Warum sagt man "rübermachen" (DDR > BRD)

vom 03.08.2010, 20:57 Uhr

Ich habe gerade beim Zappen einen Film entdeckt, der von einer Flucht (oder Ausreise?) mehrerer DDR-Bürger in die BRD handelte. Dabei fiel auch wieder einmal der Ausdruck "rübermachen". Ich hatte den Ausdruck früher auch schon gehört und dann erst vor einiger Zeit in dem Film "Sonnenallee" wieder-entdeckt. Nun fiel der Ausdruck auch in diesem anderen Film wieder.

Woher stammt dieser Ausdruck? Eigentlich ist das ja eine merkwürdige Ausdrucksweise und auch kein richtiges Deutsch, zumindest empfinde ich es so. Sagte man rübermachen eher in der DDR oder in der BRD? War der Ausdruck wirklich gängig oder handelt es sich dabei um einen dieser Ausdrücke, die im Nachhinein mehr Popularität genießen als zu Zeiten der DDR?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das ist ganz sicher ein DDR-Ausdruck. Denn "rübermachen" bedeutete ja, eben in den Westen rüber zu kommen. Jedenfalls ist das die einzige Bedeutung, die ich bei dem Wort kenne. Warum es gesagt wurde, weiß ich nicht, aber ich denke mal, dass das so eine Art Code-Wort war.

In der DDR gab es ja viele Spitzel, viele Plätze und auch Personen wurden überwacht, wenn da einer seine Flucht plante, wird er ja sicherlich das nicht erzählt haben, bzw. wenn er mit Komplizen sprach, eben in einer Art Geheimsprache, damit es also unverfänglich klang.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Na, was Morgaine sagt, kann ich nicht ganz glauben. :D

Man sagt ja heute noch in den neuen Bundesländern "losmachen", wenn man aufbricht, normalerweise ohne festgelegtes Ziel, soweit ich weiß. "Ich mache los" heißt also, dass man weggeht, ohne näher zu bezeichnen, wohin. Mit "drüben" waren die alten Bundesländer gemeint, insofern liegt auf der Hand, dass "rübermachen" sich auf die alten Bundesländer bezieht. "Ich mache rüber" heißt also nichts anderes, als dass man in die alten Bundesländer aufbricht.

Vielleicht kann jemand was dazu sagen, der aus den neuen Bundesländern kommt?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der Ausdruck war tatsächlich nicht so ungebräuchlich. Wie moin! schon geschrieben hat, gibt es Regionen in Deutschland (auch im Westen), wo Formulierungen dieser Art nicht unüblich sind (und teilweise für Erheiterung bei anderen sorgen, wie etwa ins Bett machen, was so viel bedeutet wie ins Bett gehen). In der BRD wurde der Ausdruck "rübermachen" auch verwendet, was aber nicht ausschließt, dass er "ursprünglich" aus der DDR stammt bzw. dort geprägt wurde.

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das Wort "rübermachen" war in der DDR übliche Vokabel unter Freunden und im privaten Bereich. Mit rübermachen war eindeutig definiert dass man illegal über die Grenze machen will oder das jemand es geschafft hat . Komischerweise wurden damit aber keine Leute bezeichnet die per Ausreiseantrag oder Freikauf in den Westen gelangten, dafür gab es eigentlich keinen richtigen Begriff, man sagte höchstens sie sind ausgereist was auf Grund der Schikanen mit einem gewissen Respekt verbunden war.

Man hätte auch Abhauen sagen können, aber das hatte einen negativen Beigeschmack weil man damit unterstellt dass man etwas in Stich lässt. Im Prinzip haben die Leute auch etwas in Stich gelassen, nämlich ihre Heimat, ihre Familie und ihre Besitztümer mit der Aussicht vielleicht als Rentner sie mal wiederzusehen.

Mit dem Fall der Mauer hatte das Wort noch einmal Hochkonjunktur, danach verschwand das Wort langsam im Sprachgebrauch der Ossis.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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