Soll Deutschland Kriegsflüchtige aus Russland aufnehmen?

vom 02.10.2022, 21:47 Uhr

Aktuell wächst in Deutschland die große Sorge darum, dass immer mehr russische Kriegsflüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland sind. Die Rede ist von Männern, die nicht in den Krieg ziehen wollen, was ich persönlich vollkommen nachvollziehen kann. Dennoch ist die Sorge aufseiten der deutschen Behörden groß, dass darunter auf Kriegsverbrecher sowie Spione zu finden sind. Gleichzeitig werden natürlich viele Stimmen laut, die einfach nicht einsehen, dass man jene Menschen nun aufnehmen soll.

Die Zahlen belegen derzeit, dass in allen Botschaften in Armenien, Georgien & Co mehr als 30% der Anträge in deutschen Konsulaten stattfinden, sodass offenbar viele sich nach Deutschland retten möchten. Wieviele Menschen das genau sind, das kann wohl aktuell niemand so richtig einschätzen.

Manche Stimmen sagen, dass jetzt vor allem auch jene fliehen, die sonst "Pro-Putin" waren, aber eben sich selbst die Hände nicht schmutzig machen wollen, während andere behaupten, dass es wirklich jene sind, die nicht in den Krieg wollen. Es gibt halt unterschiedliche Ansichten zum aktuellen Flüchtlingsaufkommen aus Russland.

Doch wie seht Ihr das, was da derzeit auf uns zurollt? Glaubt Ihr, dass wir den russischen Menschen, die eigentlich in den Krieg ziehen sollten, Asyl geben sollen oder glaubt Ihr, dass da zu viele schwarze Schafe drunter sein könnten? Was spricht für die Aufnahme und was dagegen?

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Du meinst wohl die "Kriegsverweigerer", also die Menschen, die sich nicht in die russische Armee einziehen lassen möchten und nicht in den Krieg ziehen wollen, oder? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob Deutschland diese Leute aufnehmen sollte. Einerseits verstehe ich diese Männer, dass sie nicht in den Krieg gegen ein "Brudervolk" ziehen möchten und überhaupt gegen Krieg sind. Andererseits ist Deutschland auch nicht die Auffangstation für alle Flüchtlinge.

Polen hat sich ja bereits dagegen ausgesprochen. Ich persönlich bin der Meinung, dass jeder eigentlich ein Recht auf Schutz besitzt, mir stellt sich jedoch zusätzlich die Frage, ob die deutschen Infrastrukturen und Systeme diese Welle aushalten können? Wir sind jetzt schon ziemlich am Limit und der Unmut in der deutschen Bevölkerung wächst. Und wenn jetzt nach den Ukrainern nun auch noch Russen kommen, könnte das Thema Akzeptanz untereinander erschwert werden.

Natürlich werden auch hochgebildete Menschen kommen, die sich problemlos integrieren lassen. Es werden auch schwarze Schafe dazwischen sein und sicherlich auch einige Spione, die unerkannt ins Land gelangen wollen. Ich bin zwiegespalten, einerseits sagt etwas in meinem Inneren, dass es nicht gut wäre, wenn wir diese Menschen auch noch aufnehmen würden, andererseits sagt mein soziales Gewissen, dass auch diese Menschen ein Recht auf Unversehrtheit haben und dass das russische System einfach nur brutal ist. Rein rational würde ich nein sagen, aber ich muss diese Entscheidung nicht treffen. Mir stellt sich aber die Frage, ob ich sie als Bürger mittragen kann und diesen Menschen neutral gegenübertreten könnte.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also grundsätzlich halte ich schon einmal gar nichts davon, hier irgendwen pauschal abzulehnen. Ich meine auf der einen Seite sprechen wir davon, dass sich Russland unter Putin zu einem totalitären System entwickelt hat, wie sprechen dauernd davon, dass eine Opposition nahezu nicht mehr möglich ist in Russland, wir reden davon, dass der Krieg in der Ukraine völkerrechtswidrig ist. Wir wollen auch nicht, dass die Russen in den Krieg ziehen.

Und wenn sie es dann verweigern und aus Angst vor Repressalien flüchten, verweigern wir ihnen die Aufnahme? Das passt doch dann auch wieder nicht zusammen. Wo sollen die denn hin, wenn sie in Russland vor die Wahl gestellt werden ins Straflager zu gehen oder an die Front, wenn sie den Kriegsdienst verweigern?

Zumal wir als Westen ja jahrelang zugesehen haben, wie sich Russland unter Putin entwickelt und immer nur zögerlich etwas dazu gesagt haben, solange er uns günstig mit Rohstoffen versorgt hat. Wir tragen also durchaus eine Mitschuld daran, dass sich Russland so entwickelt hat wie es sich eben entwickelt hat.

Damit fällt für mich eine pauschale Ablehnung eben schon ganz klar aus. Das heißt natürlich nicht, dass wir auf Dauer hier alles und jeden aufnehmen müssen. Man muss natürlich schauen, was wir leisten können, da sehe ich uns ehrlich gesagt noch lange nicht am Limit, solange wir alle Flüchtlinge vernünftig verteilen. Zum anderen denke ich sind Russen und Ukrainer immer noch einmal etwas anders als Nordafrikaner oder Afghanen zum Beispiel. Die Wahrscheinlichkeit, dass viele Ukrainer oder auch Westrussen nach dem Ende des Krieges oder dem Ende von Putin in ihre Heimat zurückkehren dürfte wesentlich höher liegen, einfach weil die Gründe für die Flucht temporär sind und die Entfernungen ganz andere sind.

Aber man muss natürlich schon schauen wen man so in das Land lässt um eben nicht am Ende hier einen Haufen eingeschleuster Putingetreue zu haben, die Unruhe stiften wollen oder spionieren. Aber wie genau will man das herausfinden und filtern? Wahrscheinlich muss man einfach damit leben auch schwarze Schafe aufzunehmen. Aber das finde ich immer noch besser als vielen Unschuldigen die Aufnahme zu verweigern.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^