Fehler: Als / Wie & Wo - Relativpronomen - Ursprung?

vom 01.11.2009, 23:29 Uhr

Ich selbst komme aus einer Gegend in der stark Dialekt gesprochen wird und man tagtäglich fast ausschließlich diesen zu hören bekommt. Dass in einem Dialekt normale Worte anders ausgesprochen werden oder durch andere komplett neue Begriffe verwendet werden (zum Beispiel bei uns Kartoffeln = Krumbeere) ist klar, oder auch dass teilweise die Grammatik nicht so genau genommen wird. Oder halt auch irgendwelche Verkürzungen, wie zum Beispiel "Man merkt's".

Was mich aber schon immer gestört hat, sind diese grausamen Vergewaltigungen mit dem Pseudorelativpronomen Wo. Jeder der hier Dialekt spricht benutzt es. Beispielsatz (ohne die sonstigen Dialekt - Veränderungen): Das Auto, wo ich mir kürzlich gekauft habe". In meinen Ohren klingt dieser Fehler einfach fürchterlich und man hört ihn in fast jedem Satz. Das schlimme ist, dass es abfärbt und man es selbst zur Gewohnheit macht und es einem dann nicht mehr so auffällt. Ab und an ertappe ich mich bei diesem Fehler, aber es wird shcon ziemlich selten, da ich dann wenigstens versuche grammatikalisch korrekt zu sein.

Ein weiterer nerviger Fehler ist dieser als / wie Fehler, bei dem die Worte bedeutungsgleich verwendet werden und bei einem Komparativ kein "als", sondern ein "wie" folgt. Schrecklich. Oder der selbe Fehler taucht auch häufig bei wenn und wann auf, z.B. "Immer wann ich da entlang komme...". Es gibt noch weitere, aber das sind mal die wichtigsten und auffälligsten und je stärker einer Dialekt spricht, desto häufiger werden sie auch gebraucht.

Aber wie kommt es zu diesen Fehlern eigentlich? "Wo" ist nun wirklich kein Relativpronomen und macht an dieser Stelle keinerlei Sinn, würde auch keinen Sinn machen wenn man sagte "Das Buch, warum auf dem Nachttisch liegt...". Bei "wenn" und "wann" kann ich es glaube noch etwas mehr nachvollziehen, aber bei dem "wo" ist es mir wirklich nicht so klar, wie es zustande kommen konnte. Wenn diese Dialekt - Sprecher dann hochdeutsch reden (und die meisten auch das nicht besonders können) werden diese Fehler sogar wie bei meinen Beispielen mit in Hochdeutsche übernommen. Kennt ihr ähnliche Fehler, bei denen es euch oft auffällt und sie euch ein Dorn im Auge sind? Werden diese Fehler nur hier in meinem Dialektbereich gemacht oder sind sie "bundesweit" vertreten?

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin voll und ganz deiner Meinung! Ich selbst komme aus Hessen. Es gibt zwar hier auch ein typisches "hessisch", aber eigentlich wird hier weitgehend hochdeutsch gesprochen und selbst im hessischen wird die Grammatik nicht wirklich beeinträchtigt. Es gibt aber auch einige Leute die diese ganzen als/wie - Fehler machen und das stört mich auch total! "Ich bin größer wie du!" Aaahh, grausam! Und wenn man dann was sagt (meistens kann ich mich nicht zusammenreißen), dann ist man ein Klugscheißer! Das mit dem "wo" hab ich auch hier und da mal gehört, noch schlimmer. Aber das mit dem "wann" ist mir bis jetzt noch nie untergekommen.
Was ich noch von einer Bekannten aus Duisburg kenne, ist z.B. "Ich hab kalt", hääh?!

Naja, auf jeden Fall denke ich, dass diese Fehler wirklich bundesweit vorkommen, vielleicht da mal extremer als dort. Aber was ja wirklich das schlimmste daran ist, ist, dass dadurch die Kinder in der Schule teilweise echt Probleme bei der Rechtschreibung oder eben bei der Grammatik haben. Fehler bei der Rechtschreibung eher durch falsche Aussprache bei verschiedenen Dialekten (obbe, unne -> oben, unten, a west -> eine Weste usw. usw.).

Fazit für mich ist; keine Ahnung, wo diese Fehler ihren Ursprung haben, aber ich finde sie echt schlimm! Mir ist das Hochdeutsch am liebsten!

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» NoraZoey » Beiträge: 30 » Talkpoints: 0,14 »


Ich wohne in Bayern und hier hört man auch oft "wo" anstatt eines Relativpronomens oder ein "wie" statt einem "als". Eigentlich finde ich das okay, denn es sind eben Eigenheiten dieses Dialekts, die nur im Hochdeutschen als Fehler gelten.

Ich bin dafür, dass jeder nach Möglichkeit seinen Dialekt spricht und sich nicht angleichen muss, denn sonst laufen die Dialekte Gefahr, auszusterben. Wenn man dann aber mit Menschen redet, die einen nicht verstehen, sollte man sich auf das Hochdeutsche einigen und auch solche Fehler weglassen. Einfach, weil es unhöflich ist, so mit Menschen zu reden, die vielleicht eine andere Muttersprache haben. Und natürlich sollten Eltern ihren Kindern beibringen, was umgangssprachlich ist und was man zum Beispiel im Aufsatz schreiben darf.

Den "wo" - Fehler fine ich nicht schlimm, aber es gibt so einige Sachen, die auch richtig falsch sind und mich aufregen: Manche sagen "damit" statt "dass". Zum Beispiel in dem Satz "meine Mutter hat gesagt damit ich Ihnen das geben soll". Da sind die Eltern selber schuld, wenn das Kind eine schlechte Note in Deutsch hat. Der allerschrecklichste Fehler ist für mich, wenn Buchstaben angehängt oder weggelassen werden. Viele sagen z.B. "ebenT" oder "man brauch" statt "man braucht". Furchtbar, oder? Das ist nicht einmal bayrisch, sondern einfach nur falsch. Und ich kapiere nicht, wie man sowas seinen Kindern beibringt.

Meiner Meinung nach lernen Kinder selbst, was Hochdeutsch und was Umgangssprache ist, wenn sie viel lesen. Ich selbst habe als kleines Kind sehr viel gelesen und hatte bayrisch sprechende Verwandte und konnte das gut voneinander trennen, sodass ich in der Schule keine Probleme damit hatte.

Jetzt gebe ich einem türkischen Jungen Nachhilfe, der wenig liest und dazu noch ein Problem hat: Seine Eltern sprechen auch nicht perfekt deutsch und können ihm wenig in der Schule helfen. So kennt er den Unterschied zwischen Schriftsprache und Umgangssprache überhaupt nicht. Er benutzt auch bayrische Wörter im Aufsatz, wie zum Beispiel "gscheid" und versteht nicht, was er damit falsch macht.

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »



"Ich hab kalt" sagt man hier auch. Auch ich sage das. :wink: Man lernt z.B. diesen Ausdruck hier so kennen, als wäre er richtig und hätte Sinn. Und hier versteht es auch tatsächlich jeder. Aber wenn ich hochdeutsch rede weiß ich natürlich sofort, dass es nicht stimmt.

Zwar ist das "Wo" eine Eigenart des Dialekts, aber eine Eigenart, die sich von den Dialektsprechern im Hochdeutschen meist gar nicht als Fehler erkennen lässt, während eine andere Aussprache eines Wortes erkannt wird. Grammatikfehler nicht. Und ich persönlich finde den "Wo" Fehler einfach nur grauenhaft. :uebel:

Den "Damit" Fehler kannte ich auch noch nicht, klingt aber auch ziemlich unsinnig. Mir ist noch eine andere seltsame Verwendung des Wortes "Wo" eingefallen. Und zwar wird "wo" auch oft anstelle des "als" verwendet. Zum Beispiel: "Weißt du noch wo wir uns das zum ersten mal geküsst haben..." Damit ist allerdings der Zeitpunkt gemeint und nicht an welchem Ort dieser Kuss geschah.

Was Du an dem Weglassen der letzten Buchstaben schlimm findest kann ich nicht verstehen. Das ist ja kein Fehler wie er bei "Wo" z.B vorliegt, denn es wird einfach nur verkürzt und und es entsteht dadurch keine völlig falsche Bedeutung. Also an deinem "man brauch" Beispiel finde ich überhaupt nichts schlimm, ich verwende das gerne in meinem Dialekt.

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das mit dem wo ist mir hier im Forum ganz besonders aufgefallen und da wird der Fehler quer durch die Republik gemacht, wenn man den Usern so glauben kann, wo sie so her kommen.

Ich hatte mich dann auch dabei ertappt, an den falschen Stellen das wo einzusetzen. Zum Glück werden wir hier für vernünftiges schreiben honoriert, sodass ich mir meine Texte immer nochmal durchlese, ob irgend welche gravierenden Fehler enthalten sind. Dabei ist mir dann auch aufgefallen, dass ich auch schon der Womanie verfallen war.

Deshalb denke ich mal, es ist nicht mehr von der Region abhängig, sondern wird auch durch das Lesen in den Foren, in denen viele Gesellschaftsschichten aufeinander prallen gefördert.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Was Du an dem Weglassen der letzten Buchstaben schlimm findest kann ich nicht verstehen. Das ist ja kein Fehler wie er bei "Wo" z.B vorliegt, denn es wird einfach nur verkürzt und und es entsteht dadurch keine völlig falsche Bedeutung. Also an deinem "man brauch" Beispiel finde ich überhaupt nichts schlimm, ich verwende das gerne in meinem Dialekt.

Ja, das ist auch okay, wenn du das gerne verwendest. Aber für meine Ohren klingt "man brauch" einfach furchtbar, weil es eben auch nicht in den hiesigen Dialekt passt und so in gar keinem Zusammenhang mit den anderen regionalen Ausdrücken steht.

Vielleicht bin ich in der Hinsicht konservativ, aber für mich klingt dieser Ausdruck schrecklich. Dafür finde ich den "wo" - Fehler nicht so schlimm, weil er eben ins Bayerische passt.

Interessant, wie die Meinungen hier auseinandergehen... :wink:

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »


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