Dienen oder Zivildienst

vom 27.09.2008, 22:44 Uhr

Ich überlege, ob ich dienen oder lieber Zivildienst machen soll. Irgendwie empfinde ich einen gewissen Stolz dem Vaterland zu dienen, auf der anderen Seite frage ich mich welchen Nutzen meine Zeit beim Bund für mich und für mein Vaterland hat und ob ich bei einer sozialen Einrichtung meinen Mitmenschen eher nützlicher sein kann. Ich tendiere aktuell zum Zivildienst und denke, dass ich dabei bleiben werde.

Mein Vater dagegen meint, dass jeder anständige Mann gedient haben sollte. Das ist allerdings für mich kein Argument, aber ich habe keine Lust mit meinem Vater zu diskutieren. Er wird mich sowieso nicht verstehen. Welche Überlegungen habt ihr bei der Entscheidung angestellt? Mich würden alle Gedanken zu diesem Thema interessieren!

» Scout18 » Beiträge: 3 » Talkpoints: 0,00 »



Ich persönlich habe mich für den Zivildienst entschieden, welchen ich sehr Wahrscheinlich im November anfangen werde.

Mir war von Anfang an klar, dass ich Zivildienst leiste, wenn ich nicht ausgemustert werde (was ich eigentlich sein müsste, aber andere Geschichte). Meine Gründe dafür waren, dass ich eh lieber Menschen helfe die Hilfe brauchen, denn bei der Bundeswehr lernt man zwar die Verteidigung und den Umgang mit Waffen, aber im Kriegsfall bringt das meiner Meinung nach kaum etwas, da einfach die weiterführende Erfahrung fehlt bzw. der Tiefgang.

Ein anderer Wichtiger Grund zum Zivildienst ist für mich meine Gesundheit. Ich bin Übergewichtig und wie bei meiner Musterung festgestellt wurde ist meine Wirbelsäule schief (was eigentlich zur Ausmusterung führen müsste, war bei mir aber nicht der Fall). Ich weis ganz genau, dass ich die ganzen körperlichen Strapazen bei der Bundeswehr nicht aushalten würde bzw. daran zu Grunde gehen würde. Bei der Bundeswehr mag man zwar viel lernen und vorallem auch Disziplin und Ordnung, jedoch habe ich es persönlich nicht nötig mich den ganzen Tag anbrüllen zu lassen und nur nach Befehlen zu leben, schließlich bin ich ein eigenständiger Mensch, der selbstständig handeln kann und dazu keine Befehle braucht.

Ich gebe dir aber den Ratschlag dich dafür zu entscheiden, was du als richtig empfindest bzw. was dir eher zusagt.

» Flyer » Beiträge: 139 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich würde es mal ganz einfach sagen. Jeder normal denkende Mensch, der später nicht zur Armee oder Polizei will, kann eigentlich nur Zivildienst machen. Es gibt eigentlich nur Argumente für den Zivildienst.

Du kannst dir in der Regel aussuchen, wo du deinen Zivildienst ableistet, oftmals musst du dich dann aber rechtzeitig in die Spur machen und bei der Einrichtung deiner Wahl nachfragen und dich vormerken lassen. Beim Bund garantiert dir niemand, dass du Heimatnah deinen Dienst ableisten kannst.

Der Zivildienst dauert mittlerweile auch so lange wie der Grundwehrdienst und nicht mehr länger wie es früher war.

Du bekommst unter dem Strich als Zivildienstleistender mehr Geld. Der Wehrdienstleistende bekommt nur seinen Sold, Kleidung, Essen und Unterkunft stellt ja der Bund. Als Zivildienstleistender bekommst du Geld fürs Frühstück und Abendbrot, Mittags bekommst du auch, wenn deine Einrichtung dir das nicht stellt. Zudem bekommst du Kleidergeld. Der Wehrsold liegt zwischen 280 und 320 Euro. Ich bekam schon ab dem 1.Monat über 400 Euro, am Ende um die 450 Euro.

Beim Zivildienst hast du die gleiche Arbeitszeit wie ein Beschäftigter in Vollzeit, meist 40 Stunden pro Woche, davon dürfte ein Bundi nur träumen.

In meinen Augen macht Zivildienst auch mehr Sinn. Man tut dort etwas für die Gesellschaft, lernt vernünftig mit Menschen umzugeben und kann anderen Menschen helfen. Beim Bund lernst du nur Disziplin, auf haltlose Befehle zu reagieren ohne nachzudenken und Rumballern.

Bei mir sah es so aus, dass ich einen Platz direkt vor meiner Haustür hatte, anfangs 50 Meter zu Fuß zur Arbeit, nach einer Versetzung dann 250 Meter ;) Ich hab meinen Dienst in der Psychiatrie als Pfleger geleistet. Das Finanzielle hab ich ja oben schon geschrieben und arbeiten musste ich 40 Stunden pro Woche im Schichtsystem und auch am Wochenende. Dafür konnte ich aber auch mal 10 Tage durcharbeiten und hatte dann 4 Tage am Stück frei. Ich wurde auch super aufgenommen, konnte schon am ersten Tag alle duzen und wurde voll integriert. Ich musste zwar auch oft am Wochenende arbeiten, dafür war das Arbeiten an den Tagen recht entspannt und ich konnte auch oft früher nach Hause gehen ohne die Stunden nacharbeiten zu müssen. Wenn ich mal einen Tag frei brauchte, hab ich das einfach gesagt und wurde da nicht eingeteilt.

Und als mein Zivildienst zu Ende war und ich noch die Zeit bis zum Studium überbrücken musste, hab ich einfach gefragt ob ich weiterarbeiten kann und wurde dann nochmal für 3,5 Monate eingestellt und bekam knapp 1000 Euro für eine 30 Stunde Woche. Da hab ich dann bald soviel verdient wie in meinem Zivildienst, obwohl ich weniger gearbeitet hatte. :)

Also ich würde immer wieder Zivildienst machen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Da ich mitten in einer Ausbildung steckte, als der Bund bei mir ankam, habe ich mich für den dritten Weg, den Katastrophenschutz entschieden, das kann bei der Feuerwehr oder beim THW (= Technisches Hilfs Werk) sein, dadurch, dass man sich zum Katastrophenschutz verpflichtet, muss man jederzeit abrufbar sein und das geht nicht, wenn man beim Bund ist. Inzwischen muss man sich nur noch auf sechs Jahre verpflichten, wo dann abgesehen von Einsätzen nur ein bis zwei Tage im Monat Dienst sind.

Ich habe mich damals für das THW entschieden, was für mich sehr interessant war, wo hat man sonst mal die Gelegenheit, den Umgang mit diversen grossen und kleinen Werkzeugen beziehungsweise Geräten zu erlernen? So kann ich mit einer Kettensäge arbeiten, ohne mich vor dem Teil fürchten zu müssen, oder auch mit diesem hydraulischen Spreitzer und der hydraulischen Schere umgehen, das sind die Teile, mit denen die Feuerwehr immer verunglückte Autos aufmacht. Weiter gibt es dann so Themen, wie Rettung aus Höhen und Tiefen, mit Seilbahnen oder Seilzügen, die man dann auch selber baut. Es gibt noch viele weitere Themengebiete beim THW, auf die man sich spezialisieren kann, außerdem kann man auch unter Umständen, wenn man sich ein wenig länger verpflichtet, einen LKW-Führerschein über das THW machen.

Insgesamt halte ich das THW für eine sehr sinnvolle Alternative zum Wehrdienst, aber auch zum Zivildienst, klar ist der Zivildienst eine sehr wichtige Sache, aber das ist halt nicht für jeden etwas, wer lieber technisch orientiert ist, der findet beim THW sicher eine faszinierende Aufgabe.

Benutzeravatar

» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe keine Sekunde überlegt, ob ich zum Bund gehe oder Zivildienst mache. Ich wollte von Anfang an unbedingt Zivildienst machen. Wenn man mich ausgemustert hätte, dann wäre das Freiwillige Soziale Jahr eine Alternative gewesen.

Ich wollte auf keinen Fall zum Bund, weil ich alles was im Entferntesten mit Krieg oder Waffen zu tun hat ablehne. Ich habe aber deshalb keine schlechte Meinung über die Bundeswehr. Ich möchte nur nicht dorthin.

Zivildienst wollte ich deshalb machen, weil das eine gute Gelegenheit ist, etwas fürs Leben zu lernen (Vorraussetzung ist natürlich eine geeignete Zivistelle). So habe ich in meinem Zivildienst Tapezieren, Fliesen legen, Gartenarbeiten und verschiedene andere handwerkliche Tätigkeiten gelernt. Bei mir war es so eine Art handwerkliche Grundausbildung, weil es im Haus ständig irgendetwas zum Renovieren und Reparieren gab.

Während des Zivildienst hat man aber meistens auch viel mit Menschen zu tun. Auch das war für mich ein Ansporn Zivildienst zu machen. Da ich in einem Gästehaus Zivildienst gemacht habe, konnte ich sehr viele nette Menschen kennenlernen. Mir hat der Umgang mit den Gästen sehr viel Spaß gemacht.

Ich habe bis heute einen sehr guten Kontakt zu meiner ehemaligen Zivildienststelle. Ich hätte viel verpasst, wenn ich keinen Zivildienst gemacht hätte.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also Ansichten wie jeder anständige Mann sollte gedient haben halte ich für ziemlich antiquiert. Die Bundesrepublik überlegt den Wehrdienst abzuschaffen und die Bürger haben solche Gedanken, da passt doch etwas nicht. Ich empfinde auch gerade den Grundwehrdienst nicht als etwas besonderes, da man dort 3 Monate hart zur Sache geht und danach ist der Bund eher bezahlte Freizeit. Wenn du ein bisschen mehr Schliff kriegen willst oder unter Umständen testen willst wie du mit Autorität umgehen kannst ist das sicher die richtige Wahl.

Auch finanziell ist der Bund sicherlich besser als der Zivildienst, du bekommst glaube ich auch eine Abfindung, was beim Zivildienst nicht der Fall ist. Ich kenne nicht einen Zivildienstleistenden der soviel wie jemand vom Bund verdient hat in der Zeit.

Der Zivildiensthat den Vorteil, dass man sich frei aussuchen kann wo man ihn ableistet und man muss keine Waffe in die Hand nehmen. Ich finde man kann hier auch mehr Verwantwortung übernehmen, wenn man sich denn den Richtigen Ort dafür aussucht. Wenn man als Hausmeister irgendwo tätig wird, dann wird da sicherlich nicht viel bei rumkommen aber im Krankenhaus oder als Altenpfleger kommt man doch schon näher an eine Verantwortung heran.

Im Endeffekt ist eine eine Hop oder Top Geschichte, solang dir nicht eins der beiden vollkommen widerstrebt.

» Abbadon » Beiträge: 309 » Talkpoints: 7,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also das Entlassungsgeld bekommt jeder der Wehrdienst oder einen Ersatzdienst geleistet hat. Und die Höhe richtet sich nach den Monaten die gedient wurden. Das heißt du bekommst genau das gleiche Geld für die 9 Monate, ob nun beim Bund oder als Zivi.

Gleiches gilt für den Sold, der ist auch gleich für Bund und Zivildienst. Aber als Zivildienstleistender bekommst du in der Regel zusätzlich Verpflegungs- und Kleidergeld. Du hast also noch mehr als beim Bund.

Du meinst sicherlich, dass die Leute mehr bekommen, die sich freiwillig weiterverpflichten beim Bund und dann 12 oder 24 Monate dienen. Aber ein normaler Wehrdienstleistender dürfte sicher nicht mehr verdienen als ein Zivildienstleistender, aus meinen Erfahrungen ist es eher deutlich weniger.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe zwar beides noch nicht gemacht aber ich werde auf jeden Fall in nächster Zeit zur Bundeswehr gehen und meinen Grundwehrdienst leisten. Die Musterung habe ich schon hintermir.

Und in meinem Bekanntenkreis wurde mir auch mehrfach bestätigt das es eine gute Erfahrung im Leben ist, den Grundwehrdienst zu leisten. Entgegengesetzt ist es bestimmt auch toll, mal einen zivilen Dienst zu leisten bei dem du anderen Leuten helfen kannst. Ich würde dir empfehlen dich bei Freunden oder Bekannten um zuhören wofür diese sich entschieden haben, und deren Geschichten anzuhören. Außerdem gibt es bei der Bundeswehr noch einen Wehrdienstberater der dir hilft wenn du Fragen zum Wehrdienst hast.

Und auch im Internet gibt es viele Berichte und Meinungen zum Thema: Bundeswehr oder Zivildienst? Einfach mal Googlen und ein paar Sachen durchlesen dann wird dir die Entscheidung irgendwann abgenommen. :)

Benutzeravatar

» buettenwarder » Beiträge: 28 » Talkpoints: 0,15 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^