Indoor-Goldfisch Fischen in Japan

vom 21.08.2009, 02:11 Uhr

Letztens habe ich einen Bericht im Fernsehen verfolgt, der folgendes Thema behandelte: Offensichtlich haben einige Japaner das Fischen für sich entdeckt. Da aber nicht jeder das Meer beziehungsweise einen See vor der eigenen Haustür hat, haben sie sich etwas Verrücktes einfallen lassen und irgendwo ein großes Aquarium im Raum aufgestellt, in dem sehr viele Goldfische schwimmen.

Nun sitzen also die begeisterten Hobbyfischer um das Riesen-Aquarium herum, fischen so viele Goldfische wie möglich heraus (wenn ich mich recht erinnere, war es mit einem Fangnetz, also nicht mit der Angel) und lassen anschließend in einer Statistik festhalten, wie viele Fische ihnen jeweils buchstäblich ins Netz gegangen sind. Diese Statistik dient dazu, dass man sich in einer Art Highscore vergleichen kann, wer am erfolgreichsten war. Nach der Aufnahme in die Statistik werden die Goldfische dann wieder im Aquarium in die "Freiheit" gelassen, sie müssen also nicht sterben. Allerdings wohl öfter einen Schock verkraften, wenn sie sich einmal mehr in einem Fangnetz befinden.

Ich würde gerne euere Meinungen dazu lesen, also was haltet ihr davon? Witzige, verrückte Idee? Tierquälerei? Oder bald auch für Deutschland die mögliche neue "Trendsportart"?

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» Cloudx » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,10 »



Da haben die Medien ja mal wieder ein sehr altes Thema lauwarm aufgewärmt und stellt es jetzt als neuen Trend dar. Das Fangen von Goldfischen mit Netzen hat nämlich in Japan auch zu Unterhaltungszwecken eine sehr lange Tradition.

Es gibt in Japan zahlreiche Feste, und an vielen dieser Festtage finden in vielen Ortschaften auch Jahrmärkte statt. Dort gibt es wie hier in Deutschland Stände mit Speisen und Getränken, und gerade für die Kinder werden auch manchmal Spiele angeboten. Und eines dieser sehr traditionellen Spiele ist das Fangen von Goldfischen, die meistens zur Art "Wakin" gehören.

Dabei ging es ursprünglich allerdings nicht um Wettbewerbe, und das Spiel zielte eher auf Kinder, denn als auf Erwachsene ab. Das ist aber wohl auch das einzig Neue. Vielleicht abgesehen davon, dass man soetwas heute wohl auch in Innenräumen macht, während Volksfeste meist draußen stattfinden.

Früher waren diese Becken mit den vielen Goldfischen, die man auf japanischen Jahrmärkten sah, dazu da, dass man sich die Fische für den Gartenteich kaufen kann. Aber im Gegensatz zu der normalen Handhabung durfte man sich die Tiere hier eben komplett selbst aussuchen und auch selbst fangen. Besonders Kindern soll das viel Spaß gemacht haben, und ich denke, auch heute würde das noch vielen Kindern Spaß machen, auch in Deutschland.

Was ich nun davon halten soll? Es ist eine Tradition, die wenig schädlich ist. So schlimm ist sie an sich nicht und ich akzeptiere sie. Unschön ist allein, dass es nicht ganz sicher ist, ob die Tiere das alles so gut überstehen. Das Wohl der Tiere ist mir sehr wichtig und ich möchte natürlich möglichst, dass keines zu Schaden kommt. Ob das bei diesem Jahrmarkts-Spiel so der Fall ist, da bin ich mir nicht sicher.

Einerseits gehen einige Leute mit dem Netz ja etwas grobmotorisch um, was dann immer gefährlich aussieht, andererseits fängt man Aquarienfische ja auch mit einem Netz ein, wenn man sie im Laden kauft. Und man muss sie, wenn man sie in ein anderes Becken umsiedelt, oder wenn man sie für größere Arbeiten an seinem Aquarium kurz aus dem Becken entfernen muss, da auch mit einem Netz herausfischen.

Es bedeutet eindeutig Stress für die Tiere, und das tut mir auch Leid, aber manchmal kommt man darum nicht herum. Haustiere sind ja beispielsweise manchmal auch im Stress, wenn sie zum Tierarzt müssen, und Wildtiere sind in der freien Natur durch Fressfeinde und so weiter auch immer Stress ausgesetzt. Also irgendwie gehört das wohl zu einem Tierleben einfach dazu.

Wobei man es meiner Meinung nach schon nicht gezielt provozieren muss. Aber bei diesen Herausfisch-Aktionen im Aquaristik-Bereich kann man ja auch versuchen, möglichst schonend und behutsam vorgehen. Bei dem Fischen von Goldfischen auf Jahrmärkten kann man das ja auch tun. Und sofern ich weiß, achtet man da in Japan auch drauf. Es hat einfach mit der Achtung vor Lebewesen zutun, die man dort allein aus religiösen Gründen schon haben müsste, und selbst, wenn man ganz desinteressiert am Wohlergehen der Tiere an sich wäre, dann würde der Händler doch ungern viele Fische verlieren, denn das wäre ja auch ein finanzieller Verlust für ihn.

Verrückt finde ich die Idee nicht, es ist einfach eine Tradition. Daher kann ich auch schlecht darüber urteilen, ob sie witzig wäre. Es ist einfach so in der Kultur mit verankert.

Ich hoffe aber doch, dass das in Deutschland nicht zur "Trendsportart" wird, denn ich weiß, wie viele Leute hier sich absolut nicht dafür interessieren, wie es einem Tier geht. Hier gäbe es sicherlich haufenweise Grobmotoriker, die den Tieren nur schaden würden. Natürlich, in Japan kann das auch passieren. Menschen sind ja nicht unbedingt anders, nur, weil sie woanders leben, und es sind auch nie alle Menschen innerhalb einer Nation gleich. Aber irgendwie hoffe ich doch dennoch nicht, dass das hier in Deutschland zu einem Trend wird, bei dem dann womöglich völlig zugesoffene Discogänger allein, weil es als "trendy" gilt, Tiere, die sie sonst kein bisschen interessieren, belästigen.

Dennoch denke ich, ist diese Tradition weniger schädlich für die Tiere, als andere, die hier in Europa dennoch etabliert sind. Man denke beispielsweise mal an all die Angler, die mit Angel und Haken angeln, und die Fische nach dem Fangen auch wieder frei lassen, oft mit ernsteren Verletzungen an Mund und Speiseröhre. Das finde ich weitaus schlimmer, als Goldfische mit einem Netz zu finden.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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