Ich möchte ein Buch schreiben - Leseprobe

vom 24.12.2008, 01:39 Uhr

Iich bitte um Meinungen und konstruktive Kritik zu meinem ersten kleinen Versuch: Rechte liegen natürlich einzig und allein bei mir :!: :lol: Wer klaut wird gehauen 8).

Dienstag, 12. März – 20.30 Uhr

„Ihr Wechselgeld!“ ruft mir der Mann an der Kinokasse hinterher. Typisch. Ich glaube ich bin der vergesslichste Mensch der Welt. Ich heiße Laura und bin Single. Seit 2 Jahren. Warum? Das wüsste ich auch gerne…

Meine beste Freundin Melanie, mit der ich mir jetzt den Film „P.S. Ich liebe Dich“ anschaue, meint, ich würde „zu sehr suchen“. Dann wüsste ich aber mal gerne warum sie in der erstklassigen Lage ist, sich den Film zweimal anzuschauen. Einmal mit mir, und einmal mit ihrem Freund Daniel, mit dem sie seit über 3 Jahren glücklich zusammen ist. Soviel ich weiß, war sie genauso verzweifelt wie ich auf der Suche, hat genauso viele Frösche geküsst wie ich und man kann es ja wohl kaum Zufall nennen, wenn man bei 5 Online-Partnersuch-Portalen angemeldet ist und nach unzähligen Blinddates auch mal einen findet, mit dem es klappt. Aber ich soll warten, nicht suchen. Ist klar.

Melanie holt für mich Popcorn mit und vergisst natürlich nicht ihr Wechselgeld. Ich rauche derweil draußen eine. Durch dieses Laster erschwert sich meine Partnersuche um ein Vielfaches, da ich bei der Mehrheit der nichtrauchenden Männer durchs Raster falle, ich weiß. Das sagt mir Melanie auch ständig. Aber was soll’s, ich kann es ja nicht jedem Recht machen.

Ich gehe total durchgefroren wieder rein und nehme meine Popcorntüte in Empfang. Das ist neben der Kinokarte nebenbei gesagt das einzige, wofür ich im Kino Geld ausgebe. Gummibärchen und eine große Flasche Apfelschorle schmuggle ich in meiner großen Shopper gekonnt am Kartenabreißer vorbei. Melanie hat sich ne große Cola und eine Packung M&Ms gekauft, die braucht nicht schmuggeln.

Überhaupt hat Melanie eine Menge Vorteile. Sie ist groß, blond und schlank. Das würde ja schon reichen, den meisten zumindest. Mir zum Beispiel. Aber nein, Melanie ist auch noch nicht gerade auf den Kopf gefallen, hat ein super Abi hingelegt und auch prompt einen Studienplatz an ihrer Wunschuni bekommen. Jura. Als arme Studentin kann man sie auch nicht bezeichnen, denn sowohl ihr Vater als auch ihr süßer Daniel sind immer flüssig.

Eigentlich hat sie genau das Leben, das ich mir wünsche, seit ich denken kann. Genauer betrachtet bin ich aber davon leider meilenweit entfernt. Zum Vergleich: Ich bin brünett, durchschnittlich groß und trage Kleidergröße 38 (in manchen, ganz bösen Läden auch 40…). Ich habe einen Abidurchschnitt von 2,7. Kurz gesagt, ich bin überall Durchschnitt. Hebe mich nicht aus der Masse heraus. Außer mit meiner Ungeschicklichkeit. Aber davon werdet ihr noch genug zu lesen bekommen.[/b]

» greeneye_87 » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,18 »



Ich warte ein Jahr auf meinen Studienplatz, jobbe an der Kasse in einem Dekoladen und wohne in einer kleinen 2 Zimmer-Wohnung. Ohne Balkon. Dafür mit Badewanne. Naja, man kann nicht alles haben, sagt mein Vater immer. Womit er wohl recht behält.

Der Film ist rührend. Finde zumindest ich. Melanie sieht es realtistisch: „Sowas gibt’s doch nur im Film. Wenn Daniel nächste Woche erfährt, er ist todkrank, meinst du er würde mir Briefe schreiben und sich drum kümmern, was ich nach seinem Tod mache?!“ Sie lacht. „Der würde Kredite aufnehmen, um die Welt reisen, sich das Hirn aus dem Kopf vögeln und Spaß haben, bis er umfällt. Und zwar nicht mit mir!“

Danke. Jetzt bin ich wieder um eine Illusion ärmer. Melanie und Daniel sind für mich das ultimative Traumpaar. Eins, von dem man nie denken würde, dass sie jemals streiten. Ein Paar, das einfach zusammengehört, komme was wolle. Und jetzt sagt sie mir, sie denkt, er würde sie verlassen wenn er nur noch ein paar Monate zu leben hätte?! Wieder zu Hause angekommen lasse ich mich aufs Sofa fallen und mache mir ein paar Gedanken. Ich mache mir viele Gedanken, immer. Wahrscheinlich ungefähr doppelt so viele, wie der Rest der Menschen, die ich kenne, zusammen. Das führt dann meistens dazu, dass ich mit meinem Leben total unzufrieden bin und alles ändern will. Sofort. Manchmal mach ich das dann auch, im kleinen Stil, und räume in meiner Wohnung um, was sich verschieben lässt. Oder ich färbe mir spontan die Haare. Einmal war es blond. Oder besser gesagt grün-gelb. Dann bin ich Ende August mit Wintermütze (die einzige Kopfbedeckung, die ich habe, weil mir nichts dergleichen steht) noch mal in den Drogeriemarkt und hab mir braun gekauft. Dann waren meine Haare wieder so, wie vorher. Nur noch kaputter.

Inzwischen ist es halb 12, und ich bin noch kein bisschen müde. Morgen ist Mittwoch, Melanie muss früh raus, zur Uni. Deswegen sitz ich jetzt hier alleine. Ich hab morgen frei.

Zwischen Melanie und mir ist es komisch. Oft frage ich mich, ob sie nur mit mir befreundet ist, um neben mir noch einen Tick besser auszusehen, als sie es eh schon tut. Hört man ja immer wieder. Unter besten Freundinnen ist immer eine der schöne Schwan und die andere das hässliche Entlein. Die beiden zähren voneinander, weil das hässliche Entlein so in Gesellschaft kommt, die sie sonst nie hätte (Eintritt in tolle Clubs beispielsweise), und der schöne Schwan profitiert eben davon, neben der Ente noch mal so toll auszusehen. Aber so ist das nicht. Melanie ist nicht dieser Typ Mensch. Sie ist kein bisschen eingebildet, obwohl sie allen Grund dazu hätte. Das macht sie so sympatisch. Wir verstehen uns blind und ergänzen uns wie Ying und Yang. Manchmal frag ich mich was ich überhaupt ohne sie machen würde.

Meine heutigen Gedanken drehen sich allerdings nicht um Melanie, sondern um die Männerwelt. So kann das nicht weitergehen. Der Zeitpunkt, zu dem man sich noch total befreit fühlt und sein Singleleben in allen Zügen genießt, ist definitiv extrem überschritten. Auch wenn ich froh bin meinen Ex los zu sein, der –wie vermutlich die meisten Ex-Freunde– ein ziemlicher Idiot ist, allein sein ist nicht mein Ding. Also muss ich was tun. Aktiv werden. Entgegen den Ratschlägen meiner besten Freundin. Und genau das werde ich auch tun. Gleich Morgen.

Mittwoch, 13.März – 9 Uhr

Ich wache auf, mit einem guten Gefühl. Ich mag es, mir Dinge vorzunehmen. Einfach so für mich. Und gestern habe ich mir vorgenommen, dass ich mir heute einiges vornehme. Jetzt muss ich nur noch überlegen was.
Ich denke nach, was Frauen für Männer attraktiv macht.

Selbstbewusstsein – daran muss ich noch arbeiten. Aber das kommt von allein mit den nächsten Punkten.

Schönheit – hmja. Sagen wir es so: Ich könnte mehr tun. Makellose Finger- und Fußnägel, immer die neuste Trendfrisur, sexy Make-Up, das aussieht wie ungeschminkt und tolle Klamotten setzen allerdings ein gewisses Startkapital voraus, und leider auch Geschmack. In Arbeit.

Humor – Hab ich. Aber einen sehr eigenen. Vielleicht sollte ich langsam mal lernen, das Schadenfreude bei vielen nicht so gut ankommt und diese für mich behalten. Ansonsten alles im Lot.

Intelligenz (?) – Durchaus vorhanden. Lücken im Bereich Politik und Geschichte muss ich allerdings zugeben.

Öffentlichkeitstauglichkeit (verknüpft mit dem Punkt „Schönheit“, aber auch „Benehmen“) –
Kann mit Messer und Gabel essen, sollte allerdings im Restaurant „Scheiß die Wand an, ist das lecker!“ mit „Hmmm, sehr deliziös“ austauschen.

Kumpeltauglichkeit – Ich trinke Bier, kenne eine Menge Saufspiele und bin nicht allergisch gegen schmutzige Witze. Dürfte also keine Probleme geben. Beißt sich allerdings etwas mit dem Punkt „Öffentlichkeitstauglichkeit“. Switchen üben.

Ich schreibe mir also eine Liste (Ich liebe Listen!):

TO DO:
* Melanie anrufen, wenn sie aus der Uni kommt.
* Mit ihr Probleme wie Frisur, Klamotten, Mani- und Pediküre besprechen.
* Friseur- und Nageltermine ausmachen.
* Augiebig shoppen gehen.
* 4mal wöchentlich joggen gehen.
* Mich ausgewogener ernähren und Pizza-Bringdienst-Verbot!
* Vorsichtshalber die Pizza Flyer wegwerfen.
* Lieber zerreißen, sicher ist sicher.
* Pizza Service Telefonnummern aus meinem Handy löschen.
* Ein Geschichtsbuch kaufen und öfter Nachrichten schauen.
* Den Knigge kaufen
* Mir einen neuen Job suchen, weil ich mir die ganzen Bücher nicht leisten kann, geschweige denn mit meinem Pupsgehalt meine anderen Pläne finanzieren kann.


Kleine erste Schritte auf dem Weg zu dem Leben, das ich mir vorstelle. Jetzt geht’s los, Laura!

» greeneye_87 » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,18 »


Ich hab mir den Text mal durchgelesen. Bemerkte dabei sofort, dass es ein Buch von Frau für die Frauen geschrieben ist. Dort steht die Gefühlswelt der Frauen im Vordergrund. Wie bekomme ich einen Mann. Bekomme ich überhaupt noch einen Mann. Bin ich Alltagstauglich. Muss mein Aussehen geändert werden. Dann noch Lauras Vergleich zu Melanie. Sie sei ein hässliches Entlein gegenüber Melanie. Irgendwo denke ich doch, dass es für dein Buch einen Markt gibt. Verschiedene Frauen werden wohl ähnlich denken, wie die Frau in der Abhandlung. Ich als Mann würde es nie lesen. Ich lese lieber Bücher mit neuen Ideen oder wo etwas absolut unerwartetes vorkommt.

Was das eventuelle klauen deines Buches angeht. So unbegründet ist es tatsächlich nicht. Solltest am besten eine Kopie deines Buches in einen verschlossenen Umschlag bei einem Notar hinterlegen. Das natürlich noch vor der Veröffentlichung des Buches. Dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

» laskall » Beiträge: 129 » Talkpoints: 0,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, ich bin eine Frau und mein zukünftiges Buch ist auch eher für die Frauenwelt geschrieben. Da ich glücklich in einer Beziehung lebe und eigentlich auch sonst nicht besonders tiefschürfende Probleme haben, fand ich es eine Herausforderung, etwas zu schreiben, was nicht aus meinem Leben gegriffen ist, aber trotzdem viele Frauen anspricht bzw. ihnen aus der Seele spricht. Habe das oft von Freundinnen gehört bzw. teilweise auch selbst erlebt.

Manche Dinge stammen auch ein wenig abgewandelt aus meiner Vergangenheit, bzw. der APISchnitt ist sogar wirklich meiner. Und Listen schreibe ich tatsächlich gerne. Wird also ein gesunder Mix aus mir, meiner Vergangenheit und erfundenen Sachen meine Protagonisten. Es freut mich, dass du es dir durchgelesen hast und es dir an sich gefällt und dass du findest, es würde Abnehmer dafür geben, vielen Dank. Natürlich würde ich nie von einem Mann verlangen so einen Roman zu lesen, wenn er fertig im Regal steht :lol:

Naja, das mit dem Klauen, ich denke nicht dass es so toll ist, dass sich da jetzt 5 Leute ranmachen, es zu Ende schreiben und dann veröffentlichen :oops: Mein erstes Buch wird so oder so nie zum Verleger kommen nehme ich an, ich sehe es als "kleine Übung" für später. Ich bin immerhin erst 21 und denke ich bin noch nicht soweit. Aber irgendwann ist es auf jeden Fall ein großer Wunsch von mir, ein Buch zu veröffentlichen.

» greeneye_87 » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,18 »



Darf ich ehrlich sein? Ich bin ein weibliches Wesen und zähle mich zu den Leseratten. Ich lese querbeet und hin und wieder sind auch nette Frauenromane a lá Marian Keyes dabei.

Wenn ich also so lese was du da schreibst, dann zwängt sich mir die Frage auf: Worum geht es denn überhaupt? Soll es ein Tagebuch werden? Oder ist das wirklich der Grundstein für ein späteres Buch? Denn eigentlich liest es sich wie ein Tagebuchauszug. Es passiert nicht viel, es könnten die Gedanken einer jeden Frau von uns sein.

Ich denke, auch wenn man ein Buch für die Sparte "Frauenromane" schreiben will, sollte doch eine Handlung beschrieben werden, die fesselt, in der ein Spannungsbogen zu finden ist. Bereits die ersten Sätze sollten das Hauptthema irgendwie beleuchten. Bei typischen Frauenromanen ist das irgendein Problem, das kurz angesprochen wird und das sich im Laufe der Geschichte dann in allerlei Wirrungen und Irrungen lösen lässt. Immer mit einer Brise Ironie und Witz vereint.

Ja und auch am Stil sollte eventuell noch etwas gearbeitet werden. Ellipsen sind als Stilmittel, wenn sie passend eingesetzt werdem, sehr gut, aber sie in fast jedem Satz zu verwenden ist etwas mühsam beim Lesen. Und es klingt halt dadurch sehr jung und auch etwas naiv. Ich weiß nicht ob das gewollt ist oder nicht, falls nicht, sollte man das etwas überdenken. :D

An sich finde ich es toll dass du ein Buch schreiben willst und ich hoffe sehr dass das auch klappt. Allerdings denke ich, dass es noch ein wenig Arbeit erfordert. Du brauchst ein Grundgerüst, eine Kerngeschichte um die sich die restliche Erzählung rankt, der Stil muss ausgefeilter werden und es muss ein Spannungsbogen zu erkennen sein, damit man bis zur letzten Seite dabei bleiben will. Denn es soll ja schließlich keine 0815 Erzählung werden sondern ein Roman. :)

Der Buchmarkt ist so überlaufen, tägliche kommen zig neue Bücher hinzu. Um sich da behaupten zu können bedarf es einiges an Arbeit und Handwerk und dessen muss man sich bewusst sein.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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