Vorsorglich Rettungskräfte bei großen Gottesdiensten normal?
Ich habe bislang an Heiligabend immer den Gottesdienst im Ort besucht. Ich schätze das dort maximal 200-250 Leute in der Kirche waren. Es gab dort nie irgendwelche Rettungskräfte oder so. Da mir der Gottesdienst dort aber nicht gefällt war ich dieses Jahr an Heiligabend im Nachbarort. Weil dort der Gottesdienst immer sehr gut besucht ist und die Kirche zu klein ist findet dieser in einem Stall statt. Es kommen dann immer 600-650 Leute, obwohl es eher nur ca. 550 Sitzplätze gab.
Also es war schon extrem voll und eng. Wenn man hinten saß kam man auch nicht mehr an den Leuten vor einem vorbei, sondern musste warten bis diese den Stall verlassen haben. Dort standen vor dem Stall auch vorsorglich ein Rettungsfahrzeug der Feuerwehr und ein Krankenwagen. Es waren ungefähr 10 Feuerwehrleute im Einsatz, welche an den Ein- und Ausgängen standen und laut Pastor für Brandschutz und Sicherheit sorgten. Der Rettungswagen stand für Notfälle bereit, falls jemand ärztliche Hilfe benötigen sollte.
Ich kannte so etwas bis dahin nicht. Sind Rettungskräfte bei großen Gottesdiensten normal oder vielleicht sogar vorgeschrieben? Oder lag es eher an der Enge im Stall? Kennt ihr so etwas von euch in der Gegend auch?
Soweit ich weiß, ist es ab einer bestimmten Anzahl an Menschen sogar Pflicht, dass Rettungskräfte vor Ort sind. Ich kenne das auch von Schützenfesten her, dass dort auch meist ein RTW mit Sanitätern bereit steht, falls eben mal jemand Hilfe braucht. Wo viele Menschen zusammenkommen, passiert sicherlich auch mal eher was und sei es nur, dass jemandem durch die schlechte Luft eben schlecht wird.
Mir erschließt sich nicht, was das primär mit der Kirche zu tun haben soll. Wie Nelchen schon schreibt, ist es doch bei allen Großveranstaltungen so, dass da entsprechende Rettungskräfte vorhanden sind und im Notfall eingesetzt werden können. Dabei spielt die Art der Veranstaltung gar keine Rolle, nur die Anzahl der Personen ist entscheidend.
Wenn ich mich recht entsinne, gilt zunächst die Grundregel, dass öffentliche Veranstaltungen, also in diesem Falle ein Gottesdienst, mit bis zu 200 Personen keine zusätzlichen Maßnahmen bedingen. Aber da es sich hier um einen Gottesdienst mit circa 500 bis 600 Menschen handelt, gilt diese Grundregel dann also erstmal nicht.
Es gibt eine Regelung, dass eine Brandsicherheitswache vorgehalten werden muss, das steht u.a. in der Versammlungsstättenverordnung, aber für den Sanitätswachdienst gibt es aktuell noch keine Regelung sondern lediglich eine Anzeigepflicht für Versammlungen in Versammlungsstätten mit mehr als 5000 Besuchern, wobei auch kleinere Versammlungen bereits angezeigt werden sollten.
Wenn du zum Beispiel also ein kleineres Konzert mit 800 Besuchern in geschlossenen Räumlichkeiten organisierst, die für maximal 1000 Besuchern ausgelegt wurden, dann reicht ein Ersthelfer und eine Notrufeinrichtung, also eigentlich nur ein funktionierendes Handy, schon vollkommen aus.
Bei einem Rockkonzert mit den gleichen Vorgaben sollten jedoch zum Beispiel vier Sanitäter und ein Krankenwagen vorgehalten werden. Kommen auf dein kleines Konzert jedoch 1000 Besucher, dann sollten auch vier Sanitäter und ein Krankenwagen vorgehalten werden, beim Rockkonzert mit 1000 Besuchern dann aber wieder 6 Sanitäter, ein Kranken- und ein Rettungswagen.
Jetzt zurück zum Post an sich. Ich gehe davon aus, dass die Kirche die Veranstaltung gemeldet hat und die Behörde entschieden hat, dass vorsorglich Rettungskräfte vor Ort sind. Es ist ja auch bei Kirchbesuchen, bei größeren Besucherzahlen so, dass insbesondere ältere Menschen nicht mehr so gut stehen können und dass es vielleicht in den letzten Jahren Vorfälle gegeben hat, die den Einsatz von Rettungskräften notwendig gemacht haben. Daher kann es auch sein, dass die Kirche bei den Hilfsorganisationen angefragt hat und diese sich dann bereiterklärt haben, Material und Menschen zu stellen.
Es gibt auch irgendwo eine Regelung, dass bei Veranstaltungen auf einer Fläche von über 200 Quadratmetern Rettungskräfte gestellt werden müssen, was dann in den Händen des Veranstalters liegt, der diese Aufgabe dann weitergibt, aber wie immer gibt es da nicht bundesweit einheitliche Regelungen.
Wenn viele Menschen zusammenkommen, muss für die Sicherheit gesorgt werden. Ob das nun ein Gottesdienst, ein Reitturnier, ein Konzert oder eine Kirmes ist, ist dabei unerheblich. Die Regelungen legen die Bundesländer fest, daher ist es eben regional durchaus unterschiedlich. Welche Maßnahmen erforderlich sind, hängt von den Rahmenbedingungen ab.
Der evangelische Kirchentag hat ein unproblematisches Publikum im Vergleich zum Münchener Oktoberfest. Selbstverständlich kommt es nicht nur auf die Art der Besucher an, auch die Anzahl ist wichtig. Je mehr Menschen zusammenkommen, desto eher kommt es zu Problemen.
Die Art der Veranstaltung ist natürlich wichtig, außerdem darf der Veranstaltungsort nicht unbeachtet bleiben. Ein oller Stall aus dem die Besucher nicht einfach herauskommen ist im Notfall viel problematischer als ein modernes Gebäude mit funktionierenden und gut ausgezeichneten Rettungswegen. Kommt dann beispielsweise noch Pyrotechnik zum Einsatz, wird es noch anders bewertet.
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