Sind Brieffreunde noch modern?

vom 20.11.2008, 21:22 Uhr

In letzter Zeit wurden hier bei Talkteria ein paar Themen eröffnet, in denen es um das Schreiben von Briefen ging. Das hat mich dazu veranlasst, über das Thema "Brieffreundschaft" nachzudenken: Ist so etwas in der heutigen Zeit, die so extrem von durch die Medien beeinflusst wird, überhaupt noch möglich? Ist die Brieffreundschaft nicht schon veraltet? Ich persönlich denke nein. Natürlich ist es einfacher, eine E-Mail zu schreiben (und wesentlich schneller!) doch ein von Hand geschriebener Brief ist doch um einiges persönlicher und zeigt echtes Interesse am Empfänger.

Leider hatte ich bisher noch keine Gelegenheit, eine Brieffreundschaft aufzubauen und sehe auch keine Möglichkeit, dies noch 'nachzuholen' , sofern man keine Bekanntschaft aus dem Urlaub oder ähnlichen hat. Habt ihr vielleicht eine Idee, wie man auch heute noch zu einem Brieffreund / Brieffreundin kommen kann? Habt ihr vielleicht selbst sogar einen? Wie steht ihr im Allgemeinen zu diesem Thema - total veraltet oder alte 'Tradition' die aufrecht erhalten werden sollte? Ich freu mich schon auf eure Antworten und Anregungen!

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» Carolinchen » Beiträge: 347 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte vor einigen Jahren mal 2-3 Brieffreundschaften, allerdings haben diese sich nach und nach aufgelöst. Irgendwann sind die Themen einfach ausgegangen und man hat sich mit anderen Dingen beschäftigt.

Ich hatte meine Brieffreundschaften damals von letternet. Dort kannst du dich anmelden und kannst dann Brieffreunde aus aller Welt nach deinen Interessen aussuchen. Du musst deine Hobbies, Alter, Sprache und so was angeben und dann werden dir Angebote mit Adressen gemacht. Gerade Brieffreundschaften ins Ausland finde ich schon recht interessant, allerdings wird es auf die Dauer schon recht teuer andauernd Briefe zu versenden, zumal diese ja meist die üblichen 1-2 Blätter überschreiten.

Darum habe ich mich auf kurz oder lang dazu durchgerungen nur noch per Mail zu schreiben. Das hat meiner Meinung nach viele Vorteile. Zum Beispiel hat man keine Wartezeiten bis der Brief ankommt und es geht auch kein Brief verloren (was gerade ins Ausland nicht so selten ist). Des weiteren kann man ewig lang schreiben ohne dafür noch mehr Porto zahlen zu müssen. Aber natürlich ist es nicht so sehr persönlich wie ein Brief, das ist wohl wahr.

Brieffreundschaften sind also kein Thema mehr für mich, wenngleich ich auch sehr gern schreibe. Aber dazu gibt es ja immer noch Mails, MSN, ICQ. Und dank Internetflatrate ist das ganze auch supergünstig.

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» Acioxy » Beiträge: 202 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Carolinchen, ich glaube mit deinem Wunsch nach einer klassischen Brieffreundschaft wirst du nicht viel Erfolg haben. Ich glaube ganz einfach, dass der Zug in der heutigen Zeit dafür abgefahren ist. Ich habe eine ältere Tante die keinen Zugriff auf das schnelle Internet hat und die von mir regelmäßig Post bekommt, wo ich über alles mögliche (Familie, Beruf, Freizeit, Gesundheit, Politik) schreibe, es ist aber manchmal eine Quälerei die richtigen Zeilen zu Papier zu bringen und keine Sätze wieder zu streichen oder Fehler auszubessern oder noch ein Wort dazwischenzuquetschen. Man muss sich konzentrieren und ganz genau wissen was man schreiben will und wie man den Satz ordentlich zu Ende bringt.

Wobei ich unter einer Brieffreundschaft doch eher einen Austausch unter Gleichaltrigen oder Gleichgesinnten verstehe. Ich gebe dir aber recht, dass mit der Schreibkultur nicht mehr viel los ist. Viele Schreiben schnell ein paar Zeilen hin ohne den Text noch einmal durchzulesen oder zu korrigieren oder noch schlimmer, wenn sie schreiben wie sie sprechen oder nur SMS- Abkürzungen verwenden.

Für mich ist Email eine sehr gute und akzeptable Alternative. Schnell können die Gedanken ausgetauscht werden, keine langen Postwege und kein Porto. Abgesehen davon sind auch die Briefkästen nicht mehr allzu dicht gesäht, was für mich auch ein klarer Nachteil ist.

Aber wenn ich mich so an meine Jugend erinnere, Briefe mit vielen bunten Herzchen bemalt habe ich immer gerne bekommen, das geht ja heute nicht mehr beim Emailverkehr.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es auch etwas veraltet, obwohl es wirklich, wie du schon gesagt hast, dem Empfänger wesentlich mehr Aufmerksamkeit zeigt als eine Email. Jedoch ist es auf Dauer sehr teuer (vor allem bei Brieffreundschaften ins Ausland) und wenn man Pech hat verschwinden Briefe. Ist alles schon vorgekommen.

Selbst meine Großmutter schreibt ihrem Patenkind nur noch Emails, da es da auch schon zu vermissten Briefen kam oder die Zustellung einfach unerträglich lange dauerte. Sie ist inzwischen davon überzeugt und schreibt eigentlich jedem jetzt gerne eine Email. Bei ihr ist das positive, dass es schneller geht und sie zusätzlich noch ein wenig Erfahrung mit PCs und dem Internet kriegt, was sie eh will.

Grundsätzlich denke ich aber nicht, dass es veraltet ist, jedoch würde ich nur in Ausnahmen Briefe verschicken, z.B. als Dank für ein Geburtstagsgeschenk oder ähnlichem. Das Internet ist einfach zu praktisch geworden um Brieffreundschaften über Briefe dauerhaft lohnenswert zu machen.

» Gnarls » Beiträge: 42 » Talkpoints: 2,40 »



Ich hatte früher einige Brieffreunde und war auch immer sehr zufrieden mit der Post. Die Briefe kamen immer alle an, bis auf die zu einer Brieffreundin nach Jordanien. Wir haben die Briefe dann per Einschreiben verschickt und dann kamen sie auch an.

Das Porto fand ich auch nicht so teuer. Ein Brief nach Europa hat damals glaube ich so 1 DM gekostet. In andere Länder waren es, soweit ich mich erinnere, 3 DM. Wenn ich mir überlege, was die Leute heute für Handyrechnungen, Ipods und andere Sachen ausgeben, waren die zehn Briefe, die ich in meiner Jugend pro Monat geschrieben habe, ja spottbillig.

Im Laufe der Jahre sind fast alle Brieffreundschaften eingeschlafen, was wohl einerseits am Alter lag, aber auch an der Einfachheit von Emails. Mit zwei meiner ehemaligen Post-Brieffreunde schreibe ich mir heute noch ab und zu per Email. Jetzt wäre ich wohl auch zu faul, einen seitenlangen Brief zu schreiben. Emails finde ich auch deswegen besser, weil man auch mal nur 3 Sätze schicken kann. Bei Briefen hatte ich immer das Gefühl, sie müssen länger als eine Seite sein.

Ich denke, dass es heute wesentlich schwieriger ist als früher, Brieffreunde zu finden. Mit Urlaubsbekanntschaften tauscht man ja auch meist nur noch die Emailadressen aus. Als das Internet "neu rauskam" bzw in die Haushalte, konnte man Brieffreunde auch noch über so genannte "snailmail"-Communities finden. Ob es sowas heute noch gibt, müsste man mal googlen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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