Umgang mit stillenden / nichtstillenden Frauen

vom 13.11.2008, 22:20 Uhr

Jede Mutter sollte mit ihrem Kind machen was sie für richtig hält (außer natürlich, das Kind erleidet tatsächlich einen Schaden). Ob eine Mama nun ihr Baby stillt oder die Flasche gibt ist doch egal.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich eine Zeit lang auch Flaschenmamas schief angeguckt habe. Das lag vermutlich daran, dass ich über zwei Monate hart dafür gekämpft habe mein Kind stillen zu können und es zu dem Moment nicht nachvollziehen konnte, warum eine Mutter das nicht tut. Inzwischen kann ich aber wieder "normal" denken und vor allem tolerieren und akzeptieren was andere machen. (Wie es ja nun auch sein sollte).

Aber wenn ich hier schon wieder lese, was manche denken. Nicht nur das Flasche geben sollte toleriert werden sondern bitte auch das Stillen, was über die ersten sechs Monate hinaus geht. Und es sollten keine Halbwahrheiten verbreitet werden. (Stillen länger als 6 Monate schadet, Flaschenmilch ist besser als Muttermilch, Flaschenmilch ist schädlich, etc.) Es ist richtig, dass fast alle Mütter stillen können und schlichtweg falsch, dass angeblich so viele es eben nicht können. Wenn eine Frau nicht will ist das okay, aber ihr einzureden, sie könne nicht stillen finde ich schlimm! Es ist ein Märchen, dass viel zu oft verbreitet wurde, dass Frauen ihre Kinder nicht ausreichend ernähren könnten, weil nicht genug Milch da wäre.

Die Aussage, dass Muttermilch nach sechs Monaten nicht mehr gut sei, ist Blödsinn (Entschuldigung für die Ausdrucksweise). Warum sollte Flaschenmilch denn da besser sein? Oder Kuhmilch? Die im Übrigen auch nur Muttermilch ist - eben für Kälber und nicht für Menschenkinder. Es werden auch keine Krankheitserreger übertragen. Die bekommt das Kind doch sowieso ab, übers Kuscheln, Küssen, usw. Über die Muttermilch bekommt das Kind dann die von der Mutter schon gebildeten Antikörper. Oder wie kann man erklären, dass mein Sohn mit anderthalb Jahren noch keine 10 Mal krank war? Wie sollen Allergien über die Muttermilch weiter gegeben werden? EIne Allergie ist eine Überreaktion des Körpers, die kann man vererben, aber nicht füttern. ;) Und wenn das so wäre, warum empfiehlt (nicht nur) die WHO gerade bei Allergiegefährdung mindestens 6 Monate voll zu stillen und mindestens bis zum 2. Geburtstag weiter zu stillen?

Leider ist es auch nicht so, dass das Stillen vor 30 Jahren normal gewesen wäre. Es wurde zu dem Zeitpunkt langsam wieder normaler, nachdem die Bevölkerung über mehrere Jahrzehnte alles kaputt gemacht hat, was mit dem Stillen zu tun hat. Und es ist noch immer ein langer, langer Weg dahin, dass es wirklich gesellschaftlich anerkannt wird, dass man eben auch mal länger stillt.

Wenn ein Kind mit 10 Monaten an einer Milchflasche nuckelt ist das völlig okay. Auch in der Öffentlichkeit. Wird es aber in dem Alter noch gestillt ist es verwerflich. Warum? Was ist an Flaschennahrung besser als an Muttermilch?

Ich möchte es gerne noch einmal sagen: Wenn sich ein Paar bewusst gegen das Stillen entscheidet, aus welchen Gründen auch immer, ist das vollkommen in Ordnung. Aber wenn eine Mutter ihr Baby stillen möchte, aber vom Umfeld verunsichert wird, ist das nicht mehr okay. Und da sollten alle mal drüber nachdenken, dass eben nicht nur Mamas angegriffen werden, die einem Säugling die Flasche geben.

Aber alles in allem denke ich, geht es einfach niemanden etwas an, wie Eltern ihr Kind ernähren. Das müssen beide unter sich ausmachen, Vater und Mutter müssen eine Entscheidung treffen mit der beide klar kommen. Da haben sich weder die Großeltern noch andere Verwandte/Bekannte einzumischen. Und schon gar keine fremden Leute. Die geht das nun wirklich nichts an!

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» ArcaNoé » Beiträge: 299 » Talkpoints: 2,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde man sollte jede Entscheidung die eine Mutter getroffen hat zum Thema : Stillen - nicht Stillen akzeptieren und da nicht noch 100x weiter diskutieren.

Ich habe z.B. stillen "wollen", doch mein Sohn hat mir damals beide Brustwarzen blutig gebissen, bis es am Ende eiterte. Ich hatte sozusagen Schmerzen ohne Ende und musste verbunden werden. Mein Sohn wuchs sozusagen mit der Flasche auf und ich finde nun nichts negatives an der Flasche. Ich bin froh, das es soviele Möglichkeiten heutzutage gibt und man sozusagen die Chance hat, auf eine andere Möglichkeit auszuweichen.

Meine damalige Hebamme hat mir dabei sehr geholfen, denn ich hatte einige über ein halbes Jahr zu kämpfen meine Brust wieder so hinzubekommen, wie sie vorher mal war. Ich akzeptiere beide Seiten und verstehe nicht, wie man sich da als Aussenstehender so hineinsteigern kann, einer Mutter seine Meinung zu sagen, denn letzendlich ist es ihre Entscheidung, die man einfach akzeptieren sollte.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich habe das noch nie erlebt und könnte mir das auch gar nicht vorstellen, andererseits habe ich keiner Erfahrungen mit Kindern oder Müttern mit jungen Kindern gemacht. Ich denke, außer die Mutter geht es tatsächlich niemanden etwas an, so lange das Kind gesund ist (inwiefern Stillen da eine Rolle spielt, das weiß ich nicht und spielt hier ja auch keine Rolle). Aber viele Leute glauben ja, sich in alles mögliche einmischen zu müssen, was sie eigentlich gar nichts angeht - katastrophal, aber ich glaube, das ist wirklich schon immer so gewesen, leider.

Zum Wegsehen bei stillenden Müttern: Bist du dir sicher, dass es Ekel ist? Vielleicht ist es auch einfach ein Schamgefühl oder sogar Höflichkeit? Möchtest du denn, dass wildfremde Leute dir beim Stillen deines Kindes auf die Brüste starren? Also ich würde allein wegen meines Höflichkeitsgefühl eher wegsehen. Und eine Frage wäre auch, wer denn da wie reagiert. Es gibt ja auch Leute, die mögen Kinder nicht oder können damit einfach nicht umgehen. Oder Jugendliche oder Kinder, die juxen doch gern mal herum oder manchen absichtlich Babies gegenüber eher - ähm - unfreundliche Kommentare. Wie es dazu kommt und was daran richtig oder falsch ist, gehört nicht hierher. Ich versuche nur, zu betonen, dass es eben nicht wirklicher Ekel sein muss.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube das ungefragte Einmischen in der Behandlung der Baby ist völlig normal. Wobei ich es nicht so kenne, das mich wildfremde Menschen deswegen ansprechen, wie ich meine Kinder ernähre. Aber im Verwandtenkreis hab ich das auch oft genug erlebt. Gerade als dann die Kinder so auf den ersten Geburtstag zusteuerten und wir sie ganz normal in einen Babystuhl mit an den Tisch setzten und ihnen auch das zu Essen gaben, was sie mit 4 Zähnchen schon klein bekommen.

Da kamen dann auch so Sprüche, das sie doch noch viel zu klein dafür wären. Nur das sowas genau von denen kam, die mit ihrer eigenen Tochter mehr als übervorsichtig umgegangen sind. Wir haben aber allen ziemlich schnell klar gemacht, das es unsere Entscheidung als Eltern ist, was wir da machen und das wir uns ein Einmischen verbitten. Und nur so kann man zumindest im näheren Umfeld seine Ruhe zu diesem Thema behalten. Das man eben ganz klar Grenzen zieht, bis wohin sich andere ungefragt einmischen dürfen.

Was das Stillen ansich angeht. Ich selbst wollte auch. Nur die grössere Tochter hatte schon keine Kraft sich alleine satt zu trinken. Die Kleinere kam einen Tag nach der Geburt in ein anderes Krankenhaus. Somit wurde abgepumpt und beide haben die Muttermilch per Flasche bekommen. Gekuschelt wurde trotzdem viel mit beiden Kindern. Als die Innigkeit kann man auch anders aufbauen und pflegen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Sorcya hat geschrieben:Also, was das Stillen bei Kindern über sechs Monate angeht, soll das nicht so ratsam sein. Das hängt irgendwie mit dem Immunsystem zusammen und einer Art Schutz sie dem Kind ca. in seinem ersten Lebenshalbjahr über die Muttermilch verabreicht wird. Danach lässt dieser halt nach und das Kind nimmt alle Krankheitserreger auf, die Mama auch aufnimmt. Oder so ähnlich.

Das stimmt so nicht. Die WHO sagt hierzu: 6 Monate voll stillen und dann am besten noch ein Jahr lang stillen, wobei nach und nach jede Milchmahlzeit ersetzt durch Beikost bzw. nach dem 1. Lebensjahr durch Kuhmilch ersetzt wird. Dass durch die Muttermilch Krankheitserreger übertragen werden habe ich noch nie gehört. Die meisten Infekte werden ja eh durch Tröpfcheninfektion übertragen, sprich ich brauche mein Kind nur 1x anhusten und schon hat es so gesehen meinen grippalen Infekt. Da es beim Stillen aber auch meine Antikörper bekommt, und das mit Sicherheit auch nach 6 Monaten noch, hat es dadurch besseren Schutz.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde, dass es jeder Mutter selbst überlassen sein sollte, ob sie ihr Kind stillt oder nicht. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass Stillen in den ersten Monaten nie zu 100% durch Babymilch ersetzt werden kann. Durch die Muttermilch werden einfach gewisse Abwehrstoffe weitergegeben, die nie durch eine künstlich hergestellt Milch erzeugt werden können.

Zudem finde ich, dass das Stillen eine sehr innige Sache ist und das Band zwischen Mutter und Kind noch mehr stärkt und viel intensiver werden lässt. Ich selbst konnte unseren Sohn leider nur drei Monate voll stillen und dann ist mir nach und nach die Milch ausgegangen. Ich konnte dann noch etwa einen Monat lang teilweise stillen aber dann war es auch schon vorbei. Ich hätte gerne noch etwas länger gestillt, fand es aber auf der anderen Seite gut, dass sich alles von selbst reguliert hat, denn so musste ich nichts erzwingen!

Mir ist es eigentlich nicht passiert, dass ich kritisiert wurde, weil ich gestillt bzw. nicht mehr gestillt habe. Erst als unser Sohn ins Breialter kam, fingen diese Diskussionen an ("Gib ihm doch ein Stück Schokolade", "Lass ihn doch auch den Kuchen kosten" usw.) Diese Diskussionen fand ich total schlimm. Denn ich denke, dass auch die Ernährung im Breialter den Eltern überlassen werden sollte. Jeder Mensch hat hier seine eigene Meinung dazu und man sollte seine Meinung niemanden aufdrängen.

In der Öffentlichkeit habe ich selbst aber nur sehr ungern gestillt. Hier habe ich auch festgestellt, dass man viele Blicke erntet- egal ob das nun positive oder negative Blicke waren. Man war einfach immer im Mittelpunkt. Zudem war es mir persönlich auch etwas unangenehm, mich in der Öffentlichkeit so zu entblösen- auch wenn es ja nur für ein paar Sekunden ist, weil das Kind dann ohnehin alles abdeckt.

Etwas eigenartig sieht es allerdings schon aus, wenn Kind bereits über ein Jahr alt sind und noch gestillt werden. Ich habe erst letztens eine Doku über eine Frau gesehen, die in ihrer Kindheit von ihrer Mutter abgelehnt wurde. Deswegen hatte sie starke Verlustängste und hat ihr Kind mit etwa 3 Jahren immer noch gestillt. Man hat in dem Beitrag ständig gesehen, dass der Kleine zur Mama gekommen ist und sich bei ihr bedient hat. Ich denke nicht, dass das Stillen in dem Alter noch sinnvoll ist.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich muss sagen, dass ich mir auch viele Gedanken dazu gemacht habe und mit Freundinnen auch darüber diskutiert habe. Aber weniger um jemanden dafür oder dagegen zu gewinnen, sondern einfach nur für mich und zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch.

Ich denke auch, dass man dies schon den Frauen selbst überlassen sollte, zumal es auch einen Haufen Faktoren gibt, warum sich jemand gegen das Stillen entscheidet. Aber das sich wildfremde Leute einmischen, vorzugsweise Ältere, scheint mit ein Generationsproblem zu sein.

Früher war es nicht üblich, dass man in der Öffentlichkeit stillt. Heute´ist es fast selbstverständlich. Aber meist eben nur für die Jüngeren. Omi's können es meist heut noch nicht verstehen, weil es einfach so im Blut ist.

Ich habe auch am Anfang gestillt und habe sowohl positive als auch negative Reaktionen erlebt. Wobei die positiven nur von jüngeren Frauen kamen und die negativen von Älteren. So meine Erfahrung. Wir waren mit unserem Neugeborenen auch im Ausland und da muss ich sagen, waren alle sehr offen und da schaute niemand böse, im Gegenteil man wurde immer uns überall angelächelt und niemand störte sich am Stillen.

Andersrum wurde ich auch noch nie gefragt, ob ich stille. Von der Familie schon, aber das wohl eher aus reiner Neugier, denn da ist meine Familie weder in die eine, noch in die andere Richtung eingefahren.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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