Mein Hausarzt jammert nur noch

vom 06.04.2009, 15:50 Uhr

Seit ungefähr einem Jahr habe ich ein ernsthaftes Problem mit meinem Hausarzt. Ich besuche ihn schon seit einigen Jahren und er hat mir in einer sehr schwierigen Zeit geholfen. Ich fühle mich ihm verbunden und schätze ihn auch als Mensch. Leider hat sich in unserer Arzt - Patientenbeziehung etwa gravierendes verändert.

Anstatt mir zuzuhören und zu helfen, schimpft er nur noch über das neue Gesundheitssystem und läßt sich über das Verhalten seiner Kollegen aus. Er erzählt mir ständig, wie schlimm er den Zustand in Deutschland findet. An den deutschen Krankenkassen, läßt er auch kein gutes Haar mehr. Kaum betrete ich den Behandlungsraum, fängt das Gezehter an. Am Anfang konnte ich dafür noch Verständnis aufbringen aber jetzt habe ich das Gefühl, daß ich sein Kummerkasten geworden bin. Irgendwann habe ich ein schlechtes Gewissen bekommen, weil mir sein ewiges Gejammer auf den Keks gegangen ist. Aber ich gehe doch nicht nur zu ihm, weil mir gerade danach ist. Ich gehe sowieso nicht gerne zum Arzt und auch nie unnötig aber jetzt muß ich mir die meiste Zeit nur seine Sorgen anhören.

Er hilft mir auch in gesundheitlichen Fragen überhaupt nicht mehr. Der Arzt liest sich nicht mehr richtig die Befunde durch und er erklärt mir die Inhalte auch kaum noch. Als er das letzte Mal sogar angefangen hat die Empfehlungen eines Speziallisten in Frage zu stellen, ging mir fast die Hutschnur hoch. Trotzdem hörte ich mir weiterhin an, daß er am liebsten mit seiner Familie nach Alaska auswandern wolle. Aber das war mir dann doch zuviel. Er zwingt mich gerade dazu meinen Hausarzt zu wechseln. Ich habe es mir nicht leicht gemacht.

So wie ich die Sache sehe ist er selber ein Opfer des reformierten Gesundheitsystems. Wenn ich daran denke, wie oft er über neu eingeführte EDV-Programme und unnötige Bürokratie geschimpft hat, bin ich mir sicher, daß er aus seiner eigentlichen Berufung herausgewachsen ist.

Habt ihr auch derartige Erfahrungen mit euren Ärzten gemacht? Wie hättet ihr euch in meiner Situation verhalten? Würdet ihr weiterhin dort hingehen?

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das geht natürlich gar nicht, was dein Arzt da tut. Völlig egal wie du Zustände gerade so sind und was einen jetzt bedrückt, aber ich kann doch in keiner Firma meine Kunden zu bedienen, dass ich erstmal darüber jammere wie schlecht ich bezahlt werde und wie mies die Bedingungen sind. Das ist nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist es, dich zu behandeln und dir zuzuhören und dir Hilfe zu geben. Alles andere interessiert dich ja auch überhaupt nicht (selbst wenn, sollte er nicht davon ausgehen, dass es so ist) und betrifft dich nicht und du kannst dir ja auch die aktuelle Mediziner Zeitschrift kaufen, wenn du über sowas informiert werden willst.

Ich an deiner Stelle würde das einfach nicht mehr hingehen. Was bringt es dir, wenn du dich mit ihm anlegst und ihm erklärst, dass du nicht über seine beruflichen Probleme informiert, sondern behandelt werden willst, wenn er offenbar so unfähig ist, dass er das noch nicht einmal von selbst erkennt?! Wenn du die Möglichkeit hast, dann wechsel am besten sofort den Arzt und geh da nicht mehr hin.

Bisher hatte ich da eigentlich recht viel Glück, obwohl ich beim Hautarzt auch einmal sowas erlebt habe, dass der sich ausgelassen hat und mir erstmal erzählt hat, was die Krankenkassen alles nicht mehr bezahlen und so weiter, statt sich mal um die Behandlung und mein Problem zu kümmern. Da bin ich letztendlich nicht mehr weiter hingegangen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Von der Gesundheitsreform ist ja nicht nur ein Arzt betroffen. Es sind sehr viele. Allerdings höre ich zum ersten Mal, dass ein Arzt ständig nur noch von seinen Problemen erzählt und die des Patienten vollkommen nebensächlich erscheinen lässt. Das ist mir noch nie passiert. Wenn natürlich auch im konkreten Fall schon mal die Gesundheitsreform ein Thema ist; beispielsweise wenn bestimmte Untersuchungen selbst zu zahlen sind oder aber, wenn es darum geht, welche Unterlagen in welcher Reihenfolge bei welcher Institution abgegeben werden müssen. Das ist aber nicht weiter tragisch.

Ich würde an Deiner Stelle auch den Hausarzt wechseln, denn auch wenn Du ihn als Menschen immer noch schätzt ist es doch auch wichtig, dass er Dir als Arzt hilft und das scheint ja zunehmend nicht mehr der Fall zu sein.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Ich kenne das auch nicht, dass mein Hausarzt so dermaßen über die Gesundheitsreform schimpft und dauernd davon anfängt. Ich rede mit meinem Arzt wirklich nur über das Krankheitsbild und erwarte dann eben medizinische Hilfe von ihm. Ich denke, dass sich ein Arzt auch seine Patienten irgendwann vergrault, wenn er dauernd jammert, wie schlecht doch alles geworden ist.

Wenn du nicht direkt den Arzt wechseln möchtest, dann könntest du deinem Arzt mal ehrlich ins Gewissen reden und ihn mal darauf aufmerksam machen, dass er sich nur noch mit der Gesundheitsreform beschäftigt. Sage ihm, dass er sich gar nicht mehr um die Gesundheit der Patienten kümmert und das er diese sicher bald vergrault. Anscheind merkt er selbst ja gar nicht, dass er nur noch jammert und nicht mehr auf dich und wahrscheinlich auch nicht, auf die anderen Patienten eingeht. Vielleicht ist er dir sogar Dankbar, wenn du ihn darauf aufmerksam machst.

Falls das alles nichts bringt und er vielleicht sogar sauer reagiert, dann könntest du dir immer noch einen anderen Hausarzt suchen. Ich würde mir das aber auch nicht lange bieten lassen. Denn du gehst ja nicht aus Freude oder Spaß zu deinem Arzt. Du hast ja wirklich gesundheitliche Probleme, die nach einer Lösung verlangen. Und dein Arzt vernachlässigt eindeutig seine Aufgaben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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