Die Bahn - Schaffner zwischen den Fronten

vom 04.01.2009, 22:03 Uhr

Nicht anders kann man das bezeichnen in den letzten drei Monaten des Jahres 2008 bei der Bahn passiert ist. Die Zwischenfälle bei denen Schaffner Minderjährige von Schaffnern wegen Schwarzfahrens des Zuges verwiesen worden, wurden schon diskutiert (12 jähriges Mädchen auf Bahnsteig ausgesetzt). Eine andere Schaffnerin wusste nicht, dass Kinder unter 6 Jahren kostenlos Zug fahren dürfen und rief die Polizei, da die „ertappte“ Familie uneinsichtig war. In Niedersachsen wurde eine Frau vom Schaffner des Zuges zum Entwerten des Tickets auf den Bahnsteig geschickt, die Frau wußte nicht, dass das Ticket vor dem Fahrtantritt auf dem Bahnsteig zu entwerten war. Der Zug mit ihren drei Kindern fuhr weiter, da keine Person mehr auf dem Bahnsteig zu sehen war, Grund: der Entwerter auf dem Bahnsteig funktionierte nicht und die Frau versuchte ihr Glück im Bahnhof. Auch in diesem Fall hatte sich der Schaffner nicht richtig verhalten – er hätte die Frau gar nicht nachträglich zum Entwerten schicken dürfen, sondern ein Bußgeld kassieren müssen.

Trotz der Versicherungen der Bahn ihre Schaffner regelmäßig über Änderungen zu informieren, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, die aus Kundensicht mehr als nur unerfreulich sind. Woran liegt das? Zum Einen, dass sich die Systeme einfach zu sehr unterscheiden: welche Fahrkarte muss wann von wem entwertet werden? Ein zweites Problem: Viele Aufgaben die früher von Menschen erledigt wurden werden inzwischen von Automaten erledigt und diese sind nicht gerade selten gestört, können also nicht genutzt werden. Trotzdem werden seit 2 Jahren keine Fahrkarten in Regionalzügen verkauft, die Schaffner dagegen regelrecht zur Jagd auf Schwarzfahrer (egal ob vermeintliche oder tatsächliche) gehetzt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist ja nicht nur so, dass die Automaten manchmal defekt sind. Viele Leute kennen sich auch gar nicht mit den Automaten aus, insbesondere wenn sie nur selten mal mit der Bahn fahren. Und einen Automaten kann man nunmal nicht fragen, wie das bei einem Menschen möglich wäre. Oft nehmen Automaten auch das eingeworfene Geld nicht an, passiert mir immer wieder, dass eine Münze einfach nicht angenommen wird.

Trotzdem denke ich, dass die Schaffner ordentlich geschult werden müssen. Wenn die Schaffner selbst schon nicht das System verstehen – wie sollen es dann die Kunden verstehen? Allerdings betreffen die Probleme nicht alle Schaffner. Es gibt durchaus viele, die sich sehr gut auskennen und die Fahrgäste auch freundlich behandeln und informieren. Man kann da nicht alle Schaffner über einen Kamm scheren.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Dem letzten Satz meines Vorredners kann ich nur zustimmen. Wie bei jeder Service-Dienstleistung gibt es nunmal solche und solche. Ich habe schon Schaffner erlebt, denen ein Lächeln im gesicht sicherlich gut getan hätte und solche, denen man es angesehen hat, dass ihr Beruf für sie nicht primär eine Last darstellt.

Meistens sind es doch jene Schaffner, die ihren Beruf als nicht sonderlich erfüllend ansehen, die dann auch schlecht informiert sind. Man sieht ihnen regelrecht an, dass man mit Fragen und Problemen bei ihnen wohl an der gänzlich falschen Adresse ist.

Aber genau diese Einstellung kann man mitnichten nur auf die Schaffner der Deutschen Bahn sondern auf die meisten Dienstleistungs-Berufsgruppen beziehen. Das fängt schon beim morgendlichen Einkauf beim Bäcker an. Die Verkäuferin, der ihr Job Spaß macht wird freundlich bedienen und sogar noch auf Angebote und ähnliches hinweisen. Diejenige, die ihren Job eher als Last empfindet bestenfalls das eintüten, was man gesagt hat und sich dabei im schlimmsten Falle nur zu einem kleinen Lächeln durchringen.

Um nochmal auf den ersten Beitrag einzugehen. Einige Beispiele dort kann ich nachvollziehen. Das letzte Beispiel allerdings mit der Mutter, bei der der Zug mit ihren Kindern, aber ohne sie losgefahren ist - Dort muss ich sagen, dass man dort keinesfalls ankreiden kann, dass der Schaffner ja hätte ein Bußgeld verhängen müssen. in diesem Fall wollte der gute Mann nämlich einfach nett sein und der Frau, die ja nun schon drei Kinder hat und vielleicht dementsprechend auch nicht mit Geld gesegnet ist, einen Gefallen tun, indem er sie nunmal nochmal auf den Bahnsteig schickte. Ganz ehrlich finde ich es gerade in dem Fall doch sher unverständlich da ein Fehlverhalten anzukrieden. Der Schaffner wollte nur nett sein, der Frau das teure Bußgeld ersparen und, dass das Ganze so schief lief - dafür kann er ja nun beim besten Willen nichts!

» sunny4590 » Beiträge: 132 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallöchen,

da ich regelmäßiger Pendler bin denke ich, dass ich mir schon relativ gutes Bild von den Schaffern in meinem Bereich bilden konnte, und muss sagen, dass es einfach solche und solche gibt.

Die eine "Gruppe" von Schaffern ist sichtlich mit Freude bei der Arbeit dabei, begrüßt selbst um halb 7 in der Früh jeden nicht schlafenden Zuggast und versucht auch bei Problemen zu helfen. Ich habe auch schon öfters erlebt, dass ein freundlicher Schaffner sich mehrere Minuten mit einem Gast unterhalten hat wo er in München ankommt und auf welchen Bahnsteig er dann gehen muss um seinen Anschlusszug zu erwischen, so etwas finde ich toll. Diese Gruppe positiver Zugbegleiter stellt meines Erachtens auch den Großteil da.

Leider gibt es, wie eigentlich überall, ein paar schwarze Schafe, die wohl regelmäßig mit dem falschen Fuß aufgestanden sind, aber was soll man dagegen machen? Vielleicht ist derjenige auch normal ganz anders nur gerade im Moment hat er schlechte Laune und man verurteilt ihn deswegen zu voreilig. Es gibt ja sicher auch genügend Fahrgäste, die nicht gerade einfach zum abfertigen sind und den armen Schaffnern an den Nerven zehren.

Insgesamt bin ich persönlich nicht unzufrieden, das kann natürlich auch daran liegen, dass zum einen mit meinen Zügen hauptsächlich Pendler fahren, die nur ihr Dauerticket herzeigen und dann ist es gut und zum anderen ich auch nicht besonders darauf achte was um mich rum im zug passiert.

Das einzige was mich "nervt" beziehungsweise was ich kundenunfreundlich finde ist, dass man erst nachdem der Zug losgefahren ist per Durchsage im Zug darauf hinweist, dass das Bayernticket erst in einer halben Stunde gültig ist und man noch zusätzlich ein Ticket lösen muss.

MfG
Andi

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» erklaerbaer » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Sunny, das Verhalten des Schaffners wurde von einigen Seiten scharf kritisiert, die Bahn wies die Kritik aber zurück und ließ wohl (in meinen Augen zynisch) vermelden, dass das Ganze gar nicht passiert wäre, wenn der Schaffner sich strikt an seine Anweisungen gehalten hätte.

Ich fahre nur unregelmäßig mit der Bahn und bekomme daher nicht so viel mit. Aber was mir an den Berichten auffiel: ganz oft werden die Schaffner angegriffen. Im Prinzip können die doch aber auch nichts dafür, dass viele Automaten defekt oder unverständlich in der Bedienung sind (was im Thread VHS-Kurs: "Automatenschulung der DB Regio" wiederum bestritten wird), dass in Regionalbahnen gar keine Tickets mehr verkauft werden dürfen, dass es extrem viele Ticketvarianten und Ermäßigungen gibt usw. usf. Wer kann da eigentlich noch erwarten, dass jeder Schaffner durchblickt? Davon abgesehen, dass es doch im überwiegenden Teil der Fälle funktioniert!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Da ich täglich mit der Bahn reise, weiß ich das viele Schaffner einfach überfordert sind und auch gerne mal überreagieren. Sicherlich sollte da die Bahn als Arbeitgeber greifen und ein paar Seminare und Schulungen anbieten. Neben diesen Maßnahmen kommt dann natürlich noch die Feinfühligkeit dazu, die eigentlich jeder Mensch haben sollte. Ich persönlich würde mich auf meine Menschenkenntnis verlassen und abschätzen ob Jemand nun mit Absicht schwarz fährt oder ob einfach die Karte nicht aus dem Automaten kommen wollte.

Manche Schaffner haben es wirklich nicht leicht, denn wie viele Kinder schauen aus wie kleine Erwachsene und dann sobald der Schaffner die Kinder aus dem Zug verwiesen hat, ist er seinen Job los und die Medien haben wir ein gefundenes Fressen für Ihre Zeitungen. Sicherlich ist das Verhalten in bestimmten Fällen nicht in Ordnung und soll auch nicht toleriert werden, jedoch muss man immer die Sachlage abschätzen und die Situation abwägen. Viele Kinder schauen wirklich aus, als wären Sie 18 Jahre oder Älter.

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» berninicci » Beiträge: 357 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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