Ökonomie gegen Ökologie

vom 10.09.2009, 10:16 Uhr

Hallo,

Muss es denn sein, dass man sich ständig zwischen nachhaltiger Wirtschaft und produktiver Wirtschaft entscheiden muss? Sobald man ökologischer denkt, fallen oftmals für irgendjemanden hohe Kosten an. Gibt es also keine Möglichkeit Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen?

Beispielsweiße der Benzinpreis: Würde er steigen, bedeutet das mehr Kosten für die Verbraucher. Somit würde Autofahren immer teurer werden, sodass es sich nicht mehr so viel Leute leisten könnten. Für die Ökonomie schlecht, da der Absatz der Autohersteller sinkt. Für die Ökologie gut, da nicht mehr so viele Autos auf den Straßen fahren. Bei niedrigem Benzinpreis wär es genau andersrum. Das gleiche könnte man bei Outsourcing und Just-In-Time Produktionen sagen, da durch den vermehrten Verkehr, die Natur belastet wird.

Momentan könnte ich kein vernünftiges Beispiel nennen, wie man gleichermaßen produktiv und nachhaltig wirtschaften kann. Würdet ihr mir zustimmen, oder sehe ich das komplett falsch? Vor allem würde mich interressieren ob das tatsächlich funktionieren kann, dass man an die Natur denkt und gleichzeitig keine roten Zahlen schreibt.

» Dinnser89 » Beiträge: 67 » Talkpoints: 0,39 »



Aber die Frage lässt sich eigentlich leicht beantworten. Sobald man die Rahmenbedingungen um weitere Punkte erweitert, die vom Unternehmen zu bedenken sind, erhöht sich der Aufwand. Also wird es teurer! Und damit hast Du den Gegensatz zwischen Ökonomie und Ökologie.

Es war und wird ja immer so bleiben, dass wenn ich eine Fabrik habe, ich kaum ein Interesse daran habe, meine Abwässer gereinigt in den nächsten Fluss ablaufen zu lassen oder meine Schornsteine mit Filtern zu versehen. Denn dadurch habe ich nur Kosten - aber es geht eben nicht mit einer Steigerung der Produktivität einher.

Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass der Unternehmer als Mensch schon massiv von einer gesunden Umwelt profitiert. Allerdings ist es da so wie mit dem Rauchen auch: solange die Folgen zu einem Zeitpunkt der weit hinten liegt geschoben werden kann, überwiegen kurzfristige Interessen. Der Fluss kippt zwar um, betroffen ist man aber in 10, 20 oder 50 Jahren. Das Geld für die Wasseraufbereitung und Reinigung hat man aber schon heute gespart. Würde jeder Raucher nach der ersten Schachtel an Lungenkrebs erkranken, gäbe es vermutlich deutlich weniger Raucher …

Um nun aber das Einbeziehen von ökologischen Punkten doch rentabel zu machen, gibt es ja den Staat. Der hat hier die Möglichkeit, durch Regelungen (Gesetze) oder Subventionen den Unternehmen Anreize zu geben, nachhaltig zu wirtschaften.

Ein Argument, dass man es so gegenüber der Konkurrenz schwerer hätte, kann national dann nicht gelten. Da ja die Regeln für alle gleich sein sollten. Aber natürlich wird dieses Argument dann bzgl. der Konkurrenz auf dem Weltmarkt gebracht. Daher natürlich auch der Versuch, die Regeln europaweit (wenigstens EU-Weit) zu vereinheitlichen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Beispiel mit dem Benzinpreis ist doch völlig unpassend! Gerade durch einen hohen Benzinpreis wird der Absatz von Autos im Grunde angekurbelt, da sich viele, die noch eine Spritschleuder besitzen, eher dazu durchringen, ein neues, spritsparendes Auto zu kaufen. Das sieht man hier wunderbar in den USA wo nach den drastischen Benzinpreissteigerungen der Absatz von spritsparenden Neuwagen schlagartig nach oben ging und viele ihre "Clunkers" abgeschafft und einen Neuwagen gekauft haben - einfach weil hier die laufenden Kosten auf einmal deutlich in den Keller gingen.

Und bei niedrigem Benzinpreis wäre das andersrum? Blödsinn, denn wer kauft sich denn, wenn der Benzinpreis im Keller ist dann 2 statt einem Auto? Ein Auto kostet in der Regel immernoch mehr als eine Tankfüllung, selbst ohne Zusatzkosten! Es fahren, am Benzinpreis gemessen, nicht mehr und nicht weniger Autos durch die Gegend, ansonsten kannst Du ja mal mit einer Quelle aufwarten, die das angeblich aussagt - es fahren dann nur andere Autos durch die Gegend.

Deine anderen Beispiele sind genauso sinnlos, denn der Vorteil bei Outsourcing und Just-in-Time ergibt sich aus geringen laufenden Kosten wie Lagerhaltungskosten oder bei Outsourcing verringerten Personalkosten - der Spritpreis ist da umgelegt auf eine Produktionseinheit noch das kleinste Problem (wie auch andere).

Ansonsten bedeutet nachhaltige Wirtschaft eben auch produktive Wirtschaft - da besteht überhaupt kein Unterschied. Denn wie derpunkt schon schön dargelegt hat - auf den Output hat ökologisches Verhalten keinen Einfluss, höchstens auf den Gewinn (der nur indirekt was mit der Produktivität zu tun hat)! Dazu kommt, dass eingesparte Kosten die sich langfristig ergeben (Umweltsanierung) und die man im hier und jetzt vermeidet, langfristig die Kaufkraft stärken (da sie dann nicht dem Wirtschaftsverkehr entrissen werden).

Mal ganz davon abgesehen, dass ein heute umweltgerechtes Verhalten von Unternehmen für immer mehr Verbraucher einen zusätzlichen Kaufanreiz ausmacht = "kostenlose" Werbung. Und: Dadurch, dass Unternehmen umweltfreundlicher Arbeiten entstehen wieder andere Wirtschaftsfelder, neue Jobs, mehr Kaufkraft usw. - die ganze "Umweltindustrie" würde es heute ansonsten nicht geben, die bereits ein eigenständiger, großer Industriezweig, vor allem in Deutschland, geworden ist.

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