Konflikt zwischen Müttern und Nicht-Müttern

vom 22.05.2010, 11:05 Uhr

Ich fand übrigens die Sache mit den Kinderliedern irgendwie amüsant, als ich so darüber nachdachte. Ich muss jetzt ja mal einräumen, würdest du "privat" eine Cd von Rolf Zukowski reinwerfen um mal richtig zu feiern, fände ich das vielleicht schon etwas eigentümlich. Ich sehe dabei gerade die Leute vor mir, die auf Mallorca Urlaub machen und da dann scheinbar mit Volker Rosin und Hits wie "Hoppelhase Hans" oder "Der Frosch im Cabrio" richtig abgehen. Vermutlich findet man das total geil, wenn man volltrunken ist, aber ich kann dem irgendwie nichts abgewinnen. Wie gesagt, wäre es so, könnte ich die Befremdung deiner Freundinnen bei diesem Punkt sogar nachvollziehen. Wobei: Jeder hat halt andere Vorlieben. :lol:

Da dein persönlicher Musikgeschmack sich ja aber vermutlich etwas anders gestaltet und du Kinderlieder eher im Beisein deines Sohnes, quasi für deinen Sohn, laufen lässt, verstehe ich die Besorgnis nicht. Wenn meine Mädels hier sind läuft auch mal eine Cd mit Kinderhits und ich singe dann auch schon mal mit. Die beiden lieben vor allem die Vogelhochzeit von Rolf Zukowski und das läuft dann rauf und runter. Ich bin zwar kein Fan davon, ich finde diese Musik aber auch nicht unerträglich, so dass ich mich damit ganz gut arrangieren kann. Und wenn ich mit den Mädels so mal was singe sind das auch eher Kinderlieder und Reime und nicht Metallica, was sonst eher mein Ding ist. Das läuft zwar auch manchmal, aber dann eben für mich und nicht für die Kids. Das sollte man doch unterscheiden. Von daher finde ich das Argument mit den Kindercds besonders komisch.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Vielleicht merkst Du es ja nicht, aber Du bist doch in Deinen Ansichten genauso stur, wie Deine Freundinnen. Die sind eben partout der Meinung, dass Deine Ansichten unpassend sind und Du bist eben genau der gegenteiligen Ansicht. Das ist zumindest mein Eindruck.

Was ist denn Deiner Ansicht nach an einer stundenweisen Fremdbetreuung so schlimm? Ein wirkliches Argument bringst Du doch auch nicht und da wunderst Du Dich, dass das viel Unverständnis in der Luft liegt? Das hat nichts mit Rechtfertigung zu tun, sondern dass ein Mensch in einer anderen Lebenssituation bestimmte Meinungen einfach nicht nachvollziehen und damit verstehen kann! Und gerade unter Freunden ist es für mich eigentlich normal, dass man sich bemüht den anderen zu verstehen, von dem man dann aber auch eine einleuchtende Erklärung braucht, um eben seine Meinung zu verstehen.

Klar kenne ich auch den Spruch: Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist. Das kann man so auch für Erklärungen sehen. Aber Du sollst doch gar nicht nachgeben, sondern vielleicht nur mal überlegen, warum Deine Freundinnen Dir so etwas vorschlagen und ihnen dann vielleicht erklären, dass warum bestimmte Dinge für Dich mittlerweile einen anderen Stellenwert haben. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass das Bücher lesen auch nur Beispiel ist. Es gibt doch noch so viele andere Dinge.

Und niemand hat behauptet, dass es einer Rechtfertigung bedarf, dass Du Dich mit Deinem Sohn intensiv beschäftigst. Ich selbst hatte mit Freunden schon großen Zoff, weil ich mir nach der Arbeit erst etwas Zeit für mich und dann mindestens eine Stunde Zeit für mein Kind nehme. In letzterer Zeit ignoriere ich dann schon mal das Telefon und schalte bei Bedarf auch die Klingel aus. Klar muss man sich dafür manches Mal rechtfertigen, aber genau deswegen umgebe ich mich in der Hauptsache mit Menschen, die meinen Lebensstil respektieren oder sogar teilen und meide die, die das absolut nicht verstehen können.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich halte es für völlig normal, dass eine Mutter mit ihrem Kind gemeinsam Kindermusik hört. Wenn das schon ein Grund wäre, einen Psychologen aufzusuchen, dann wären fast alle Mütter geisteskrank. Als Mutter fängt man eben ganz normal an in der Richtung zu reifen, dass man irgendwann nicht mehr nur egoistisch an seine eigenen Bedürfnisse denkt und für sein Kind sorgt. Das ist eine vollkommen normale und gesunde mütterliche Entwicklung. Auch ich habe mit meinen Kindern Kindermusik und Kinderhörspiele angehört. Auch wenn ich es aus eigenen Antrieb für mich alleine nicht tun würde, habe ich mich doch an der Freude der Kinder indirekt erfreut. Und Kontakt zu altersgerechter Musik fördert ein Kind ja auch. Es ist also nicht so sinnlos, wie deine Freundinnen das darstellen.

Überhaupt habe ich als Mutter die Erfahrung gemacht, dass man mit wohl gemeinten Erziehungsratschlägen kinderloser Bekannter und Freunde sehr sehr vorsichtig und überlegt umgehen sollte. Nicht alles was vielleicht gut gemeint ist, ist auch wirklich in der Praxis ein gut wirkender Ratschlag. Manche Erziehungstheorien hören sich auf dem Papier total toll an und sind in der Praxis katastrophal. Das würde ich an Deiner Stelle meinen Freundinnen auch ganz klipp und klar so sachlich in das Gesicht sagen. Ich würde ihnen an deiner Stelle etwa so etwas sagen: "Ich finde es gut, dass ihr euch Sorgen um mich macht, weil es mir zeigt, dass ich euch am Herzen liege. Aber ich möchte dass ihr versteht, dass ich in euch keine Experten für Kindererziehung sehe und deshalb nicht jeden eurer Erziehungsratschläge übernehmen werde." Das sollte deine Freunde so weit zum Denken bringen. Wenn sie fair sind, wird das für sie auch durchaus einsehbar sein und die Angelegenheit friedlich klären.

An deiner Stelle würde ich eher auf den Rat von Eltern vertrauen und zwar ganz besonders auf den Rat von Eltern, die auch Erfahrung mit der Pflege kranker Kinder haben. Jeder, der Kinder hat weiß, dass schon ein simpler Schnupfen ein sonniges Kind in ein ekelhaft quengelndes Monster verwandelt, das viel mehr Pflege und Zuwendung als sonst benötigt.

Als Neurodermitiker kann ich sagen, dass eine Neurodermitis als Kind sehr quälend sein kann. Dieser elende Juckreiz, der einen nicht in Ruhe lässt, kann einen in den Wahnsinn treiben. Unglücklicherweise juckt es obendrein dann auch noch in der Nacht besonders stark. Ich kann also durchaus verstehen, dass dein Kind Schlafprobleme hat. Sicherlich ist manches auch schon erlernte lieb gewonnene Gewohnheit bei deinem Kind. Welches Kind hat den nachts nicht gerne die Bezugspersonen in der Nähe und versucht nicht mit allen Tricks in der Nacht gekümmert zu werden? Und wenn man sich nachts als Kind noch elend fühlt, ist es doch nur verständlich, dass man das gekümmert werden will. Dass Kinder in dem Alter weinen, wenn es ihnen nicht gut geht, ist auch ein völlig normales und altersgerechtes Verhalten. Es wird noch einige Monate dauern, bis dein Kind die Neurodermitis geistig so weit verarbeitet hat, dass es sich selbstständig trösten kann.

Ich würde Dir an der Stelle noch empfehlen, dass Du Dir vielleicht zusätzlich zu deinen Freundschaften die Du jetzt hast, noch andere Eltern mit Neuro-Kindern suchst. Ich denke, dass Dir der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen sehr viele Tipps und Strategien für den Alltag bringen kann. So weit ich mich erinnern kann, gab es da auch solche Selbsthilfegruppen für Eltern von Neurodermitiskindern.

An Deiner Stelle würde ich mich eher an den Rat deiner Mutti orientieren, als am Rat deiner Freundinnen. Du kannst Dich sehr glücklich schätzen, dass Du eine sehr liebevolle Mutti hast, die Dich als Kind so erzogen hat, dass Du im Nachhinein damit rundum zufrieden bist. Das haben vermutlich nur wenige Leute. Da deine Mutti Erzieherin ist, hat sie auch noch sehr viel Erfahrung mit Kindern. Wenn Dir deine Mutti den Rat gibt, sich mehr um Dich zu kümmern, dann würde ich an deiner Stelle wirklich konsequent ihren Rat umsetzen. Weil in dem Fall kannst Du davon ausgehen dass der Rat wirklich aus ernster und tiefer Liebe zu Dir gesprochen ist.

Auch dein Kind wird das eines Tages schätzen, dass es von Dir so liebevoll gepflegt wurde. Du solltest nur darauf achten, es nicht zu sehr in der Freiheit zu begrenzen und ängstlich zu behüten weil es krank ist. Neurodermitiker sind zwar tendenziell eher sensibel, aber auf ihre Art trotzdem starke Persönlichkeiten! Mit diesem Alter ist es definitiv auch noch nicht zu alt bei Dir im Zimmer zu schlafen. Meine Kinder sind noch in einem viel größeren Alter nachts zu mir ins Bett geklettert um bei einem schlechten Traum Nähe und Trost zu genießen. Ich kenne auch viele Kinder anderer Eltern, die bis zum Alter von drei Jahren im Elternschlafzimmer nächtigten und zu psychisch gesunden Kindern aufgewachsen sind. Je nach Kulturkreis schlafen ja sogar die Familien über viele Jahre in einer Stube zusammen. Trotzdem ist da nicht der ganze Volksstamm fehl entwickelt. Im Gegensatz dazu kann ein Kind durchaus hospitalisiert werden, wenn es sich von den Bezugspersonen vernachlässigt fühlt.

Der Standpunkt deiner Freundinnen ist von außen und unter Ausblendung aller Gefühle durchaus zu verstehen. Für sie scheint irgendwie immer dein Verzicht auf Spaß im Vordergrund zu stehen. Nur sie können sich eben nicht hinein fühlen, dass die Mutterliebe so schön sein kann und so vieles mehr als aufwiegt. Wie sollen sie das auch können. Das erlebt man eben erst durch die eigene und vollständig gewollte Mutterschaft. Dieses kleine Geheimnis kann man auch nicht mit Worten vermitteln, man muss es erleben um es zu verstehen. Auch wenn deine Freundinnen versehentlich doch Mütter würden, würden sie vermutlich nie so wie Du als Vollblutmama empfinden, weil sie sich nicht aus vollem Herzen zum Kinderwunsch entschieden haben und das Kind dann in dem Fall doch irgendwie eine gefühlte Last bleibt.

Ich habe, als ich Mutter wurde, auch ähnliche Erfahrungen wie Du gemacht. Zum Beispiel die Freundin, mit der ich früher um die Häuser gezogen bin, hat sich irgendwann, als sie mein erstes Kind kennen lernte völlig verständnislos von mir abgewandt. Es war für sie einfach nicht nachvollziehbar, dass man auch am Nachmittag etwas unternehmen kann, das Spaß macht. Mein Kind ist nicht einmal krank gewesen und keine überdurchschnittliche Belastung, trotzdem wollte sie mit mir als Mutter nichts mehr zu tun haben. Plötzlich war ich für sie der Inbegriff des Spießbürgertums.

Ich kann das bis heute nur schwer nachvollziehen, warum sie so reagiert hat. Vielleicht ist es wirklich Neid, weil sie nie fähig war, sich an einen Mann länger als drei Nächte zu binden und nie auf den Gedanken kommen würde, ein Kind in die Welt zu setzen. Für sie ist es die höchste Erfüllung nachts bis in die Morgenstunden feucht-fröhlich zu feiern. Ich habe auch diese Phase hinter mir gelassen und vermisse sie inzwischen nicht mehr. Dafür habe ich das wunderbare Gefühl, dass ich als Mutter mit meiner Zeit etwas bleibendes schaffe: nämlich eine schöne Zeit, aus der meine Kinder ihr Leben lang Kraft schöpfen können. Ich möchte nicht sagen, dass solche alte Freundschaften prinzipiell zerbrechen. Bei mir war aber dies nicht die einzige Freundschaft, die unter meiner Mutterschaft einen Knacks bekam. Einige besserten sich dann wieder schlagartig, als meine Freundinnen auch Mütter wurden, anderes schliefen nach und nach ein. Aber vielleicht ist das auch ganz normal, dass beim Übergang von einer Lebensphase zur anderen auch manche Freundschaften wechseln.

Damit Du deinem Kind aber die Kraft geben kannst, solltest Du immer darauf achten, dass dein Akku nicht zu tief entleert wird. Wie Du die Kraft schöpfst, ist letztlich deine Sache. Dafür muss man nicht nachts ausgehen. Es gibt tausende Möglichkeiten ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Aber Du solltest tatsächlich wachsam sein, dass es Dir wirklich gut geht. Natürlich ist das als allein erziehende Mutter besonders schwierig, aber trotzdem sollte man es nicht unversucht lassen. Eine möglichst starke, zufriedene, entspannte und ausgeglichene Mutter ist nämlich obendrein für das Kind das Beste, was es haben kann.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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