Sind Discos bei den Jugendlichen nicht mehr so beliebt?

vom 21.11.2017, 01:14 Uhr

Letztens habe ich meine Großeltern besucht und diese haben mal wieder von früher erzählt. Eine Sache die ich häufig zu hören bekomme, ist das die Jugendlichen von früher sehr viel häufiger ausgegangen sind, als es Jugendliche heute tun. Da war man auch schon mal in der Woche weg und am Wochenende war es ohnehin ein Muss. Mehrfach die Woche war keine Seltenheit.

Heute sieht das eher anders aus. Viele Jugendliche gehen gar nicht mehr so gerne in die Disco. In meinem Freundeskreis ist nach der Schule eigentlich keiner mehr gerne in die Disco gegangen. Auch während meiner Schulzeit gab es nur einige wenige Schüler, die regelmäßig die Disco besucht haben. Wie schätzt ihr das ein, sind Discos heutzutage weniger beliebt, als dies früher noch der Fall war? War es damals einfach der Treffpunkt schlechthin, während man heute auch über WhatsApp oder Facebook Kontakt halten kann?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nein, das war nicht der Treffpunkt schlechthin, Kontakt konnten wir auch ohne Diskothek halten. Es gibt andere Gründe, warum klassische, insbesondere große Diskotheken aussterben. Fangen wir mit der einfachen Frage an: Wer soll dahin gehen? Die Altersgruppe von 25 bis 59 Jahre ist 40 Millionen groß. Zwischen 1960 und 1970 wurden viel mehr Menschen geboren, die in den Achtzigern und Neunzigern feiern gegangen sind.

Da war es total normal, 2.000 Leute auf eine Tanzfläche zu bekommen. Und heute? Es ist ja kaum noch jemand da. Von 15 bis 25 Jahre, was der Hauptzielgruppe entspricht, sind es gerade mal 10 Millionen. Nichts ist weniger attraktiv als ein halb leerer Laden. Da geht doch kein Mensch hin.

Das zweite Problem ist das Geld. Vor gut 25 Jahren hat man für einen Studentenjob problemlos 12 bis 14 Mark pro Stunde verdient, auch 18 Mark waren durchaus ohne besondere Qualifikation drin. Da konnte man sich das Feiern auch leisten. Außerdem hatte man so Zugang zu vernünftiger Musik, schließlich konnte man unmöglich alles kaufen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Auch früher war es nur ein kleiner harter Kern einer jeden Schulklasse, der jedes Wochenende in die Disco gegangen ist. Viele andere gingen nur gelegentlich, manche gar nicht. Aber wie schon gesagt wurde, wenn es doppelt so viele oder noch mehr Jugendliche gab, ist es auch nicht schlimm, wenn von dieser Menge nur zwanzig Prozent jedes Wochenende feiern gingen.

Der Niedergang der Discokultur fällt mir auch schon seit vielen Jahren auf. Mittlerweile gibt es von den Läden, wo ich früher immer hingegangen bin, nur noch einen einzigen und den auch nur unter anderem Namen. Insgesamt hat die Dichte der Discotheken hier um fünfzig Prozent abgenommen. Über die Gründe habe ich mir auch schon einige Gedanken gemacht. Die Kinder meiner Freundinnen gehen zwar alle gelegentlich in die Disco, aber wirklich sehr viel seltener, es bleibt bei nur sporadischen Besuchen. Ansonsten sind eher Festivals oder Hauspartys angesagt.

Die Idee der Festivals in Deutschland ist für mich noch gar nicht so alt, zu meinen jugendlichen Zeiten hat es so etwas kaum gegeben bzw. war der Besuch eines Konzerts für viele nicht erschwinglich. Im Umkehrschluss war der Besuch in meiner ersten Disco sogar umsonst, in der anderen hat er 2,50 DM gekostet und man bekam dafür ein Bier oder einen Softdrink. So konnte sich wirklich so gut wie jeder einen Besuch leisten.

Auch diese Treffen draußen, die ab den späten Neunzigern in Mode kamen, kannten wir nicht. Jugendliche Menschenmassen an Plätzen, Statuen oder im Stadtpark gab es damals nicht, alles fokussierte sich auf den Club, wo 95 Prozent des Schwarms drinnen war, fünf Prozent vorm Eingang rumsummte und man in der Stadt nur vereinzelte Leute sah, die auf dem Weg zu ihrem jeweiligen Ziel waren.

Wenn man sich aber zwanglos überall treffen kann und die ganze Stadt ein einziger Festplatz ist, warum sollte man dann zehn bis zwanzig Euro Eintritt und teure Getränke zahlen, wo die Hälfte nicht mal mitkommen möchte? Und generell habe ich das Gefühl, dass profanes Netflixen am Wochenende mit Pizzataxi heute viel beliebter ist als früher, wo es nur öffentlich-rechtliches Fernsehen und einen elterlichen Videorecorder gab.

Vom Verbot allzu ausschweifender Privatpartys im elterlichen Jugendzimmer ganz zu schweigen, da hätten unsere Eltern nicht mitgemacht. Zu guter Letzt glaube ich auch, dass die ganz jungen Jugendlichen von 13 bis 15 oder 16 Jahren heute oft so gut behütet sind, dass die Eltern sie abends gar nicht alleine in die Stadt lassen würden.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Die letzten zwei Jahre war ja für die Jugendlichen nicht viel möglich. Ansonsten gehen Jugendliche in meiner Wahrnehmung noch in Discos. Sie heißen halt nicht mehr Discos, sondern Clubs. Hier bei mir in der Stadt gibt es eine Menge Clubs. Meine Kinder sind jetzt schon lange aus dem Alter heraus, aber einer meiner Söhne ist vor zehn Jahren sehr gerne in Clubs feiern gewesen, in meinen Augen zu viel.

Jetzt, wo die Clubs wieder offen haben, sind sie wahrscheinlich auch wieder gut gefüllt. Ich sehe jedenfalls abends oft Gruppen von jungen Leuten, die offensichtlich auf dem Weg in den Club sind, der sich nicht weit von meiner Wohnung entfernt befindet. Zwischen den Jugendlichen gibt es natürlich auch Unterschiede. Manche gehen gerne in Clubs, andere eher nicht. Ich glaube nicht, dass die Beliebtheit abgenommen hat.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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