder Sicht auf die Welt eines Menschen, die Vorstellungen über Gott, die Welt, das Leben und die Beziehungen dazwischen.

Wenn ich den Ausdruck "Religion" nutze, dann meine ich oft damit eher die Gesamtheit der schriftlichen und mündlichen Aussagen über Gott, die nicht dem entsprechen, wie Gott und das Paradies tatsächlich sind, sondern wie ich es persönlich aus meiner Sicht interpretiere.

Da ich nicht 100% sagen kann, wie Gott ist und "er" überhaupt existiert und welche Aussagen zu ihm zutreffend sind und welche nicht, ist der Begriff "Religion" nur gezerrt. Es ist aber sicher für mich, dass nicht alles was Gott gesagt hat und über ihn gesagt wird, zutreffend ist und der Begriff damit eine Berechtigung fürs Dasein hat. ich habe jedoch ebenfalls Vorstellungen darüber, wie Gott ist und er wahrscheinlich aussehen könnte auch das ist ein Teil meiner eigenen Interpretation für "Religion". Die Vorstellungen über Gott und Religion sind mehr oder weniger unvollständig und damit mit Religion vermischt. Ich glaube aber, dass man über die Religion und den Glauben Gott kennenlernen und damit den Religionsanteil für mich selbst kennenlernen kann.

"Opium des Volkes" finde ich sehr treffend für die Definition von Religion, da ich weiß, wie sehr religiöse Taten und Ansichten den Menschen stark belasten können und wie schwer man wieder davon loskommt, wie bei Opium (Droge). Viele Menschen benutzen Religion auch als Stütze für das Leben und als Motivation für das Leben und der einzigen Chance nach dem Tod ein ruhiges Leben im Paradies zu führen.

» Christoph50 » Beiträge: 9 » Talkpoints: 0,00 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^