Einflüsse auf die Persönlichkeitsbildung des Menschen

vom 24.03.2011, 21:12 Uhr

Seit Tagen - und vor allem auch durch dieses Thema - beschäftigt mich sehr stark das Thema Persönlichkeitsbildung und was einen Mensch zum Beispiel nett, egoistisch oder zu einem Idealisten macht. Wird die Persönlichkeit eines Menschen durch die Eltern, über die Medien, über Freunde oder sogar durch die Stadt geprägt? Wird die Persönlichkeitsbildung durch den IQ eingegrenzt? Ein ganz dreistes, aber eigentlich logisches Beispiel: Wenn ein Mensch weniger kann, sollte dieser ja eigentlich auch bestimmte Aktionen schlechter hinterfragen können, folglich also auch mehr Selbstbewusstsein haben und sich zum Beispiel - weit hergeholt - auf der Straße öffentlich besaufen können. Kann ein Kind durch Medien und Zeitungen wie RTL oder der Bild-Zeitung beeinflusst werden, weil es über die Eltern und der mangelnden Erziehung nie etwas lernte und etwas zum Orientieren sucht? Diese Fragen quälen mich, seit ich auf dem Bahnhof zwei Personen um 16 und 20 beim Schlägern gesehen habe.

Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Eltern eben jene Erziehung vernachlässigen und das Kind oft nur schlechtes von den Eltern kennt (Drogen, Ehestreit, Sex, vierzig Geschwister, et cetera), wodurch sich eine Kettenreaktion bildet, und das Kind wieder rum nur schlechten Einfluss von seiner freundschaftlichen und medialen Umgebung kennt (bestes Beispiel, Stichwort Sensationsjournalismus: Drogen- und Sexskandale von Prominenten, "Mitten im Leben", "boah ist das geil", und so weiter). Einfach, weil ein Mensch immer von irgendetwas oder irgendwem abhängig ist.

Wie seht ihr das? Wie wird die Persönlichkeit eines Menschen gebildet beziehungsweise geprägt? Wird sie überhaupt nicht geprägt, sondern ist über Gene oder Einfluss in der Schwangerschaft angeboren? Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ich ein paar Meinungen einholen könnte.

» dalticous » Beiträge: 172 » Talkpoints: 9,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In der Uni haben wir auch schon sehr oft über dieses Thema gesprochen. Ein Professor von mir vertritt folgenden Standpunkt: Er vertritt die These, dass sich Menschen in den Interaktionen mit ihrer direkten Umwelt entwickeln. Dies vollzieht sich über eine sehr lange Dauer hinweg und ist sogar noch im hohen Alter der Fall. Dabei erlernt der Mensch das meiste relational im Austausch mit seinen Mitmenschen die ihn umgeben. Diese färben quasi ihr verhalten auf die betroffene Person ab.

Das Erlebte und die Interaktion mit den anderen Menschen tragen zur Ausbildung des Individuums bei. Somit scheint die Persönlichkeit eines jeden im weitesten Umfang frei gestaltbar zu sein. Allerdings meint er, dass ein gewisses Spektrum schon von Geburt an vorhanden ist. Dabei bezieht er sich auf Eigenschaften wie Intelligenz und das Temprament, welche schon vorgeprägt sind. Der Rest entwickelt sich in sozialen Prozessen, im Austausch mit anderen Individuen. Mit dem Erreichen der Adolescene sind bestimmte Muster der Verhaltens fest geprägt worden, allerdings können bis zum Tod des Menschen Verhaltensmuster verändert werden.

Du sprichst in deinem Thread auch die Kinder der unteren Schicht an, die auch verdienen eine gute Zukunft zu haben. In diesem Fall ist es wohl so, dass diese Kinder schon sehr stark von zu Hause geprägt werden und keine Chance haben ihre Talente und Kompetenzen frei entfalten zu können. Diese soziale Schichten können Entwicklugshemmnisse sein, denn sie bestimmen das spätere Verhalten der Kinder.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Unsere Persönlichkeit wird von allem geprägt, unseren Eltern, der Erziehung, dem direkten und weitem Umfeld, dem Land, der Kultur, der Medien, natürlich auch durch unsere persönlichen genetischen Voraussetzungen und noch einiges mehr. Es wäre falsch zu glauben, dass nur unsere vererbten Anlagungen unsere Persönlichkeit bestimmten, bestes Beispiel hierbei sind Zwillinge. Eineiige Zwillinge sind genetisch identisch, sie sind ein und derselbe Mensch in zwei Ausprägungen. Und sind diese Menschen gleich? Klar können sie gleich werden, wenn sie zusammen leben, alles gemeinsam machen, die selben Erfahrungen machen und sich so kaum von einander unterscheiden, aber stecken wir doch nur mal einen der beiden zu der Mutter in ein schickes, edles Herrenhaus und den anderen Zwilling zum Papa, Bauarbeiter und Rockmusiker. Es ist klar, dass sich diese beiden Zwillinge bei einem wiedersehen kaum erkennen würden, sie wären von Grund auf verschieden und von den Einflüssen ihrer Umgebung, ihrer Eltern geprägt. Unsere Persönlichkeit entwickelt und bildet sich, sie ist selbstverständlich nicht vorherbestimmt.

dalticous hat geschrieben:Wird die Persönlichkeit eines Menschen durch die Eltern, über die Medien, über Freunde oder sogar durch die Stadt geprägt? Wird die Persönlichkeitsbildung durch den IQ eingegrenzt?

Kein oder, die Persönlichkeit wird durch all diese Instanzen geprägt, über die Eltern genauso wie über die Freunde, Medien und das Umfeld und auch der eigenen IQ spielt eine wichtige Rolle. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann bekommt es zu aller erst die Normen und Werte der Eltern eingetrichtert (Fass die Schere nicht an, Sieh nicht zu lange fern, Bleib von der Straße weg), später kommt das direkte Umfeld wie Oma, Opa, Bekannte dazu, dann noch ein breiteres Umfeld, der Kindergarten, neue Kinder und Erzieher und schließlich die Schule. Das alles prägt uns zutiefst, denn auch wenn wir eine gewisse Voraussetzung und Veranlagung mitbringen, so kann diese durch das Umfeld gestärkt oder geschwächt werden.

Nehmen wir an, wir haben ein ruhiges Kind, welches in ein eher lebhaftes, abenteuerliches, wenn nicht sogar kriminelles Umfeld gesteckt wird. es ist zu erwarten, dass dieses Kind an Gelassenheit verliert und sich in gewisser Weise der Umfeld anpasst, die Normen und Werte übernimmt, die es als Normalität wahrnimmt. Umgekehrt würde es vermutlich noch ruhiger werden, wenn seine direkte Umgebung aus eher teilnahmslosen und stillen Menschen bestehen würde. Man kann nicht sagen, dass Kinder kriminell werden, nur weil ihre Umwelt kriminell ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher und je eher die eigenen Veranlagungen sich in diese Richtung bewegen, desto eher ist zu erwarten, dass das Kind sich der Umwelt in der Form anpasst oder sie ablehnt.

dalticous hat geschrieben:Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Eltern eben jene Erziehung vernachlässigen und das Kind oft nur schlechtes von den Eltern kennt (Drogen, Ehestreit, Sex, vierzig Geschwister, et cetera), wodurch sich eine Kettenreaktion bildet, und das Kind wieder rum nur schlechten Einfluss von seiner freundschaftlichen und medialen Umgebung kennt (bestes Beispiel, Stichwort Sensationsjournalismus: Drogen- und Sexskandale von Prominenten, "Mitten im Leben", "boah ist das geil", und so weiter).

Zunächst einmal ist Sex nichts schlechtes, das würde ich aus deiner Liste genauso rausnehmen, wie die vierzig Geschwister. So viele Geschwister hat heute niemand mehr und selbst wenn, so sind Geschwister definitiv nichts negatives, sondern tragen durch die Gemeinschaft und das Zusammenleben eher zu einer positiven Persönlichkeitsbildung bei, also siehst du da durchaus etwas falsch. Es ist nicht so, dass die Eltern unmittelbar direkten Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben, hier muss man differenzieren. Selbst wenn die Eltern wunderbar liebevoll und fürsorglich sind, kann das Kind sich problemlos zum Säufer und Schläger entwickeln, wenn die Umwelt es ihm so vorgibt. Das kann, muss aber nicht passieren. Umgekehrt sind Kinder aus schlechtem, gar kriminellem Elternhaus auch nicht unbedingt schlechte Menschen, sofern sie ihre Umwelt anders erleben und gezeigt und bestätigt bekommen, dass das Verhalten ihrer Eltern nicht die Normalität ist und es auch anders geht.

Eine laissez-faire Einstellung der Eltern fördert den Einfluss der Medien und der Umwelt auf das Kind und so weiter. Hier gibt es tausende von Beispielen, die man aufführend könnte Tatsache ist aber, dass unsere Persönlichkeit durch einfach alles bestimmt wird, was wir in dieser Welt kennen lernen und wie wir damit umgehen, wie wir das aufnehmen und zu unserem eigenen Verhalten machen, dass können wir nicht immer entscheiden, denn unsere genetischen Veranlagungen spielen hier zwar einen wichtigen Teil, sind aber gegen die Gewalt der Einflüsse unserer Umwelt oftmals machtslos.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ja also man sagt es gibt zwei Geburten. Einmal die biologische und einmal die soziale. Lehrkräfte, Idole, Medien, Eltern und vor allem die Wohngegend beeinflussen das Kind ziemlich. In der Grundschule war ich ein Rabauke und ziemlich gewaltbereit und aggressiv, wahrscheinlich, weil ich oft gehauen wurde, weil ich so frech war. Dann als ich aufs Gymnasium kam, war ich völlig anders: ehrlich, ehrgeizig und hilfsbereit. Mein Freundeskreis hat sich auch geändert und Musikstilrichtung auch. ^^

» Bloody1 » Beiträge: 64 » Talkpoints: 0,18 »



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