Angst auf dem Schulweg und impertinente Busfahrer

vom 18.06.2008, 17:51 Uhr

Hallo ihr Lieben,

im vergangenen Jahr wechselte meine Tochter von der Grund- zur Realschule, was mit einem deutlich längerem Schulweg ( ca. 2,5 km, vorher hatte sie einen knapp 10 minütigen Schulweg) verbunden ist. Die neue riesige Schule, fremde Lehrer und auch der beschwerliche Schulweg machten ihr anfangs große Angst. Und sie weinte jeden Abend.

Häufiger bin ich mit ihr dort hin gelaufen, haben gemeinsam die Schule und viele Unterrichtsräume erkundet, den Schulweg per Bus und auch zu Fuß geübt. Einige Ängste haben sich inzwischen gelegt. Ich bat die Mutter einer Klassenkameradin (welche ihr Kind täglich zur Schule fuhr und auch wieder abholte) meine Tochter gegen Entgeld mitzunehmen.

Das hat bislang auch super geklappt und diese Sorge waren wir erst einmal los. Doch jetzt hat die Mutter keine Möglichkeit mehr die Kinder zu fahren (ich selbst übrigens auch nicht). Die Klassenkameradin fährt den Weg inzwischen mit dem Fahrrad, meine Tochter ist da aber noch nicht so sicher und mir scheint der Weg echt gefährlich (Hauptverkehrsstraßen und Baustellen entlang usw.). Noch immer fürchtet sie sich vor den vollen Bussen und berichtete einige Male von unangenehmen Vorkommnissen, wie. z.B. schnauzige Busfahrer, rücksichtsloses Fahren und etliche andere Storys.

Vor ein paar Tagen war ich bei einer unangenehmen Geschichte dabei meine Kleine war danach wieder so fertig, weinte stundenlang und wollte ernsthaft die Schule wechseln, deshalb schrieb ich nach diesem Ereignis an die Verkehrsgesellschaft folgende Mail:

Guten Tag,

seit einiger Zeit besuchen meine Kinder die Realschule und sind durch den langen Schulweg auf die Busse angewiesen.

Immer wieder berichteten sie über mehr als unhöfliche Busfahrer, welche sich teilweise impertinent und sogar rücksichtslos den Kindern gegenüber verhalten.

Meine 11jährige Tochter ist inzwischen so sehr verängstigt, dass sie über einen Schulwechsel nachdenkt, nur um diese Busfahrten nicht mehr erleben zu müssen.

Heute am 16.6.08 um 13:55 Linie 771 (Haltestelle:Altes Rathaus) war ich als passiver Beobachter dabei um mit meiner Tochter die Busfahrten zu üben und wurde Zeuge einer heftigen verbalen Attacke des Busführers.
Meine Tochter legte das Geld hin und bat um eine 5er Mehrfahrkarte, erhielt jedoch einen Einzelfahrschein, als sie erneut um eine 5er Karte bat schrie der Herr meine Kleine dermaßen an (ob sie denn zu blöd sei zu sagen was sie wolle, sie solle gefälligst sagen:" i c h m ö c h t e b i t t e e i n e M e h r f a h r k a r t e ...") und wurde dabei immer lauter. Nun schaltete ich mich ein und bat um etwas Rücksicht, da meine Tochter ohnehin Angst vor dem Busfahren hat.
Daraufhin wurde auch ich lautstark vom Busfahrer angeschnauzt, ich könne mich gern beschweren, die armen Kinder, sind alle so arm usw.

Wir erhalten keinerlei Ermäßigung zu den Busfahrten, sind auch gern bereit den Fahrpreis zu entrichten, aber derartige Vorkommnisse dürfen nicht sein. Sind Kinder /Schüler bei Ihnen Personen 4.ter Klasse?

Gruß
Deli

Zwei Tage später kam folgende Antwortmail:

Sehr geehrte Frau xxxx,

Nach Rücksprache mit dem betreffenden Busfahrer stellt sich die Situation folgendermaßen dar:Ihre Tochter äußerte nicht explizit den Wunsch nach einer Mehrfahrtenkarte, sondern verlangt nur nach einer Fahrkarte.Der Fahrer konnte ihre Tochter schlecht verstehen, da sie leise sprach.Der Fahrer gab außerdem an, daß er das Mädchen nicht angeschrien habe, wofür er auch im Bus sitzende Fahrgäste namentlich benennen könne.Sollte jedoch die Lautstärke des Fahrres für ihre Tochter zu laut gewesen sein, bitten wir das zu entschuldigen.

Sollten noch Fragen oder Anregungen offen sein ,können sie mich gerne unter der unten angegebenen Telefonnummer anrufen.


mit freundlichen Grüßen
xxx
Dienststellenleiter


Wieso macht mich diese Antwort so sauer? Kann ein Dienstsellenleiter sich nicht denken, dass der Busfahrer seine Sicht der Dinge mehr als subjektiv darlegt? Der Fall war so wie von mir geschildert, warum sollte ich das verdrehen oder lügen? So gern schreibe ich keine Beschwerdemails und Langeweile hab ich auch nicht.Mir geht es auch nicht darum, dass der schlecht gelaunte Busfahrer zur Rechenschaft gezogen wird, sondern dass meine Tochter ohne Angst in die Schule fahren kann. Sehe ich als Mutter das alles überspitzt? Es geht doch gar nicht darum, wer Recht hat und wer nicht, ich will auch nicht vor Gericht (weshalb also Zeugen benennen?)

Was meint Ihr? Sollte ich auf die Antwort noch einmal reagieren und wenn ja wie? Vorab schon einmal herzlichen Dank für Euere Antworten

Deli

Benutzeravatar

» Deli » Beiträge: 918 » Talkpoints: 6,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo Deli, es hört sich jetzt vielleicht hart an, aber da muß deine Kleine durch. Dass gehört zum Erwachsen werden dazu.

Meinem Sohn ist es am Anfang auch so gegangen, okay, er ist ein Junge, aber auch Jungs können Angst haben, oder sich falsch behandelt fühlen. Du hilfst ihr, in dem du ihr den Rücken stärkst und ihr sagst, dass sie im Recht war und es eben unhöfliche Menschen gibt. Und dass du versuchst ihr die Situation aus Sicht des Busfahrers zu erzählen, der hat den ganzen Vormittag lärmende Menschen vor sich und kann dann so eine leise Stimme nicht verstehen. Üb weiter mit ihr das Bus fahren. Und wenn du mit ihr zusammen einsteigst und ihr vor dem Busfahrer sagst: so, nun üben wir das.

Das sind Situationen, die unsere Kinder für die Zukunft stärken, dass kann man ihnen nicht ganz abnehmen. Auch wenn uns Müttern das Herz blutet und man am liebsten immer eine beschützende Hand über sie halten will. Sei stark und gib diese Stärke an deine Kleine weiter. In einem Jahr wird sie über die Situation lachen.

Benutzeravatar

» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also vorab muss ich sagen dass ich diesen Busfahrer ebenfalls unmöglich finde. Man kann hin oder her überlegen was ihn dazu getrieben hat, aber letzten Endes bleibt er Busfahrer und damit Dienstleister und hat sich seinen Kunden gegenüber, vorallem Kindern, nicht derart zu verhalten.

Allerdings muss ich bijin Recht geben wenn sie sagt dass deine Tochter da durch muss. Jeder begegnet in seinem Leben früher oder später immer Menschen die sich anders verhalten als es ihnen zu steht oder die sich einfach ernsthaft daneben benehmen. Du kannst deiner Tochter helfen in dem du ihr sagst dass es "solche und solche" Menschen gibt und dass jede solche Situation sie für ihr weiteres Leben stärken wird. Je älter sie wird, desto besser wird sie damit umgehen können. Irgendwann wird sie sogar anfangen, sich zu wehren.

Einen Schulwechsel würde ich vermeiden, da dadurch noch weitere verunsichernde Situationen entstehen können: neue Klassenkameraden, neue Lehrer, neuer Schulweg etc. Ich wünsche dir und deiner Tochter dass ihr zusammen die unangenehme Situation meißtern werdet.
Herzliche Grüße Elisabeth

» Elisabeth89 » Beiträge: 43 » Talkpoints: 0,18 »



Die ganze Angelegenheit war natürlich keine schöne Sache für deine Tochter, besonders weil sie eh schon Angst hatte. Dennoch würde ich da nicht aufgeben und eben noch ein paar mal mitfahren. Wenn du dann immer noch feststellst, das der Fahrer ein Rüpel ist, dann solltest du ihn zur Rede stellen und selbst ein paar Zeugen benennen können.

Auf der anderen Seite muss man auch bedenken, das solche Busfahrer auch den ganzen Tag lärmenden und überaus frechen Schülern ausgesetzt sind und da auch mal nach einem anstrengenden Tag durchaus mal die Nerven verlieren können. Das hilft zwar deiner Tochter nichts, aber ich kann es durchaus nachvollziehen, das man mal schlechter gelaunt ist. Du wirst sicher auch schon Schüler im Bus gesehen haben, die sich sehr daneben genommen haben. Dies alles sollte aber kein Freibrief für schlechtes Benehmen eines Busfahrers sein.

Die Schule zu wechseln wird auch nicht viel bringen, denn dort muss man ja auch irgendwie hinkommen. Außerdem gehört das zum Leben dazu, nicht alles ist ein Zuckerschlecken und ab und zu müssen wir eben mal den Kopf einziehen. Du kannst dein Kind nicht vor allem schützen, das ist eben so. Man tut sein bestes und ab und zu wird es nicht reichen, das ist zwar hart, aber so ist das Leben. Man muss lernen, sich auch da durchzusetzen und sich zu behaupten. Hat man das gelernt, wird man es auch im späteren Leben einfacher haben.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Deli hat geschrieben:Kann ein Dienstsellenleiter sich nicht denken, dass der Busfahrer seine Sicht der Dinge mehr als subjektiv darlegt? Der Fall war so wie von mir geschildert, warum sollte ich das verdrehen oder lügen? ... Sehe ich als Mutter das alles überspitzt?

Nicht überspitzt, aber auch Deine Sicht der Dinge ist subjektiv eingefärbt. Oder umgekehrt: Warum sollte der Dienststellenleiter einer ihm unbekannten Frau mehr glauben als einem (bestenfalls) langjährigen, zuverlässigen Angestellten? Zeugen würden den Vorfall wahrscheinlich auch wieder anders sehen und noch ganz andere Gesichtspunkte einbringen.

Einen Schulwechsel würde ich an Deiner Stelle auch nicht erwägen, denn das verschiebt das Problem nur. Klar wären damit die jetzigen Probleme kurzfristig gelöst, aber was wenn es in nächster Zeit wieder solch ein Problem oder ein ähnliches Problem gibt? Immer kann man diesen Problemen nicht ausweichen, irgendwann muss sich Deine Tochter und auch Du den Problemen stellen.

Ich würde mit dem Problem beginnen, dass Deine Tochter am meisten belastet und dieses Problem für sie zufriedenstellend lösen. Wobei lösen für mich heißt, dass da Deine Tochter damit vernünftig umgehen kann. Da musst Du vielleicht auch lernen, dass Deine Tochter zunehmend selbstständiger wird bzw. werden muss und Du sie nicht vor allem beschützen kannst. Am Beispiel des Busfahrers, dass sie lernt mit schnoddrigen Menschen umzugehen und sich nicht mehr so verunsichern lässt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich kann mich meinen Vorrednern auch nur anschließen. Ein Schulwechsel ist keine Lösung. Deine Tochter muss auch lernen wie man mit Problemen umgeht und nicht davor wegrennen. Außerdem würde sie ja aus ihrem schulischen Umfeld rausgerissen. Der Wechsel von Grund auf Realschule ist schon anstrengend genug. Neue Schule, neue Lehrer, neue Freunde etc. Das noch einmal mitmachen nur um einen anderen Schulweg zu haben? Ich denke das wär keine gute Lösung. Wie Jot Jot schreibt, es würde das Problem nur verschieben.

Ich kenne die Umstände nicht, schließlich kenne ich deine Stadt und das Verkehrsaufkommen da nicht. Aber wie wäre es denn wenn deine Tochter auch mit dem Fahrrad zur Schule fährt. Wenn aktuell viele Baustellen an den Straßen sind, kannst du ja kurze Zeit warten aber auf Dauer denke ich ist das bei einem Schulweg von 2,5 km die beste Lösung. Du kannst ja ein paar Male mit deiner Tochter die Strecke abfahren, damit sie eine gewisse Sicherheit bekommt.

Alles in allem solltest du deine Tochter unterstützen mit den alltäglichen Problemen zurechtzukommen. Es wird immer unfreundliche Busfahrer geben und noch viel schlimmere Probleme. Wenn du deiner Tochter eine gewisse Sicherheit gibst klappt das schon.

Und um noch einmal zu deinem Mailwechsel zu kommen. Ich finde die Mail von dem Verkehrsverband schon recht unfreundlich. Ich hätte mir an deiner Stelle auch etwas netteres erwünscht, schließlich bist du ja der Kunde und egal wie "blöd" der Kunde sein mag (in Augen der Firma) er bleibt nunmal der , der bezahlt. Aber es ist natürlich klar, dass der Arbeitgeber seine Leute erstmal schützen und unterstützen will.

Lass es einfach dabei.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo!

11 Jahre ist eigentlich ein Alter, wo deine Tochter die Angst durch die Eltern nicht noch gestärkt bekommen sollte. Es gibt viele Kinder, die in dem Alter mit dem Bus zur Schule fahren müssen und Überängstlichkeit der eltern (auch unbewußte Überängstlichkeit der Eltern) kann das Kind noch unsicherer machen, als es überhaupt schon ist.

Deine Tochter muss da wirklich durch, auch wenn ich da das gleiche schreibe, wie meine Vorschreiber. Aber ihr solltet eure Tochter stärken und nicht BEstärken. Ein Schulwechsel bringt da gar nichts. Was ist, wenn in der andren Schule der Hausmeister mal etwas lautstarker ist und deine Tochter anmeckert, weil sie ein Papiertaschentuch auf dem Schulhof verliert. Wollt ihr dann auch einen Schulwechsel, wenn sie weinend nach Hause kommt?

Sie muss einfach lernen, dass die Menschen verschieden reagieren und muss da wirklich durch. Sonst wird sie bei jeder Sache, wo sie sich ungerecht behandelt fühlt immer ängstlich sein und weinend nach Hause kommen.

Es ist zwar gut, wenn Mama hinter einem Kind steht. Aber den Schutz darf man auch nciht übertreiben. 11 Jahre ist oft der Anfang der Pupertät. Also der Anfang zum erwachsen werden.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallöchen,

mein Sohn kommt nächstes Jahr in die Schule und ich muss zugeben, das ich schon ein wenig Angst habe, denn der Schulweg ist nicht kurz, aber "zu Fuß erreichbar", sodass er es einfach lernen muss über die Ampel zu gehen und durch die Straßen zu laufen um an die Schule zu kommen. Ich schätze es sind so ca. 10 Minuten zu Fuß, aber da muss er durch.

Da wir nun im Oktober umziehen hat er es eben nicht mehr so einfach, das die Schule nebenan ist, aber dadurch hat er eben auch Vorteile (ein größeres Zimmer usw.). Ich denke irgendwann müssen die Kinder es einfach lernen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und lernen auf die Reaktionen von anderen Menschen selbstbewusst zu reagieren. Wenn man als Elternteil dann noch Angst zeigt und nicht selbstbewusst ist oder dem Kind die Angst vermittelt, dann verhällt es sich letzendlich genauso.

Ein Schulwechsel bringt absolut nichts, denn irgendwann gibt es wieder so einen Punkt andem es so eine Reaktion abbekommt und wenns nur beim Einkauf ist. Man muss sich den Gefahren und Ängsten schon stellen und nicht davor abhauen. Auch Motivation hilft sehr gut bei Kindern und bestärkt sie nicht vor solchen Reaktionen wegzulaufen.

lieben Gruß,
SybeX

Benutzeravatar

» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallöchen nochmals,

mir ist da mal etwas passiert damals in der Grundschule. Ich bin von einem Mitschüler erpresst worden, da er wohl gesehen hat das ich in einem guten Elternhaus groß werde und das meine Eltern gut verdienten, sodass er von mir jeden Tag Geld wollte. Manchmal 2 DM, manchmal auch 5 DM.

Ich hatte solche Angst, denn sogar im Bus bedrohte er mich und keiner half mir, als ich auch den Busfahrer um Hilfe bittete. Dieser sagte nur hart : Das sollen wir außerhalb des Busses klären, damit hat er nichts zu tun.

Als ich nach einigen Wochen dies meinem Vater erzählte, ging er wie du zur Busgesellschaft, doch diese redeten sich genauso heraus. Er unternahm selbst etwas und dann war Ruhe, also regelte dies im Guten durch "Reden". So war am Ende endlich Ruhe.

Als Kind wollte ich auch die Schule deswegen wechseln, doch mein Vater sagte zu mir, das er mich wegen solch "Kleinigkeit" sicherlich nicht von der Schule nehme. Da solle ich doch nun drüber stehen, denn er hätte dies nun geregelt und nun bin ich dran zu zeigen, das ich mich auch wehren kann wenn wieder soetwas passieren sollte. Es kamen hinterher auch noch dumme Sprüche, doch ich habe mich gelernt zu wehren und drüber zu stehen, sonst wäre ich heute sicherlich nicht in diesem Beruf tätig, indem man öfters der "Arsch" ist und man dumme Kommentare und schonmal Beleidigungen anhören muss.

lieben Gruß,
SybeX

Benutzeravatar

» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^