Uninteressant und langweilig

vom 28.11.2008, 18:59 Uhr

Hallo!

Ich wusste gerade nicht so recht wohin mit dem Thema, aber ich denke, hier ist er gut aufgehoben. Ich habe ein Problem, das mich zurzeit doch etwas belastet, und das mehr, als ich gedacht habe.

Ich habe den Eindruck und das Gefühl, dass ich ein uninteressanter und langweiliger Mensch bin. Dieser Eindruck wird mir teilweise auch schon von außen vermittelt, von verschiedenen Personen. Natürlich nicht direkt alà: Du bist uninteressant, sondern immer in versteckten Botschaften.

Da sich diese "Anschuldigungen" langsam aber sicher häufen, habe ich mich mal hingesetzt und darüber nachgedacht. Und irgendwie... kann ich dem nur zustimmen. Das verunsichert mich ein wenig, und drückt auf meine Stimmung.

Ich habe nicht viel zu erzählen. Wenn, dann erzähle ich meistens aus dem Leben meiner Freunde und Bekannten, aber aus meinem Leben kann ich nicht wirklich viel berichten. Ich studiere Anglistik und Medienwissenschaften, ein Fach, was mich brennend interessiert und wo ich mit Eifer dran bin. Aber aufregendes passiert nicht wirklich viel. Und wenn ich was zu erählen habe, dann ist es einfach... wenig.

Ich habe kaum noch Hobbies. Wie es dazu kam, weiß ich nicht. Ich gehe meinen Hobbies kaum noch nach. Ab und zu habe ich wieder Lust - aber die verfliegt wieder. Beschäftigen kann ich mich auch nicht wirklich, langweilen tu ich mich schnell. Was ich dann mache? Ich lerne. Ich arbeite an meinen Seminararbeiten, lerne, lese... das einzige, was ich tue. Oder ich bügle, ich wasche die Wäsche, koche, räume auf... Ich bin im letzten Jahr ein richtiges Hausmütterchen geworden. Nicht, dass es schlecht ist, ist ja auch schöner, wenn die Wohnung sauber ist und alles gemacht ist. Aber - das bin nicht ich. Ich habs gern sauber, aber auch etwas chaotisch. Aber wenn mir langweilig ist, muss alles auf seinen richtigen Platz und ... naja, kein Chaos mehr. Irgendwie... bin ich verschwunden. Das klingt jetzt komisch - aber ich komme mir vor, als würde ich langsam verschwinden.

Und da gibt es noch das ganz, ganz große Thema: Abnehmen. Ich bin stolz auf meine Abnahme - und ich bekomme es überall zu hören. Ihr müsst wissen, ich denke aber dass viele es hier schon von mir gelesen habe, dass ich über 50 Kilo abgenommen habe, von Kleidergröße 54 auf 36.Aber es reicht. Ich sehe alte Schulkollegen wieder - und das einzige Thema ist meine Abnahme. Nicht, wie es mir geht, was ich mache, Freizeitaktivitäten, etc., nein, nur: Boah, du hast soviel abgenommen. Wow, ich bin so neidisch, das ist so toll, etc. etc. Ansporn und Bestätigung, Komplimente und ähnliches sind schön - es baut einem auf, aber kennt ihr das, wenn es irgendwann reicht?

Zu Hause wird mind. einmal am Tag gesagt: Du hast soviel abgenommen. Oder wenn man sich länger nicht sieht (bei meinen Eltern): Hast du schon wieder abgenommen? Immer das gleiche. Bei Freunden ist es ganz extrem. Es dreht sich hauptsächlich nur noch um das Thema. ICH existiere nicht mehr. Nur noch das, was ich nicht mehr mit mir herumschleppe, meine Extrakilos.

Ich bin genervt. Ich werde nur noch über meine Abnahme definiert. Ich bin der Gewichtsverlust. Klingt das komisch? Tut mir leid, aber so fühle ich mich wirklich.

Ich bin einfach nicht mehr ich und ich merke auch, dass die Gesprächsthemen mir ausgehen. Ich interessiere mich für fast nichts mehr. Ich war einst Fußballbegeistert, das ist weg. Ich habe leidenschaftlich gerne gezeichnet und gemalt - auch weg. Ich habe immer gerne Musik gehört - kaum noch Bedeutung. Ich löse mich auf - und ich habe Angst davor! Ja es fürchtet mich irgendwie.

Ich bin nicht depressiv. Ich fühle mich sonst gut - ich bin zufrieden, mit dem was ich habe. Aber ich möchte wieder interessant werden. Selbst mein Freund lässt durchschimmern, dass ich uninteressant geworden bin. Jetzt nicht mehr so häufig, aber es gab eine Zeit, da hat er es mir schon irgendwie durch die Blume gesagt. Oder wenn wir gestritten haben, da kam es auch schon einmal zur sprache.. Langweilig bin ich geworden, nicht mehr interessant. Er sagt es mir nicht direkt, aber ich spüre es. Er macht sich ständig Sorgen, wegen dem Abnehmen, wenn ich mal wieder etwas "extremer" bin. Er sorgt sich, wenn ich unterwegs bin, sorgt sich, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, oder wenn es mir mal nicht gut geht. Er will mich ständig zum Arzt schicken. Hier interessiert er sich für mich - ich finde das schön, aber irgendwie merke ich, dass der Rest von mir irgendwie auch uninteressant geworden ist. Nicht direkt für ihn, das vielleicht nur manchmal, denn er nimmt sich sehr viel Zeit für mich und hört mir auch zu. Aber ich denke es langweilt ihn auch, denn ich rede ja meistens immer nur davon, was meine Freunde erleben, und nicht ich.

Was soll ich bloß tun? Wie kann ICH wieder interessanter werden? Wie kann ich mein Leben endlich wieder in die Hand nehmen und endlich nicht mehr so langweilig sein? Ich bin ein Mauerblümchen geworden. Das bin nicht ich. Mein Ich verschwindet, und bevor es ganz weg ist, möchte ich etwas dagegen unternehmen.

Ich weiß, das klingt alles jetzt sehr wirr und ich danke jeden, der soweit gekommen ist, sich das ganze anzutun. Und vielleicht hat der eine oder andere einen Tipp für mich, ich wäre wirklich für jeden Ratschlag dankbar. Ich möchte wieder ich sein, ich vermisse mich selbst!

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nach dem langen Beitrag mußte ich auch erstmal aufatmen und meine Gedanken sortieren und ich will versuchen, sie hier ein wenig sortiert wiederzugeben.

Du schreibst sehr oft, dass die anderen Dich als langweilig empfinden, wenn sie es Dir auch nicht direkt ins Gesicht sagen. Bekommst Du Anhaltspunkte mitgeteilt, warum sie das so empfinden? Also hat jemand schon einmal gesagt, was er an Dir mittlerweile vermisst? Wie siehst Du Dich selbst? Du schreibst zwar, dass Du irgendwie "verschwunden" bist und was sich in der letzten Zeit bei Dir geändert hat, und dennoch fasse ich diese Veränderungen eigentlich nicht als Grund auf, warum sich plötzlich das ganze "Ich", das eigene Wesen, verändern sollte.

Bist Du durch die Reaktionen anderer verunsichert, oder würdest Du Dich selbst auch als langweilig empfinden, wenn die Reaktionen auf Dich durchweg positiv wären?

Ich denke, dass die Welt nicht nur in der Physik nach folgendem Prinzip funktioniert: auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Oftmals ist man sich der Aktion vielleicht gar nicht so bewusst und erkennt erst durch die Reaktion, dass etwas nicht so läuft, wie man sich das vorstellt. Was ich damit sagen möchte ist, dass Du bei Dir selbst anfangen musst. Dein Text zeigt deutlich, dass Du mit einigen Aspekten Deines Lebens aktuell nicht zufrieden bist. Auch wenn bei diesem Problem andere Menschen eine Rolle spielen, so gibt es dennoch nur einen Menschen, der etwas ändern kann, und das bist Du.

Ich hatte beim Lesen ein bisschen den Eindruck, dass Du die Fehler vor allem bei dem Umfeld suchst. Viele Fehler (falls man es so nennen mag) liegen auch bei einem selbst, und nur Du kannst etwas daran ändern. Würdest Du Dich als selbstbewusst bezeichnen? Ein gesundes Selbstbewusstsein ist meiner Meinung nach das wichtigste, um mit Kritik adäquat umgehen zu können.

Wie sieht Dein Selbstentwurf aus? Wie siehst Du Dich? Wie wärst Du gerne? Und falls dieses alles sehr vom aktuellen Zustand abweicht: warum konntest oder wolltest Du bisher nichts daran ändern? Falls Du Dich selbst wohlfühlst, ist eigentlich alles in Ordnung, abgesehen von den Reaktionen Deiner Freunde. In diesem Fall solltest Du ein Gespräch mit Deinen Freunden anstreben um mit ihnen offen über Deine Empfindungen und ihren Eindruck zu diskutieren. Vielleicht findet ihr gemeinsam einen Weg. Falls Du Dich in Deiner jetzigen Rolle zu unwohl fühlst, solltest Du die wirklichen Gründe herausfinden und etwas an Dir ändern.

Du solltest nur nicht dazu übergehen, einen Selbstentwurf zu finden, der sich mit Deinem wahren Ich nicht deckt und dann schnell konstruiert wirkt. Sei natürlich, und ändere die Sachen, die Dich an Dir stören. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass die anderen Menschen dann positiver auf Dich reagieren, allerdings kannst Du an deren Reaktion nichts änderrn, und Du solltest Dich diesbezüglich auch nicht unterordnen und anpassen.

Vielleicht ist es auch einfach so, dass du an einer Weggabelung angekommen bist. Manchmal verbringt man Jahre mit anderen Menschen und merkt irgendwann, dass man sich in völlig andere Richtungen entwickelt hat.

Ich hoffe, Du kannst mit meinen etwas wirren Gedanken etwas anfangen.

» Nachtflugzeug » Beiträge: 490 » Talkpoints: -1,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hi,
Also ich bin kein Psychologe, aber das was du schreibst klingt doch sehr deprimiert. Ich meine, du sagst, du hast das Gefühl als würdest du langsam verschwinden. Das klingt nicht gesund.

Zudem: warum glaubst du denn, dass die anderen dir indirekt mitteilen dass du langweilig bist? Empfindest du das denn auch so? Geht es dir denn gut, so wie es momentan läuft? Wenn du nämlich so zufrieden bist, wie du sagst, würdest du diese Zufriedenheit doch auch austrahlen. Und dann gäbe es die Kommentare von aussen doch nicht. Ein zufriedener Mensch strahlt Freude und Glück aus und das kann kaum langweilig wirken.

Ich würde also bei mir selbst anfangen und mich fragen, ob ich denn wirklich glücklich bin, so wie es momentan läuft. So wie du das schilderst, klingt es keinesfalls zufrieden. Ich denke, du musst dich irgendwie aufraffen und wieder zu dir finden. Wenn Du das alleine nicht schaffst, dann musst du dir Hilfe suchen und das ist keine Schande. Jedenfalls ist es wichtig, dass du dein Leben selbst wieder spannend und schön findest und dann strahlst du automatisch viel spannendes aus. Und Antriebslosigkeit kann auch oftmals ein erstes Anzeichen für gröbere Schwierigkeiten sein, weswegen ich hier nur nochmal auf die HIlfe von aussen hinweisen will.

Das mit der Gewichtsabnahme kenne ich. Ich habe vor ein paar Jahren auch viel abgenommen und wurde ebenfalls lange und oft darauf angesprochen. Aber wenn man wirklich zufrieden ist, nimmt man das Kompliment an und lenkt dann auf andere Themen um und spricht darüber. Dass sie dich auf dieses Thema reduzieren denke ich nicht. Nur wenn von dir sonst nichts kommt ist das wohl eines der wenigen Themen, die man besprechen kann.

Da kann ich Nachtflugzeug nur zustimmen. Du musst bei dir anfangen und dann kann auch die Umwelt wieder anders auf dich reagieren. Und wie ich bereits gesagt habe, du wirkst auf mich, nach dem Lesen deines Beitrages, keineswegs so zufrieden wie du das schilderst. Daran solltest du dringend arbeiten. Ich hoffe sehr du findest einen Weg-egal ob alleine ode rmit Hilfe.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, willst du dich denn überhaupt ändern? Deine Beschreibung klang so, als wärst du gar nicht so unglücklich darüber, wie du jetzt bist oder als würdest du deine Hobbies vermissen. Du solltest dich nicht nur deswegen verändern wollen, weil andere Leute dich dann attraktiver fänden.

Aber wenn du doch einfach nur interessanter werden willst, würde ich dir vorschlagen, dass du das machst, was dir Spaß macht und woran du extreme Freude hast. Und da du ja auffallen willst, würde ich sagen, dass das Hobby möglichst ausgefallen sein sollte. Allerdings bringt das alles nichts, wenn du keinen Spaß daran hast, also solltest du etwas wählen, woran du grundsätzlich schon mal interessiert oder zumindest nicht total abgeneigt bist.

Du kannst auch versuchen,dass du generell deine Einstellung zu dir veränderst und anfängst, dich selber spannend zu finden. Du schreibst ja selbst, dass du fast nur zu Hause hockst und nicht spannendes machst. Wenn du aber erst mal deine eigene Einstellung veränderst, strahlst du das auch eher aus und das wirkt dann auch positiver auf andere Leute.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das klingt aber schon leicht depressiv, vielleicht wirkst du so auch auf deine Mitstreiter?

Als ich bei der Armee war kannte ich dieses Gefühl ganz genau bei meinen wenigen Heimreisen. Ich fühlte mich als Fremdkörper der absolut nichts zum Gesprächsthema beitragen konnte weil ich einfach nicht wusste was gerade so in der Welt abläuft. Wenn ich von der Armee etwas erzählen wollte dann war das für die anderen nur sterbenslangweilig und somit war ich uninteressant. Auch konnte ich mich nach der Entlassung zu nichts mehr aufraffen und ich vermied auch erst einmal Kontakte zu meinen ehemaligen Freunden. Ich denke schon dass ich da einen leichten Knack hatte. Diese Phase währte zum Glück nicht ewig, war aber doch ganz schön zermürbend.

Betrachte es also nur als kurze Phase in deinem Leben, vielleicht ist es ja auch garnicht so extrem wie du die ganze Sache interpretierst. Manchmal kann man sich auch etwas einbilden, besonders wenn man über längere Zeiten hungert kann die eigene Empfindlichkeit ziemlich herabgesetzt sein. Sprich doch einmal direkt jemand aus deinem Bekanntenkreis auf deine Vermutung hin an, gute Freunde machen sich auch Sorgen und sagen einem die Wahrheit wenn es wirklich so ist wie du denkst.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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