Nicht auf Beerdigung gehen, aus Angst etwas falsch zu machen

vom 26.05.2008, 00:22 Uhr

Hallo,
ich habe ein kleines Problem. Allerdings betrifft das nicht mich direkt, sondern eher meine Freundin. Bei ihrer Oma wurde vor ca. zwei Jahren Krebs diagnostiziert und es wurde vorausgesagt, dass sie nicht mal mehr das damalige Weihnachten mitmachen könnte. Jetzt lebt sie zwar immer noch, was an sich ja eine tolle Sache ist, aber man merkt, dass es langsam Zeit für sie wird zu gehen, da es ihr nach jeder Chemo immer schlechter ergeht.

Jedenfalls weigert sich meine Freundin strikt auf die Beerdigung zu gehen und ihr die „letzte Ehre“ zu erweisen. Nicht weil sie sie nicht mag, sondern aus dem Grund, dass sie sich Gedanken macht, was die Anderen über sie denken würden, wenn sie nicht weinen kann oder Ähnliches. Ich hab ihr versucht, dass das totaler Blödsinn ist, da jeder anders trauert, ob im Stillen oder mit Tränen etc. Auch hab ich ihr gesagt, dass ihre Verwandten sie erst für bescheuert halten, wenn sie gar nicht erst dort auf die Beerdigung geht, schon allein von ihrer Begründung her.

Ich hab sie mit dieser Diskussion wohl noch mehr verunsichert, als sie vorher war. Zumal sie es noch nicht einmal ihren Eltern erzählt hat und nicht weiß, wie die reagieren würden, wenn sie es ihnen sagt, sich aber ausmalt, dass die total austicken werden.

Jetzt bräuchte ich eure Hilfe: Wie soll ich sie aus der Unsicherheit herausbringen? Soll ich sie jetzt doch in ihrer Entscheidung unterstützen aus diesem (meines Erachtens sinnlosem) Grund nicht hinzugehen, oder soll ich weiter mit ihr darüber reden, warum sie doch gehen sollte. Ich mein ich denke, dass man zumindest auf der Beerdigung sein sollte, auch wenn man nicht so stark trauern kann, das kann man schließlich jederzeit machen, aber man sollte doch den Verwandten beistehen, dass diese sich nicht in ihrer Trauer verloren vorkommen.

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» John-Ass » Beiträge: 442 » Talkpoints: 61,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich sehe ich das genauso wie du. Jeder trauert anders. Und das dürfte auch jeden der aus der Pubertät ist, klar sein. Das beste wäre es wohl sie davon zu überzeugen, das sie sich von ihrer Oma "verabschiedet". Vielleicht würde sie es auch irgendwann einmal bereuen, das sie nicht dort gewesen ist um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Vielleicht ist das auch nicht der einzige Grund. Vielleicht würde ihr der Weg zu schwer fallen und lehnt es deshalb ab dort zu erscheinen. Darüber möchte ich aber nicht urteilen, da ich die Beziehung zwischen deiner Freundin und ihrer Oma nicht kenne bzw. einschätzen kann/will. Ich möchte damit nur andeuten das sich dahinter auch mehr verbergen könnte, als sie dir sagt.

Aber da wir davon ausgehen das es wirklich nur daran liegt, sollte ein vernünftiges Gespräch(am besten auch mit ihren Eltern) angebracht sein. Natürlich kann man niemanden zwingen, etwas gegen seinen Willen zu tun, aber das sollte nun wirklich kein triftiger Grund sein um der Beerdigung fern zu bleiben.

Du solltest ihr auch klar machen das du sie dort hin begleitest, falls du es noch nicht getan hast. Dadurch dürfte auch ein wenig Unsicherheit ihrer seits wegfallen.

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» otsego » Beiträge: 1009 » Talkpoints: -2,08 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Deine Freundin kann da garnichts falsch machen.Manchmal sitzt der Schmerz, wenn ein Mensch gestorben ist so tief, dass man eben nicht weinen kann.

Wichtig ist einfach dass man den Menschen, den man verloren hat besser los lassen kann. Außerdem ist man mit Menschen zusammen, die genauso traurig sind, das hilft manchmal. Wenn sie dann später nicht mit zu dem meist danach stattfindenen Beisammensein will, das können sicher alle verstehen. Ich hoffe, deine Freundin findet die Stärke wenn es so weit ist und geht zu der Beerdigung.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich hatte damals bei meinem Opa auch Angst etwas auf der Beerdigung etwas falsch zu machen, zusätzlich da ich mich mit ihm gar nicht gut verstanden habe und noch dazu sehr selten gesehen habe. Allerdings macht man sich ja schon Gedanken, was die anderen Angehörigen sich denken wenn man nicht erscheint. Die Beerdigung war dann unter der Woche und zum Glück wussten die anderen nicht, dass es dafür sowieso einen freien Tag von der Firma aus gibt. Ich sagte einfach, dass ich kein Urlaubstag bekam und konnte mich so drücken. Erweist zwar nicht den großen Respekt, aber meine Einstellungen zu Friedhöfen und deren Beerdigungzeremonie ist sowieso eine andere.

» Sambazamba » Beiträge: 522 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Guten Morgen,
also ich denke jeder denkt hier so wie du. Die Verwandten würden sich eher das Maul zerreissen, wenn sie nicht hin gehen würde. Und man weint doch nicht automatisch, wenn jemand zu Grabe getragen wird. Also da muss sie sich mal keine Gedanken machen. Und was soll sie schon gross falsch machen? man sitzt dort, verhält sich ruhig, und lässt die Zeremonie über sich ergehen. Also stärke ihr den Rücken, das sie ihrer Oma die letzte Ehre erweisen soll, egal ob mit oder ohne Tränen.
Liebe Grüsse, Yvonne

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo!

Also ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo das Problem ist, daß wenn sie sich nicht "bereit" dazu fühlt, auf die Beerdigung zu gehen, ihr einfach die Entscheidung selbst zu überlassen! Was kümmert es, was die Verwandten sagen? Wenn SIE sich wohler fühlt, vielleicht an einem anderen Tag Abschied von Ihrer Oma zu nehmen, warum sollte sie es nicht tun?

Natürlich kann man nichts falsch machen, auf einer Beerdigung, außer man benimmt sich völlig pietätslos oder tickt völlig dabei aus, aber um das geht es doch gar nicht! Eine Beerdigung ist doch dazu da, daß die Hinterbliebenen sich vom Verstorbenen verabschieden. Wenn sie sich nicht wohl fühlt, dann sollte sie nicht hingehen.

Vielleicht, wenn es wirklich eine sehr "strenge" Familie ist, kann man ja auch den Kompromiss eingehen, daß sie das Ganze von größerer Entfernung aus miterlebt und anschließend, wenn die Trauergemeinde gegangen ist, daß sie dann alleine Abschied nimmt. Prinzipiell finde ich aber, daß es nicht viel Sinn macht, sich VORHER darüber in die Haare zu bekommen, denn wenn die Situation eintrifft, reagiert der Mensch meist nicht mehr so, wie er es vorher gedacht hat!

LG
Emmala

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallöchen,

ich finde, das es ganz alleine ihre Entscheidung ist, ob sie hingeht oder nicht, denn letzendlich trauert doch jeder Mensch anders. Manche Menschen brechen mitten auf der Beerdigung wegen des Trauers zusammen, manche können nicht weinen, manche weinen ohne Ende, manche weinen erst Wochen hinterher wenn sie es erst dann realisiert haben. Da würde ihr niemand Vorwürfe oder ähnliches machen! Man muss nicht auf Beerdigungen weinen, nicht jedem ist auf einer Beerdigung zum weinen zumute. Manche zeigen auch einfach nur öffentlich ihre Trauer. Jedoch kann sie auch an einem anderen Tag Abschied nehmen, wenn dies an diesem Tag zuviel Trubel/Menschen für sie sein sollten oder eben dann, wenn die große Menge an Verwandten schon gegangen ist. Es ist NIE zuspät von einem Menschen Abschied zu nehmen!

Lass sie das am besten "wenn es passieren sollte" selbst entscheiden, denn es bringt euch nichts, euch jetzt schon zu steiten, obwohl die Oma noch lebt und das ist doch das schöne, das sie immernoch da ist! Freut Euch lieber für Sie, denn jeder Tag ist Gold wert, da bringt euch das Streiten wegen so etwas nichts. Wenn es dann wirklich passiert ist es meist so, das Menschen sich komplett anders verhalten als das was sie vorrausgesagt haben!

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nun ich sehe die Sache ähnlich, wie du. Denn es würde sicher eigenartig wirklen, wenn sie nicht kommen würde. Sie wird auch imer damit zu kämpfen haben, wenn sie nicht auf die Beerdigung geht. Denn sie wird sich nie verzeihen, dass sie sich nicht von ihrer Oma verabschiedet hat. Das sie nicht weint, ist völlig gewöhnlich. Denn man muss sich ja eigentlich auch für die Oma freuen, weil sie dann keine Schmerzen mehr haben wird, denn es ist alles andere als schmerzenfrei, was sie dort durchmacht. Das Einzige, was sie falsch machen könnte, wäre zu lachen, aber das wird sie auf keinen Fall mahen. Sie muss sich also keine Sorgen machen. Die Verwandten werden auch etwas anderes zu tun haben, als sich darüber Gedanken zu machen, wie sie trauert bzw reagiert.

lg
david

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke auch, dass jeder seine freie Entscheidung fällen dürfen sollte, ob man auf jemandes Beerdigung gehen will oder nicht, auch wenn es ein Verwandter ist.

Jedoch finde ich die Begründung deiner Bekannten nicht hinzugehen einfach völlig daneben. Als Freundin würde ich das als Grund einfach nicht akzeptieren. Natürlich wissen wir alle nicht, ob nicht noch mehr dahinter steckt, ob sie das vielleicht nur als Vorwand nutzt weil sie von ihrer Familie o.ä. bedrängt wird und denen irgendeine Rechtfertigung geben möchte, weil sie die Wahrheit (noch) nicht sagen kann oder will.

Wenn es jedoch wirklich nur die Angst vor Reaktionen der Verwandschaft ist: Mach ihr klar, dass sie deswegen ganz bestimmt niemand verurteilen wird und das sie deswegen keine Angst haben muss. Auf Beerdigungen wird gar nicht so viel geweint, wie zumindest ich früher immer geglaubt habe. Auf der Beerdigung meiner Großmutter konnte ich auch nicht weinen, auch, weil ich es noch gar nicht so richtig begriffen hatte (ist schon länger her, ich war also noch jünger) und selbstverständlich hat niemand aus der Verwandschaft Anstoß daran genommen. Wenn sie nicht hingeht, gibt sie solchen fiesen tratschenden Aasgeiern jedenfalls eher etwas, worüber die sich ihr Maul zerreissen können.

Wenn du ihr das klar gemacht hast und sie trotzdem noch nicht hingehen möchte, kann man wohl davon ausegehen, dass da doch noch andere Gründe sind. Und solange man die nicht kennt sollte man sich kein Urteil anmaßen, was sie tun sollte oder nicht. Man sollte nicht auf eine Beerdigung gehen, nur weil die Familie es von einem erwartet.

Andererseits ist noch zu sagen, dass man es später möglicherweise bereut, nicht bei diesem "offiziellen Abschied" gewesen zu sein. So ging es mir zum Beispiel bei einem Freund, ich konnte an diesem Tag nicht weil ich wichtige Termine weit weg hatte und nicht mehr stornieren wollte. Und nun denke ich die ganze Zeit, dass es schon gut für mich gewesen wäre. Vielleicht erzählst du deiner Freundin von anderen Leuten in solchen Situationen, unter Umständen denkt sie dann nochmal drüber nach.

Ansonsten möchte ich wiederholen, was ich eingangs gesagt habe: Jeder sollte frei entscheiden, ob er wirklich auf eine Beerdigung möchte, oder nicht.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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