Der Zwang der Selbstverletzung

vom 14.04.2008, 20:52 Uhr

BlackSun hat geschrieben:Hallo auch @ da blubb

Hast du dir meinen Text richtig durchgelesen und auch verstanden wie ich das meine? Ich habe nicht gesagt dass es Schwachsinn ist! Ich sagte dass ich es für mich persönlich als schwachsinnig empfinde, weil es mir nichts bringt! Das ist nur auf meine Person bezogen! Natürlich sind die Menschen die das tun nicht schwachsinnig!


Sorry, dann ich hab deinen Text anscheinend falsch verstanden, und keine Sorge, ich hab ihn mir (mehrmals) richtig durchgelesen. Meiner Meinung nach geht das aus dem Text nicht so hervor, wie du es wahrscheinlich meintest. Ich glaube ich hab dich verstanden, was du damit sagen wolltest.

Wie gesagt, vielleicht hab ich was anderes hineininterpretiert, als es eigentlich gemeint war!

» Werringer » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.09.2013, 23:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Um hier wieder zum eigentlichen Thema zurück zu führen: Ich habe eine Halbschwester, die mal für einige Zeit bei uns zu Hause gelebt hat - wir haben de n selben Vater, sie ist aber fünf Jahre älter als ich und da war mein Vater mit einer anderen Frau zusammen.

Sie ist dann wegen Streitigkeiten und Ungereimtheiten in ihrem zu Hause, von ihrer Mutter und deren Freund weg und zu uns eingezogen. Ich kam eigentlich ganz gut mit ihr zurecht, habe sie aber ab und zu mal in ihrem Zimmer beim "ritzen" beobachten können.

Sie hat sich dann mit einer Rasierklinge in die Beine oder in die Arme geritzt, richtig tief, und es hat auch immer gut geblutet. Manchmal hat sie sich noch Tinte in die Wunden laufen lassen - ich fand das immer super gruselig und hatte dann Angst vor ihr, denn ich war nicht älter als 8 und sie 13/14. Irgendwann habe ich dann nachgefragt, warum sie das macht, denn sie war sehr verschlossen und in sich gekehrt und hat nach Außen eigentlich keinerlei Anzeichen gezeigt, dass es ihr psychisch nicht gut geht. Ich konnte in dem Alter ja gar nicht richtig verstehen, wieso sie sich ritzt, was ihr das bringt und was ich eigentlich dagegen tun müsste bzw. kann.

Sie hat mich immer nur verjagt, aber es wurde immer schlimmer mit ihr und die Schnitte wurden immer häufiger und tiefer. Irgendwann hat es aber meine Mutter bemerkt, als sie vergessen hat, das Badezimmer abzuschließen und gerade aus der Dusche kam. Man sah anscheinend die Arme und Beine, und meine Mutter hat sie ohne mit irgendjemandem darüber zu reden ins Krankenhaus gefahren. Dort kam sie wirklich in die Psychiatrie und ich habe sie Wochenlang nicht gesehen.

Das hat mir immer super viel Angst gemacht, und daher habe ich auch nie einen solchen Gedanken gehegt, egal wie schlecht es mir ging.

Vor ein paar Jahren habe ich mich mit ihr nochmal drüber unterhalten, und sie hat mir erzählt, dass sie in ihrer alten Familie von ihrem Stiefvater sehr schlecht behandelt wurde, eben geschlagen wurde und so weiter, und diesem Druck einfach nicht standhalten konnte, jeden Tag wieder geschlagen zu werden. Ob auch mehr vorgefallen ist dort, weiß ich nicht. Sie wollte sich dann selbst zeigen, dass sie noch lebendig ist, dass sie wenigstens über sich selbst Herr ist und entscheiden kann, was sie selbst mit ihrem Körper und ihrer Seele anstellt. Angeblich hat ihr der Schmerz die anderen seelischen Schmerzen genommen, und sie fand den körperlichen Schmerz wohl befriedigend und beruhigend. Irgendwann ist es aber eskaliert und sie hat sich jeden Tag geritzt, so erzählte sie, nachdem es anfangs nur einmal in der Woche war. Sie hat dann psychologische Hilfe bekommen und auch ihren Stiefvater angezeigt. Seither geht es ihr besser.

Sie muss heute noch eine Therapie machen, in der sie lernt, solchen psychischen Druck durch Sport, durch Musik oder durch Schreiben zu kompensieren, um nicht wieder in dieses Ritzen zurück zu fallen. Ich habe kaum Kontakt mit ihr und weiß daher nicht, wie es ihr heute geht, denn sie hat seither ein enorm hohes Druckempfinden und fällt daher leicht wieder in ihre alte Phasen zurück.

Wenn man jemanden kennt, der sich ritzt, sollte man versuchen, ihm oder ihr zu helfen und im Notfall einen Psychologen zu rate ziehen. Oft stehen nämlich wirklich schlimme Misshandlungen und Erlebnisse dahinter, und dagegen muss man etwas unternehmen - die ritzenden Menschen sind nämlich oft psychisch dazu schon einfach nicht mehr in der Lage und ertragen ihre Situation einfach nurnoch irgendwie, eben mit Selbstverletzung.

Benutzeravatar

» Qn » Beiträge: 1539 » Talkpoints: 7,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei mir hat der ganze Mist vor 8 Jahren angefangen. Es gab keinen besonderen Grund und ich weiß auch ehrlich gesagt auch gar nicht warum ich es das erste Mal getan habe. Aber ich hab dann halt gemerkt, das es mir Hilft, den Seelischen Schmerz durch Körperlichen Schmerz zu ersetzen. Damals war ich 12 Jahre alt, in der Pubertät und ich denke ich muss keinem sagen, wie schwer es sein kann. An einem Tag möchte man die ganze Welt um Armen und am anderen sterben. So habe ich dann weiter gemacht, ich hatte keine Ahnung das es dafür einen Ausdruck gibt, geschwiegenden das es eine Sucht ist.

Das habe ich erst nach ca. einem Jahr gemerkt, als es immer häufiger, mehr und tiefer wurde. In der Zeit haben wir einen Internetanschluss bekommen und so hab ich dann Erfahren das die Selbstverletzung ein weit verbreitet Phänomen ist. In den nächsten Jahren ging es so weiter. Die Gründe warum ich es tat wurden unterschiedlicher, es war nicht nur um den inneren Schmerz heraus zu lassen, sondern auch um Aggressionen abzubauen und um mich selbst zu bestrafen. Nach 4 Jahren also mit 16 würde es dann richtig schlimm ( für meine Verhältnisse, ich weiß das es Menschen gibt die viel extremere Dinge tun / taten) Es war nicht mehr nur das schneiden sondern verbrennen kam auch noch hinzu. Auf meinem linken Unterarm habe ich immer noch 5 Brandnarben, von denen eine wirkliche eklig ausschaut, ich denke die werde ich wohl mein Leben lang behalten.

Mit 17 Jahren kam ich dann an einen Punkt wo ich dachte so kann es nicht mehr weiter gehen, entweder du bringst dich endlich um und beendest den ganzen sch... oder du kämpfst und fängst wieder zu Leben an. Hab mich wie man sehen kann für das Leben entschieden und hab eine Therapie Angefangen ( meine vierte ). Ich weiß noch genau den Tag an dem es bei mir klick gemacht hat, das war am 5.2.06. Ich hab es dann auch genau 2 Jahre geschafft ohne aufzukommen, auf den Tag genau. Schon seltsam das ich genau am 5.2.08 einen Rückfall hatte, das wurde mir dann auch erst später bewusst. Aber es blieb bei dem einen Rückfall und ich bin immer noch Clean.

Aber die Narben werden wohl bleiben, es sind ja leider nicht nur die Brandnarben, die Schnitte am Unter-, Oberarm, am Schenkel und auf der Wade sind immer noch gut sichtbar. Zum Glück werde ich kaum darauf angesprochen, das ist mir echt peinlich. Ich trage deswegen auch nicht gerne kurze Hosen oder Röcke. Als die Wunden damals noch frisch waren, habe ich nur lange Sachen getragen, auch im Sommer bei 30grad im Schatten. Und Schwimmen gehe ich schon zeit Jahren nicht mehr. Meinen Freunden habe ich nie etwas davon erzählt, sie haben es halt mit bekommen, klar wenn man Intim wird fällt so was auf. Und auch wenn man im Sommer langärmlig rum läuft.

Benutzeravatar

» Weinlachgummi » Beiträge: 879 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo, ich kenne zum Glück niemanden richtig gut der solche Symptome hat. Ich hab nur mit manchen gesprochen die das Linedown-syndrom haben (Ich denke so hieß das). Auf jedenFall haben sie sich geritzt aber richtig. Das ganze ist wie eine richtige Krankheit die sich nach und nach entwickelt.

Ich bin sehr an Psychischen Krankheiten interessiert und deswegen auch an denen die mit Selbstverstümmelung zu tun haben. Aber wenn ich darüber nachdenke tun sie mir alle so schrecklich Leid und ich ärgere mich, dass ich ihnen nicht helfen kann. Immer wenn ich davon rede spüre ich den Wunsch Psychologie zu studieren um mehr über die Psyche zu lernen und solchen Menschen, die sich nur noch mit Schmerzen ablenken können, helfen zu können.

Da ich eben ein paar Leute flüchtig kennen gelernt hab die sich am Arm aufgeschnitten hatten weiß ich, dass dieses Thema nicht zum Spaßen ist und ärgere mich sehr über den Trend der heutigen Jugend, sich leichte Wunden zuzuführen. Wirklich lächerlich oder traurig?

» Tinke Langenbahn » Beiträge: 313 » Talkpoints: 0,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Selbstverletzung ist natürlich eine schlimme Sache, aber biologisch gesehen ein fast schon natürlicher Reflex.

Wenn sich ein Mensch beispielsweise in den Unterarm ritzt, werden Ebdorphine freigesetzt. Diese dienen dazu, den im Arm entstandenen Schmerz zu lindern. Dabei wird aber nicht nur der Schmerz im Arm gelindert, sondern auch seelischer Schmerz bzw. Schmerz, der woanders im Körper sitzt.

Somit ist also das Selbstverletzen als Art der Selbstbehandlung verständlich, aber selbstverständlich keine Lösung. Es müssen also die Ursachen des Schmerzes bekämpft werden, nicht nur die Symptome.

» Joe Heffernan » Beiträge: 14 » Talkpoints: 0,00 »


Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich zu ritzen oder auf irgendeine andere Weise mich wehzutun, da bin ich mir total sicher. Dennoch habe ich Freunde, die Narben davon haben. .

Obwohl ich leicht depressiv bin und es mir manchmal wirklich schlecht geht, bin ich noch nie darauf gekommen, mir wehzutun. Wie gesagt, in meinem Freundeskreis gibt es ein Paar Leute, die sich ritzen oder geritzt haben. Um genauer zu sein sind es 3 Freunde. Mit zwei davon hab ich noch nie darüber geredet, da ich sie nicht nah treten möchte und auch niemand es so wahr nimmt, dass sie solche zahlreiche Narben in den Unterarmen haben.

Eine Freundin zum Beispiel hat eine Zeit lang keine kurzärmige Oberteile deswegen angezogen und irgendwann hat sie es getan und ich war einfach nur entsetzt, es sind wirklich tiefe Narben zu sehen, alle aber ziemlich "verheilt". Bei dem anderen Freund sieht man es noch krasser, da er immer wieder neue hat, ihn haben wir so teilweise darauf angesprochen, weil er vielleicht mehr wegstecken kann und darauf meint er immer wieder, es wär sein Kater, dabei sieht man 100%, dass es von ner Rasierklinge kommen.

Bei dem anderen Freund war es so, dass er mir per MSN erzählte, dass sich an dem Tag jemand im Sportunterricht sich darüber lustig gemacht hatte und ihn als Emo bezeichnet hatte, richtig laut vor der Klasse und dass ihn alle dann komisch angeschaut hätten. Ich war erstmal geschockt, weil ich gar nicht wusste, dass er sowas tut und dann erklärte er mir, dass manchmal er das tut, weil er die Wärme des Blutes und den damit verbundenen Schmerz spüren will. Manchmal auch um überhaupt irgendwas zu spüren. Manchmal auch "nur so".
Als ich dann ein Paar Tage später bei ihm Physik lernen war und er was kurzarmiges hatte, sah ichs dann.. es war wirklich viel aber nichts frisches. An den Abend versprach er mir, damit aufzuhören. Das ging eine Zeit lang gut aber dann beichte er mir immer öfters, dass ers "wieder getan hätte".

Ehrlich gesagt, finde ich, dass man die Meschen soviel helfen soll, wie sie es auch zulassen. Meistens sinds ja auch Menschen, wo man gar nicht gedacht hätte, dass sie sowas tun würden. Eigentlich will sich niemand so richtig mit diesem Thema befassen und ich erstaune auch, wenn ich sehe, wie manche weggucken. Ich habe versucht den letzten Freund zu helfen, aber wenn es das ein Weg ist, damit es ihm besser geht und er damit nicht aufhören will.. bitteschön. Ich würde auch nicht einfach aufhören, wenn mir sagen würde, dass ich nicht weinen soll, wenn ich traurig bin.

» panikattake » Beiträge: 119 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auch ich war betroffen. Aber ich habe es geschafft davon los zu kommen. Es fing in der Pubertät an und zog sich bis ich ca. 26 jahre war. Ich habe etliche Therapien gemacht viele habe ich abgebrochen aber auch zwei wurden von den Psychologen / Psychiatern abgebrochen weil nicht "Therapierbar".

Es war eine Sucht von der man nicht einfach loskam. Mein Tag fing schon mit der Überlegung an welchen Arm ich nehmen sollte und womit ich es machen sollte. Ich wollte mich nur fühlen, wissen das ich lebe. Ich habe jetzt noch viele Narben, ich bin jetzt 30 Jahre und die Narben sind nicht nur äusserlich.

Aber wie schon geschrieben, ich hab es geschafft, ich denke mit der hilfe meines Mannes, dem ich deshalb sehr dankbar bin.

» muckelmaus » Beiträge: 8 » Talkpoints: 0,02 »



SVV ist kein alltägliches Gesprächsthema deswegen finde ich es gut das du es ansprichst. Ich selber hatte auch einmal Probleme mit SVV das hatte sich schon in der Kindheit gezeigt, als ich mich selbst georfeigt habe oder mir selbst die Haare ausgerissen habe. Ich fühlte mich dann einfach besser.

Nur damals wusste ich nicht das es eine Krankheit ist. Ich hatte vor 2 Jahren auch noch das Problem des Selbstschneidens. Ich machte es nicht weil ich Aufmerksamkeit wollte, sondern weil es mich beruhigte. Warum ich das gemacht habe? Das weiß ich selber nicht genau aber es hat wohl was mit meiner Familiensituation zu tun. Mein Vater hat mich als kleines Kind sexuell missbraucht, und ich war immer die blöde und hässliche, in der Familie, wie auch in der Schule.

Meine Mutter ließ sich dann von meinem Vater scheiden (was ich allerdings sehr gut fand, denn ich hasste ihn) und wir zogen um. Sie lernte einen neuen Mann kennen und bald hatte ich, mit 9 Jahren, eine kleine Schwester. Davor war ich Einzelkind gewesen. Ich musste, seit ich meine Schwester hatte, immer kuschen. Ich war schon fast so was wie eine Dienstmarkt. Wir zogen dann wieder um in unser Heimatdorf. Und meine Mutter bekam noch weitere 2 Kinder. Die Kinder, hatten große Zimmer, obwohl sie noch so klein waren und ich hatte mein Zimmer in der Speisekammer. Jeder weiß wie groß eine Speisekammer ist. :(

Von Liebe war da keine Spur mehr zu erkennen, nur die Geschwister waren/sind wichtig für meine Mutter und ihren Mann (die beiden haben inzwischen auch Geheiratet). Ich fand einfach keinen anderen Weg um meine Aggressionen gegen mich und meine Familie rauszubringen. Ich machte zwar Karate und weitere Sportarten aber gebracht haben sie mir nichts.

Naja jetzt bin ich davon weggekommen. Darüber bin ich ziemlich froh. Allerdings, musste ich das alleine schaffen, da meine Mutter zu mir gesagt hatte (als sie rausfand das ich mich ritzte) das sie mich in die Klapsmühle steckt. Und das wollte ich auf keinen Fall. Halt bietet mir heute mein Hund und Japan (mein Lieblingsland) ich habe immer noch die Hoffnung das ich nach Japan ziehen kann sobald ich alt genug bin.

» Tsuki-ko » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,07 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^