Ist man blöd, wenn man jetzt promoviert?

vom 23.04.2008, 16:07 Uhr

Hallo,

ich bin am Ende meines Studiums angelangt. Da es der Wirtschaft im Moment bombastisch geht, hat man gute Chancen auf einen guten Job. Die meisten meiner Komillitonen haben sogar 3 bis 5 Jobs zur Auswahl und können nac Belieben wählen. Wenn ich mich jetzt für eine Promotion entscheide, verzocke ich womöglich genau diese gute Situation und in 3 bis 4 Jahren, wenn ich fertig bin, ist gerade Flaute auf dem Arbeitsmarkt und ich finde nix.

Was meint ihr dazu? Ist man blöd, wenn man sich so gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt entgehen läßt?

Gruß
Hunzlipunzli

» Hunzlipunzli » Beiträge: 95 » Talkpoints: 0,58 »



Hi,

kannst du denn nicht auch später promovieren?

Sprich: Erst eine gewisse Zeit Berufs- und Praxiserfahrung sammeln und dann den Doktor dranhängen? Evtl. bietet sich da ja sogar die Möglichkeit, das mit einem Job zu verknüpfen, also: Halbe Stelle und "nebenbei" promovieren? Kommt natürlich auch auf dein Studienfach an, inwiefern sich das realisieren lässt.

Ansonsten würde ich mich fragen, wie wichtig der Doktor für die spätere Karriere wäre, wie wichtig er dir persönlich ist, wie wahrscheinlich, dass du ihn später noch machen kannst, etc.

Und: Wie absehbar ist es, dass die Arbeitsmarktsituation in dem Bereich in 3 bis 4 Jahren dramatisch schlechter ist? Andererseits denke ich auch: Wirklich gute Leute werden vermutlich immer irgendwo unterkommen...

Viele Grüße!

» Ladybug » Beiträge: 95 » Talkpoints: -1,45 »


Hallo Hunzlipunzli,

stehe zwar nicht vor dem Ende eines Studiums, aber ich denke, dass ich dir vielleicht doch die ein oder andere Anregung geben kann.

So wie es aussieht, scheinen euch die Arbeitsplatzangebote förmlich zuzufliegen und man hat sogar eine größere Auswahl parat. Ich würde in deiner Situation mich wahrscheinlich für eines der Angebote entscheiden, die mich am meisten interessieren. Wie sagt man so schön: "Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach."

Mit einem Job hast du etwas Festes in der Hand und verdienst Geld. Warum soll man da noch drei bis vier Jahre mit einer Promotion ausgeben? Ich würde das machen, was dir am meisten liegt bzw. Spaß macht. Irgendwann muss man ja schließlich in den Berufsalltag einsteigen und solange man noch die Auswahl und das Angebot hat, würde ich die Chance nutzen.

Ich bin eher ein Mensch, der auf Nummer sicher geht und das nimmt, was ihm angeboten wird. Wenn du allerdings noch weiter hinaus möchtest, solltest du überlegen, ob du dich vielleicht nicht doch für eine Promotion entscheidest. :wink:

Der sicherere Weg ist sicherlich die Annahme eines Jobangebotes.

Viele Grüße, IceKing32

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, es gibt da eine einfache Möglichkeit: beides! Dazu habe ich mich letztendlich auch entschieden: ich studiere weiter, gehe arbeiten und bin Mutter. Es ist zwar nicht immer ganz leicht, aber mit ein wenig Zeitmanagement und Verzicht auf aufwendige Hobbies (wir waren früher Turniertänzer und trainierten fast jeden Tag) klappt das. Die Chance auf einen tollen Job würde ich mir allerdings nicht entgehen lassen. Doch gerade ein Doktoratsstudium kann auch in Abendform stattfinden. Und so hättest du beides unter Dach und Fach.

» souriceau » Beiträge: 43 » Talkpoints: 0,17 »



Befinde mich zurzeit in der selben Lage, kann aber definitiv von mir sagen, dass ich nicht promovieren will, da ich eher ein Praxistyp bin. Und genau da sehe ich die Gefahr bei den Absolventen, die gleich nach dem Studium promovieren. Wenn du dann mit 30-35 promoviert hast besteht die große Gefahr, dass du nicht mehr wirklich praxistauglich bist und nur die wissenschaftliche Seite kennengelernt hast.

Ich kenne einige Kommolitonen die auch promovieren wollen, die meisten jedoch, da sie sich nicht richtig einen Job in der Praxis vorstellen können. Dort sehe ich die Gefahr, dass die nach der Promotion als Fachidioten abgestempelt werden und keine praktische Erfahrung haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man gerade in der Praxis sehr viel mehr lernt als in der Wissenschaft. Klar sollte man dort nie die Wissenschaft komplett vernachlässigen, jedoch auch darauf achten, was im Moment die Wissenschaft forscht und was die Praxis wirklich braucht.

Ich an deiner Stelle würde es mir nochmal genau überlegen ob Praxis für dich nicht erstmal besser wäre. Meistens ergeben sich daraus sowieso mögliche Themen zum promovieren. Ich schreibe gerade meine DA in der Praxis und könnte gleich danach ne Doktorarbeit hinterherlegen vom Stoffumfang her.

Meine DA ist schon ziemlich überdimensioniert. Trotzdem freue ich mich erstmal auf das eigentlich "Handwerk" und werde dann je nach Lust und Laune, später wissenschaftlich erneut an das Thema oder ein anderes Thema rangehen.

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde an Deiner Stelle auf jeden Fall versuchen, beides unter einen Hut zu bekommen.

War es während Deines Studiums nicht möglich, schon eine Doktorarbeit zu bekommen? Bei uns ist es üblich, dass man während des Studiums, idealerweise direkt nach dem Physikum, mit der Forschungsarbeit für die Promotion beginnt, so dass man diese in engem zeitlichen Abstand zum Studienabschluß beenden kann und schon den ersten richtigen Arbeitsplatz in der Klinik als Dr.med. antreten kann.

Insgesamt denke ich, dass sich die Jobaussichten für einen Großteil der Akademiker nicht verschlechtern werden. Gerade promovierte Arbeitnehmer sind sicher nach wie vor sehr gefragt. Ich weiß nicht, was Du studiert hast, aber gut ausgebildete Leute finden aktuell fast immer einen adäquaten Job. In den Geisteswissenschaften ist das vielleicht ein bisschen schwieriger als in den Naturwissenschaften, aber Stellen gibt es dennoch und die Jobsuche wird auch in einigen Jahren nicht aussichtslos sein.

» Nachtflugzeug » Beiträge: 490 » Talkpoints: -1,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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