Warum benutzt man Tier um Schimpfwörter zu bilden?

vom 20.04.2010, 14:51 Uhr

Jeder von uns kennt es, wenn man sagt "du dumme Kuh" , "du fauler Hund" , "du dumme Gans" usw. oder wenn jemand sich nicht grade höflich benimmt, dass man auch schon mal sagt, dass er ein Schwein ist. So habe ich selber schon mitbekommen, wie eine Bekannte ihren Mann als Schwein betitelte, als er fremd gegangen ist. Aber warum benutzt man immer Tiere für solche Missetaten eines Menschen. Eine Kuh ist doch nicht dumm und eine Gans bestimmt auch nicht. Und ein Hund ist auch nicht faul. Und ein Schwein geht auch nicht fremd.

Warum werden für solche Schimpfwörter aber nur "auserwählte" Tiere genommen? Ein Pferd oder eine Ente oder auch ein Kaninchen werden nicht mit Schimpfwörtern in Verbindung gebracht. Hat das was zu bedeuten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich weiß auch nicht ganz genau, warum das so ist, aber ich habe da ein paar Vermutungen. Heutzutage sind diese Schimpfwörter nicht mehr ganz so gebräuchlich, wie das früher immer der Fall war. Ich kann mir deshalb vorstellen, das sie in der Zeit entstanden sind, als man noch sehr viel Landwirtschaft betrieb. Schweine zum Beispiel, suhlen sich eben sehr gerne im Dreck (sie sollen aber eigentlich sehr reinliche Tiere sein, wie ich gehört habe) und sowas gehörte sich eben nicht. Fremdgehen oder in dreckigen Sachen rumlaufen gehört sich auch nicht, deshalb war man dann eben ein Schwein.

Was Kühe und Gänse angeht, so sind sie vielleicht nicht dumm, aber im Vergleich zu uns Menschen sind sie schließlich nicht besonders intelligent. Es wurden früher außerdem auch nicht besonders viele wissenschaftliche Forschungen unternommen, an denen die Intelligenz und das Denkvermögen von Tieren nachgewiesen wurde. Das kam erst später. Menschen sahen diese Tiere also wahrscheinlich als dumm an und benutzen sie daher als Schimpfwörter.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin mir sehr sicher, dass es mit den Eigenschaften, oder auch nur den angeblichen Eigenschaften, von Tieren zutun hat. Man vergleicht den Menschen eben mit dem Tier. Das Schwein hält man so eben für dreckig, weil es sich im Schlamm suhlt, und so wird eben ein Mensch, der etwas Dreckiges (auch im übertragenen Sinne) tut, als "Schwein" bezeichnet.

Abgesehen davon sind Tiere ja nicht immer so neutral oder auch positiv gesehen worden, wie heute. Noch vor 100 Jahren galten Tiere als minderwertig und schlecht. Mit Ausnahme weniger Haustiere wie dem Hund, galten Tiere oft halt nur als Nahrungsmittel oder Jagd-Beute. Sie hatten keinen guten Ruf. Und wenn man einen Menschen wörtlich einem Tier gleich stellte, so hat man ihn ja quasi auch als minderwertig, wie eben ein Tier, dargestellt. Darin liegt das Beleidigende.

Diamante hat geschrieben:Ein Pferd oder eine Ente oder auch ein Kaninchen werden nicht mit Schimpfwörtern in Verbindung gebracht.

Ich denke, vom "blöden Gaul" hast du schon gehört, oder? Ich denke hierbei, dass einige Tiere für die Menschen einfach einen höheren Wert hatten, als andere. Oder dass einige halt als nett oder niedlich galten, und deswegen für Beschimpfungen nicht so geeignet waren.

Wobei es da sicherlich kulturelle, regionale und auch zeitliche Unterschiede gab. "Blöder Hund" kennt man ja, und das, obwohl einige Menschen Hunde auch schon immer wegen ihrer Treue lobten und sehr zu schätzen wussten. Ebenso gab es viele Leute, die fanden Pferde edel, nützlich und toll, und dennoch gibt es die Beschimpfung "blöder Gaul".

Vielleicht hatte es aber auch mit dem Wert des Nutztieres an sich zutun. Ein robustes, edles Reittier unterscheidet sich ja doch gedanklich irgendwie von einem klapprigen alten Ackergaul, auch, wenn es beides Pferde sind.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge

Zuletzt geändert von Wawa666 am 21.04.2010, 23:02, insgesamt 1-mal geändert.


Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass diese Schimpfwörter vor vielen Jahren entstanden und geprägt wurden, nämlich in der Zeit, als viele Dichter und Poeten sich noch nicht so ausdrücken durften wie sie wollten und daher statt der Namen Tiere mit deren Eigenschaften genutzt haben.

Dabei handelt es sich um so genannte Fabeln, welche auch gern eingesetzt wurden um den Herrscher oder sonstige Personen zu charakterisieren. Tiere eignen sich eben besonders um bestimmte Sachverhalte, Probleme und Eigenschaften darzustellen. Vielleicht kommen diese Tier-Beschimpfungen daher.

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» boveman » Beiträge: 442 » Talkpoints: 1,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also, hundertprozentig genau weiß ich das jetzt auch nicht. Aber ich könnte mir sehr gut vorstellen dass das ähnlich wie bei den Fabeln und Fabelgedichten ist: Den Tieren wurden, aus welchen Gründen auch immer, irgendwelche Eigenschaften zugeordnet, und die haben sich im Lauf der Geschichte immer weiter gehalten. So gelten ja beispielsweise bekanntlich Füchse als schlau und listig und Kühe als dumm, und auch einen Menschen bezeichnet man mal als "dumme Kuh" (beziehungsweise "blöde Kuh". Aber blöd, doof und dumm sind ja irgendwie mehr oder weniger die gleichen Wörter.) oder als einen "schlauen Fuchs" .

Pferde werden sehr wohl mit Schimpfwörtern in Zusammenhang gebracht. Mir fällt zum Beispiel auf Anhieb der "blöde Gaul" ein. Dasselbe gilt bei der Ente - da gibt es doch noch die "lahme Ente" . Warum zum Beispiel Kaninchen nicht mit solchen Wörtern in Verbindung gebracht werden, hat meiner Meinung nach verschiedene Ursachen. Zum einen weiß man ja erst einmal nicht, ob nicht in anderen Ländern solche Tiere nicht ebenfalls für Schimpfwörter "missbraucht" werden. Und ansonsten - naja, ein Kaninchen ist klein, flauschig, schnell und niedlich. Was gibt es da schon so groß zu bemängeln dass ein Schimpfwort entstehen könnte? Manche Tiere waren wohl einfach zu unauffällig, zu nicht-besonders und zu langweilig, um sich auch noch Schimpfwörter für sie auszudenken. Oder halt - warte mal, ich glaube kaum dass sich irgendwann mal jemand hingesetzt und versucht hat, jedem Tier solch einen Namen, der sich auch auf den Menschen übertragen lässt, zu geben. Vielmehr glaube ich dass sich das in all der Zeit so durch Zufall gebildet hat. Manche Tiere haben nun einmal herausragende Charaktereigenschaften, und andere dagegen nicht. Also werden die in dieser Hinsicht eigentlich auch in Ruhe gelassen.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vielleicht kein Kaninchen - aber einen Angsthasen gibt es definitiv. Und von wegen Pferd - wie wärs mit nem Riesenroß? Nahe genug dran?

Wieso sich die Leute hierzulande (ist nicht überall so) mit Tier"namen" beschimpfen, liegt daran, daß Tiere eben in deren Wertevorstellung "weniger Wert" sind, und irgendeine negative Eigenschaft so herausragend repräsentieren, daß der, den wir so bezeichnen, eben in dieser Eigenschaft so extrem ist, daß er schon gar kein Mensch mehr sein kann. So gibt es neben dem Angsthasen den störrischen Esel, den eitlen Pfau, die falsche Schlange, die lästige Schmeißfliege, die hinterhältige Ratte oder eben auch das (Dreck)schwein. Dumm/Blöd wird offenbar meistens Tieren vom Bauernhof angedichtet - Kuh, Ochse, Schaf, Ziege, Schwein, Sau, Gans, oder Huhn habt ihr da sicher alle schon mal gehört. Selbst der ach so stolze Hirsch muß schon mal als Schimpfwort herhalten - von irgendwelchen Exoten wollen wir mal gar nicht reden, wer hat nicht schon mal über das "Nilpferd im Streckverband" im Bus gelästert, wenn eine besonders füllige Dame offenbar ihre Kleidergröße nicht gefunden hatte?

Andere Länder, andere Sitten - auch hier zählt wieder "was ist dort wie wenig wert" - nehmen wir Japan. Dort sind Schweine, Schafe oder Ochsen sehr "angesehene" Tiere, sogar Tierkreiszeichen. Statt dessen beschimpfen sich die Leute dort mit Gemüse. Das ist kein WItz - wer einen Japaner als "Gurke" oder ähnliches betitelt, beleidigt ihn insofern, daß er seine Intelligenz auf die einer Gemüsepflanze einstuft.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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