Mit jemandem leben der schwer krank ist

vom 19.03.2008, 12:46 Uhr

Ich habe momentan auch niemanden um mich, der schwer krank ist. Aber ich bin mir definitiv sicher, dass ich mich in einem Fall, in dem das eintreten würde, nicht abwenden könnte, denn gerade in solchen Momenten wird doch Freundschaft, Verwandtschaft und Beziehung auf die Probe gestellt. Für mich wäre es selbstverständlich, mich entsprechend zu engagieren und zu versuchen, zu helfen, egal, ob es sich hierbei um tatkräftige Unterstützung oder Gesprächsbereitschaft handelt.

Was mir hierbei noch unvorstellbar ist: Ich weiß nicht, wie es mir seelisch dabei gehen würde, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich manchmal als Helfender an den Rand der Verzweiflung getrieben würde, wenn jemand schwer erkrankt ist, den ich liebe. Vielleicht liegt das auch ein wenig daran, dass ich aus eigener Erfahrung weiß, wie man sich fühlt, wenn man mit der Angst um sein Leben allein ist. Und mit dieser Angst ist man sogar dann allein, wenn man von Menschen umsorgt und begleitet wird, die einen lieben.

Wenn ich mir vorstelle, dass jemand, dem ich gern helfen möchte und an dem mir viel liegt, auch solche Ängste hat und sich ähnliche Gedanken macht wie ich sie mir schon machen musste, bin ich mir ziemlich sicher, dass es schwer für mich zu ertragen würde, dem geliebten, schwer kranken Menschen in genau diesem Punkt nicht helfen zu können.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke auch das es von Fall zu Fall unterschiedlich ist. Z.B. meine Schwiegereltern könnte ich nicht pflegen, dafür ist unser Verhältniss einfach nicht gut genug. Aber meine Mutte z.B. haben wir mit in unser Haus genommen in eine eigene Wohnung aber schon mit dem Hintergedanken das wenn sie einmal gepflegt werden muss das ich das übernehmen würde.

Bei meinem Partner stellt sich die Frage bei mir überhaupt nicht da für mich wirklich noch der Satz gilt " Wie in guten so auch in schlechten Zeiten" und das obwohl ich keinesfalls gläubig bin. Ich selber bin schon seit gut 12 Jahren chronisch Krank und oft auf Hilfe meines Mannes angewiesen und er hat noch nie daran gedacht mich deshalb zu verlassen. Aber ich weiß aus dem Bekanntenkreis das das nicht jeder Partner so sieht und ich mich glücklich schätzen kann so einen Partner zu haben.

» winnie66 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 0,04 »


Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass pflegen einer kranken Person für alle Beteiligten sehr schwierig ist.

Ich wurde vor kurzem ziemlich schwer krank und war in vielen Bereichen auf Hilfe angewiesen. Anfangs sind die Angehörigen geschockt und versuchen einem alles zur Recht und angenehm zu machen. Nach einer weile lässt die Motivation nach und man versucht dies nicht anzumerken. Die Pflege belastet ,da man Abstriche im eigenen Privatleben macht. Und als Kranke zumindest bei mir war es so, sieht man vieles mit der Zeit als selbstverständlich und erwartet ständige Mitgefühl und Sorge um einen.

Zum Glück geht es mir zwischen etwas besser, dass ich vieles selber machen kann. Ich bin sehr froh darüber, obwohl ich nun meine Wäsche selber bügeln muss hasse nämlich bügeln. Es war eine unangenehme Zeit und weiß inzwischen vieles besser zu schätzen. Besonders meine Achtung für Pflegepersonal hat sich verstärkt. Sie üben einer der schwierigsten Berufe aus.

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» hablar » Beiträge: 9 » Talkpoints: 0,03 »



Eine gute Freundin meiner Schwiegermutter hat ihren Mann letztlich nahc vielen Jahren der Pflege verlassen, weil er sie nicht mehr erkennt und im Pflegeheim lebt, quasi immer im Jetzt, Zukunft und Vergangenheit existieren nicht mehr für ihn. Sie hat einen neuen Lebensgefährten und lebt nun mit ihm zusammen, besucht ihren Mann zwar regelmäßig, aber sie ist eben nicht mehr "seine Frau".

Meine Schwiegermutter hat keinerlei Verständnis dafür, da sie meinen schwiegervater, am Ende schwer an Krebs und Diabetes erkrankt, bis zum Schluß gepflegt hat. Die letzten Monate, die er im Krankenhaus lag, war sie jeden Tag fast ununterbrochen an seiner Seite.

Ich kann ehrlich gesagt beide verstehen. Was macht man denn, wenn der PArtner vergisst, wer man ist.? ISt es nicht irgendwann unendlich schwer, sich zu motivieren, sich weiter zu kümmern und sich dabie womöglich selbst aufzugeben? Es ist nun mal eine Heidenarbeit mit einer extremen seelischen Belastung.

Ich hoffe, im Falle eines Falles entscheiden mein Partner oder ich wie meine Schwiegermutter, aber ich kann es auch nicht verurteilen, wenn wir oder andere sich gegen die Dauerpflege, möglichst noch ohne Wiederkehr, entschieden.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wir standen im Juni schon vor der Situation was mit meinem Vater wird. Sein damaliger Zustand liess eine Betreuung zu Hause nicht mehr zu. Er war geistig weggetreten und dabei noch sehr aggressiv. Meine Mutter hätte ihn allein nicht bewältigen können. Und ich kann leider auch nicht ständig zu Hause alles stehen und liegen lassen um zu meinen Eltern zu fahren. Also war uns schon klar, das er in professionelle Pflege muss. Sie haben ihn aber im Krankenhaus wieder fit bekommen, so das er auch wieder kurze Strecken Auto fahren darf. Ich bin da auch ehrlich. Jemand mit geistiger Erkrankung zu pflegen kann ich mir nicht vorstellen. Einfach auch weil vom Erkrankten eine gewisse Gefahr ausgeht. Man kann diesen Menschen ja praktisch nie allein lassen.

Und ich kann dann auch die Partner verstehen, wenn sie jemand anderen kennenlernen, das sie sich auf eine neue Beziehung einlassen. Ich würde diese Menschen nie verurteilen, denn auch sie haben ein Recht auf ein glückliches Leben. Vorallem mit dem Hintergrund, wenn der pflegebedürftige Partner nicht mehr gesund wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Vor dieser Frage stand ich damals vor 9 Jahren, als mein Mann einen schweren Verkehrsunfall hatte.

Er hatte ein Schädel - Hirn - Trauma 3. Grades, diverse Hirnblutungen, und seine Überlebenschancen lag bei weniger als 1 %. Er hat dann die ersten Tage überstanden, lag aber noch im künstlichen Koma. Als sie ihn haben aufwachen lassen, hieß es, das er auf jeden Fall Behindert bleiben wir, und es sein könnte, das er mich noch nicht mal erkennt. Er konnte noch nicht sprechen, weil er noch beatmet wurde, und so wusste ich nicht, ob und wieweit behindert er sein wird. Er schrie und tobte nur im Bett rum, und ich dachte wirklich, er ist ein absoluter schwerstbehinderter Pflegefall. nach etwa einer Woche habe ich dann durch Zufall mitbekommen, das er mich versteht, denn sprechen konnte er noch immer nicht. Aber er kannte mich, das war schon mal gut. Allerdings zeigten sich dann gewisse Probleme bei seinem Gedächtnis, er machte mir einen Heiratsantrag, obwohl wir schon über 2 Jahre verheiratet waren, und er war der Meinung, das er Formel 1 Rennen gefahren ist. Außerdem war er total Antriebslos und leicht aggressiv, und hat einen Putzfimmel entwickelt. Mittlerweile ist er aber fast wieder der Alte.

Als er noch intensivmässig behandelt worden ist, so hätte ich ihn auf keinen Fall selber betreuen können und wollen. Also waschen, Windeln anlegen, füttern, etc.. Das hätte ich auf gar keinen Fall gemacht. Sag ich zumindest jetzt, ich war ja nicht in der Situation, habe ihn zwar im Krankenhaus gepflegt, gefüttert, gewaschen etc, aber das waren nur ein paar Stunden am Tag. Ich weiß nicht, ob ich das auch dauerhaft das ganze Leben hätte machen wollen. Ich war erst 22 Jahre alt, und hatte ein 1 - jähriges Kind. Und beides, also Kleinkind und schwerstkranken Mann versorgen wäre wohl nicht gegangen. Ich hätte wohl keinem der beiden 100 % Aufmerksamkeit geben können, und das wäre für alle beide nicht gut gewesen. Dann lieber den Mann in eine betreute Einrichtung geben, und sich zu hause 100 % auf das Kind konzentrieren, und den Mann immer besuchen, und dann aber auch für ein paar Stunden ihm 100 % geben, das ist meiner Meinung nach besser.

Bei nicht ganz so schlimmen Krankheiten wäre es natürlich kein Problem für mich, ihn zu pflegen, zum Beispiel wenn er im Rollstuhl sitzen würde.

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» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich weiß jetzt nicht genau was du mit schwer krank meinst, aber mein Freund z.B. ist Epileptiker. Ich bin mit ihm nun schon 5 Jahre zusammen und wusste es vom ersten Tag an. Wir sind auch schon nach 3 Monaten zusammengezogen und muss von da an mit der Situation leben, dass er ab und zu einen Epileptischen Anfall bekommt.

Für mich persönlich ist es aber nicht so schwer mit der Sache umzugehen, da ich bevor ich ihn überhaupt kennengelernt habe meinen Abschluss Arbeit als PTA sogar in Epilepsie geschrieben habe. Von daher war es für mich kein allzu großer Schock, da ich wusste, wie man mit der Behinderung umzugehen habe. Trotzdem war ich damals etwas geschockt, als ich den ersten Epileptischen Anfall selber mitbekommen habe. Denn ich kannte zwar die Theorie, habe es aber noch nie in der Praxis miterleben müssen.

Gott sei dank ist er aber gut auf Medikamente eingestellt, so dass die Anfälle nicht mehr allzu oft vorkommen. Dieses Jahr waren es „erst“ 8. Es ist dann schon etwas stressig, wenn er einen Anfall hatte, denn dann ist dann ja quasi „geistig abwesend“ Und man muss aufpassen das er nicht stürzt oder ähnliches, da er dann Schlafwandlerisch durch die Gegend taumelt.

Für mich wäre aber die Behinderung kein Trennungsgrund, da ich ihn ja wie gesagt von Anfang an so kennengelernt habe und ich somit mit seiner Behinderung umgehen kann.

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» Lilly » Beiträge: 118 » Talkpoints: 1,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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