Vom eigenen Tod reden - vor Kindern

vom 03.04.2009, 09:39 Uhr

Gestern habe ich mich mit meinen Freundinnen getroffen. Die zwei Hübschen haben auch Kinder im Alter von meinen Kindern. Also haben wir da gesessen bei Sonnenschein auf einer Holzbank und auf einmal fing die kleine Jamie (6) an die eine Freundin zu fragen: Sandra, lässt Du dich einmal verbrennen wenn Du tot bist.

Sandra meinte dann zu Jamie das sie das machen werde. Sie will einmal nicht das jemand ihr Grab pflegen muß und macht dann eine Platte drauf. Jamie war darauf hin aber auch nicht zufriedener. Ihr Vater hat wohl daheim breit erzählt das er sich mal verbrennen lässt und Jamie wird irgendwie damit nicht fertig.

Sie hat kurz überlegt und meinte dann: Ich lasse mich nicht verbrennen wenn ich mal tot bin. Das mache ich nicht. Ich weiß das meine Freundin die Jamie anderst als andere erziehen. Meine wissen auch das man sterben muß. Dennoch erzähle ich den Kindern jetzt noch nicht wie ich gerne mal bestattet werden möchte. Ich finde da ist man mit 4-6 Jahren noch zu klein dazu.

Fernhalten von dem Thema kann man sie nicht, aber irgendwie ist das doch zu makaber in der Alter. Jamies Eltern sind aber auch so flippig. Sie lieben Hart-Rock und haben überall Monster-Poster im Haus. Jamie findet es auch genial wenn sie blutet und sieht gerne zu wenn ihr Vater die Hasen schlachtet. Yvonne (die Mutter) findet das in Ordnung. Besser so als anderst. Trotzdem hat sie sowas von nachdenklich gewirkt und hat echt nur überlegt. Es ging ihr sichtlich nahe. Die Mutter hat das aber nicht so bemerkt habe ich das Gefühl.

Wie seht ihr das? Muß man denn Kindern so früh schon detailiert erklären was man nach dem Tod mal alles will? Ich habe meinen Kindern bisher nur beigebracht das man sterben muß irgendwann. Über Särge und Verbrennungsmethoden wissen sie noch nichts. Bin ich da übertrieben fürsorglich?

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo!

Das kommt auf das Kind an, ob es damit überfordert ist. Ich finde schon, dass man auch 4 jährige mit dem Tod konfrontieren kann. Nicht selten kommt es vor, dass die Kinder in dem Alter die gelibte Oma oder den gelibten Opa verlieren und spätestens dann, wen man bei der Beerdigung ist, muss man dem Kind schon Rede und Antwort stehen. Es sieht, dass entweder der Sarg ins Erdreich gelassen wird oder die Urne und die Fragen werden auf jeden Fall kommen und ich würde auch ein Kind in dem Alter unbedingt mitnehmen zur Beerdigung. Denn das Kind hat auch ein Recht auf Abschied.

Meine Kinder waren auch in dem Alter, als ihre Urgroßmutter starb. Sie haben sehr an ihr gehangen. Erst musste ein Gespräch stattfinden, damit sie das überhaupt verstehen und dann habe ich sie auch mit zur Beerdigung genommen. Ich denke, dass man den Kindern in dem Alter das auch sagen sollte und nicht so ein Thema totschweigen.

Wir hatten immer schon Haustiere und das eine oder andere starb auch, weil Ratten, Hamster und Co nun mal nciht lange leben. So sind sie schon ganz früh mit dem Tod konfrontiert worden und das Erklären des Todes war dann, als Uroma starb sehr viel einfacher und wenn die Kinder frei mit diesem Thema aufwachsen finde ich das auch ok,

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo!

Ich finde auch, dass man den Kindern zwar erklären sollte, dass jeder mal sterben muss. Aber ich würde ihnen die Details ersparen und sicher nicht über Feuerbestattung und Co mit den Kleinen reden. Ich finde, dass die Kinder mit 4 bis 6 Jahren einfach noch zu klein dafür sind. Man sieht ja jetzt an Jamie, dass sie das gehörte nicht verarbeiten kann. Ich finde es nicht gut, dass der Vater so offen vor den Kindern darüber gesprochen hat.

Ich denke auch, dass man den Kindern am Tot von ihren Haustieren gut erklären kann, was da passiert ist und was nun mit dem toten Tier passieren wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es nicht so gut in dem Alter schon vor den Kindern zu sagen, wie man mal beerdigt werden möchte. Es ist was anderes, die Kinder auf den Tod allgemein vorzubereiten, gerade wenn es noch ältere Angehörige gibt, bei denen man absehen kann, dass sie mal sterben. Aber die eigenen Eltern sind für so kleine Kinder ersteinmal die absolute Gewissheit, dass sie immer für sie da sind. Wenn man dann als Elternteil vom eigenen Tot erzählt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn das Kind verstört ist.

Mein Sohn wird dies Jahr 18 und ich habe vor zwei Jahren mal gesagt, wie ich beerdigt werden möchte. selbst er hat da sehr irritiert reagiert. Nun ist mein Opa gestorben und das war der erste nahe Angehörige, bei dem mein Sohn Abschied genommen hat, es kam natürlich bei der Beerdigung (nicht zu letzt von meiner Mutter) wieder auf das Thema wie man selber Bestattet werden möchte, weil ich da eine ganz andere Linie fahre, als meine Eltern. Mein Sohn war auch da sehr irritiert und wollte davon dann irgend wann auch nichts mehr hören. Er meinte zu mir, dass er meinen Wunsch zur Kenntnis genommen hat, aber nun solle es mal auch gut sein, es hätte ja wohl auch noch Zeit.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ob man den Tod eines Mitmenschen mit dem eines noch so innig geliebten Haustieres mit dem eines Verwandten oder guten Freundes vergleichen kann, wage ich mal zu bezweifeln. Mein Sohn war knapp fünf als ihm die Erkenntnis zuteil wurde, dass auch ich (seine Mama einmal sterben müsste). Da gab es viele Tränen und natürlich auch einigen Gesprächsbedarf. Denn obwohl er schon den Tod geliebter Haustiere erlebt hat, war das doch ein großer Schock.

Wir haben dann natürlich auch intensive Gespräche zum Thema Tod geführt, aber darin ging es nicht darum, wie ich mal beerdigt werden möchte, sondern eher um so verständliche Sorgen, ob ich denn bald sterben müsse, wo ich denn nach de Tod sein werde usw. Und für einen damals 4-jährigen war das auch genug zum Thema. Selbst heute mit 5 wird der Tod nicht so detailliert besprochen, warum auch?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meine beiden Söhne sind 4 und 8 Jahre alt und haben in diesem Jahr auch ihren ersten Todesfall in unserer Familie miterleben müssen. Ich finde man sollte es ihnen schon kindgerecht beibringen, das es nicht nur Leben, sondern auch den Tod gibt.

Meine Söhne wissen, das man, wenn man Krank oder alt ist sterben muss. Sie nennen es kindlich, einschlafen und zu Gott reisen. Da mein Schwiegervater auch schon verstorben ist, gehen sie auch oft mit zum Friedhof und bringen ihm eine Kerze oder eine Blume von ihrem Geld. Sie hoffen dann, das ihr Opa gut gelaunt ist im Himmel und es nicht regnet. :wink: Wenn es dann doch regnet, dann sagen sie immer: Opa ist böse.

Man sollte den Kindern auch die negativen Seiten, wie den Tod erklären, aber ich denke man sollte Horrorgeschichten darüber ungedingt vermeiden. Man kann es ihnen ja auch kindlich erklären und den Rest erfahren sie, wenn sie älter sind.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nein du bist ganz und gar nicht übertrieben fürsorglich, sondern reagierst nur so, wie ich es auch von Eltern kenne, nämlich sehr Vorsichtig und gut. Kinder sollte man an jedes Thema der Welt, welches nicht einfach zu erklären ist , ganz langsam ranführen. Dies hast du getan indem du gesagt hast, dass man irgendwann sterben muss. Sie werden bestimmt irgendwann von selbst auf die Frage nach dem warum usw. kommen.

Ich war auch gerade sichtlich erschrocken als ich gelesen habe, dass die Tochter deiner Freundin beim Schlachten der Hasen zuguckt und sich darüber freut, wenn sie blutet. Ich finde dass man an der Reaktion der kleinen schon sehen kann, dass irgendwas in der Erziehung falsch läuft oder die Eltern erziehen ihr Kind einfach nur so, wie ich es überhaupt nicht kenne.

Bist du dir denn Sicher, dass der Vater von der Kleinen das ihr einfach so erzählt hat, oder hat sie es vielleicht irgendwie bei einem Gespräch von ihrer Mutter und ihrem Vater mitbekommen? Oftmals nehmen Kinder ja auch Dinge von Eltern einfach so in den Mund, ohne diese groß zu verstehen und ohne über diese nachzudenken.

Wenn der Mann deiner Freundin dies jedoch echt seiner Tochter so erzählt hat, würde ich mal mit meiner Freundin darüber reden, ob sie es denn in Ordnung von ihm findet und ob sie es ihrem Kind auch einfach so gesagt hätte.

Mir reicht es ja schon, dass mein Vater mir oft als Scherz sagt (und ich bin siebzehn), dass er bald eh sterben wird, weil er schon so alt ist. Selbst sowas bringt mich zum nachdenken. Und wenn mich so etwas zum nachdenken bringt, dann möchte ich gar nicht wissen, wie belastet so etwas für ein kleines Kind sein muss.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mein Kind weiß über den Tod eigendlich noch nicht sehr viel. Er weiß es eigendlich nur von den Haustieren, die schon von uns gegangen sind, oder auch von den toten Tieren die manchmal halt so rumliegen. Er weiß das wenn man Tod ist, das man dann nicht wieder aufsteht. Und nicht mal das hat er so richtig verstanden.

Letztens ist ein Kanarienvogel bei uns gestorben, der sah ja trotzdem noch schön aus. In den Augen von meinem Sohn war er noch lebendig und er war entsetzt als er mich fragte wo der Vogel jetzt ist, und ich ihm sagte das ich ihn im Mülleimer getan habe, weil er eben Tod ist und dann auch nicht mehr wieder aufsteht. Er hat es nicht verstanden das er Tod ist.

Also das man Kindern auch irgendwann mit dem Tod konfrontieren muss ist klar, aber ich muss nicht unbedingt von meinem eigenen Tod erzählen und auch nicht das ich dann irgendwann mal verbrannt werden will. Um solche Sachen zu erklären kann man auch noch warten bis die Kinder ein bischen älter sind.

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» lissy02 » Beiträge: 621 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zwar ist unser Sohn für das Alter Tod mit knapp zwei Jahren noch zu jung, aber ich werde ihm in einem so jungen Alter mit Sicherheit nicht erzählen, wie ich mich einmal bestatten lassen werde.

Ich finde es zwar ebenfalls richtig, dass Kinder in gewisser Art und Weise wissen, dass alle einmal sterben müssen, würde es aber niemals so an Kinder herantragen. Zudem denke ich, dass ein Kind im Alter von 4 bis 6 Jahren doch recht schockiert sein muss, wenn der Vater vom eigenen Tod spricht! Ein Kind weiß ja nicht, wie lange 10 Jahre oder mehr dauern und hat mit Sicherheit auch Angst, dass der Vater bald nicht mehr da ist!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo,

Also ich finde, dass sich Kinder zwar mit dem Tod auseinandersetzen müssen, aber mit 4-6 ist das noch viel zu früh finde ich. Zumindest halte ich es für komplett falsch den Kindern zu erzählen, wie man beerdigt werden will. Das kann so ein kleiner Kopf gar nicht begreifen - womöglich hat es noch Horrorvorstellungen von im Sinne von Hänsel und Gretel (die Verbrennung der Hexe) oder sonstiges. Ich finde, dass es vielleicht sogar zu einem unpassenden Moment zu verschiedensten Traumata kommen könnte.

Ich selbst habe früher auch immer von meiner Oma und später von einer älteren Bekannten gehört, wie sie beerdigt werden wollen. Es hat mich immer ganz schön durcheinander gebracht. Ich wollte das auch nie hören, weil ich im Augenblick gelebt habe (wie jedes Kind) und nichts vom Tod und damit zusammenhängenden Vorstellungen meiner mir nahe stehenden Leute hören wollte. Als dann wirklich mal jemand starb, hat mir das zeitige "darauf Vorbereiten" auch nichts genützt. Es war trotzdem genauso schwer und irgendwie unbegreiflich.

Von daher frage ich mich, warum man seine Kinder schon so zeitig mit solch schwierigen Themen belasten sollte, wenn es womöglich eh nichts bringt, da ein Kind das so früh noch nicht richtig begreifen und den Sinn und die Bedeutung erfassen kann. Wenn man einem Kind schon früh beibringt, dass der Tod zum Leben dazu gehört, ist das etwas anderes. Aber solche komplizierten, schweren Themen wie Bestattungsmölickeien gehören auf keinen Fall in eine Kindheit.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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