Zwischen Moral, Unmoral, Verständnis und Trauer

vom 16.03.2009, 16:20 Uhr

Stellt euch folgende fiktive aber nicht unrealistische Situation vor. Ich würde gerne eure Meinung dazu erfahren. Möglicherweise kann eine schöne Debatte daraus entstehen.

Eine junge Frau Anfang zwanzig ist in einer festen Beziehung. Sie ist nicht verlobt aber schon eine Weile liiert. Ihr Freund muß für ein paar Tage beruflich verreisen. Das möchte die Frau ausnützen und trifft sich mit ihren Freundinnen. Es wird eine heiße Nacht. Irgendwann wollen ihre Freundinnen nach Hause gehen. Aber sie bleibt bei den Männern, welche die weibliche Truppe auf ein paar Gläschen eingeladen hatte.

Am nächsten morgen wacht die junge Frau alleine in einem Park auf. Sie hat einen totalen Filmriß und kann sich, dank ihrem Alkoholkonsum, an nichts mehr erinnern. Zuhause stellt sie beim Duschen fest, daß sie Geschlechtsverkehr gehabt haben muß. Ob dieser nun einvernehmlich geschehen ist oder, nicht weiß sie auch nicht mehr.

Nach einiger Zeit stellt die Frau entsetzt fest, daß sie schwanger ist. Ihr Partner kommt als Vater nicht in Frage. Trotzdem beichtet sie ihm ihre Lage. Der reagiert mit Desinteresse für ihre Situation und trennt sich von ihr. Zum Abschied schlägt er ihr vor, das Kind abtreiben zu lassen. Völlig verunsichert geht sie zu ihren Eltern. Die zeigen Verständnis und bieten ihr Hilfe an. Aus Angst ihre Unabhängigkeit zu verlieren, lehnt die werdende Mutter, dankend ab. Stattdessen fängt sie an ernsthaft darüber nachzudenken, das Kind "wegmachen" zu lassen.

Sie zieht wieder mit ihren Freundinnen um die Häuser und läßt sich sinnlos volllaufen. In ihrem Suff stolpert sie und verliert das Kind. Erst jetzt wird ihr bewußt, daß sie sich über die Schwangerschaft doch gefreut hatte. Die Frau wird sehr traurig und macht sich große Vorwürfe, daß sie am Tod ihres Ungebohrenen Schuld sei.

Wie würdet ihr dieser Frau sagen, wenn sie bei euch Trost suchen würde? Käme es für euch in Frage ihr Vorwürfe zu machen?

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo!

Trost kann sie nicht von mir erwarten. Erstens lässt man sich nciht so voll laufen, dass man am nächsten Morgen einen derartigen Fimriss hat und nciht mal weiß, was sie gemacht hat. Und wenn ihr was ins Glas gegeben wurde, dann hätte sie einfachzur Polizei gehen sollen. Ich denke nömlich, dass man von Alkohol alleine keinen derartigen Filmriss haben kann, dass man nciht mal weiß, ob man Geschlechtsverkehr hatte oder nicht.

Aber beim zweiten Mal hätte sie wenigstens schlau sein müssen. Erstens besäuft man sich nicht, wenn man schwanger ist und zweitens denke ich, ist sie es selber Schuld. Wenn sie den Freund wirklich liebt oder geliebt hat, hätte sie sich im Zaum haben sollen und nicht über die Stränge schlagen sollen,

Es ist zwar traurig, dass sie ihr Kind verloren hat. Aber wer so rücksichtslos seinem Kind gegenüber in der Schwangerschaft ist, der wäre auch nicht rücksichtsvoller geworden, wenn das Kind dann da gewesen wäre. Dem Kind ist wohlmöglich vieles erspart geblieben. Auch wenn sich das hart anhört.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Trotz allem Unverständnis für die Vorfälle, hätte ich doch Trost und Unterstützung über. So etwas kann passieren, auch wenn es nicht so sein sollte. Aber in solch einer Situation kann sie sicherlich Verständnis besser gebrauchen, als irgendwelche Moralapostel, die ihr sagen, was sie alles falsch gemacht hat. Ich denke, dass weiss sie selber am Besten.

Ob es nun am Alkohol lag, ihr was ins Glas geschüttet wurde oder oder oder, das ändert nun auch nichts mehr an der Situation und ist mit Sicherheit nicht ihr Hauptproblem.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Ich denke nömlich, dass man von Alkohol alleine keinen derartigen Filmriss haben kann, dass man nciht mal weiß, ob man Geschlechtsverkehr hatte oder nicht.

Na allerdings geht das. Ob man dies allerdings als Entschuldigung zulässt oder nicht steht dagegen wieder auf einem anderen Blatt.

Diamante hat geschrieben:Aber beim zweiten Mal hätte sie wenigstens schlau sein müssen. Erstens besäuft man sich nicht, wenn man schwanger ist

In diesem Erstens stimme ich dir zu. Wenn man schwanger ist und sich Gedanken über einen Abbruch der Schwangerschaft macht, bedeutet das im Endeffekt ja, dass man sich noch nicht richtig sicher ist abzutreiben. Und durch einen derartigen Alkoholkonsum wäre ich mir zu locker 90% sicher, dass das Kind Schaden davon tragen wird, eventuell behindert würde und dadurch erst recht ein "Grund" zur Abtreibung von sich selber vor sich selber geschaffen wird. Also gerade dies ist für mich auf jeden Fall nicht vertretbar. Dass sie dann, alkoholisiert, auch noch fällt und dabei das Kind verliert kann man Pech nennen, wobei sie andererseits auch nüchtern unglücklich über eine Treppe stolpern könnte. Dann bliebe es aber bei "persönlichem Pech".

Da wir hier aber sowieso schon über moralische Fragen reden finde ich, dass der Sturz im Endeffekt - jaja, nennt es makaber - sogar Glück war, denn die Entscheidung wurde ihr abgenommen und vom Alkohol hat das Ungeborene in der Kürze der Zeit auch noch keine Fehlfunktionen entwickelt.

Insgesamt finde ich, sofern man denn andere werten kann, dass diese Dame sich nicht besonders moralisch korrekt verhalten hat. Entsprechend wäre ich nicht sonderlich erbaut darüber, wenn diese Frau trostsuchend zu mir käme. Für den Moment allerdings wäre es mir relativ egal, wenn ich einen traurigen Menschen sehe bekommt er erstmal ein gewisses Pauschalmitleid von mir. Weil wir alle Menschen sind und Menschen nie 100% korrekt handeln, und weil Menschen Fehler machen. Es kann mir definitiv keiner erzählen, er hätte in seinem Leben immer vollkommen moralisch vertretbar gehandelt.

Und wenn ich bei dieser Frau nicht nur ihre Trauer, sondern auch ihre Reue spüren würde, dann würde sie auch mehr als das "Pauschalmitleid" bekommen, dann würde ich mir Mühe geben, zu trösten. Ich bin bestimmt nicht der Liebe Gott der "das Recht hat, alle Menschen zu richten", aber bei einem Fehler dieser Art, der bereut wird, hätte sie meiner Meinung nach auch Trost "verdient".

Benutzeravatar

» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke ihr deswegen Vorwürfe zu machen wäre der falsche Weg. Man sollte versuchen ihr mit Verständnis zu begegnen. Vor allem, wenn man bedenkt in welchem Dilemma sie sich befindet, da ist einerseits die Gewissheit ein Kind zu bekommen, aber die Ungewissheit, wer der Vater ist und wie es überhaupt dau kam. Außerdem sieht sie sich einer Zukunft als allein erziehende Mutter ausgesetzt, da ihr Freund sie verlassen hat und ihr vielleicht auch noch Vorwürfe machte und ihr empfahl abzutreiben. Dass er sie verlassen hat ist vielleicht sogar noch nachvollziehbar, er hätte ihr aber auch seine Hilfe anbieten können, stattdessen lässt er sie alleine und hilflos zurück.

Ich denke all diese Faktoren, also die Einsamkeit, die Angst die Unabhängigkeit zu verlieren und die Angst vor der ungewissen Zukunft sind der Grund, dass sie sich, obwohl sie sich insgeheim auf das Kind freut, ernsthaft nachdenkt abzutreiben.

Das einzige was sie sich hat zu Schulden kommen lassen ist, dass sie sich so voll laufen ließ. Somit ist sie zwar streng genau genommen selbst Schuld an ihrer Situation, Schuldvorwürfe würde ich ihr dennoch nicht machen.

» pieter91 » Beiträge: 23 » Talkpoints: 9,36 »


Also diese Frau hat absolut keinen Trost von anderen verdient und ich finde es gerechtfertigt, das sie nun mit den Schuldgefühlen leben muss. Warum ich so hart bin?

Sie hat erstens einen Fehler gemacht, als sie sich bei ihrer Frauentour sinnlos besoffen hat und nicht mit ihren Freundinnen heim gegangen ist, sonder lieber bei den Männern blieb und dann anschließend im Park wach wird. Ausserdem sollte man doch soviel Verstand besitzen, das man wenigstens nur soviel trinkt, das man am nächsten Tag noch weiß, was passiert ist. Also mir würde das definitiv nicht passieren. Von Verhütung hat die Dame wohl auch noch nichts gehört. Also wer P... kann ohne zu verhüten, muss auch mit den Konsequenzen leben.

Das sie es ihrem Freund gebeichtet hat, war wohl das einzigst vernünftige, was sie getan hat. Aber dann abermals sich sinnlos besaufen, obwohl sie wusste, das sie schwanger ist. Oh man das ist ja schon kriminell. Die Vorwürfe die sie sich nun macht, wegen der Schuldfrage der Fehlgeburt ist berechtigt und meiner Meinung nach ist sie definitv Schuld. Solche verstandlosen Frauen dürften keine Mütter werden. :!: :twisted:

Benutzeravatar

» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Würde sie eine richtig gute Freundin sein, würde ich ohne Vorwürfe hinter ihr stehen. Ich denke, es ist menschlich, Fehler zu machen (sich einmal bis zur Besinnungslosigkeit besaufen gehört dazu). Den einzigen Vorwurf würde ich ihr machen, daß sie davon nicht berichtet hat. Denn dann hätte ich auf sie eingeredet, daß sie sich garantiert nicht noch einmal so besäuft. Verantwortungslos ist es, daß die "Freundinnen" sie mit den Männern allein gelassen haben. Vielleicht wäre hier eine Anzeige wegen Vergewaltigung (sie war ja aufgrund des Alkoholpegels nicht mehr wirklich zurechnungsfähig, wenn sie einen Filmriss hat) bei der Polizei ratsam gewesen.

Ja gut, daß sie das Kind durch diesen Sturz verliert, ist ein Umstand, der ihr nicht wirklich vorgeworfen werden kann. Sie hätten ja auch im nüchternen Zustand eine Treppe abstürzen können. Ich bin selbst einmal im 6. Schwangerschaftsmonat eine Treppe herunter gefallen, mein Kind und ich haben es zum Glück aber ohne Blessuren überstanden.

Von daher würde ich ihr meine Schulter zum Ausweinen reichen.

Benutzeravatar

» merlinda » Beiträge: 530 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Trotz allem Verständniss für die Scheiß Situation, man trinkt nicht wenn man ein Baby im Bauch hat! Selbst wenn man vielleicht vorhat es sich wegmachen zu lassen. Was ist wenn man es doch nicht schafft, wenn man im OP liegt und einem dann erst klar wird was man da tut und aufspringt und das Kind behält, oder es zu Adoption freigibt?

Egal wo das Kind aufwächst, im nachhinein wird sich die Mutter riesige Vorwürfe machen und bei jeder Krankheiten denken, sie sei Schuld weil sie getrunken hat. Ich hab mich die ganze Schwangerschaft vorbildlich verhalten und verstehe niemanden, der nicht das gleiche tut!

» Taniiax3x3 » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,46 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^