Was ist eine Gender Studie genau?

vom 23.08.2010, 22:34 Uhr

Neulich las ich einen Artikel über die Gender Studie doch leider war da nicht zu finden was dies überhaupt ist. Da ich diesen Artikel aber sehr interessant fand wollte ich mich mal erkundigen was es so darüber zu hören und zu lesen gibt. Dazu interessieren mich auch was so die Themen dieser Gender Studie sind.

Seid wann geforscht wird und vor allem mit was wird geforscht beziehungsweise über was genau wird geforscht?

» QelThelas » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Gender ist ein weit gefasster Begriff, der besonders in den letzten Jahren "in Mode" kam. Er stellt die Frage, wie Geschlecht überhaupt zustande kommt, das biologische wie auch das soziokulturelle Geschlchte. Im Alltag ist jeder Mensch eindeutig einem der zwei Geschlechter zugeordnet. Diese Selbstverständlichkeit wird in Gender Studien in Frage gestellt und daher eine Differenzierung eingeführt - die Differenzierung zwischen „sex“, dem biologischen Geschlecht, und „gender“, dem soziales bzw. sozialkulturellen Geschlecht.

Das Geschlecht (sex und gender) wird in Gender Studien als sozial und kulturell geprägt und geformt angesehen und damit als individuell potenziell veränderbar. Die Aufteilung in zwei Begriffe wendet sich dagegen, Geschlechterrollen biologisch zu begründen. Der Gender-Ansatz stellt aber nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, in Frage, dass es wohl gewisse grundlegende Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, jedoch werden sie nicht als biologisch sondern sozial geprägt und kulturell geformt angesehen und somit enorm veränderbar (wie z.B. das letzte Jahrhundert gezeigt hat - man vergleiche die Rolle der Frau im Jahre 1900 mit ihrer Stellung heute).

In den letzten Jahren ist im Sinne der Gleichberechtigung viel erreicht worden, allerdings gibt es trotzdem noch starke Defizite (zum Beispiel sind in den meisten Betrieben maximal 20% der Führungspositionen mit Frauen besetzt, Frauen übernehmen weitaus mehr Familienarbeit usw) und noch immer beherrschen traditionelle Rollenbilder die Köpfe der Menschen. Zu diesem Thema werden die von dir angesprochenen Gender Studien durchgeführt, die immer etwas anderes behandeln können, aber sich immer irgendwie mit dem Geschlecht im Sinne von "gender" befassen.

Es gibt zwei Richtungen des Gender-Ansatzes. Der differenzorientierte Feminismus akzeptiert die biologisch gegebenen zwei Geschlechter. Gender entsteht durch soziale Prägung der Umwelt (schon von der Geburt an werden den Menschen geschlechtsbedingte Erwartungen entgegengebracht) und die Kritik richtet sich auf gesellschaftliche Rollenklischees, geschlechtsgebundene Erwartungen, die Menschen einengen, ihre Persönlichkeitsentwicklung behindern und zu Ungerechtigkeiten führen.

Der dekonstruktive Feminismus dagegen hinterfragt, wie Geschlecht überhaupt zustande kommt ("sex" UND "gender"). Schon die Einteilung in genau zwei Geschlechter sei eine kulturelle Konstruktion, wir halten sie bloß für biologisch gegeben. „Weiblich“ und „männlich“ sollten inhaltlich nicht festgelegt werden, um Rollenklischees zu entkommen und die Zweigeschlechtlichkeit ist feministisch kontraproduktiv, da sie keinem etwas nützt. Auch das biologische Geschlecht ist kulturelle Konstruktion.

Gender Studien weisen meist einen dieser beiden Ansätze als Hintergrund auf und sind demnach auf die jeweilige Art und Weise zu lesen.

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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