Mann im Auslandseinsatz- was ist mit dem Gewissen?

vom 08.04.2009, 15:26 Uhr

Hallo,
ich muß mir nun mal einige Meinungen einholen. Mein Mann ist Soldat und war schon einige Male in Auslandseinsätzen. Seitdem wir eine richtige Familie sind, hat er Auslandseinsätze abgelehnt und hat lieber innerhalb Deutschlands Lehrgänge und Dienstreisen angetreten, oder war nur kurz im Ausland.

Nun schwebt gerade wieder das Thema " Afganisthan " im Raum und wir reden viel über einen eventuellen Einsatz. Auf der einen Seite gönne ich ihm diese Erfahrung, denn er ist gerne Soldat und das wusste ich auch, als ich die Beziehung mit ihm einging. Er wäre, so wie ich ihn kenne, sicher stolz auf sich und ein anderer Aspekt ist noch das Geld. Wir wären nach 3 Monaten Einsatz Schuldenfrei, und das wäre ein grosser Stein, der meinem Mann vom Herzen fällt.

Andererseits lasse ich ihn ungern gehen, auch wenn er keine Patrouille gehen muß und nur innerhalb des Camps tätig wäre. Man hat ja trotzdem Angst und die 3 Monate ohne ihn wären sehr schlimm, gerade auch für die Kinder.

Ich bin mit meinem Gewissen hin und her gerissen. Gönne ich ihm seine " Berufung " und gönne ihm damit auch mehr Ansehen und Geld oder rede ich es ihm aus. Er würde sich nach mir richten, quasi soll ich entscheiden. Ich weiss, er wäre sicher enttäuscht, wenn ich nicht hinter seinem " Beruf " stehe, aber ebenso möchte er uns auch nicht verletzen und enttäuschen.

Ich bin hin und her gerissen und möchte ihm immer den Rücken stärken. Bis jetzt haben wir jedes Problem lösen können, aber diesmal drehen wir uns im Kreis. Es ist nunmal sein Beruf, und er hat ihn sich damals auch aus solchen Gründen ausgesucht. Ich möchte nicht, daß er immer wegen uns zurück stecken muß, aber die Angst bleibt nunmal an erster Stelle.

Was würdet ihr tun? Ist wahrscheinlich so, als würde man einem Gärtner das Rasen mähen verbieten oder dem Polizisten den Innendienst anbieten.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo!

Du redest von dem Beruf von deinem Mann als Berufung. Also lasse ihn auch das machen, wofür er berufen wurde. Er ist glücklich in seinem Job. Wenn du entscheidest udn nein sagst, kann es sein, dass er dir das irgendwann mal in 10 oder 20 Jahren vorhält. Er hat den Beruf ergriffen, weil er sich dafür berufen gefühlt hat und er ist glücklich in seinem Beruf und du hast es schon richtig erkannt. Es ist, als wenn man einem Gärtner das Rasen mähen verbietet. Oder, als wenn man einem Chriurgen verbietet zu operieren und ihn in die Forschung setzt, obwohl er mit Leib und Seele Chirurg ist.

Ich würde meinem Mann zureden, dass er es mit ruhigem Gewissen machen kann. Klar, hätte ich auch Angst. Aber er ist doch alt genug, um selber zu entscheiden, wie weit er geht und wenn er es will, dann lasse ihn.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde, du solltest erst einmal einfach direkt mit ihm reden. Du solltest ihm dabei deine Ängste und Bedenken für die Situation deiner Familie schildern. Schön, wenn er seinen Beruf gerne macht, aber wenn seine Familie, also auch du, ihm nichts bedeuten würde, dann hätte er sie nicht. Es ist weder sinnvoll, dass du dich komplett herausnimmst, noch, dass er, sofern er nicht selbst davon überzeugt ist, nur dich über all das entscheiden lässt.

Ich persönlich halte von einem Beruf, in dem man möglicherweise Menschen töten muss, absolut gar nichts, aber das soll hier ja nicht das Thema sein. Ich finde aber, wenn man schon eine Familie hat, dann sollte man auch bei einem solchen Beruf auf diese achten. Zwar mag er Ruhm und eine Menge Geld damit verdienen, aber was würde ihm das nützen, wenn er nun beim Einsatz stürbe? Da würde ihm all das auch nichts mehr bringen und ihr als Familie stündet alleine da und hättet eventuell nicht einmal mehr einen, der ein ausreichendes Einkommen hat, um die Familie über Wasser zu halten. Und dann auch noch die Schulden. Also von der Vernunft her würde ich sagen, wenn man eine Familie hat, sollte man sich mit den Risiken ein wenig zurücknehmen. Das müsste klappen, denn gewöhnlich liebt man seine Familie ja.

Aber jeder setzt andere Prioritäten. Das muss jeder selbst entscheiden. Außerdem kannst du einem erwachsenen Menschen schlecht etwas verbieten. Und da du ihn auch liebst, würde es wohl erst recht schwierig sein, ihm etwas, was ihm Spaß macht, zu untersagen. Denn man will ja auch das Beste für ihn, nehme ich mal an. Also bleibt meiner Meinung nach nur, dass du ihm deine Bedenken erklärst und ihn dann entscheiden lässt, was er damit macht. Schwierig wird es sein, aber da muss man im Leben halt durch.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo Diamante,
ja, so habe ich mich innerlich auch schon entschieden. Schliesslich ist er unser Verdiener und er möchte uns das Leben ja auch so angenehm wie möglich machen, und ihn reizt das Geld, bzw. die Schuldenfreiheit ja schon.

Ich werde ihm natürlich sagen, daß er gehen darf, sollte es soweit sein. Aber einige Bekannte sagen dann, ich bin etwas herzlos oder " ich würde meinen Mann nicht in so eine Gefahr bringen wollen". Da macht man sich ja schon seine Gedanken. Er war ja schon zu unserer Zeit in Afganisthan und im Kosovo, halt nur nie so lange.

Danke, deine Meinung wollte ich hören. So dachte ich auch.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo Softeis!

Dein Mann ist alt genug um selber zu entscheiden und selber zu wissen, was er tut und er hat sich seinen Beruf ausgesucht. Ich würde mir auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Sicher ist es nciht schön, wenn der Mann weit weg ist und man auch Sorgen hat, dass was passiert. Aber letztendlich entscheidet dein Mann und der hat sich im Prinzip schon entschieden, als er den Beruf gewählt hat.

Mein Neffe ist übrigens imMoment auch im Auslandseinsatz im Kosovo. Klar, macht man sich Sorgen und Gedanken. Aber man darf halt nicht immer schwarz sehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo Softeis, ich denke auch, dass Du Dich richtig entschieden hast, Deinen Mann seine Berufung auch leben zu lassen. Denn wie schon erwähnt wurde, würde kaum jemand auf die Idee kommen, jemand anderen (Rechtsanwalt, Architekten um mal recht gefahrlose Berufe aufzuzählen) seinen Beruf zu vermiesen und zu behaupten, die Frau wäre herzlos, wenn sie ihrem Mann erlaubt seine Berufung auch zu leben.

Softeis hat geschrieben:Aber einige Bekannte sagen dann, ich bin etwas herzlos oder " ich würde meinen Mann nicht in so eine Gefahr bringen wollen". Da macht man sich ja schon seine Gedanken.

Da hilft es wohl nur sich für derartige Anfeindungen zu wappnen, indem man dem Angreifer fragt ob er es denn nicht herzlos, was der entsprechende Partner beruflich tut (der Anwalt verteidigt eventuell Täter, der Architekt verkauft eventuell seine Kreativität). Na und in Gefahr bringst Du Deinen Mann doch nicht - das tun doch ganz andere Personen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Denn wie schon erwähnt wurde, würde kaum jemand auf die Idee kommen, jemand anderen (Rechtsanwalt, Architekten um mal recht gefahrlose Berufe aufzuzählen) seinen Beruf zu vermiesen und zu behaupten, die Frau wäre herzlos, wenn sie ihrem Mann erlaubt seine Berufung auch zu leben.

Na ja, "gefahrlos" ist relativ. Der Nachbar meiner Eltern ist ein Jahr in Afghanistan gewesen (diplomatischer Dienst, nicht als Soldat) und wohlbehalten wieder zurückgekommen, während der Ex-Freund meiner Freundin während seines Praktikums bei einem Scheidungsanwalt vom Ehemann einer Klientin mit einem Messer angegriffen worden ist. Und wahrscheinlich gibt es auch den ein oder anderen Architekt, dem bei einer Baustellenbesichtigung schon mal was auf den Kopf gefallen ist. :wink:

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass die Zahl der Soldaten, die im Dienst ums Leben gekommen sind gar nicht so hoch ist, wenn man sie mal mit den tödlichen Arbeitsunfällen in anderen Berufsgruppen vergleicht. Wie oft hört man zum Beispiel von Unfällen, bei denen LKW Fahrer getötet worden sind?

Ich will die Gefahr natürlich nicht verharmlosen und ich kann die Bedenken natürlich trotzdem gut verstehen. Aber ich denke jeder, der sich entscheidet Soldat zu werden, weiß, auf was er sich einlässt und ist sich deshalb möglicher Gefahren auch viel deutlicher bewusst und weiß wie er sie umgehen kann als zum Beispiel ein LKW Fahrer.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Hallo!

Ich finde es wichtig, dass ihr die Entscheidung gemeinsam trefft. Und man muss es deinem Mann ja schon anrechnen, dass er dich auch um deine Meinung bittet und nicht einfach sagt, dass er geht und fertig. Ihr solltet abwiegen, wie hoch denn das Risiko für deinen Mann ist, dass ihm dort etwas passiert. Wenn er in geschützten Bereichen ist und nicht direkt mit in die gefährlichen Gebiete muss, dann wäre es ja noch eher zu überlegen. Vor allem auch, wenn es eine absehbare Zeit ist, in der dein Mann dann weg wäre. Wie lange wäre er denn insgesamt weg? Sind es 3 Monate oder wärt ihr in 3 Monaten dann nur Schulden frei?

Allerdings werde ich dir wohl keine große Hilfe sein, da ich eh der ängstliche Typ bin. Ich hätte schreckliche Angst, um meinen Mann und könnte wohl nicht mehr ruhig schlafen. Aber das wäre auch so, wenn er irgendwo unterwegs wäre, wo es nicht gefährlich ist. Mein Freund wollte auch ursprünglich mal zur Bundeswehr, aber er wurde damals ausgemustert. Er hätte sonst auch wohl Auslandseinsätze gehabt und ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, ob ich das dann mitgemacht hätte. Nicht, weil ich ihn nicht liebe, aber ich wäre wohl vor Angst um ihn, verrückt geworden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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